2006 wurde ein türkischer Rentner in Düsseldorf zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er als Laie kleine Jungen beschnitten hatte. Der Mann verteidigte sich: In der Türkei gelte er als angesehener Operateur, und es sei dort nicht die Aufgabe von Ärzten, diese Eingriffe durchzuführen.
Diese Art der Verteidigung lässt in mir xenophobe Impulse hochkochen. Ein Ehrenmord ist zulässig, weil er
dort allgemein akzeptiert wird...
Davon abgesehen gibt es m.E. sehr viel diskutierenswertere Themen als die männliche Beschneidung. Z.B. die weibliche.
Unzählige Männer werden wegen Vorhautverengung beschnitten, und der Verlust dieses Teils kratzt niemanden. Ich rede aus Erfahrung. Der
status quo ante war jedenfalls deutlich unangenehmer.
Eine religiöse Begründung für diese Operation erscheint mir zwar ebenso absurd wie die religiöse Begründung jeder beliebigen Handlung; aber der angerichtete Schaden hält sich doch sehr in Grenzen.
Löffelohren und Tellerlippen bei einigen afrikanischen Stämmen und Klumpfüße im alten China sind jedenfalls viel beklagenswerter. Ganz zu schweigen von der weiblichen Beschneidung.