Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon Toni » Sa 17. Jan 2009, 01:01

Hallo zusammen,

man hört oft, dass die Religion im Rahmen des Nahostkonfliktes instrumentalisiert wird. Ich denke vielmehr, dass auch wenn der Konflikt in der Gegenwart von vielen säkularen Faktoren am Leben erhalten wird, die Religion der eigentliche Begründer des Konfliktes war.

Die Religion ist der einzige Grund, warum das Judentum fast 2000 Jahre lang als Diaspora-Identität aufrecht erhalten werden konnte. Durch religiöse Schriften und Traditionen wurden eine eigene Schrift und eine eigene Sprache konserviert, durch die Juden als eigene Gemeinschaft unterschieden werden konnten. Zusätzlich wurde der absurde Hass auf Juden, der sie als Gemeinschaft zusätzlich isoliert hat, durch Religion begründet und legitimiert.

Dadurch wurden nationale Vorstellungen eines jüdischen Volkes und Ansprüche auf einen jüdischen Staat im 19. Jahrhundert im Rahmen des Zionismus erst möglich. Das konkrete Gebiet westlich des Jordan wurde nur aufgrund religiöser Überlieferung beansprucht, weil dort vor 2000 Jahren das Judentum zufällig Staatsreligion war und der Besitz dieses Gebietes damals durch einen göttlichen Will legitimiert und untermauert wurde. Das „heilige Land“ war mit Sicherheit auch der Grund, warum die Idee eines jüdischen Staates durch christlich geprägte Staaten gefördert und unterstützt wurde, die es ungern in Besitz islamisch geprägter Staaten gesehen haben. Insb. durch Großbritannien.

Der entstandene Staat Israel ist mittlerweile größtenteils säkular. Der ihm entgegenschlagende Vernichtungshass kann aber kaum nur aus politischen Gründen entstanden sein, sondern kann nur islamisch-fundamentalistisch begründet sein. Im Kern liegt der Hass auf die Vorstellung, das Land Mohammeds sei nicht in Händen der Muslime. Erst dieser Vernichtungshass hat zu einer bis heute andauernden Spirale der Gewalt geführt, in der sich Israel in einem Zustand der Dauerangst vor Eroberung befindet und auf der anderen Seite religiös-radikale Organisationen die sozial-wirtschaftlichen Probleme aufgreifen und religiös entzünden können.

Wie ist eure Meinung? Ist die Religion der Hauptschuldige oder wird sie nur missbraucht?
Benutzeravatar
Toni
 
Beiträge: 3
Registriert: Sa 17. Jan 2009, 00:17

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon xander1 » Sa 17. Jan 2009, 08:54

Ich denke zu 100% das was du denkst. Genau das ist der Punkt. Ich hätte es niemals so umfangreich und detailiert beschreiben können wie du.

Im Koran sind selbst die Juden mehrfach erwähnt und deren Propheten und da stehen die Juden in keinem guten Licht, weil sie nicht nach ihren Propheten gehandelt haben sollen, aber das kann ich schwer belegen, da ich das nur in Erinnerung habe.

[nicht ganz Thema]
Ich bin der Überzeugung, dass es unzählige Hinweise dazu gibt, dass Propheten eine Psychose hatten. Siehe:
viewtopic.php?f=13&t=2610&st=0&sk=t&sd=a&hilit=schizophrenie
Als Psychotiker oder auch Schizophrener spielt dein eigener Verstand gegen dich. Ein ganzes System an Zusammenhängen bildet sich, ein ganzes trickreiches System und das ist auch Religion: Ein Trickreiches System. Ich kenne jemanden der glaubt noch jetzt, dass er ein Prophet ist und hat Schizophrenie und hatte auch einmal halluziniert.
[/nicht ganz Thema]
Benutzeravatar
xander1
 
Beiträge: 2825
Registriert: Sa 12. Jul 2008, 07:52

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon stine » Sa 17. Jan 2009, 11:06

Hallo Toni, herzlich willkommen hier!

In Kurzform:
Nach dem Aufstand der Juden gegen die Römer wurden sie von diesen aus Palästina vertrieben. Sie wurden damals in die ganze Welt zerstreut (Diaspora). Theodor Herzl hatte 1896 die Vision eines Judenstaates und hat weltweit viele Juden nach Palästina zurückgeführt.
Erst nach dem zweiten Weltkrieg, nach der Gründung der UNO, wurde den Juden, nach Rückzug der Briten aus dem Land, das Land Israel durch einen abgestimmten Teilungsplan wieder zugesprochen.
Das war aber nicht im Sinne der Araber und so kam es zum bis heute dauernden Konflikt.

Genauer kannst du das unter Israel nachlesen.

LG stine


.
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon Toni » Sa 17. Jan 2009, 14:10

stine hat geschrieben:Nach dem Aufstand der Juden gegen die Römer wurden sie von diesen aus Palästina vertrieben. Sie wurden damals in die ganze Welt zerstreut (Diaspora). Theodor Herzl hatte 1896 die Vision eines Judenstaates und hat weltweit viele Juden nach Palästina zurückgeführt.
Erst nach dem zweiten Weltkrieg, nach der Gründung der UNO, wurde den Juden, nach Rückzug der Briten aus dem Land, das Land Israel durch einen abgestimmten Teilungsplan wieder zugesprochen.
Das war aber nicht im Sinne der Araber und so kam es zum bis heute dauernden Konflikt.


Dessen bin ich mir bewusst. In all diesen Geschehnissen sehe ich die Religion als maßgeblichen Antrieb, insbesondere in der religiös motivierten Unterdrückungen und Verfolgung von Juden über viele Jahrhunderte, die maßgeblich dazu beigetragen hat, dass ein jüdischer Nationalismus entstanden ist, der seinen religiös geprägten Anspruch auf ein bereits besiedeltes Land mit Hilfe christlich geprägter Länder durchsetzten könnte.

Ich kann mir keine andere Größe vorstellen, die solche Vorgänge ermöglicht hätte, außer die Religion.
Benutzeravatar
Toni
 
Beiträge: 3
Registriert: Sa 17. Jan 2009, 00:17

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon stine » Sa 17. Jan 2009, 14:28

Ich war auch anfangs der Meinung, dass der Staat Israel seine Zuordnung nur aus biblischen Überlieferungen in Palästina fand. Heute bin ich nicht mehr der Meinung. Die Juden hatten ihren Ursprung historisch gesehen in Palästina, unabhängig von ihrer Religion. Die Vertreibung und Rückführung ist eine rein politische Angelegenheit.
Vielleicht wird das deutlicher, wenn man das auf ein fiktives Gedankenspiel überträgt:
Nehmen wir mal an, die Christen proben den Aufstand in Deutschland, weil sie mit einem kapitalistischen Wirtschaftimperium nicht einverstanden sind. Sie werden aus dem Land vertrieben und zerstreuen sich in alle Welt. Jetzt kommt der Papst und sagt, eigentlich gehören die Christen nach Bayern, also sollen sie ihr Land wieder haben.
Das wäre für die inzwischen dort lebenden Menschen sicher auch nicht gerade lustig, aber wäre das dann ein Glaubenskrieg?

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon Toni » Sa 17. Jan 2009, 14:36

Ich denke, es ist bezeichnend, dass man von der Vertreibung der Juden und nicht von der Vertreibung der Israeliten spricht. Ersteres ist eine Glaubensbezeichnung und nur zweites bezeichnet ein Volk und eine Nation. Das Judentum war die Staatsreligion der Israeliten. Das Volk löste sich mit der Vertreibung praktisch auf, während die Religion überdauerte. Und nur wegen dem Hass auf diese Religion entstand ein neuer israelischer Nationalismus, der mit dem ursprünglichen nur noch die Religion gemein hat.
Benutzeravatar
Toni
 
Beiträge: 3
Registriert: Sa 17. Jan 2009, 00:17

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon stine » Sa 17. Jan 2009, 15:34

Das ist ja genau der Punkt!
Deshalb scheint es ein Religionskrieg zu sein.
Im Mittelalter gab es zB auch in Europa die Zwangschristianisierung und in viele Kriege wurde im Zeichen des Kreuzes gezogen. Aber es ging nie um die Religion als solches, sondern immer nur um Land und Machtgewinn.
LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon xander1 » Sa 17. Jan 2009, 19:21

Ich finde zunächst keinen Punkt zum Widersprechen.
Außerdem habe ich einiges durch euch dazu gelernt, wenn das stimmt was ihr schreibt.
Mit den historischen Zusammenhängen kenne ich mich sehr wenig aus, aber etwas.
Das Problem ist, dass Religion als Katalysator dient. Durch Religion entstehen Zuordnungen. Diese Zuordnungen werden benutzt. Religion ermöglicht eine stärkere Bindung zu einer Gruppe. Religionen können Grundverschieden sein, damit meine ich: Allein durch die unterschiedlichen Lebensphilosophien, die durch die Religionen blühen entsteht ein gegenseitiges Nicht-Verständnis, das gezielt von beiden Seiten bedient wird. Das ergibt sich rein logisch, ohne dass man viel darüber bescheid wissen muss. Natürlich wird es auch Gegenbeweise geben, wo das nicht so ist. Aber ich denke es ist verständlich was ich meine.

Wenn es sich um ein allein religiöses Problem handeln würde, dann müsste man das gegenseitige Nicht-Verständnis auflösen. Problem ist dabei, dass es Gruppierungen gibt, die das nicht wollen werden.

Irgendwie bringt mir das mehr eure Beiträge zu lesen, als die Nachrichten zu lesen über kürzliche Veränderungen.
Benutzeravatar
xander1
 
Beiträge: 2825
Registriert: Sa 12. Jul 2008, 07:52

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon Ari » Sa 17. Jan 2009, 21:17

Toni hat geschrieben:Das „heilige Land“ war mit Sicherheit auch der Grund, warum die Idee eines jüdischen Staates durch christlich geprägte Staaten gefördert und unterstützt wurde, die es ungern in Besitz islamisch geprägter Staaten gesehen haben. Insb. durch Großbritannien.

Das stimmt zum Teil auch, wobei es auch (gerade in Großbritannien) einige Vorurteile gegen einen jüdischen Staat und die nationalistischen Bestrebungen Herzls und seiner geistigen Nachfolger gab. Fakt ist auch, dass die Zustimmung zu einem jüdischen/israelitischen Staat taktischer Natur war. die Balfour Deklaration wurde immer wieder relativiert und deren Umsetzung verzögert. GB wollte es einfach allen Recht machen

- Jüdische Soldaten der Hagana kämpfen in der jüdischen Brigade gegen die deutshcen und mit diesen Verbündeten Arabern
- Gleichzeitig wollte man aber die arabischen Herrscher auf britischfreundlichen Kurs halten
- In den USA haben jüdische Lobbygruppen die Staatsgründung enorm unterstützt und nach dem 2. WK auch unter dem Eindruck des Holocaust zu vermitteln versucht, das zur Abwendung weiterer Gefahren für das jüdische Volk eine Heimat entstehen muss

So gesehen war die Lage schon von anfang an religöse und machtpolitisch. Und sie war vorallem Verfahren und eigentlich war es klar das es ein endloses Gemetzel im Nahen Osten geben wird.

Zur heutigen Lage denke ich auch, dass sowohl der Faktor Religion als auch vorallem der Kampf um Land, Einfluss und persönlichen Vorteil wichtig sind. Von daher ist es kein Religionskrieges im klassischen Sinn.

Wobei sich hier die Frage stellt, wann war Krieg den rein religös? Selbst die Kreuzzüge lassen sich aus machtpolitischer Sicht deuten.
Ari
 
Beiträge: 577
Registriert: So 16. Sep 2007, 18:27

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon xander1 » So 18. Jan 2009, 11:01

Wenn ihr euch so gut auskennt könnt ihr doch auch sicherlich sagen, was man machen müsste um das Gemezel dort zu beenden.
Benutzeravatar
xander1
 
Beiträge: 2825
Registriert: Sa 12. Jul 2008, 07:52

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 18. Jan 2009, 11:22

Toni hat geschrieben:Das „heilige Land“ war mit Sicherheit auch der Grund, warum die Idee eines jüdischen Staates durch christlich geprägte Staaten gefördert und unterstützt wurde, die es ungern in Besitz islamisch geprägter Staaten gesehen haben. Insb. durch Großbritannien.
Nun ja, du machst es dir etwas leicht. GB hat die Staatsgründung bekämpft bzw. die jüdischen Terroristen/Freiheitskämpfer/... die Briten. Selbst als Ministerpräsident durfte Menachem Begin nicht nach UK einreisen und war wegen Mordes "gesucht". Die Übergabe Palästinas an "die Juden" war alles andere als freiwillig. Es ist aber möglich, dass es den "christlichen" Briten immer noch lieber war, das "heilige Land" in die Hände (mehrheitlich) "weißer, europider" Juden zu geben, als in die von "dunklen, arabischen" Moslems.


"Natürlich" war das Judentum, der "einigende" bzw. ausgrenzende Faktor seit der Diaspora, wie Religion es damals fast überall war. (wenn mal nicht weltliches Machtkalkül etwas stärker wog)
"Die Juden" wurden und werden ja von innen und von außen über die Religion definiert (und ein/ausgegrenzt). Trotzdem ist der Nahostkonflikt nicht <i>rein</i> religiös begründet, aber in jeder Faser dieser Konflikte spielt die Religion mit rein. Gäbe es den Religionsunterschied nicht, so gäbe es keinerleich "arabisch-moslemische" Solidarität gegen Israel und die Anrainerstaaten hätten "mit Freuden" irgendwie anders auf sich eingedroschen (in dem fiktivem Fall, dass eine moslemisch-semitische Gruppe "aus dem Nichts" Palästina besetzt hätte, die Palästinenser vertrieben hätte und einen "moslemisch-semitischen" Staat an Stelle von Israel gegründet hätten). Die Religion eint die Gegner Israels, genauso wie sie die Juden nach der Diaspora geeint hat und auch heute noch als einende Klammer in Israel wirkt.
Aber gerade die Unterstützung des Warschauer Paktes für "die Araber" war nicht ganz religiös begründet und ohne diese Unterstützung wäre der Konflikt vielleicht schon längst Geschichte. Bei der westlichen Unterstützung (mal vereinfacht) könnte man - so wie es viel Moslems heute sehen - man auch ein anti-moslemisches Christentum als Grund konstruieren oder annehmen.

@ xander1: Auch wenn man ein Problem noch so gut kennen würde, hieße es noch lange nicht, dass man die Lösung wüsste - zumindest eine gerechte und "feinfühlige". Man könnte das Problem auch lösen, wie Alexander den gordischen Knoten mit dem Schwert gelöst haben soll, aber was bleibt dann noch übrig?
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon Ari » So 18. Jan 2009, 21:09

xander1 hat geschrieben:Wenn ihr euch so gut auskennt könnt ihr doch auch sicherlich sagen, was man machen müsste um das Gemezel dort zu beenden.

Warte ich schreibs schnell auf und schick es dann auch noch an die UN und CC an das Komitee für den Friedesnobelpreis......

Ich habe durchaus darüber nachgedacht, aber eine Ideallösung hab ich nicht. Ich denke, die kann man auch nicht erwarten. Es gibt einiges das sich ändern müsste. Unter anderem müssten einige Personen (in Israel, bei den Palistinänsern und Staaten die ihren den Rücken stärken) dringend "aus dem Spiel" genommen werden. Wer Krieg will und zum Machterhalt braucht, wird immer Krieg bekommen.

1von6,5M hat geschrieben:Es ist aber möglich, dass es den "christlichen" Briten immer noch lieber war, das "heilige Land" in die Hände (mehrheitlich) "weißer, europider" Juden zu geben, als in die von "dunklen, arabischen" Moslems.

Wobei es auch Gegenbeispiele gibt, dass nach dem Abzug der Britten Stellungen der britischen Armee trotz gegenteiliger Absprache nicht an Juden sondern an Moslems übergeben wurden. Aber ich denke da wiegen Vorurteile gegen Juden und gegen Moslems recht gut auf.

Aber ich denke, dass die Ursachen heute kaum mehr eine Rolle spielen. Egal ob religös bedingt oder nicht, jetzt ist es ein Spiel um Macht und Einfluss, dass mit viel aufgestautem Hass, Vorurteilen und Rache vermischt ist.
Ari
 
Beiträge: 577
Registriert: So 16. Sep 2007, 18:27

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon xander1 » Mo 19. Jan 2009, 12:19

Ist das Problem, dass da immer wieder ein Gemezel ist, vielleicht prinzipiell unlösbar?
Könnte das wahrscheinlich sein?
Benutzeravatar
xander1
 
Beiträge: 2825
Registriert: Sa 12. Jul 2008, 07:52

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon Pfeifer » Mo 19. Jan 2009, 12:29

Toni hat geschrieben:Wie ist eure Meinung? Ist die Religion der Hauptschuldige oder wird sie nur missbraucht?


Ich denke, es ist nicht richtig, zu sagen, dass der (gesamte) Nahost-Konflikt allein aus religiösen Gründen entzündet wurde. Letztlich sollen Religionen - auch der Islam - ja dazu führen, dass man friedlich miteinander lebt. Ich vermute das ganze Problem ist - offensichtlicherweise - ein rein zwischenmenschliches, bei dem religiöse Aspekte zwar auch eine Rolle spielen, aber nicht die grundlegende.

Moslems haben eine andere Moralauffassung als Christen oder Juden. Während Christen - vereinfacht - eine demütige "Sklavenmoral" (lt. Nietzsche) leben und eben in ihrer Bescheidenheit ihre Stärke sehen, sehen sich Moslems als einen gütigen Herren ("Ey, Alder, du hast mich angepisst? Ok, mann, ich vergeb dir, denn ich bin ein gnädiger Herrscher. Ich könnte dich jetzt platt machen, aber ich bin eben gütig und (ich!)verzichte auf Streit mit dir.") Dass die Juden in diesem Zusammenhang von christlichen Ländern in muslimisches Territorium quasi "eingepflanzt" wurden, ohne vorher die Moslems mit einzubeziehen, ist den Moselms ein Mega-Dorn im Auge, denn sie sind die Chefs. Hätte man sie gefragt, hätten sie gütig und gnädig definitiv "ja" gesagt. Das ist in etwa so, als wenn ich ohne zu fragen einen Apfelbaum in den Garten meines Nachbarn setze. Das würde dem auch stinken. Hätte ich ihn allerdings gefragt, würde er ganz sicher versuchen, eine gemeinsame Lösung mit mir zu finden.

Soweit das Ur-Problem. Letztlich sollte es meiner Meinung nach heutzutage darum gehen, den Moslems das Heft mit in die Hand zu geben. Hätten sie die ernsthafte Entscheidungsgewalt darüber, was mit Israel passieren soll, oder würde man sie zumindest ernsthaft mit einbeziehen, mit dem Ziel, ihre gütige Weisheit zu erleben, hätte man vermutlich schnell eine humane Lösung. Stattdessen werden Moslems im Westen als ständige Bedrohung erlebt. Man traut ihnen aufgrund ihrer vermeintlich uneingeschränkten Gewaltbereitschaft einfach alles zu. Solange sie aber als Feindbild erlebt und dargestellt werden, wird sich an dem ganzen Konflikt rein gar nichts ändern. Wenn Steinmeier auf Obamas Vorschlag, gegenüber dem Iran einen versöhnlicheren Kurs zu fahren, gleich wieder mit Einschränkungen reagiert, in dem Sinne: "Die internationale Volksgemeinschaft hat ihre Prinzipien, denen sich auch die Moslems unterzuordnen haben" wird das den Moslems nicht gerecht. Denn die Moslems wollen, wie jeder andere Mensch, das Heft für ihr Schicksal selber in Händen halten und die Regeln in der Volksgemeinschaft gleichberechtigt mitbestimmen, anstatt sich ihnen lediglich unterordnen zu müssen. Das ist die Crux, und die wird von unseren "freiheitlichen" Politikern gerne ausser Acht gelassen. Sie vertrauen den Moslems einfach nicht, wollen aber auch nichts tun, um daran etwas zu ändern. Letztlich wird der islamistische Terror durch den Westen selbst erst produziert, denn er will die Moslems einfach nicht als vollwertig anerkennen, provoziert in unangemessener Weise und wundert sich auch noch, dass er dafür schließlich gehasst wird. Und anstatt sich dann einsichtig und schamesrot zurückzunehmen, wird munter weiter provoziert.

Daher, mein Appell: Holt die Moslems als zwar anders gearteten, aber dennoch gleichberechtigten Partner endlich mit ins Boot, liebe Politiker. Dann scheint mir auch grundsätzlicher globaler Frieden möglich zu sein.

Aber was zählt schon meine Meinung? :(
Pfeifer
 
Beiträge: 55
Registriert: Sa 20. Dez 2008, 12:07

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon stine » Mo 19. Jan 2009, 14:28

Gut und verständlich geschrieben, Pfeifer!
Lässt sich alles hervorragend nachvollziehen. Aber ich denke, dass der Vertrauensbonus der westlichen Welt an die Araber nicht mehr besonders hoch ist. Was wäre denn, wenn man ihnen nun freistellte, wie es mit Israel weitergehen sollte? An einer NUR-MIT-Bestimmung sind sie vielleicht gar nicht interessiert.
Ich denke das Boot ist inzwischen sehr weit vom Ufer entfernt. Überall dort wo der Hass in die nächsten Generationen überommen wird, ist die auslösende Ursache gar nicht mehr relevant. (Siehe auch Irland oder Spanien)

Und:
Pfeifer hat geschrieben:("Ey, Alder, du hast mich angepisst? Ok, mann, ich vergeb dir, denn ich bin ein gnädiger Herrscher. Ich könnte dich jetzt platt machen, aber ich bin eben gütig und (ich!)verzichte auf Streit mit dir.")
ob wir trotz Verständnis mit dieser Einstellung langfrsitig umgehen können? :/
Wenn man davon ausgeht, dass die Kulturen religiös geprägt wurden, dann wäre es indirekt doch wieder ein Religionsproblem.
LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon ganimed » Mo 19. Jan 2009, 21:03

Mich erinnert der Nahostkonflikt, wenn ich die historischen Bezüge hier so lese, sehr an das, was ich letztens zufällig mal vom Kashmir-Konflikt zwischen Indien und Pakistan verstanden hatte. Da fetzen sich seit etwa 1947 Hindus und Moslem. Und die Briten hatten auch wieder ihre Finger im Spiel.

Eine große, dicke Portion Religion steckt sicher in beiden Konflikten, Kashmir und Nahost. Aber ich weiß nicht recht, ob die Welt wirklich friedlicher wäre, wenn es keine Religionen mehr gäbe. Ich glaube, wir würden das Kind dann nur anders nennen. Wie wäre es statt "Religionskrieg" dann mit "Konflikt zwischen kulturellen Volksgruppen"?

Bei Wikipedia fand ich den Begriff Ethnie:
    "Ethnie (die ethnische Gruppe) oder Ethnos (von griechisch ἔθνος, ethnos, „Volk“) ist ein Begriff aus der Ethnologie. Völkerkundler (Ethnologen) fassen mit diesem Begriff benannte Populationen von Menschen zusammen, die Herkunftssagen, Geschichte, Kultur, die Verbindung zu einem spezifischen Territorium und ein Gefühl der Solidarität miteinander teilen."

Ethnische Konflikte statt religiöser Konflikte, ich könnte mir gut vorstellen, dass es ohne Religion dann eben darauf hinaus liefe.

Früher in der Steinzeit schlugen sich Stämme oder Clans gegenseitig die Köpfe ein. Bei Schimpansen kann man teilweise kleine Kriegshandlung zwischen wild lebenden Horden beobachten. Und die heutigen Menschen bringen diese Tradition einfach nur zu neuer Blüte. Wenn es die Religion nicht gäbe, würde man sich andere Gründe ausdenken. Krieg führen gehört zum Mensch-Sein dazu.
Benutzeravatar
ganimed
 
Beiträge: 1687
Registriert: Sa 23. Aug 2008, 22:35

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon xander1 » Di 20. Jan 2009, 12:22

Zur Gründung Israels gab es doch mehrere Länder, die das Land angegriffen haben. Darunter war z.B. nach meinem Wissensstand Ägypten. Jetzt lese ich von Gräben zwischen Ägypten und dem Westjordanland für Waffenschmuggel. Könnte heimlich Ägypten ein Agressor sein als Stellvertreterkrieg?
Benutzeravatar
xander1
 
Beiträge: 2825
Registriert: Sa 12. Jul 2008, 07:52

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 20. Jan 2009, 17:45

ganimed hat geschrieben: Und die Briten hatten auch wieder ihre Finger im Spiel.
Ach, das hat wenig zu sagen. Liegt einfach daran, dass sie die Kolonialmacht schlechthin waren, also keine Überraschung UK ein paar mal zu finden.
So gut wie jeden Krieg kannst du irgendwie auf die Kolonialmächte oder Möchtegernkolonialmächte (USA, SU/Russland, ...) verbinden.

ganimed hat geschrieben: Eine große, dicke Portion Religion steckt sicher in beiden Konflikten, Kashmir und Nahost. Aber ich weiß nicht recht, ob die Welt wirklich friedlicher wäre, wenn es keine Religionen mehr gäbe. Ich glaube, wir würden das Kind dann nur anders nennen. Wie wäre es statt "Religionskrieg" dann mit "Konflikt zwischen kulturellen Volksgruppen"?
Dumm nur, dass zwar in der ehemaligen Kronkolonie Indien, sich diverse Ethnien fetzen, aber die Bevölkerung tatsächlich in die Religionen separiert wurden. D.H. Moslems jeglicher Ethien flohen aus "allen Teilen" Indiens nach Ost- und Westpakistan und Hindus aus diesen beiden Gebieten ins heutige Indien.

ganimed hat geschrieben: Ethnische Konflikte statt religiöser Konflikte, ich könnte mir gut vorstellen, dass es ohne Religion dann eben darauf hinaus liefe.
Ja, oft, aber die Grenzen wären halt woanders, Also nicht Ersatzgrenzen immer an der selben Stelle, sondern andere Grenzen. Manchmal stimmen natürlich ethnische und religiöse Grenzen überein, und manchmal würde die menschliche Phantasie wo sie heute ine religiöse Grenze sieht, eine ethnische sehn.

ganimed hat geschrieben: Wenn es die Religion nicht gäbe, würde man sich andere Gründe ausdenken.
Ja
ganimed hat geschrieben: Krieg führen gehört zum Mensch-Sein dazu.
Bisher ja, aber es muss ja nicht so sein für alle Zeiten. Wenn der Mensch die Zeitalter des Glaubens verlassen hat, sich weiterentwickelt hat, dann könnte es vielleicht auch mal friedlich zugehen. Zugegeben, ist recht utopisch.
"Frieden ist das Meisterstück der Vernunft" (Kant) "Sind nicht alle vernünftig, wird's nichts" (ich)

xander1 hat geschrieben:Zur Gründung Israels gab es doch mehrere Länder, die das Land angegriffen haben.
Alle Nachbarn ja. (und noch ein paar mehr)
xander1 hat geschrieben:Darunter war z.B. nach meinem Wissensstand Ägypten.
Gehört meines Wissens zu den Nachbarn
xander1 hat geschrieben:Jetzt lese ich von Gräben zwischen Ägypten und dem Westjordanland für Waffenschmuggel.
Ist eigentlich schon lange bekannt
xander1 hat geschrieben:Könnte heimlich Ägypten ein Agressor sein als Stellvertreterkrieg?
Wessen Stellvertreter sollte Ägypten denn sein? Abgesehen davon, dass die Staatsführung bei jedem getöteten Hamas-Anhänger eine gewisses Maß an Erleichterung verspürt. Islamisten sind wohl nicht unbedingt das liebste Kind von Präsident Mubarak
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon JustFrank » Di 20. Jan 2009, 18:44

Nun, machen wir doch mal das Experiment und stellen uns vor, was vom israelisch - arabischen Konflikt bleiben würde, wenn es keine Religionen gäbe. Wenn sich der Eine nicht, aufgrund verworrener Legenden für den Besitzer von Israel halten würde und wenn nicht der Andere die religiöse Anweisung hätte, jeden zu töten, der nicht gleichen Glaubens ist.

Was würde an Gründen bleiben?

Die Vorherrschaft um einen garstigen Streifen Land zwischen Mittelmeer und Jordan?

Die Tasache, dass einer Salam und der andere Shalom sagt?

Nichts würde bleiben, dass die Menschen in Nahost derart gegeneinander aufbringen würde.

Ohne Religion wäre dieser Konflikt sinn- und grundlos. Ohne Religion würde es das ewige Morden dort nicht geben.
Benutzeravatar
JustFrank
 
Beiträge: 763
Registriert: Mo 19. Nov 2007, 15:05
Wohnort: Hannover

Re: Der Nahostkonflikt – ein religiöser Krieg?

Beitragvon folgsam » Di 20. Jan 2009, 19:02

Bleiben würden die massiven Unterschiede im Lebensstandard zwischen Palästinensergebieten und Israel. Nichts schürt mehr Unzufriedenheit als der reiche Nachbar in Sichtweite.

Doch fraglich ob es zu so einer Diskrepanz gekommen wäre ohne religiöse Feindseligkeiten.
Benutzeravatar
folgsam
 
Beiträge: 1307
Registriert: Fr 28. Dez 2007, 16:18

Nächste

Zurück zu Gesellschaft & Politik

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste

cron