Liebe Diskutanten,
hier ist der Autor des diskutierten Artikels. Ich schreibe nicht anonym, daher mein voller Name: Ferdinand Knauß. Ich bin Wissenschaftsredakteur beim Handelsblatt.
Mir ist klar, dass ich euch als "brights" nicht von meinen Ansichten überzeugen kann. Allerdings bestätigen einige eurer Beiträge genau meine Kritk am Naturalismus (zu dem ihr euch offensichtlich alle bekennt): Die Weigerung, andere als naturwissenschaftliche Argumente zuzulassen.
Besonders ärgerlich ist die Einlassung von "the jug of milk":
Das ist Wortspielerei.
Insgesamt ist es für einen Journalisten anmaßend, unfundierte Wertungen zu einem wissenschaftlichen Thema abzugeben. Die "Logik" des letzten Absatzes erinnert an Küng.
zu meinem Satz
Doch was sie in Genen und Gehirnen festmachen, ist nicht der Geist
Anmaßend, lieber Jug of milk ist gerade Dein Anspruch, es sei einem Journalisten nicht gestattet "unfundiert" zu werten. Ich bin wie die meisten Journalisten nach einem ausführlichen und abgeschlossenen Studium (Geschichte und Japanologie) und nach zwei Jahren Verantwortung einer Naturwissenschaftsseite durchaus mit "wissenschaftlichen Themen" vertraut. Ich kenne beide Seiten, Natur- und Geisteswissenschaften. Ich bin auch schon gar nicht mit Küng zu vergleichen, von dessen Theologie ich nicht viel halte.
Ich rate aber auch davon ab, überheblich die Theologie und alles religiöse abzutun ("... etwas, das es gar nicht gibt..."). Nur das naturwissenschaftlich beschreibbare für existent zu halten, ist sehr naiv. Und diese Haltung kann auch leicht fundamentalistische Züge annehmen...
Mein Text, der hier diskutiert wird, ist ein philosophischer Essay, der meine persönliche Sicht der Dinge wiedergibt. Das ist Journalisten durchaus erlaubt.
Das Verlangen nach "Fundierung" muss ich zurückweisen. Wenn ihr mit Geisteswissenschaftlern und Philosophen über nicht-materielle Dinge wie den Geist oder die Seele sprecht, könnt ihr keine naturwissenschaftlichen, empirischen Belege verlangen.
Und so ist es auch mit dem "Geist". Er ist eben gerade nicht materiell. Der Satz "Doch was sie (die naturwissenschaftler) in Genen und Gehirnen festmachen, ist nicht der Geist" ist ganz und gar keine Wortspielerei. Aber ich denke, das habe ich in meinem Haupttext und dem beigefügten Kasten im Detail ausgeführt.
Wer möchte, kann auch gerne in direkten Kontakt zu mir treten:
f.knauss@vhb.de
Besten Dank in jedem Fall für euer Interesse!