Der Autor hat geschrieben:Nein, ich kritisiere die christliche Religion, so wie sie gemeint war und von den meisten auch verstanden wird. Die Theologie ist eine akademische Disziplin - eine äußerst sinnlose, schließlich gibt es auch keine Thorologie oder Zeusologie - und entspricht nicht dem, was die Leute glauben. Ich leite die wahre Religion aus der Bibel ab, in ihrer historisch-kritischen Lesung. Wenn du die Position eines brauchbaren Religionswissenschaftlers zum Thema lesen möchtest, empfehle ich dieses Buch hier:
Von wem wird das Christentum so verstanden, dass Nächstenliebe nur für das eigene Volk gilt? Ich kenne mich im Theologie-Studium nicht so aus... soweit ich weiß, werden durchaus auch andere Religionen und auch z.B. die griechischen Götter behandelt. Es geht da auch darum, wie es zur Bildung der Religionen im Allgemeinen kam.
Der Autor hat geschrieben:Klar, er hat ja auch nicht die Macht dazu. Er hat jedoch die Macht, gegen Homosexuelle, Abtreibung und Sterbehilfe zu wettern und tut dies so agressiv ("Euthanasie", "unnatürlich" etc.) wie möglich.
Und er bekommt von den angegriffenen Gruppierungen auch ordentlich Kontra, ohne, dass sie gleich das gesammte Konzept der Religion angreifen.
Der Autor hat geschrieben:Sagen können viele Leute viel. Es gut begründen können nur Wenige. Sam Harris hat ein paar Komplett-Aussetzer wie diesen, insgesamt hat er allerdings tatsächlich Recht.
Ich behaupte es ja auch nicht, da ich in Deinem Kopf keine solchen Aussetzer vermute. Worauf ich hinaus will, ist, dass ich es für falsch halte eine Weltanschauung wegen einer radikalen Minderheit dieser Weltanschauung zu verdammen. Bzw. den Moderaten die Schuld für das Verhalten der Radikalen zu geben.
Der Autor hat geschrieben:Kardinal Meisner sagte: "Menschlichkeit ohne Gottesglauben verkommt in Brutalität" und hält Atheisten für "Genossen im Antichrist".
Er darf sich alles erlauben. Atheisten sagen nicht mal ansatzweise solche kranken Sachen und bekommen nicht einmal ein 10tel der Sendezeit.
Also den von mir zitierten Aussetzer von Sam Harris fand ich schon ziemlich krank. Ich könnte jetzt auch hier sagen: "Kardinal Meisner hat ab und zu seine Aussetzer, über die man hinweg sehen muss." ... und dabei behaupte ich noch nicht einmal, dass er Recht hat. Diese Argumentation führt zu "Ihr habt angefangen"-Streitereien. Und ja, die kirche hat tatsächlich angefangen. Sie gibt es weit länger als Naturalisten., und sie ist früher alles andere als zimperlich mit Ansätzen zum Naturalismus umgegangen. Heute tut sie das nicht mehr.
Lesum hat geschrieben:Ich meine, aus deinen Postings herauszulesen, dass du der Ansicht bist, religiöse Gefühle bedürfen eines besonderen Schutzes, der beispielsweise Astrologiegläubigen nicht zukommt. Oder würdest du James Randi auch als "Fundamentalisten auf der anderen Seite" bezeichen, wenn er Telepathie und Astrologie als hanebüchenen Unsinn abtut?
Ja, ich halte religiöse Gefühle in gewissem Rahmen für schützenswert. So irrational die Gedanken da erscheinen mögen, so sollte man sich meiner Meinung nach bewusst sein, dass wirklich kein Mensch rein rational denkt. Auch Naturalismus kann aufgrund irrationaler Gedanken als Weltbild gewählt worden sein. Niemand springt wirklich gerne über den eigenen Schatten, auch Naturalisten nicht. Genausowenig, wie Ihr einen Grund seht, über Euren Schatten zu springen, wird ein Christ dafür einen Grund sehen... und in meinen Augen mit dem gleichen Recht. Natürlich ist es erlaubt, seine Meinung zu äußern, aber ich plädiere dafür, dabei eine gewisse Vorsicht zu bewahren, auf beiden Seiten.
Von James Randi habe ich mal einen schönen Satz gelesen, als er über ein Gespräch mit einem indischen Yogi schrieb: "We agreed that we disagree and parted as best friends." Randi kritisiert die Punkte, wo Glauben das Bild der physischen Realität beeinflusst... wo der Glauebn sozusagen nachprüfbar ist. Er pocht zu Recht auf die wissenschaftliche Methodik, die aufgrund Erfahrungen mit vielen Irrtümern entstanden ist. Er neigt zwar ab und zu auch Weltanschauungen anzugreifen, was ich nicht mag, aber in meinen Augen bleibt er da fair. Der Test kann als Provokation aufgefasst werden, aber ich bin überzeut, er wiürde das Geld bezahlen, sollte jemand mal bestehen. Ob er danach an Telephatie, oder was auch immer vorgeführt worden wäre, glaubt, bezweifle ich allerdings.
@molosovsky: Danke für den nette Antwort

molosovsky hat geschrieben:Meiner Überzeugung ist eines DER Menschen-bestimmenden Merkmale die Fähigkeit zum Glauben und zur Hoffnung. Mit diesen Resourcen umzugehen, können alle lernen, egal welches Weltbild indiviuell prägend ist. Deshalb sollte man sich — egal ob gläubig oder nicht — gewahr sein, dass, wer als Einzelner oder Gruppe ums Verrecken nicht abweichen will, von seiner/ihrer absoluten Deutungshoheit, schlechtes Stimmungsklima fördert.
Sagt bescheid, wenn ich nerve. Das ist nicht meine Absicht. Mit dem "Rechthabenmüsser" hast Du bei mir nicht Unrecht. Ich bemühe mich, aus der Diskussion auszusteigen, sobald ich das Gefühl habe, sie laufe im Kreis, und ich stritte nur noch des Rechthabens willen.
molosovsy hat geschrieben:Ihr habst sicher schon aus dem bisherigen herausgehört, dass ich unbedingt davon ausgehe, dass es für Ethik an sich keiner Religion bedarf.
Da bin ich völlig Deiner Meinung.
molosovsky hat geschrieben:Dennoch meine ich, dass selbst die eifrigsten Pfaffenfresser sich ein Mindesmaß an Respekt für die Beiträge der Religionen zu einem immer noch im Werden befindlichen Welt-Ethos pflegen sollten.
Auch diesen Satz würde ich gerne doppelt unterschreiben.
molonosovsky hat geschrieben:Dieser schon fast schmalzige Ton ist natürlich jetzt so aus dem Stegreif dahergeschrieben, obwohl ich bereits seit meiner ersten Todeserkenntnis (überfahrene Lieblingskatze als ich 7 war, kurz darauf Tod der ersten Oma) fortwährend über Leben und Tod, Verantwortung und Fluchtwunsch nachdenk. — Zudem geht meine Beispielantwort davon aus, dass man noch klar und musenvoll mit dem Sterbenden reden kann.
Es ist jedenfalls eine schöne Antwort. Ich bezweifle zwar, dass das Dir so wörlich über die Lippen kommen würde (man schreibt ja oft anders als man redet), aber es kommt ja auf den Inhalt an.
molonosovsky hat geschrieben:So sehr ich alle Ambitionen der Bright-Bewegung mag, sich den globalen Fragen zu den Herausforderungen der Menschheit mit größtmöglicher ›Nüchternheit‹, Umsicht und Objektivität zu widmen, kann ich, würde ich, wenn es eine zwischenmenschliche Situtaion erfordert, meinen diesbezüglichen ›sekular-naturlistischen‹ Wahrheitsanspruch ohne Zögern auf Standby schalten.
Diesen Aspekt der Bright-Bewegung mag ich auch. Ich sehe nur nicht die Probleme für die Welt, wenn man z.B. an ein Weiterleben nach dem Tod glaubt.
molonosovsky hat geschrieben:Gaaaaanz anders schauts z.B. bei solchen Fragen aus, wie der, ob man den Konflikt zwischen Orient und Okzident anheizen sollte, damit die teleologischen Anforderungen für ein baldiges Eintreten des Jüngsten Gerichts erfüllt werden. Da kann mir nur ein »Nein und Nimmer« über die Lippen/Tasten kommen.
Mir ist zwar gerade nicht klar, wer solchen Unsinn verzapft hat... aber radikalen Christen traue ich das durchaus zu. Auch von mir käme da ein radikales Veto.
Viele Grüße
AChrist