Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

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Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon pocoloco » Mo 9. Mär 2009, 23:53

Hallo,
Ich habe ein etwas ungewöhnliches Anliegen. Ich hatte in der Pubertät eine religiöse Zwangserkrankung. Hier zur Zwangserkrankung: http://www.psychosoziale-gesundheit.net ... erung.html ... nun ja ich habe mich Jahre später wegen andere Zwänge in Behandlung begeben und hatte meiner Therapeutin auch über diese früheren religiösen Zwänge erzählt, wie zum Beispiel Gebetszwang (wenn ich kleine "Sünden" begangen hatte. musste ich gott direkt bitte, dass er mir verzeiht)... sie hat es irgendwie geschafft mir einzureden, dass das gar nicht verrückt sei, sondern völlig normal daran zu glauben, dass man mit Gebet in den Lauf der Welt eingreifen könnte... und jetzt sind meine ganzen religiösen Zwänge zurück... ihr denkt euch wahrscheinlich: "was geht das mich an?". eigentlich ist das echt nicht euer Problem, aber es wäre trotzdem furchtbar nett wenn ich mit Euch reden könnte, denn ich muss dringend mal mit wem darüber reden, der kein Christ ist.
Ich habe mit ein paar christlichen Freunden darüber geredet. Die waren auch der Meinung, dass Gott in den Lauf der Welt eingreife, aber dass ich keine Angst vor ihm haben müsse, da er gut sei. Ich kann nicht wirklich glauben, dass es einen allmächtigen und guten Gott gibt. Wie kann er allmächtig und gut sein? man muss sich nur mal die Welt angucken... Nun ja, ich habe solche Angst, dass es einen Gott gibt, der allmächtig und sadistisch und rachsüchtig ist.

Ich würde mich gerne mit Euch unterhalten... aber ich verstehe es auch, wenn das eigentlich nicht das Thema dieses forums ist. Dann gehe ich wieder.
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon LinuxBug » Di 10. Mär 2009, 05:29

Also "normal" ist das sicher nicht. :^^:

pocoloco hat geschrieben:wenn das eigentlich nicht das Thema dieses forums ist.

Ja, Selbsthilfegruppe sind wir eigentlich nicht und falls du ernsthaft psychisch unter deinem Glauben leidest, solltest du dir vielleicht echte professionelle Hilfe suchen. Und wenn eine Therapeutin meint, dass es normal wäre, solltest du dir bewusst sein, dass sie höchst laienhaft handelt und eine zweite (oder dritte) Meinung immer nützlich sein kann... (generell würde ich Therapeuten, die sich keine solche Verantwortung aufbürden lassen, immer mehr vertrauen, als welchen, die meinen sagen zu können, was ist und was nicht...)
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon stine » Di 10. Mär 2009, 08:13

Hallo pocoloco, willkommen im Forum!

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass du in diesem Forum deine Zwänge aufgearbeitet bekommst. Aber recht hast du, es überall zu versuchen!
Jemand der eine naturalistische Sicht der Welt hat, wie die Brights, kann dir zwar sagen, dass du keine Sorge haben mußt, einem rachsüchtigen, allmächtigen Gott in den Würgegriff zu fallen, aber sich diese Aussage auch zu verinnerlichen, das mußt du selbst tun.

Ich weiß leider zu wenig über dich, um zu wissen, weshalb du so eine Höllenangst vor einem Gott hast. Eine öffentliche Internetplattform ist vielleicht auch nicht dazu geeignet sich über persönliches im Detail auszutauschen. Wenn ich meinen schnellen Rat an dich weitergeben darf, kann ich dir nur sagen, was ich meinen Kindern immer sagte, wenn sie nächtlings im dunklen Zimmer Angst vor Geistern hatten: Würde es Geister geben, die uns Übles wollen, dann hätten sie das längst getan!
Du siehst: Angstabbau ist eine ganz praktische, logische Sache!

Sei lieb gegrüßt von stine
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon Julia » Di 10. Mär 2009, 09:56

pocoloco hat geschrieben:sie hat es irgendwie geschafft mir einzureden, dass das gar nicht verrückt sei, sondern völlig normal daran zu glauben, dass man mit Gebet in den Lauf der Welt eingreifen könnte.

Ich glaube es war Freud, der Religion als "kollektive Zwangsneurose" bezeichnet hat.
Ich würde eventuell mal über einen Wechsel zu einem kompetenten Psychologen (gibt es sowas?) nachdenken.

Inwiefern es hilfreich ist sich mit Naturalisten zu unterhalten oder entsprechende Literatur zu lesen kann ich nicht beurteilen.
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon Mark » Di 10. Mär 2009, 12:36

Wir alle sind wohl auch deswegen Atheisten, weil wir wissen, daß man mit konsequenter Anwendung der religiösen Lehren eben fast gezwungen ist eine Zwangsstörung zu erleiden.
Die Religiösen die das nicht erleben, denken einfach nicht genug darüber nach, was das alles denn nun für sie bedeutet, wenn das alles so stimmen würde, wie man ihnen immer weißmachen wollte.
Deine Störung ist nur die logische Folge konsequenten Denkens.
Und natürlich sind wir die idealen Ansprechpartner dafür. Denn wir sind geheilt, und können viele individuelle Wege beschreiben die bei uns zur Heilung geführt haben (na, manche waren schon geheilt bevor sie die Krankheit bemerkt haben, aber viele hier könnten ihren Weg zur Heilung erzählen.. viele haben es hier im Forum auch schon getan, einfach mal suchen ;-)
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon Astrella » Di 10. Mär 2009, 12:45

Hi pocoloco,

Ich habe mir jetzt mal deinen Link durchgelesen und das gefunden:

Am günstigsten scheint sich die Verhaltenstherapie mit einem strukturierten Behandlungskonzept zu stellen (Exposition in der Phantasie bzw. in Wirklichkeit, Bewältigungsstrategien, realistische Neubewertung zuvor ängstigender Situationen, sogenannte kognitive Ansätze usw.).



pocoloco hat geschrieben:Die waren auch der Meinung, dass Gott in den Lauf der Welt eingreife, aber dass ich keine Angst vor ihm haben müsse, da er gut sei. Ich kann nicht wirklich glauben, dass es einen allmächtigen und guten Gott gibt. Wie kann er allmächtig und gut sein? man muss sich nur mal die Welt angucken... Nun ja, ich habe solche Angst, dass es einen Gott gibt, der allmächtig und sadistisch und rachsüchtig ist.


:mg: Wäre auch viel naheliegender.
Aber selbst dann würde die Welt anders aussehen.
Man kann die Wirklichkeit erklären wie sie ist "ohne" einen eingreifenden Gott. Wenn Gebete erhört werden würde - egal ob von einem "guten" oder "bösen" Gott, dann würden wir es doch ziemlich schnell merken, meinst du nicht?
Aber durch die Bank treffen Schicksalsschläge, Kummer, Not, Krankheiten auch betende Menschen, nicht mehr, nicht weniger.
Gläubige Menschen mögen vielleicht mit Schicksalsschlägen anders umgehen, weil sie einen (guten) Sinn dahinter vermuten, aber das ist ihr persöhnliche Strategie, mit solchen Dingen umzugehen und kann genauso gut nach hinten losgehen, weil manch einer sich persönlich von Gott bestraft fühlt und weiss nicht warum.
Wenn du Gott einfach jetzt mal aus der Gleichung "rausnimmst", dann siehst du: Gläubige und "Ungläubige" teilen gleich schwere Schicksale und Glück aus dem einen Grund: Diese Sachen sind nicht gesteuert, sondern hängen ab von Umständen, Zufall und Persönlichkeit ab.
Du kannst also Gott getrost "rauskürzen", ohne das was passiert.

Ich war früher mal gläubig und kann ein bißchen nachvollziehen, was für Ängste dich plagen (ab und zu ertappe ich mich immer noch bei dem Gedanken: Und wenn es ihn doch gibt?)
Wir kriegen das Bild von einem allmächtigen Gott eingestampft von Kindesbeinen an, und es ist schwer sich davon zu lösen, auch wenn man es besser weiß.
Ich für meinen Teil bin "als Ausstieg" erst mal auf einen liebenden, aber nicht eingreifenden Gott "umgestiegen", einen, der versteht, aber nicht wertet.
Dem es egal ist, ob ich bete oder nicht, weil so ein Gott ja ziemlich narzistisch wäre.
Einen, der in die Herzen guckt und dem es egal ist ob Atheist oder Christ, Hauptsache..hm... mit einem Gewissen und dem Anspruch an sich, gut zu sein.
Von da ist es nicht mehr weit bis zum Agnostiker (das ist meine Schublade), jedenfalls ganz weil weg von Buchglauben und religiösen Institutionen und irgendwelchen Ritualen.

Ich hoffe, es hilft dir.

LG
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon russellsteapot » Di 10. Mär 2009, 13:19

Ich hab Erfahrung mit Psychologen - habe schon seit meiner Kindheit immer wieder mit schweren Depressionen zu kämpfen. Aus dieser Erfahrung raus kann ich dir nur raten: Such dir einen Psychologen dem du wirklich vertrauen kannst - das ist sehr mühsam - denn meistens braucht das ein paar Sitzungen um zu checken ob die Chemie stimmt oder nicht. Einen guten erkennst du daran dass du wirklich offen mit ihm reden kannst und dass er/sie dir aber auch offen und manchmal auch frontal harte Sachen vor den Kopf knallt - hüte dich vor Faserschmeichlern und Beschwichtigern - die sind nur darauf aus dich als Dauerpatient über Jahre hinwegzutherapieren. Mach eine Kurztherapie und sag das auch gleich zu Beginn dass du das so willst- mehr als 10 Sitzungen sollten nicht nötig sein und schau dann ob es besser ist!

Und: denk über dein Weltbild nach. Wenn ich religös wäre, würde ich ob meiner Depressionen und der gar schrecklichen Welt in der ich lebe höchstwahrscheinlich suizidgefährdet sein. Meine naturalistische Einstellung sagt mir aber: Das ist mein Leben, mehr gibt's nicht also werd damit fertig, trotz krassem Serotoninmangel im Hirn (was ja die Depris auslöst). Vielleicht kann dir das auch helfen - sieh das ganze einfach wie ich als chemisches Ungleichgewicht in deinem Gehirn das aber auch schon gar nichts mit einem interventionalistischen Gott oder einem prädeterminierten Lauf der Dinge zu tun hat - du machst aus deinem Leben was DU willst. Bei mir funktioniert's - bin einer der fröhlichsten Depressiven auf diesem Dreckshaufen genannt Erde :2thumbs:
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon xander1 » Di 10. Mär 2009, 23:09

Zitat aus http://gottlos.blog.de/2006/05/05/sigmu ... on~777363/
Freud, der sich selber als gottloser Jude bezeichnete, analysierte die Religiosität schonungslos. Er deutete sie als Illusion, die Sinnenwelt mittels der Wunschwelt bewältigen zu können, als Sehnsucht, die begrenzte menschliche Existenz in die Ewigkeit zu verlängern; in bestimmten Fällen gar als psychische Krankheit. Er sah eine Analogie zwischen religiösen Riten und neurotischen Zwangshandlungen [was insbesondere im Aberglauben zutage tritt].

Religiöse Vorstellungen sind Illusionen, Erfüllungen der ältesten, stärksten, dringendsten Wünsche der Menschheit. Das Geheimnis ihrer Stärke ist die Stärke dieser Wünsche.

Zum Ursprung der Religion: In dieser sieht Freud eine entstellte Erinnerung an den Anfang der Menschheitsgeschichte. Er stützte sich dabei auf Darwins Urhordentheorie. Ein despotischer Urvater(Gott?) hat die absolute Macht über die Horde; insbesondere verfügt er über sämtliche Frauen. Seine Söhne erheben sich gegen ihn, ermorden den Urvater und verzehren ihn rituell. Eine Tat, die gemäss Freud ein übermächtiges Schuldgefühl erzeugt, das verdrängt werden muss [u.a. durch akribisch-zwangshafte Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften]. Freud vermutete, dass die Israeliten Moses erschlagen hätte, wofür es allerdings keine Beweise gibt.

Die Sehnsucht nach dem allmächtigen Vater, der gleichzeitig gefürchtet wird [nirgends wie im Judentum und etwas weniger im Christentum wird die Gottesfurcht als etwas Positives so betont], ist die Quelle des religiösen Verlangens. Freud sieht hinter dem religiösen Bedürfnis den Wunsch, vor Gefahren geschützt, mit der Härte des Schicksals versöhnt, und für Leiden entschädigt zu werden. Kurzum: Für ihn ist die Gotteskindschaft ein Ausdruck infantiler Hilflosigkeit. Und er äussert den Verdacht, religiöse Erziehung trage zur Verdummung der Kinder bei.
Freud: "Denken Sie an den betrübenden Kontrast zwischen der strahlenden Intelligenz eines gesunden Kindes und der Denkschwäche des durchschnittlichen Erwachsenen. Wäre es ganz unmöglich, dass gerade die religiöse Erziehung ein grosser Teil an dieser relativen Verkümmerung trägt?" Das ist zweifellos richtig. Baron D'Holbach schrieb: "Alle Kinder sind (von Natur aus) Atheisten; sie haben keine Idee von Gott." Diese wird ihnen später durch die "religiöse Erziehung" aufoktroyiert. Freud selber wurde a-religiös erzogen und so gewissermassen natürlich zum Atheisten. Er wurde von seinem Vater nicht in die jüdische Religion eingeführt. Er bedauerte zwar später den Mangel an Wissen, insbesondere dass er kein Hebräisch konnte, blieb aber seiner atheistischen Überzeugung immer treu und - trotzdem oder gerade dshalb - auch seiner jüdischen Identität.
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon pocoloco » Mi 18. Mär 2009, 00:12

@ alle: Vielen Dank für Eure Antworten erstmal.
Ich weiß, dass das hier natürlich keine Selbsthilfegruppe ist und will dieses Forum auch nicht als eine solche nutzen. Ich würde nur gerne mit Euch über ein paar Dinge reden, wenn ihr das auch wollt. Ich glaube, dass es mir sehr helfen würde. Konkret geht es darum, dass ich mich in letzter Zeit sehr mit der Wirksamkeit des Gebetes beschäftige. Ich hatte bereits früher mit der religiösen Zwangserkrankung zu kämpfen und ich habe um meine Zwänge zu überwinden wohl eine Art Expositionstherapie mit mir selbst gemacht (natürlich wusste ich damals noch nicht, dass es so heißt): Ich habe darum gebetet, dass gott meine Familie und meine Freunde umbringt und dass wir danach in die Hölle kommen. Ich habe das getan, um mir selbst zu zeigen, dass gar nicht Schlimmes passiert...
Ich war nun eine Zeit lang relativ frei von relgiösen Zwangsgedanken und habe mich wegen anderer Zwangsgedanken (zum Beispiel zwanghafte Sorge um die Gesundheit) in Therapie begeben. Vor allem aber war ich überzeugt schizophren zu sein (wegen der früheren religiösen Zwangsgedanken). Nun hat die Therapuetin es irgendwie geschafft mir einzureden, dass diese Art der Religiosität vollkommen normal sei... und jetzt habe ich wieder Angst. Was ist wenn Gott das Gebet erhört und wir kommen alle in die Hölle wegen mir?
Ich habe jetzt viel über die Wirksamkeit des Gebtes und Studien darüber gelesen und einige Studien zeigten ja echt einen signifikanten Effekt... zum Beispiel die Studie von Byrd. Wie kann das kommen? Ich bin ganz durcheinander, weil im Internet so viele Leute von Gebetserhörungen berichten... und ich weiß, dass sich das bescheuert anhört, aber mir sind auch ganz seltsame Dinge passiert. Ich habe, um auszuprobieren, ob Gebet wirkt um 120 Dinge gebetet, die mir unwahrscheinlich vorkamen. 19 davon sind eingetroffen... es hat mich erschreckt... Findet ihr das verrückt? Ich hoffe, dass ihr mich jetzt nicht für vollkommen durchgeknallt haltet.

@ Stine: Ich weiß selbst nicht, warum ich so eine Höllenangst vor Gott habe. Ich hatte eine ganz normale glückliche Kindheit, habe ein ganz normales Leben, bin bis jetzt von größeren Katastrophe verschont worden... trotzdem habe ich schon mein Leben lang Ängste und Zwänge und die Angst vor Gott ist wohl eben einer davon. Meine Familie ist nicht mal religiös.

@ Astrella:
Aber durch die Bank treffen Schicksalsschläge, Kummer, Not, Krankheiten auch betende Menschen, nicht mehr, nicht weniger.
Gläubige Menschen mögen vielleicht mit Schicksalsschlägen anders umgehen, weil sie einen (guten) Sinn dahinter vermuten, aber das ist ihr persöhnliche Strategie, mit solchen Dingen umzugehen und kann genauso gut nach hinten losgehen, weil manch einer sich persönlich von Gott bestraft fühlt und weiss nicht warum.

Eigentlich sollte man das denken, ja und es würde auch wirklich viel Sinn machen. Es würde auch viel Sinn machen, wenn es keine Hungersnöte mehr gäbe. Wie viele Leute haben wohl dafür gebetet?

@ russelsteapot: Ich bin mir sicher, dass in meinem Gehirn botenstoffmäßig was nicht rund läuft. Ich bin jetzt gerade dabei das dritte Medikament auszuprobieren. Vielleicht finde ich noch etwas, bis jetzt war nichts dabei. Bezüglich der Psychologen: Ich werde wohl die Therapie abbrechen und dann irgendwann eine neue anfangen... aber ich habe Angst davor. Ich habe eine Bekannte, die schon seit Jahren Therapien macht... und es geht ihr immer schlechter statt besser... man kann wohl danach süchtig werden. Meine jetzige Therapie betrachte ich als eher erfolglos. Sie hat eher meinen Zustand verschlechtert statt verbessert :/

@ Xander1: Meine Familie ist jüdisch und kein bisschen religiös so wie Freuds. Ich bin streng nicht-religiös erzogen worden. Mein Vater hat mir sogar einmal den Kontakt zu einem gar zu streng religiösen Spielkameraden und seiner Familie untersagt, weil diese mich missionieren wollten. Eines Tages, da war ich noch ein Kind, habe ich angefangen jeden Abend zu Jesus zu sprechen. Ich hatte mir das von einem christlichen Freund abgeschaut. Es hat mich niemand angeleitet oder gezwungen. Es war einfach in mir drin. Vielleicht tatsächlich das Bedürfnis nach einem "Beschützer". Diese Welt erscheint, vor allem für ein Kind, oft bedrohlich und feindseelig. Später da kamen dann die religiösen Zwänge dazu, auch dazu hat mich niemand angeleitet. Ich bin von allen meinen Bekannten wohl der einzige, der in dieser Art religiös war... oder der einzige, von dem ich es weiß. Von mir wissen es nämlich auch nur wenige.
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon stine » Mi 18. Mär 2009, 07:55

pocoloco hat geschrieben:Ich habe darum gebetet, dass gott meine Familie und meine Freunde umbringt und dass wir danach in die Hölle kommen. Ich habe das getan, um mir selbst zu zeigen, dass gar nicht Schlimmes passiert...
Sowas verschafft dir nur die Hölle auf Erden, denn nur da gibt es sie.
pocoloco hat geschrieben:Mein Vater hat mir sogar einmal den Kontakt zu einem gar zu streng religiösen Spielkameraden und seiner Familie untersagt, weil diese mich missionieren wollten.
Vielleicht war das der Auslöser?
Ein einfaches Verbot ist keine Aufklärung.
Wie hat dein Vater das erkannt? Wie hat er reagiert? Hast du das Verhalten deines gläubigen Freundes damals übernommen?
Und wie alt bist du gewesen?
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon Sentient6 » Mi 18. Mär 2009, 09:35

Hallo pocoloco!

Ich kann deine Ängste gut nachvollziehen. Ich hab mich als Kind extrem vor allem Möglichen gefürchtet, vorallem vor irrationalen Dingen. Das verfolgt mich auch jetzt noch zum Teil, als unbehagliches Gefühl in dunklen, unübersichtlichen Zimmern etc, oder beim lesen von unangenehmen Dingen. Und die Angst vor einem bösartigen Gott ist wohl die absolute Steigerung dieser Ängste, die mir zum Glück erspart geblieben ist. Ich muss aber zugeben, dass der "Was wäre wenn"-Gedanke ziemlich unangenehm ist..

Ich schließe mich hier der Meinung an, dass du dir einen fähigen Therapeuten suchen solltest, denn die wissen mit sowas professionell umzugehen. Eventuell wär es ganz sinnvoll, nebenbei in den ersten Sitzungen nach dem Glauben deines Therapeuten zu fragen. Zumindest würde ich das so machen. Das vermeidet dir religiös eingefärbte Ratschläge. Ich halte es für den falschen Ansatz, dich davon zu überzeugen, dass Gott gut ist.. Viel wichtiger ist es, dass du selber dich von der Hypothese "Gott" befreist. Vielleicht gehts dir dann wie mir: Ein unangenehmes Gefühl ab und zu bleibt möglicherweise, aber nichts was einen wirklich beunruhigt.

Mich wundert, dass hier noch niemand die Lektüre von Dawkins "Gotteswahn" empfohlen hat. Klar, ob das im konkreten Fall hilft ist fraglich, aber ein versuch ist es wert. Zumindest stehen da viele Argumente drin, die du hier auch zu hören bekommen würdest. Wenn es einen Gott gäbe, wäre der Autor des Buches schon lange von einem Blitz getroffen worden... Vielleicht der beste Beweis gegen die Existenz Gottes. ;)

Alles in allem bin ich mir sicher, dass du das überwindest. Dein Verhalten zeigt eindeutig, dass du zum kleinen Teil der denkenden Bevölkerung gehörst.. Viel Erfolg!

Liebe Grüße,
Erik
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon pinkwoolf » Mi 18. Mär 2009, 20:17

stine hat geschrieben:Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass du in diesem Forum deine Zwänge aufgearbeitet bekommst. Aber recht hast du, es überall zu versuchen!
Jemand der eine naturalistische Sicht der Welt hat, wie die Brights, kann dir zwar sagen, dass du keine Sorge haben mußt, einem rachsüchtigen, allmächtigen Gott in den Würgegriff zu fallen, aber sich diese Aussage auch zu verinnerlichen, das mußt du selbst tun.

Lang ist es her, dass ich deinen Kommentaren aus vollem Herzen zustimmen konnte, Stine. Jetzt ist es wieder so weit.

Überhaupt bewundere ich deine Hartnäckigkeit, in diesem Forum über Jahre (sind es wohl schon) deinen Standpunkt zu vertreten. Vermissen tue ich Empordas garstige Antworten, die dennoch nie seine Sympathie verbergen konnten. Hoffentlich ist bei ihm alles OK.
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon Andreas Müller » Mi 18. Mär 2009, 21:42

Psychologie ist eine Pseudowissenschaft. Du brauchst keinen Psychologen. Sehr wahrscheinlich wirst du dich selbst am besten heilen können.

pocoloco hat geschrieben:Nun ja, ich habe solche Angst, dass es einen Gott gibt, der allmächtig und sadistisch und rachsüchtig ist.

Diesen Gott gibt es definitiv nicht. Es gibt keine Belege für seine Existenz und alles, was wir über die Welt herausgefunden haben, widerspricht dieser Idee. Hab also keine Angst.

LinuxBug hat geschrieben:Ja, Selbsthilfegruppe sind wir eigentlich nicht

Ich finde es ganz schön daneben, so jemanden zu begrüßen, der Hilfe sucht. Selbsthilfegruppen bringen übrigens genauso viel wie eine Psychotherapie: Nichts.
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon pinkwoolf » Mi 18. Mär 2009, 22:53

Andreas Müller hat geschrieben:Psychologie ist eine Pseudowissenschaft. Du brauchst keinen Psychologen. Sehr wahrscheinlich wirst du dich selbst am besten heilen können.
...
Selbsthilfegruppen bringen übrigens genauso viel wie eine Psychotherapie: Nichts.

Ich fürchte, dein Ratschlag nützt vor allem jenen, die sich einfach mal irgendwie Scheiße fühlen. Wer täte das nicht?

Aber was ist beispielsweise mit Leuten, die davon überzeugt sind, dass die ganze Welt sie beobachtet und ausnutzt? Ich glaube, eine Psychotherapie kann hier einiges gerade rücken; denn schließlich hat die Welt noch anderes zu tun.

Selbsthilfegruppen würde ich selber ebenso fliehen wie irgendwelche dubiosen Sekten. Aber wenn ich meinte, über meine Probleme mit anderen Menschen reden zu müssen, und wenn ich keine Freunde hätte - es gäbe schlimmeres!
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon Andreas Müller » Mi 18. Mär 2009, 23:28

Nein, Psychotherapien sind durch die Bank wirkungslos. Steht in "Lexikon der Psychoirrtümer" und ist mit Studien aus meiner Sicht hinreichend belegt. Wenn jemand wirklich schizophren ist, oder eine dieser krassen Krankheiten hat, dann sollte er natürlich einen Arzt aufsuchen. Aber eher einen Neurologen als einen Psychoanalytiker. Natürlich kann man auch bei einer Selbsthilfegruppe vorbeischauen, es schadet ja nicht in der Regel. Aber es hilft in der Regel auch nicht.
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon LinuxBug » Mi 18. Mär 2009, 23:40

Andreas Müller hat geschrieben:Ich finde es ganz schön daneben, so jemanden zu begrüßen, der Hilfe sucht. Selbsthilfegruppen bringen übrigens genauso viel wie eine Psychotherapie: Nichts.

Es ist mir herzlich egal, wie du meine "Begrüßung" findest. Wenn einer, der Hilfe sucht, gleich mit der Tür ins Haus fällt, werd ich ihn nicht begrüßen sondern sagen, dass er bei mir falsch ist und eventuell fragen ob ich sonst was für ihn tun kann um ihn zu beruhigen, falls er aufgebracht ist.
Warum sollte ich in einem Internetforum irgendwelchen (mir unbekannten) Geboten der Höflichkeit folgen, die mit der Beantwortung der Frage nichts zu tun haben? :skeptisch:
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon Andreas Müller » Mi 18. Mär 2009, 23:50

Aus Höflichkeit?
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon Falk » Mi 18. Mär 2009, 23:53

pocoloco hat geschrieben:Ich habe, um auszuprobieren, ob Gebet wirkt um 120 Dinge gebetet, die mir unwahrscheinlich vorkamen. 19 davon sind eingetroffen... es hat mich erschreckt... Findet ihr das verrückt?

Nein, überhaupt nicht. Das ist bloße Statistik. Wenn ein Ereignis unwahrscheinlich ist, heißt das ja auch, dass es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintreten kann. 19 von 120 ist da beiweitem keine hohe Zahl, sondern, je nachdem, um welche Ereignisse es sich gehandelt hat, vielleicht nicht weiter verwunderlich. Einen halbwegs sicheren Beleg für ein Eingreifen Gottes hättest du nur, wenn ein Ereignis eintritt, das ohne Gottes Eingreifen unmöglich eintreten kann. Und selbst in diesem Falle gilt noch: ein solches Eingreifen Gottes muss nichts mit deinem Gebet zu tun haben, es könnte bloß zufällig zeitlich zusammenfallen. Wenn nach deinen Gebeten mehrfach unmögliche Ereignisse geschehen, kannst du dir Gedanken machen, ansonsten ist da nichts, worüber es sich lohnen würde, Angst zu haben.

pocoloco hat geschrieben:Ich habe jetzt viel über die Wirksamkeit des Gebtes und Studien darüber gelesen und einige Studien zeigten ja echt einen signifikanten Effekt... zum Beispiel die Studie von Byrd. Wie kann das kommen?

Durch mangelhaftes Wissenschaftsverständnis. Derlei Studien zeigen keinen "Effekt" im Sinne eines Kausalzusammenhanges zwischen Ereignis A und Ereignis B. Solche kausalen Zusammenhänge sind Sache der Interpretation der beobachteten Ergebnisse. Und die kann plausibel sein oder unplausibel. Und dann müssen Interpretationen natürlich weiter überprüft und bestätigt werden, bevor man sie annehmen kann. Eine wissenschaftliche Studie alleine bringt letztlich überhaupt nichts, wenn die Ergebnisse nicht reproduzierbar sind. Im Falle von Gebeten u.ä. gibt es von wenigen zweifelhaften Studien abgesehen gar nichts, was einen kausalen Zusammenhang zwischen Gebeten und irgendwelchen Ereignissen, für die gebetet wurde, auch nur nahelegen würde. Grob gesagt: du müsstest dir Gedanken machen genau dann, wenn die angeblichen Ergebnisse der Byrd-Studie prinzipiell reproduzierbar wären, d.h. wenn man den Versuchsaufbau jederzeit nachvollziehen und zu denselben Ergebnissen kommen könnte. Das ist nicht der Fall, solche Studien ergeben in den allermeisten Fällen gar nichts. Damit sind auch Byrds Ergebnisse völlig irrelevant.
Erklären lassen sich solche auffälligen Ergebnisse auf verschiedene Weise: zum Einen könnte Byrd schlicht gepfuscht haben. Zum anderen könnte der Versuchsaufbau mangelhaft gewesen sein. Oder das Ergebnis war bloßer Zufall, so wie dein 19-von-120-Ergebnis es gewesen sein dürfte.

Der zentrale Punkt ist, denke ich, dass du den Zufall unterschätzt, und das Eintreten unwahrscheinlicher Ereignisse gleich einem göttlichen Wirken zuschreibst. Wir neigen alle dazu, Wahrscheinlichkeiten zu unterschätzen und (Un-)Wahrscheinlichkeitsaussagen fehlzunterpretieren. Pi mal Daumen würde ich sagen: Jede noch so klitzekleine Wahrscheinlichkeit ist plausibler als die Annahme eines Gottes - einfach weil auch mit winziger Wahrscheinlichkeit eintretende Ereignisse sich im Falle ihres Eintretens nachvollziehbar erklären lassen, während göttliches Eingreifen per definitionem unerklärlich, also nicht-nachvollziehbar, ist. Und prinzipiell nicht-nachvollziehbare "Erklärungen" sind völlig willkürlich. Gott oder nicht Gott, das ist dann eine Setzung aus reiner Beliebigkeit.
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon russellsteapot » Do 19. Mär 2009, 01:28

Hmmm, aus meiner Erfahrung such dir einen Psychologen der auch gleichzeitig Psychiater ist (normale Psychologen sind medikamententechnisch meist nicht fit oder lehnen sie ganz ab). Mach eine Kurztherapie und check nach was die Medis wirklich machen und ob sie dir auch gut tun (MAO-Hemmer bei mir sind zum Beispiel eine Katastrophe) Ich versuche möglichst ohne Medikation auszukommen aber bei schweren Symptomen können die richtigen Medikamente schon eine gewisse Zeit helfen - hüte dich aber vor Dauerkonsum! Das Wichtigste in so Krisenzeiten: Freunde! Such dir jemanden dem du voll vertraust, trinkt ein paar Bierchen und redet darüber! Das bringt meistens mehr als alle Psychoheinis, Selbsthilfegruppen und Pillen zusammen!
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Re: Religiöse Zwangserkrankung: Bitte um Hilfe

Beitragvon Myron » Do 19. Mär 2009, 02:57

Andreas Müller hat geschrieben:Psychologie ist eine Pseudowissenschaft. Du brauchst keinen Psychologen. Sehr wahrscheinlich wirst du dich selbst am besten heilen können.


Halte Dich mit solchen unverantwortlichen Äußerungen zurück!
Denn Du kannst als Nichtfachmann und erst recht nicht im Rahmen einer oberflächlichen Forumskommunikation objektiv einschätzen, wer wirklich psychologische Hilfe benötigt und wer nicht!
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