Die etwas andere Evolutionstheorie...

Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon russellsteapot » Do 23. Apr 2009, 12:49

Naja, ein Asteroid der gross genug ist würd das Leben schon mal herbremsen :lachtot: Zumindest auf unserer guten alten Erde...
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon HF******* » Do 23. Apr 2009, 14:02

@Stine: Und wenn Du Glück hast, wirst Du vielleicht sogar Dalai Lama im „nächsten“ Leben, oder Gott - vielleicht aber auch nur bein Dämon, wenn Du Pech hast und Dich nicht ausreichend entwickelst - oder Du kommst zeitlich versetzt raus und bist plötzlich Jesus oder Hitler :lachtot: :santagrin: :furz: :lepra:
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon stine » Do 23. Apr 2009, 16:08

russellsteapot hat geschrieben:Naja, ein Asteroid der gross genug ist würd das Leben schon mal herbremsen :lachtot: Zumindest auf unserer guten alten Erde...
Genau das wissen wir nicht.
Wenn der Mensch ausgestorben ist, die Tiere weg sind und es keine Pflanzen mehr gibt, kann das Leben immer noch da sein und sich neu formieren.
Ich sehe kein Ende. Nur die Form ändert sich.

LG stine
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon stine » Do 23. Apr 2009, 16:10

HFRudolph hat geschrieben: :lachtot: :santagrin: :furz: :lepra:
:irre: Was für eine interessante Sprache!
Glückwunsch!

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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon smalonius » Do 23. Apr 2009, 16:49

platon hat geschrieben:Ich nehme an, Du meintest zur Parthenogenese fähig. Hermaphroditisch heißt, sie sind Zwitter, wie z.B. viele Schnecken, die können sich aber nicht selbst befruchten, was wiederum viele Blütenpflanzen können.
Gibt wohl auch einige Hermaphroditen, die sich selbst befruchten können, aber im Prinzip hast du recht.
stine hat geschrieben:Vielen Dank smalonius, für deine umfassende Biologiestunde.
Nachdem das Thema Leben für dich recht wichtig zu sein scheint wollte ich mich nicht lumpen lassen. Bild

Nur sehe ich, als Nichtmaterialist, das "Leben" nicht als Eigenschaft, sondern als irgendeine Antriebsform.
Antriebsform? Ich könnte jetzt sagen Adenosintriphosphat ATP, das treibt fast alle Lebewesen an. :mg:

Ernsthafterweise sage ich: Leben ohne den inneren Antrieb Nahrung, Licht, Wärme etc. zu suchen wäre bald wieder tot. Bei höheren Lebewesen kommen noch ein paar weitere Antriebe hinzu.


Schönborn

blauregen hat in einem anderen Strang Schörnborn verlinkt. Ein paar Zitate daraus kommen mir gerade recht für diesen Strang.
http://stephanscom.at/evolution/0/artic ... 23/a11032/


Der Evolutionismus als Ideologie (nochmals: zu unterscheiden von der wissenschaftlichen Theorie der Evolution oder Deszendenz) bestreitet gerade so etwas wie eine Seinsvorgabe des Schöpfers, an der sich das sittliche Sollen der "Schöpfungsverantwortung" orientieren könnte. Ich nenne zwei Bereiche, wo es im Empfinden vieler Menschen heute Vorbehalte gegen eine Schöpfungsordnung gibt:

Das erste ist die Vorgabe des Schöpfers des Menschen, dass dieser "als Mann und Frau" geschaffen und so gewollt sei: Es fällt uns heute, vom Zeitgeist immer auch mehr oder weniger "angesteckt", schwer, anzuerkennen, dass Mannsein und Frausein nicht einfach kulturelle Fixierungen beliebiger Art sind, auch nicht einfach genetische Zufallsprodukte, sondern zuerst einmal Vorgaben des Seins. Dass dem genetischen Spiel dabei eine Rolle zukommt, und ebenso kulturellen Einflüssen, ist keine Frage, aber sie machen das Mannsein und das Frausein nicht aus. Sie können dessen Ausprägung beeinflussen, aber immer unter der Vorgabe, dass sie ein Mannsein oder ein Frausein in seiner Gestaltung mitprägen.

Tja, die Vorbehalte entstehen wohl, weil die Seinsvorgabe des Schöpfers als Erklärung äußerst unergiebig ist.

In der Biologie gibt nichts einen Sinn ohne Evolution. Warum gibt es sexuelle Fortpflanzung?

Mutation ist eine sehr langsame und fehlerträchtige Angelegenheit. Genetische Rekombination der Gene zweier Elternteile ist viel effizienter und schneller. Einzeller mit Reproduktionsraten von 1 mal in 20 Minuten können sich das leisten, nur zu mutieren, außerdem haben sie auch noch horizontalen Gentransfer. Für langlebige Großtiere wäre das eine schlechte Strategie. Weiterhin kann man aus spieltheoretischen Überlegungen ableiten, daß die Entwicklung in männlich - viele kleine Spermien - und weiblich - wenige große Eizellen - naheliegt.

Was diese Überlegungen aber nicht hergeben ist der Satz:

Jene erste Frau, die einen harten Dorn oder eine Fischgräte durchbohrte und ein Stück Tiersehne hindurch zog, um ein paar Fetzen Fell aneinanderfügen zu können, und die so die Nadel, das Nähen, den Anfang aller Kleiderkunst, erfand, erfüllte diesen Auftrag.
Tja, jetzt wissen wir, was das gottgewollte Frausein ausmacht. :lachtot:

Als entscheidende Negation des Schöpfungsglaubens wurde der (popularisierte) Darwinismus nicht nur vom Marxismus bis zum Ende des Kommunismus propagiert; ...
Ein klein bißchen Recherche könnte nicht schaden. Für die Sowjet-Kommunisten war Darwins Idee irrgeleitet und materiell/kapitalistisch. Sie hatten eine konkurierende Hypothese.

Hinter der Debatte um Schöpfung und Evolution steht nicht, wie es gerne medial und wissenschaftspopulär dargestellt wird, die Alternative "Rückkehr ins Mittelalter durch kirchlichen, antiwissenschaftlichen Dogmatismus" versus "zukunftsorientierten wissenschaftlichen Fortschritt". Es geht um die große, zukunftsentscheidende Frage nach den tragfähigen ethischen Orientierungen für eine hochtechnisierte Zivilisation und ihre existenzgefährdeten Möglichkeiten.
Das hört man ständig, wenn's um das Thema geht.

JP II hat im Eingangszitat ähnliches behauptet, nämlich "Diese Theorien sind im übrigen nicht imstande, die personale Würde des Menschen zu begründen." Das heißt auf Deutsch, nur weil JP II an seinen Gott glaubt, führt er sich nicht auf wie ein Arschloch. Traurig.

In den Worten von Darwin (frei erinnert): "Wer wollte annehmen, daß eine Gesellschaft von Halunken und Verbrechern [thugs] erfolgreicher wäre als eine Gesellschaft von ehrlichen Menschen?"


(Ich sollte mal einen Fred aufmachen über Axelrod und seine Simulationen.)
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon platon » Do 23. Apr 2009, 17:39

@smalonius: Chapeau, Alter,
das nenn ich Standvermögen! Sich den Schönborn in Gänze rein zu ziehen und zu zerpflücken, erfordert Willenskraft. Mir wird schon beim Drüberlesen immer schlecht und ich denke mir: der Mann muss einen Zwillingsbruder haben. Einer alleine kann soviel Mist doch überhaupt nicht verzapfen. :gott:
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon stine » Do 23. Apr 2009, 21:54

smalonius hat geschrieben:Ich könnte jetzt sagen Adenosintriphosphat ATP, das treibt fast alle Lebewesen an.

So wird behauptet. Adenosintriphosphat ist ein Nucleotid, aufgebaut aus Adenin, Ribose und 3 Molekülen Phosphorsäure. ATP ist eine Speicherform von Energie in der Zelle. Gut, jetzt wissen wir, wie notwendige Energie gespeichert wird und dass Zellen diese brauchen, um sich zu teilen.
Ich kann einem Stein Adenosintriphosphat einspritzen oder ihn damit einreiben und er wird mir trotzdem nicht mein Essen vom Teller stehlen.
Nein, Leben ist noch etwas anderes.

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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon El Schwalmo » Do 23. Apr 2009, 22:53

smalonius hat geschrieben:Leben, soweit wir es heute kennen, hat zwei Hauptmerkmale.

ich vermute, dass es besser ist, nicht von 'Leben', sondern von 'lebendigen Systemen' zu sprechen. 'Leben' ist eine Reifizierung, so wie 'Stoffwechsel' oder 'Bewegung'.

Es mag merkwürdig klingen: nicht mal Biologen sind sich darüber einige, was unter 'Leben' zu verstehen ist. Das ist natürlich eine philosophische Frage. Aber nicht unwichtig. Sehr deutlich wurde das, als man die erste Sonde auf den Mars schickte, die dort nach 'Leben' suchen sollte. An der Diskussion über die Ergebnisse konnte man damals sehr deutlich verfolgen, wie komplex diese Frage ist.
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon hjrumland » Fr 24. Apr 2009, 16:17

platons hat geschrieben:
Blut ist rot, liebe stine, aber wenn Du behauptest, Blut sei grün, dann ist das natürlich genaugenommen Ansichtssache! Stimmt's?
Wo holt ihr Gottgläubigen nur immer eure Totschlagargumente her? Werdet ihr da speziell geschult?

Für farbblinde Leute, die wegen einer genetischen Veranlagung rot nicht von grün unterscheiden können ist das nicht Ansichtssache.

Für nicht farbblinde, die Farbunterschiede gut erkennen können, ist die Frage wie wir rot und grün sehen nicht zu beantworten. Zwei Personen können zwar auf einer Farbtafel die selbe Farbe antippen wenn man um rot oder grün bittet, aber wie diese Farbe in ihrem Gehirn aussieht, weiss nur die Person selbst durch das, was sie als Kind gelernt hat: die Rose ist rot, die Blätter sind grün, der Himmel ist blau.
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon hjrumland » Fr 24. Apr 2009, 16:48

HFRudolph hat geschrieben:@Stine: Die Methodik, mit der Du Dich der Sache näherst, ist zu keinerlei Erkenntnisgewinn geeignet. Du nimmst das einfach nicht ernst. :(
Mich wundert es, dass Du es zu Hause schaffst, einen Topf Wasser auf dem Herd zum Kochen zu bringen. Vermutlich, weil Du mit anderer Methodik herangehst.

Mit anderer Methodik an eine Sache heranzugehen ist kein Grund diese Methodik zu verspotten besonders wenn die Methodik besser ist als die alte Methode: Topf Wasser auf dem Herd ist veraltet und verbraucht viel Energie. Man soll ruhig wie stine einen Capucinomacher zu benutzen...das ist moderner und benutzt weniger Energie, da dieser Apparat das Wasser direkt erhitzt.
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon HF******* » Fr 24. Apr 2009, 17:45

@hjrumland: Ich hatte bei Stine eher an Versuche mit Zauberstab, Gottesanbetung oder mit ner schwarzen Katze im Sack nachts übern Friedhof gedacht, um das Wasser zum Kochen zu bringen. :devil:
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon stine » Fr 24. Apr 2009, 19:26

HFRudolph hat geschrieben:... eher an Versuche mit Zauberstab, Gottesanbetung oder mit ner schwarzen Katze im Sack nachts übern Friedhof... :devil:
Du überschätzt meine Fähigkeiten ganz gewaltig.
Wenn ich das könnte, stünde es morgen in der Zeitung. :yes:

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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon Aeternitas » Do 28. Mai 2009, 19:22

Da sie ja am meisten darauf rumpocht sollten wir vielleicht Stine fragen was für sie leben ist bzw. was belebte von unbelebter Materie unterscheide, bisher scheint es jedenfalls eine Willkürliche Krenziehung zu sein die ab einer bestimmten Komplexität der Chemischen Reaktion davon ausgeht das das dann leben ist.

Im übrigen Stine hat Evolution nichts mit Höherentwicklung zu tun, auch wenn sie hin und wieder vorkommen soll.
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon platon » Do 28. Mai 2009, 19:35

Aeternitas hat geschrieben:Im übrigen Stine hat Evolution nichts mit Höherentwicklung zu tun, auch wenn sie hin und wieder vorkommen soll.

Dem ist nur beizupflichten. Darwin hat sich da sprachlich etwas zu weit aus dem Fenster gelegt.
Evolution ist möglichst optimale Anpassung an die eigene ökologische Nische. Wenn die sich ändert, muss sich die Art anpassen, sonst muss sie die Nische verlassen oder sie stirbt aus. Das ist der Evolutionsdruck. Ob die Anpassungen an die Veränderungen so gut gelingen wie vorher, ist vom Zufall abhängig. Wie gesagt: Da ist niemand der "schöpft".
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon jackle » Sa 30. Mai 2009, 02:39

Aeternitas hat geschrieben:Da sie ja am meisten darauf rumpocht sollten wir vielleicht Stine fragen was für sie leben ist bzw. was belebte von unbelebter Materie unterscheide, bisher scheint es jedenfalls eine Willkürliche Krenziehung zu sein die ab einer bestimmten Komplexität der Chemischen Reaktion davon ausgeht das das dann leben ist.


Lebende Systeme besitzen ein Kompetenzerhaltungsinteresse, unbelebte Materie dagegen nicht. Die Eigeninteressen (als emergente Eigenschaften) machen folglich den Unterschied aus.

Aeternitas hat geschrieben:Im übrigen Stine hat Evolution nichts mit Höherentwicklung zu tun, auch wenn sie hin und wieder vorkommen soll.


Da nur lebende Systeme evolvieren können und diese ein Kompetenzerhaltungsinteresse besitzen, ist die Höherentwicklung mehr oder weniger zwangsläufig, jedenfalls dann, wenn relativ konstante Bedingungen im Lebensraum vorherrschen. Wenn allerdings ständig irgendwelche Meteoriten einschlagen, kann das auch mal anders aussehen.

Hinzu kommt, dass die Evolution spätestens mit dem Aufkommen der Gehirne "larmarckistische" Züge bekommen hat, denn hierdurch besaßen lebende Systeme nun ein Speichersystem (einen "Replikator") zur "Vererbung" erworbener Eigenschaften.

Die ständige Zurückweisung der Höherentwicklung, die in der Natur klar feststellbar ist, ist für mich der sog. Political Correctness geschuldet.
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon jackle » Sa 30. Mai 2009, 02:46

platon hat geschrieben:
Aeternitas hat geschrieben:Im übrigen Stine hat Evolution nichts mit Höherentwicklung zu tun, auch wenn sie hin und wieder vorkommen soll.

Dem ist nur beizupflichten. Darwin hat sich da sprachlich etwas zu weit aus dem Fenster gelegt.
Evolution ist möglichst optimale Anpassung an die eigene ökologische Nische. Wenn die sich ändert, muss sich die Art anpassen, sonst muss sie die Nische verlassen oder sie stirbt aus. Das ist der Evolutionsdruck. Ob die Anpassungen an die Veränderungen so gut gelingen wie vorher, ist vom Zufall abhängig. Wie gesagt: Da ist niemand der "schöpft".


Das ist für mich eine absolut eingeschränkte Vorstellung von Evolution. Lebewesen sind Evolutionsakteure, die ihre Evolution selbst betreiben. Sie passen sich nicht lediglich an, sondern drängen ggf. in die Nischen, die ihnen Vorteile verschaffen.

Ist der Pfauenschweif eine Anpassung an eine ökologische Nische? Sind es unsere musikalischen Fähigkeiten? Offenkundig nicht.

Der Mensch geht darüber hinaus mittlerweile sogar den umgekehrten Weg: Was nicht passt, wird passend gemacht.

Höherentwicklung ist eine normale Begleiterscheinung von Evolution. Evolviert die moderne Technik hin zu besserer Technik? Aber ganz klar.

Meines Erachtens hängt der Widerstand gegen die Höherentwicklung ganz stark mit dem limitierenden Anpassungsdenken zusammen.
Zuletzt geändert von jackle am Sa 30. Mai 2009, 03:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon jackle » Sa 30. Mai 2009, 03:14

stine hat geschrieben:Und sind geistlose Körper tot oder können sie auch lebendig sein?


Ich halte die Diskussion über Geist und Materie für wenig zielführend. Für mich entspringt der Geist einem gewissen Ordnungszustand der Materie. Er ist nicht davon getrennt vorhanden.

stine hat geschrieben:Und ich muss gar nichts beweisen, denn ich erkenne Leben, wenn ich es seh :mg: .


Das ist ein wichtiger Punkt. Schon kleine Kinder können Lebendes treffsicher von Unbelebtem unterscheiden. Meines Erachtens enthält Leben biologische Informationen (über den Lebensraum), die es permanent zu erhalten trachtet. Es versucht seine Kompetenzen zu erhalten. Bei allereinfachsten Lebensformen können das Automatismen oder einfachste homöostatische Funktionen sein. Bei komplexen Lebensformen ist das dann entsprechend komplex. Beispielsweise besitzen Lebewesen ein Fortpflanzungsinteresse. Bei getrenntgeschlechtlichen Lebewesen sitzt die Fortpflanzungsfunktionalität aber im Wesentlichen in den Weibchen. Männchen versuchen sich dann mit Weibchen zu paaren (deren Fortpflanzungsmechanismus zu nutzen, ähnlich wie Viren den externen Metabolismus eines Wirts nutzen), um ihre Kompetenzen bzw. biologischen Informationen (primär ihre Gene, aber ggf. Sprache und andere Kompetenzen) über ihr eigenes Leben hinaus zu erhalten.

Kinder können diese emergenten Eigeninteressen spüren und somit ein Lebewesen als lebend einordnen. Sie wissen, dass eine Spinne weglaufen wird, wenn man nach ihr tritt, da sie bestrebt ist, ihre biologischen Informationen zu erhalten (anders als der Stein).

stine hat geschrieben:Produziert dein Körper also sein Leben selbst?


Ich würde denken: Ja. Das drückt im Wesentlichen auch der Autopoiesisbegriff aus.

stine hat geschrieben:Und wenn ja, wieso kann er das nicht endlos?


Das ist relativ einfach zu beantworten: Meine 50 Billionen Zellen besitzen alle den gleichen genetischen Code. Wollte ich mich an veränderte Umweltbedingungen anpassen, geht das via Genetik nur, indem der genetische Code in allen 50 Billionen Zellen geändert wird. Ich kann bei mir keine einzelnen Zellen gegen ein Modell mit einem verbesserten genetischen Code auswechseln. Vielzeller müssen folglich regelmäßig sterben, um sich fortlaufend an den Lebensraum (genetisch) anpassen zu können.

Unternehmen (Superorganismen) können dagegen ihre Zellen (Mitarbeiter und Subunternehmen) einzeln auswechseln. Sie können rein theoretisch beliebig lange leben, ohne sich fortpflanzen zu müssen. Das älteste deutsche Unternehmen ist übrigens fast 1.000 Jahre alt.
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon platon » Sa 30. Mai 2009, 11:14

jackle hat geschrieben:Das ist für mich eine absolut eingeschränkte Vorstellung von Evolution. Lebewesen sind Evolutionsakteure, die ihre Evolution selbst betreiben. Sie passen sich nicht lediglich an, sondern drängen ggf. in die Nischen, die ihnen Vorteile verschaffen.

Hallo, woher kommt denn das? Das ist ja komplett schräg.
Nein, kein Lebewesen treibt seine Evolution. Evolution ist nie ein aktiver Prozess gewesen sondern immer ein zufälliger. Und es geht bei der Evolution auch nicht (nur) um die Besetzung von ökologischen Nischen sondern um den Selektionsvorteil. Wenn der in einer bestimmten Nische besteht, dann wird sie besetzt und nicht umgekehrt.

jackle hat geschrieben:Ist der Pfauenschweif eine Anpassung an eine ökologische Nische? Sind es unsere musikalischen Fähigkeiten? Offenkundig nicht.

Das ist die gleiche Verdrehung von Ursache und Wirkung. Kein Lebewesen passt sich auf Grund der Evolution an eine ökologische Nische an. Zuerst kommt die Veränderung, dann wird geschaut ob sie einen Selektionsvorteil bietet. Wenn ja, setzt sie sich durch, wenn nein, geht sie unter.
Die Giraffe hat nicht den langen Hals gezielt entwickelt, um dadurch die Blätter aus den Baumkronen fressen zu können, die andere Tiere nicht erreichen, sondern erst wurde zufällig der Hals lang und dann hat sich der Vorteil der Futtererreichbarkeit ergeben. So rum wird ein Schuh draus.
Der Pfauenschweif hat die Funktion der sexuellen Attraktion. George Clooney vs. Rainer Calmund. Wer hat die größeren Chancen seine Gene zu verteilen?

jackle hat geschrieben:Der Mensch geht darüber hinaus mittlerweile sogar den umgekehrten Weg: Was nicht passt, wird passend gemacht.

Das hat nichts aber auch gar nichts mit Evolution zu tun.

jackle hat geschrieben:Höherentwicklung ist eine normale Begleiterscheinung von Evolution. Evolviert die moderne Technik hin zu besserer Technik? Aber ganz klar.

Unsinn! Technik macht keine Evolution sondern eine gezielte Entwicklung durch. Da wird mit Vorsatz optimiert, weil Fehler erkannt wurden, Ursachenforschung betrieben und Fehlerquellen beseitigt werden. Das alles macht der Mensch gezielt und bewusst. Mit Evolution hat das nicht das geringste zu tun.

jackle hat geschrieben:Meines Erachtens hängt der Widerstand gegen die Höherentwicklung ganz stark mit dem limitierenden Anpassungsdenken zusammen.


Wer leistet Widerstand gegen die "Höherentwicklung"? Und was ist das "limitierende Anpassungsdenken"?
Höherentwicklung ist im Laufe der Evolution durchaus vorgekommen, aber sie ist kein Kennzeichen der Evolution. Es gibt jede Menge Lebewesen, die ausgestorben sind, ohne sich "höher zu entwickeln".
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon jackle » Sa 30. Mai 2009, 13:08

platon hat geschrieben:Nein, kein Lebewesen treibt seine Evolution. Evolution ist nie ein aktiver Prozess gewesen sondern immer ein zufälliger. Und es geht bei der Evolution auch nicht (nur) um die Besetzung von ökologischen Nischen sondern um den Selektionsvorteil. Wenn der in einer bestimmten Nische besteht, dann wird sie besetzt und nicht umgekehrt.


Das ist falsch. Erst durch Ausprobieren kann herausgefunden werden, ob eine Nische einen Vorteil besitzt. Manchmal werden Nischen auch nur besetzt, um einer zu dominanten Konkurrenz aus dem Weg zu gehen. Dort entfaltet man sich dann mit der Zeit (durch Adaption) und kommt schließlich mit ganz neuer Stärke zurück.

platon hat geschrieben:Zuerst kommt die Veränderung, dann wird geschaut ob sie einen Selektionsvorteil bietet. Wenn ja, setzt sie sich durch, wenn nein, geht sie unter.


Das ist falsch. Ein Lebewesen wird ggf. mit Kompetenzen geboren, die ihm nicht bekannt sind. Erst durch Ausprobieren stellt es fest, dass es etwas kann, was andere nicht können. Der Selektionvorteil besteht nicht automatisch.

platon hat geschrieben:Der Pfauenschweif hat die Funktion der sexuellen Attraktion. George Clooney vs. Rainer Calmund. Wer hat die größeren Chancen seine Gene zu verteilen?


Eindeutig Rainer Calmund (5 Kinder vs. 0). Und was heißt schon "Funktion der sexuellen Attraktion"? Woher kommt die?

platon hat geschrieben:Das hat nichts aber auch gar nichts mit Evolution zu tun.


Aber Hallo! Kein Lebewesen hat jemals diesen Planeten so verändert, wie der Mensch.

platon hat geschrieben:Unsinn! Technik macht keine Evolution sondern eine gezielte Entwicklung durch. Da wird mit Vorsatz optimiert, weil Fehler erkannt wurden, Ursachenforschung betrieben und Fehlerquellen beseitigt werden. Das alles macht der Mensch gezielt und bewusst. Mit Evolution hat das nicht das geringste zu tun.


Das ist falsch. Die "Evolution" der Technik ist ein Nebeneffekt der Evlution der Unternehmen (als Superorganismen), die in eigenständigen Lebensräumen (den Märkten) um Ressourcen (Geld) konkurrieren. Ihre Kompetenzen (Adaptionen), dh. ihre Produkte und Dienstleistungen, entwickeln sich dabei mit.

platon hat geschrieben:Höherentwicklung ist im Laufe der Evolution durchaus vorgekommen, aber sie ist kein Kennzeichen der Evolution. Es gibt jede Menge Lebewesen, die ausgestorben sind, ohne sich "höher zu entwickeln".


Unter normalen Bedingungen führt Evolution zur Kompetenzerhaltung und -entfaltung und damit zu Höherentwicklung. Dazwischen gibt es immer wieder Unfälle.
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Re: Die etwas andere Evolutionstheorie...

Beitragvon NorMill65 » Sa 30. Mai 2009, 13:17

platon hat geschrieben: jackle hat geschrieben:Das ist für mich eine absolut eingeschränkte Vorstellung von Evolution. Lebewesen sind Evolutionsakteure, die ihre Evolution selbst betreiben. Sie passen sich nicht lediglich an, sondern drängen ggf. in die Nischen, die ihnen Vorteile verschaffen.


Hallo, woher kommt denn das? Das ist ja komplett schräg.
Nein, kein Lebewesen treibt seine Evolution. Evolution ist nie ein aktiver Prozess gewesen sondern immer ein zufälliger.


Die Mischung machts. Wie ihr sicher wisst, nimmt die Aktivität eines Individuums Zeit seines Lebens Einfluss auf seine "persönlichen" Gene, die ihrerseits wiederum Einfluss auf das Individuum, insbesondere aber auch auf seine Nachfahren haben. Einfach gesagt: Ein Tischler erzeugt durch sein alltägliches "Training" eine genetische Anpassung, die sich ggf. bei der richtigen Kombination mit einer entsprechenden genetischen Partnerin beim Nachwuchs in einem besonderen tischlerischen Talent ausdrückt. Insofern ist es schon ein aktiver Evolutionsprozess, wenngleich quasi nicht bewusst und nicht im entferntesten beeinflussbar. Das liegt vor allem daran, dass lediglich minimale Änderungen am Genom stattfinden; sollte sich aber rausstellen, dass die tendenzielle Voranpassung "tischlern" tatsächlich das Überleben sichert, setzt sich das dann auch auf Jahrmillionen immer mehr durch... :2thumbs:
platon hat geschrieben:
platon hat geschrieben:Die Giraffe hat nicht den langen Hals gezielt entwickelt, um dadurch die Blätter aus den Baumkronen fressen zu können, die andere Tiere nicht erreichen, sondern erst wurde zufällig der Hals lang und dann hat sich der Vorteil der Futtererreichbarkeit ergeben. So rum wird ein Schuh draus.


Seh ich anders: direkte Vorfahren der Giraffe wollten aktiv an die hoch sitzenden Blätter herankommen, haben sich gereckt und gestreckt, hin und wieder belohnt durch schmackhaftes Blattgut (es zahlte sich also aus und wurde so wiederholt!). Das Verhalten veränderte schließlich über die entsprechende Einflussnahme auf die Gene das genetisch gesteuerte Verhalten aber auch des Knochenbaus (auf Jahrmillionen, versteht sich), so dass eine Wiederholung zunehmend begünstigt und diese mehrfach und immer öfter belohnt wurde - bis schließlich die Gestalt der modernen Giraffe unsere Wahrnehmung erfreuen konnte.

Nur ne Idee. :mg:

Und was die katholische Kirche angeht: bei ihrer ganzen Argumentation geht es doch nur um Selbstbeweihräucherung. Die wollen einfach nicht wahrhaben, dass wir alle stinknormale Lebewesen sind. Sie meinen immer noch, der Mensch seit etwas Besseres. In ihrem eigenen Minderwertigkeitskomplex müssen sie sich diesem Größenwahn hingeben, sonst würden sie wohl Amok laufen oder so. Können der Realtität eben nicht ins Auge blicken, die Armen.


Und, wenn ich mir das noch erlauben darf: wer von Höherentwicklung spricht, sollte zunächst den Maßstab nennen, auf dem er Hoch und Tief definiert - und beachten, dass es unzählige gleichwertige Maßstäbe gibt.

(Tut mir leid, das ich mir hier so wichtig nehm. Macht aber echt Spaß!! :kg: )
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