platon hat geschrieben:...denn nur autoritätshörige Menschen sind überhaupt bereit, ein Wesen oder eine Person, die sie nie selbst kennen gelernt haben, als übergeordnet und überlegen zu akzeptieren. Als religiöser Mensch muss man das und bekommt es auch in frühester Kindheit eingetrichtert.
Nicht Gott ist für einen Christen die Autorität im Sinne der Hörigkeit.
Sondern es sind die Religionsfürsten. Die Hochachtung vor den "geweihten" Obrigkeiten, die man bereits als Kind eingetrichtert bekommt und die später auch dazu führen, dass es überhaupt zu Missbrauch kommen kann.
Im Gegenteil ist es sogar so, dass wer im Glauben wachsen kann erst in der Lage ist, richtig frei zu sein und sich dann darüber bewusst werden kann, dass alle (selbst)ernannten Religionsfürsten auch NUR Menschen sind, um sich dann bewusst aus dieser "Obrigkeitshörigkeistfalle" herauslösen zu können. Nicht der Gott der Religionen ist das Ziel der Menschensehnsucht, sondern der, der den Menschen frei werden lässt von jeglicher irdischer Gebundenheit. Letztlich natürlich auch vor alternativen menschlichen Diktaten.
Frei ist, wer sich in dem was er tut bestätigt fühlt und damit seinen Frieden findet. Das klingt pathetisch, ich weiß, aber wie sonst sollte ich umschreiben, was ich persönlich über das "Christ sein" denke?
Christen waren eben die ersten, die den Gott der Juden angezweifelt haben und sich ihren eigenen Reim auf das alte Testament machten. Dass daraus amtlicher Kirchenglauben wurde, war sicher von Anfang an nicht geplant. Aber immer da, wo sich Gesinnung verbünden will, werden unvermeidliche Hierarchien aufgebaut und es trifft Enthusiasmus auf Machthunger. Unvermeidlich ebenfalls, dass auch Nichtglaubende in diesem Netz ihren Erfolg suchen. Das gleiche gilt für alle Staatsformen.
Wer Theologie studiert oder für die Kirche arbeitet muss einen unumstößlichen Glauben haben, damit er nicht durch die säkulare Maschinerie der Kirchen desillusioniert wird. Leider ist ein Leben gänzlich ohne "Gott", mit nur der rationalen Sicht auf die menschliche Materie, für einen im Glauben Erzogenen auch keine richtige Alternative.
Der Naturalismus könnte für mich durchaus Ersatz für den Gottglauben sein, aber es fehlt mir der persönliche Hinblick auf ein großes Ganzes, was ihn mir noch zu unvollkommen erscheinen lässt. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang auch, dass die meisten Christen sowieso nicht an unnatürliche, mystische Dinge glauben und eigentlich im Herzen ohnehin schon Naturalisten sind.
LG stine