selachoideus hat geschrieben:Vielleicht sind die Naturgesetze in Wirklichkeit die Manifestation von Verhaltensgewohnheiten eines natürlichen Wesens.
In der uns ontologisch übergeordneten Welt gibt es einen Computer mit einem für unsere Verhältnisse riesigen Speicher. Auf dem läuft ein Weltsimulationsprogramm. Das ist ähnlich wie Civilization oder Die Stämme bei uns, nur viel viel komplexer. Das Programm besteht aus einigen physikalischen Grundkonstanten, aus denen sich alles andere entwickelt: Quarks setzen sich zu Atomteilchen zusammen, diese bilden Moleküle, Sterne, das Weltall. Schließlich ergibt sich die natürliche Evolution und auch die Entwicklung bewußter Menschen, die forschen. Eine komplette Erforschung der Welt wäre die Aufklärung der Startvariablen des Simulationsprogramms.
Dazu will ich jetzt auch mal was schreiben:
(Wie schon von jemand anders erwähnt, kommt diese Idee im 'Simulacron 3' und 'Welt am Draht' vor, prinzipiell auch in Filmen wie 'Matrix' oder dem '13, Stockwerk')
Ich habe mich auch eine lange Zeit für mich damit beschäftigt, aber von einem anderen Weg her. Wenn einem der Glaube zusammenbricht und alle bisherigen Wahrheiten neu durchdacht werden müssen, kommt wirklich der Punkt, wo man sich fragt: Was ist denn wirklich SICHER?.
Und da gibt es den Gassenhauer cogito, ergo sum (Ich denke, also bin ich) von Descartes. Es gibt da einige Feinheiten, es ist nämlich nicht ein allgemeingültiger Beweis, sondern gilt nur für mich. Also: "Ich, Ferdinand, denke, also existiere ich". Bei allen anderen kann ich ja gar nicht beobachten, dass sie denken. Der oft als allgemeingültig verschrieene Beweis ist es somit gar nicht, sondern es gibt soviele Descartes'sche Beweise, wie es denkende Wesen gibt. Vielleicht nur eines, nämlich mich? Jedenfalls ist meine momentane Existenz (also X, das beobachtet, und Y, das von X beobachtet werden kann. Wahrscheinlich ist x sogar = Y) das sicherste, was ich kriegen kann. Übrigens nur die momentane Existenz etwa in der Zeitspanne, in der ein Gedanke stattfindet.
Ich kann denken, ich kann mich beim Denken beobachten, ich kann Gefühle empfinden, ich kann eine Logik nachvollziehen ('also'), ich kann einen Zeitablauf zwischen dem Anfang und dem Ende des Gedankens feststellen, alles was weiter in der Vergangenheit oder in der Zukunft liegt, ist eigentlich schon "außer mir", ebenso wie mein Körper, ebenso wie Raum, den ich nicht direkt 'spüren' kann, wie etwa meine Existenz oder einen Gedanken oder ein Zeitvergehen. Hinzu kommen noch Sinne und die durch sie vermittelten Abbilder eines "Außer-Mir", aus denen und nur aus denen ich schließen kann, dass es so etwas wie ein "Außer-Mir" überhaupt gibt . Das ungefähr ist das Areal des 'Ich', welches ich direkt 'spüre', und welches ich als einzigstes völlig SICHERES feststellen kann. Ich habe lange gebraucht, um so etwas zu akzeptieren.
Von den Sinnen, also Sehen, Hören, Tasten, Riechen, aber auch der Sinn, der aus dem möglicherweise existierenden "Erinnerungsarchiv", das zum "Außer-Mir" gehört, manchmal Erinnerungseindrücke in mein "Ich-Areal" projiziert, weiß ich sicher eigentlich nur, dass es sie als Gesamtheit gibt, und dass aufgrund von ihnen Sinneseindrücke in meinem "Ich-Areal" erzeugt werden. Ich kann mir nicht sicher sein, was ein Sinn ist, oder wie er funktioniert, aber ich kann mir vorstellen, in ihn wird von außen etwas eingespeist, aufgrund dessen irgendetwas in mich hineintransportiert wird, das dann in mir austritt und einen Sinneseindruck erzeugt. Ob das, was eingespeist wird, mit dem, was transportiert wird, und mit dem, was in mir austritt, irgendwie übereinstimmt, kann ich nicht feststellen.
Insofern könnte ich alles mögliche Sein. Ein Mensch, wie üblich, ein Hirn in einem Apparat, der mir die Sinneseindrücke entsprechend einspielt, und mit vielen ähnlichen Hirnen vernetzt ist, eine Computersimulation, die gar nicht so aufwendig sein muss, da sie nur ein beschränktes Individuum mit konsistenten Informationen versorgen muss, ein Traum eines unglaublichen Wesens. Oder irgendetwas, das ich mir nicht vorstellen kann.
Wie komme ich da jetzt raus, und kopple mich an die Außenwelt wieder an? Im Prinzip muss ich es GLAUBEN. Ich kann die Welt so annehmen wie sie mir erscheint, ganz einfach, weil sie nach allem, was mir zugänglich ist, am wahrscheinlichsten ist. Die beste Strategie dabei ist wohl, sie bis zum Beweis des Gegenteils so zu akzeptieren.
Das heißt aber auch: Wunder, i.S. von Ereignissen, die gegen die Naturgesetze verstoßen, sind nicht völlig ausgeschlossen. Wenn ich auf ein solches stoßen werde, werde ich neu anfangen müssen zu überlegen, denn dann ist die Welt nicht so real, wie ich sie mir vorstelle. Aber bis dahin gehe ich von der Hypothese aus, dass die Welt so ist, wie sie mir erscheint.
Aber ich habe auch weiter Hinweise: Wenn ich zum Beispiel mit einem Stein eine Scheibe einwerfe, dann spüre ich den schweren Stein in der Hand, sehe ihn gleichzeitig, rieche ihn vielleicht, spüre mich, wie ich ihn werfe und sehe seinen Flug, sehe, wie er die Scheibe trifft, sie zerspringt und höre gleichzeitig das Zerschmettern. Also in der direkt von den Sinnen erfaßten Umwelt sind die Ereignisse, soweit mir bewußt, KONSISTENT. Was eine Empfehlung sein könnte, ganz viele Dinge zu machen, die ich direkt sinnlich erfahren kann, um damit die Wahrscheinlichkeit der Welt zu untermauern.
Je indirekter aber alles wird, also z.B. Obama, den ich nur aus den Medien kenne, könnte auch innerhalb der Welt eine künstlich erzeugte Fiktion sein. Aber immerhin KÖNNTE ich versuchen, solche Mediengestalten in realiter zu treffen, und auch die Berichte von verschiedensten Seiten über sie sind meistens konsistent.
Viel indirekter ist ein Gott, ein Himmel, Engel, Teufel usw., die nur über Berichte anderer Menschen über ihre inneren Erlebnisse zugänglich sind, und die ich mit meinen eigenen Sinnen nichts erfahren kann. Gott und die allmächtige Teekanne auf der Jupiter-Umlaufbahn sind also die am weitesten von der direkten Erfahrbarkeit entfernten Erscheinungen, sozusagen die rein TRANSZENDENTEN. Obama ist eine Mischform.
Es gibt also ein sicheres Areal der EXISTENZ, eine sehr wahrscheinliche Umgebung der KONSISTENZ, die stufenlos in die immer indirekteren Gebiete der TRANSZENDENZ übergeht. So in etwa ist mein Weltbild. Es ist auf einer hauptsächlichen Methode aufgebaut: dem Beobachten!
Ich sehe dies als naturalistisch an, und insofern als naturwissenschaftlich, als ich mir über die mir zugänglichen primären Instrumente (Denken und Sinneseindrücke) Informationen verschaffe und sie zu Hypothesen forme, die ich auf ihre innere Konsistenz und ihre Wahrscheinlichkeit möglichst gut zu überprüfen versuche.
Mag sein, dass das alles nicht so ganz "richtige Philosophie" ist, und auch alles schon mal dagewesen, aber ich kann mir nicht den Vorwurf machen, nicht mein Möglichstes versucht zu haben. Immerhin bin ich mehr am Selberdenken, als am Nachlesen
