Spaceman_Spiff hat geschrieben:Oft hoert man religioes/Esoterisch angehauchte Kritiken mit welchen ich nichts anfangen kann, aber sind da auch Naturalisische Einwaende vorhanden welche sich Prinzipiell gegen solche Entwicklungen stellen?
Ich denke ja, dass sich all unser Handeln auf die nachfolgenden Generationen auswirkt. Aber prinzipiell bin ich der Meinung, dass man das Risiko von nahezu irreversiblen Schäden wo es nur geht, minimieren sollte. Eingriffe ins Genom von freilebenden Lebewesen hat irreversible Folgen, die nicht abzusehen sind. (Allerdings evtl. bei Baktierien noch mehr als bei Menschen? Und man könnte ja mal spekulieren, dass es sicher eine gute Sache wäre, Multiresistente Stämme mittels Gentechnik auszurotten...)
Ich hätte vermutlich nichts dagegen, Krankheiten - also alles, was Menschen oder Tiere zwangsläufig unter allen Umständen leiden lässt - mittels Gentechnik zu heilen. Es gibt aber sehr vieles, wo das Leiden nur dadurch entsteht, dass betroffene Menschen von der Norm abweichen und die Gesellschaft dementsprechend nicht für solche Menschen gemacht ist. Farbenblindheit fällt für mich darunter. Mein eigenes Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom auch. Ich bin strikte Beführworterin von Medikamenten bei entsprechend ausgeprägtem ADS - und habe ohne Medikamente (und Diagnose damals natürlich auch) wirklich schwer gelitten. Allerdings würde ich trotzdem eine Gentherapie höchstens in absoluten und seltenen Ausnahmefällen befürworten können. Das Aufmerksamkeitsdefizit bewirkt viel zu oft Dinge, die an den richtigen Stellen wirklich positiv für die Gesellschaft und das Leben als Ganzes sind: Z.B. durch die vielen Gedanken im Kopf eine meist sehr hohe Kreativität und Fähigkeit zu Spontanität und Improvisation, Ehrlichkeit und Direktheit und Empfindlichkeit für Gefühlsbelange, usw. usw. usw.
Die Wirkung von Medikamenten ist hier reversibel bzw. beeinflusst sogar meistens die Stärken gar nicht. Eine Gentherapie würde, so sie die Keimzellen und nicht nur die Körperzellen im Gehirn betrifft, die ganze "Krankheit" bei einem selbst und allen nachfolgenden Generationen beseitigen. Leider auch bei denjenigen, die nur geringgradiges ADS bekommen würden - was sich normalerweise dann mehr vor- als nachteilhaft auf die Biographie auswirkt.
Und ich selbst würde wohl auch nicht gar kein ADS mehr haben wollen. Denn... keine Ahnung, wie meine Wahrnehmung dann wäre... Ich habe mich bisher nur einmal mit jemandem unterhalten, der von Geburt an blind war. Der war sich aber ganz sicher, dass er - gäbe es eine Therapie die ihn sehen lassen würde - diese nicht machen würde, weil er und sein Gehirn gar nicht gewohnt sind, zu sehen und sich sehend zu orientieren.
Deshalb halte ich auch Gentherapie gegen Farbenblindheit nicht nur für sinnlos, sondern für falsch. Warum sollte es auch dauerhaft gut sein, die Vielfalt im Genpool zu beseitigen? Farbenblindheit ist in dieser Gesellschaft - im Gegensatz zu ADS - normalerweise nicht mal gefährlich oder lebensgefährlich.