jackle hat geschrieben:Leider unterliegen diejenigen, die ständig auf den angeblich ach so schlimmen naturalistischen Fehlschluss hinweisen (Wikipedia: "Ob die als Naturalistischer Fehlschluss bezeichnete Schlussweise tatsächlich fehlerhaft ist, ist allerdings umstritten."), meist dem egoistischen Fehlschluss, nämlich vom WOLLEN auf das SOLLEN zu schließen: "Ich will, dass etwas ist, also soll es auch so sein."
Glaube mir, ich halte viele Dinge für richtig, die mir überhaupt nicht gefallen, denn das ist kein Kriterium. Ich denke zum Beispiel, dass eine Neigung zur Gewalttätigkeit und zur Vergewaltigung "natürlich" ist, in dem Sinne, dass es kein rein kulturelles Phänomen ist und auch in der nichtmenschlichen Natur vorkommt. Jetzt zu sagen, dass es deswegen richtig wäre, dass man das nicht mehr verurteilen dürfte, das wäre ein Sein-Sollen-Fehlschluss.
Ebenfalls falsch wäre es, wie du richtig angemerkt hast, einfach zu behaupten, dass das alles nicht stimmen würde, weil es einem nicht gefällt. Das tue ich auch nicht, ich sage: Gut, gefällt mir nicht, ist aber so, lass uns das untersuchen, lass uns schauen unter welchen Bedingungen diese Veranlagung zum Tragen kommt, wie genau das aussieht und was wir dagegen tun können, weil wir das aus anderen Gründen, die noch zu nennen bleiben, nicht gut heißen.
Vielleicht noch ein Beispiel: Vor kurzem hat sich jemand Sorgen um meine Proteinaufnahme gemacht und ich habe damit gekontert, dass die meisten Leute zu viel und nicht zu wenig Proteine aufnehmen, daraufhin meinte er dann, dass das erst im Alter schädlich wäre und die Leute ja früher gar nicht so alt geworden wären. Es ist also "unnatürlich" alt und gesund zu sein, daher sollten wir Fleisch essen. Das war das absurdeste Argument, dass ich je gehört habe.
jackle hat geschrieben: Evolution ist in modernen menschlichen Gesellschaften nichts Natürliches mehr, wie du es gerade wieder suggerierst, sondern eine Folge politischer Entscheidungen.
Möchte ich nicht suggerieren, denn Natürlichkeit ist für mich kein Wert an sich, eher im Gegenteil. Dass der Löwe die Jungen seines Vorgängers frisst ist natürlich, bäh.
Ach ja und hatten wir nicht jemand der behauptet hat, dass Akademiker gar nicht weniger Kinder kriegen, sondern diese einfach nur später?
P.S.: Und wenn man weiß, wer der Böse ist, hat der Tach Struktur. (Frei nach Volker Pispers)