Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon stine » Mo 16. Nov 2009, 11:52

jackle hat geschrieben:
stine hat geschrieben: Die Familienmanagerin gibt es doch heute schon - nur unbezahlt. Es würde völlig ausreichen, wenn die dazu steuerlichen Vergünstigungen nicht ständig in Frage gestellt werden würden und die so Erziehende später eine sichere Rente hätte. Das ist doch das Hauptproblem.
Wer zuviel Geld in die Betreuung steckt riskiert, dass man solche zum Kinderkriegen animiert, die sich damit was verdienen wollen und an den Kindern gar nicht interessiert sind.
Ich wäre da hübsch vorsichtig. Menschen sind keine Bienen, zu wichtig ist das Individuum.


Nein, die Familienmanagerin gibt es nicht und sie ist auch nicht auf die Weise möglich, wie du es vorschlägst. Dazu ist in diversen Büchern sehr viel geschrieben worden. Ich habe nicht die Zeit, die zum Teil sehr zwingenden Gründe hier nun alle im Einzelnen aufzuführen. Auch ist das Rentenproblem nicht das entscheidende Problem, wie ebenfalls nachgewiesen wurde. Menschen entscheiden sich mit Anfang 20 kaum für ein paar Kinder, nur weil sie dann mit 65 eine gute Rente bekommen. Der entscheidende Einflussfaktor für die Entscheidung für oder gegen Kinder sind heute die Opportunitätskosten von Kindern, die im Patriarchat bei beiden Elternteile in der Regel bei Null lagen. Heute sind sie hoch. Sie steigen mit den beruflichen Qualifikationen. Das Problem ist viel komplexer, als du es darstellst, und darüber gibt es Berge an Literatur. Wenn unser Nachwuchsproblem auf konventionelle Weise lösbar wäre, gäbe es die konventionellen Lösungen längst. Schau dir das Elterngeld an. Nicht einmal das hat funktioniert.
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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon stine » Mo 16. Nov 2009, 12:06

jackle hat geschrieben:Nein, die Familienmanagerin gibt es nicht
Natürlich gibt es die. Ich kenne einige, die sich um Kinder, deren Ausbildung und gesunde Ernährung, um die Finanzen, die Gesundheit der Familie und sonstig Relevantes kümmern, wie Urlaubsplanung usw.. Lediglich bezahlt werden sie nicht im Sinne von Einkommen, wie du das vorschlägst.

jackle hat geschrieben:Menschen entscheiden sich mit Anfang 20 kaum für ein paar Kinder, nur weil sie dann mit 65 eine gute Rente bekommen. Der entscheidende Einflussfaktor für die Entscheidung für oder gegen Kinder sind heute die Opportunitätskosten von Kindern, die im Patriarchat bei beiden Elternteile in der Regel bei Null lagen. Heute sind sie hoch. Sie steigen mit den beruflichen Qualifikationen.
Menschen entscheiden sich Anfang 20 nicht für Kinder, weil sie ihre Freiheit erst mal genießen möchten. Kaum von zu Hause weg, wollen sie das gleiche in grün nicht schon wieder. Durch die gesteigerte Bildungsleistung haben sie auch viel später erst die Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen. Die Möglichkeit das Kinderkriegen verhindern zu können ist der einzigste Grund der Kinderlosigkeit.
Ich finde, dass Menschen heute wählen können, ob sie Familie haben möchten oder nicht, ist ein Gewinn für unsere Gesellschaft, weil wir dann davon ausgehen dürfen, dass nur Kinder bekommt, wer auch Kinder möchte. Ausnahmen sind wie immer nicht die Regel.
Wir können öffentliche Kassen nicht dazu benutzen, den Menschen auch noch ihr Leben vorzuschreiben.

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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon jackle » Mo 16. Nov 2009, 12:34

stine hat geschrieben: Natürlich gibt es die. Ich kenne einige, die sich um Kinder, deren Ausbildung und gesunde Ernährung, um die Finanzen, die Gesundheit der Familie und sonstig Relevantes kümmern, wie Urlaubsplanung usw.. Lediglich bezahlt werden sie nicht im Sinne von Einkommen, wie du das vorschlägst.


Das ist keine Familienmanagerin, sondern eine Hausfrau. Eine Familienmanagerin im Sinne des hier vorgestellten Konzeptes ist eine Frau (oder ein Mann), die eine Ausbildung zur Familienmanagerin besitzt und für das Aufziehen ihrer eigenen Kinder ein Einkommen (inkl. Rentenansprüchen) bezieht. Bitte die Begriffe nicht durcheinanderwerfen, dann versteht keiner mehr, worum es geht.

stine hat geschrieben: Ich finde, dass Menschen heute wählen können, ob sie Familie haben möchten oder nicht, ist ein Gewinn für unsere Gesellschaft, weil wir dann davon ausgehen dürfen, dass nur Kinder bekommt, wer auch Kinder möchte. Ausnahmen sind wie immer nicht die Regel.


Nein. Es entscheiden sich heute viele Menschen gegen Kinder, obwohl sie gerne eine Familie haben möchten. Sie sehen jedoch darin kein attraktives Modell, weil dies ein Leben in Armut bedeutete. Glaubst du, Frauen möchten lieber anderen Menschen die verfaulten Zähne ziehen, als eigene Kinder aufziehen? Glaubst du, es werden genau die Menschen Gerichtsmediziner, die Gerichtsmediziner werden möchten? Dass diese das schon von klein auf als ihren Traumberuf ansahen? Das Problem ist weiterhin: Das eine wird bezahlt, das andere nicht. Wenn der Lehrerberuf nicht bezahlt würde, würde es kaum Lehrer geben, so einfach ist das. Schau dir den hohen Frauenanteil bei den Grundschullehrern und Erziehern an: Das sind im Grunde alles verhinderte Mütter, die lieber fremde Kinder gegen Geld erziehen, als eigene Kinder ohne Geld.
stine hat geschrieben:Wir können öffentliche Kassen nicht dazu benutzen, den Menschen auch noch ihr Leben vorzuschreiben.


Tun wir aber: Wir bezahlen die Krippenmitarbeiterin mit öffentlichen Mitteln, nicht aber die gleich qualifizierte Frau für das Aufziehen ihrer eigenen Kinder.
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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon stine » Mo 16. Nov 2009, 12:57

Was du meinst wird bereits in sogenannten Kinderdörfern gelebt. Dort werden auch Mütter für die Betreuung fremder Kinder bezahlt und bieten den Kindern familiäre Strukturen.

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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon jackle » Mo 16. Nov 2009, 14:12

stine hat geschrieben:Was du meinst wird bereits in sogenannten Kinderdörfern gelebt. Dort werden auch Mütter für die Betreuung fremder Kinder bezahlt und bieten den Kindern familiäre Strukturen.


Ja ja, und es gibt Pflegeeltern und Heime.

Nun wird es leider grob unsachlich.
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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon jackle » Mo 16. Nov 2009, 14:36

stine hat geschrieben:Was du meinst wird bereits in sogenannten Kinderdörfern gelebt. Dort werden auch Mütter für die Betreuung fremder Kinder bezahlt und bieten den Kindern familiäre Strukturen.


Was du an der ganzen Sache nicht verstehst: Das Konzept der privat finanzierten Familien (Ernährermodell, soziologisch: Wirtschaftsfunktion der Familie) ist ein patriarchalisches Konzept, das unter der Gleichberechtigung der Geschlechter nicht mehr aufrecht zu erhalten ist. Das erkennt man allein schon daran, dass immer mehr Kinder direkt vom Staat bezahlt werden. Sie entstehen nämlich jetzt unter Hartz IV.

Unter der Gleichberechtigung der Geschlechter muss das Konzept der privat finanzierten Familie in der bisherigen Ausschließlichkeit fallen. Es ist patriarchalisch.

Für mich sind deshalb viele Atheisten in der Familienfrage verkappte Christen. Sie können sich gedanklich nicht von bestimmten Rahmenbedingungen lösen, die impliziter Teil des Christentums sind. Wahrer Atheismus mit einer darauf aufbauenden Ethik sieht für mich anders aus.
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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon El Schwalmo » Mo 16. Nov 2009, 15:06

jackle hat geschrieben:Das ist keine Familienmanagerin, sondern eine Hausfrau. Eine Familienmanagerin im Sinne des hier vorgestellten Konzeptes ist eine Frau (oder ein Mann), die eine Ausbildung zur Familienmanagerin besitzt und für das Aufziehen ihrer eigenen Kinder ein Einkommen (inkl. Rentenansprüchen) bezieht.

langsam kommen wir uns näher.

Mein Problem mit diesem Ansatz ist eher, dass er zu wenig radikal ist. Wenn ich es richtig sehe, basiert er darauf, im Rahmen einer gegebenen Struktur palliativ zu wirken. Man könnte auch davon träumen, die Struktur zu verändern.
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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon Nanna » Mo 16. Nov 2009, 20:23

stine hat geschrieben:Menschen entscheiden sich Anfang 20 nicht für Kinder, weil sie ihre Freiheit erst mal genießen möchten. Kaum von zu Hause weg, wollen sie das gleiche in grün nicht schon wieder. Durch die gesteigerte Bildungsleistung haben sie auch viel später erst die Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen.


Das erstere ist Quatsch, zumindest als Allgemeinaussage. Ich für meinen Teil möchte Kinder haben und stimme mit meiner Freundin auch überein, dass wir das gerne noch tun möchten, wenn wir in den Zwanzigern sind. Jedoch, wie soll das Anfang 20 mit einem Vollstudium und einer ungesicherten Existenz zu bewerkstelligen sein? Ich denke, eine ganze Menge Menschen meines Alters denken so. Klar gibt es die, die noch auf Identitätssuche sind und die, die einfach das Leben ohne Verpflichtungen genießen wollen, aber die Mehrheit hat doch relativ spießbürgerliche Träume von einer beschaulichen gesicherten Existenz, auch gerne mit Kindern. Problematisch ist der Cocktail aus Arbeitsanforderungen (die Wirtschaft will in höheren Berufen den Menschen konsumieren, nicht nur acht Stunden am Tag seine Arbeitsleistung geliehen haben und die Uni verlangt kaum weniger), finanzieller Situation (von meinen monatlichen Mitteln geht ein Manager einen Abend lang essen - allein), unsicheren Zukunftsaussichten und auch gehobenen Partnervorstellungen, gerade auf Seiten der Frauen, die nicht mehr nur einen Ernährer, sondern einen klugen, gebildeten und kultivierten Partner suchen, wozu es leider einfach nicht genug geeignetes Männermaterial gibt.


@El Schwalmo:
Wie würde denn dein radikaler Ansatz aussehen?
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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon platon » Di 17. Nov 2009, 23:25

jackle hat geschrieben: Eine Familienmanagerin im Sinne des hier vorgestellten Konzeptes ist eine Frau (oder ein Mann), die eine Ausbildung zur Familienmanagerin besitzt und für das Aufziehen ihrer eigenen Kinder ein Einkommen (inkl. Rentenansprüchen) bezieht.

Wie kommst Du eigentlich auf die Idee, dass Leute, nur weil sie eine Ausbildung haben, einen guten Job machen?
Darf ich an die Finanzkrise erinnern, die ausschließlich von "Fachleuten" produziert worden ist?
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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon El Schwalmo » Mi 18. Nov 2009, 06:28

Nanna hat geschrieben:Wie würde denn dein radikaler Ansatz aussehen?

eine Gesellschaft so verändern, dass das Geschlecht eine möglichst geringe Rolle spielt, und in der es problemlos ist, Erwerbsarbeit mit Kinderwunsch zu vereinbaren.
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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon stine » Mi 18. Nov 2009, 08:53

Nanna hat geschrieben:...und auch gehobenen Partnervorstellungen, gerade auf Seiten der Frauen, die nicht mehr nur einen Ernährer, sondern einen klugen, gebildeten und kultivierten Partner suchen, wozu es leider einfach nicht genug geeignetes Männermaterial gibt.

Das ist mE das zweite Problem der Frauenpower.
Einerseits emanzipiert, andererseits in der Vorstellung traditionell, dass Mann stärker, mächtiger, klüger, beschützend und fürsorglich sein soll. Das geht dann nicht mehr zusammen, wenn Frau alle diese Eigenschaften schon selbst in ausreichendem Maße mitbringt. Bei solchen Frauen wären eigentlich die weniger klugen, zarten, kleinen Männer ohne Muskeln gut aufgehoben - aber das will Frau dann auch nicht.

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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon jackle » Mi 18. Nov 2009, 10:00

stine hat geschrieben: Das ist mE das zweite Problem der Frauenpower.
Einerseits emanzipiert, andererseits in der Vorstellung traditionell, dass Mann stärker, mächtiger, klüger, beschützend und fürsorglich sein soll. Das geht dann nicht mehr zusammen, wenn Frau alle diese Eigenschaften schon selbst in ausreichendem Maße mitbringt. Bei solchen Frauen wären eigentlich die weniger klugen, zarten, kleinen Männer ohne Muskeln gut aufgehoben - aber das will Frau dann auch nicht.


Das kann nicht funktionieren, da es die Aufgabe des männlichen Geschlechts ist, für Evolution zu sorgen. Es ist schon von Natur aus variabler gestaltet als das weibliche (z. B. bei kognitiven Fähigkeiten: anteilsmäßig mehr dumme Männer, aber auch mehr Genies), damit eine leichtere Selektion möglich wird. Frauen werden Männer mehrheitlich stets nach irgendwelchen Fitnesskriterien selektieren, und das war in der Vergangenheit in allen Kulturen vor allem der soziale Erfolg. Die weibliche Partnerwahlstrategie lautet grob gesagt "beste Gene", die männliche dagegen "Gene streuen".

Natürlich waren auch Männer bei langfristigen Partnerschaften schon immer sehr wählerisch (auch sie sind dann sehr daran interessiert, dass aus ihren Nachkommen etwas wird). Thomas Junker schreibt in "Der Darwin Code", dies sei der Grund dafür, dass Frauen schön seien (während dies bei vielen Spezies nur die Männchen sind).

Setzt die sexuelle Selektion aus, dann verliert das männliche Geschlecht seine eigentliche Orientierung. Das ist bei unserer Jugend schon klar erkennbar. Eine vollständige Angleichung der Lebensentwürfe beider Geschlechter hätte auf das männliche Geschlecht in etwa die gleiche Wirkung, wie die Ersetzung des Gebärvorgangs bei den Frauen durch Brutkästen. Das ist leider etwas, was der Feminismus nicht verstanden hat bzw. nicht verstehen will. Der tut so, als seien Männer biologisch betrachtet halbe Frauen: Frauen können all das, was Männer können, und zusätzlich noch Kinder in die Welt setzen.
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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon jackle » Mi 18. Nov 2009, 10:17

stine hat geschrieben: Das ist mE das zweite Problem der Frauenpower.
Einerseits emanzipiert, andererseits in der Vorstellung traditionell, ...


Ein Teil der Frauenpower ist nicht in der Vorstellung traditionell, sondern absurd. Alice Schwarzer schreibt in "Die Antwort" (Seite 168):

"Befreien wir Frauen wie Männer von den Rollenzwängen und geben wir ihnen gleiche Rechte wie Pflichten sowie real gleiche Chancen - und wir werden sehen, was dabei herauskommt. Ja, es stimmt, die schlimmsten Albträume der Fundamentalisten und Biologisten müssten wahr werden: Das werden nicht mehr die gewohnten 'Frauen und Männer' sein - die sind es schon heute nicht mehr -, sondern herauskommen wird ein 'neuer Mensch'. Ein Mensch, bei dem die individuellen Unterschiede größer sein werden als der Geschlechtsunterschied. Ein Mensch, der sich nicht mehr mit der Reduktion auf die Hälfte begnügt, sondern der nach der ihm geraubten anderen Hälfte greift. Ein Mensch, der weder nur 'weiblich' noch nur 'männlich' ist, sondern vollständig. Ich bin überzeugt, dass dies letztendlich für beide Geschlechter eine große Erleichterung wäre."

Dieser plattmachende Antibiologismus steht in der gleichen Linie wie der sonstige respektlose Umgang mit der Natur. Die Vorstellung, man könnte und sollte mal eben einen "neuen Menschen" schaffen (kennt man das nicht irgendwo her?), steht in der gleichen Linie wie das Abholzen von Regenwäldern oder das Formen einer angeblich überlegenen arischen Rasse. Es ist schon erstaunlich, wie manche Menschen immer wieder meinen, wir könnten uns nach Belieben über die Natur hinwegsetzen, nur weil das aktuell ein Vorteil für ein paar Auserwählte ist.
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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon Arathas » Mi 18. Nov 2009, 10:20

dies sei der Grund dafür, dass Frauen schön seien (während dies bei vielen Spezies nur die Männchen sind)


Stimmt, bei vielen Spezies zumindest schmücken die Männchen sich mit prächtigen Federkleidern, schillernd bunten Kämmen, großen Geweihen oder anderen hervorstechenden Merkmalen. Aber daraus lässt sich meines Erachtens nach nicht ableiten, dass für die Männchen dieser Spezies die Weibchen nicht trotzdem schön sind. Nur, weil für uns Menschen der weibliche, eher graubraune Pfau nicht so schön bunt aussieht wie der männliche, heißt das doch im Umkehrschluss überhaupt nix. Möglicherweise stehen Pfauenmänner total auf graubraun, und für sie gibt es unglaublich hübsche (je graubrauner desto besser) und auch sehr hässliche Weibchen. Hübsch und hässlich sind ja Kategorien, die sich schon innerhalb einer Spezies nicht definieren lassen und völlig abhängig sind vom Geschmack. Da können wir streng genommen nicht hergehen und bestimmen, welche Tiere für ihre Partner schön seien und welche nicht, weil es auf überhaupt keiner Grundlage beruht. Solange wir nicht ihre Gedanken lesen können zumindest.
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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon jackle » Mi 18. Nov 2009, 10:46

Arathas hat geschrieben: Stimmt, bei vielen Spezies zumindest schmücken die Männchen sich mit prächtigen Federkleidern, schillernd bunten Kämmen, großen Geweihen oder anderen hervorstechenden Merkmalen. Aber daraus lässt sich meines Erachtens nach nicht ableiten, dass für die Männchen dieser Spezies die Weibchen nicht trotzdem schön sind. Nur, weil für uns Menschen der weibliche, eher graubraune Pfau nicht so schön bunt aussieht wie der männliche, heißt das doch im Umkehrschluss überhaupt nix. Möglicherweise stehen Pfauenmänner total auf graubraun, und für sie gibt es unglaublich hübsche (je graubrauner desto besser) und auch sehr hässliche Weibchen. Hübsch und hässlich sind ja Kategorien, die sich schon innerhalb einer Spezies nicht definieren lassen und völlig abhängig sind vom Geschmack. Da können wir streng genommen nicht hergehen und bestimmen, welche Tiere für ihre Partner schön seien und welche nicht, weil es auf überhaupt keiner Grundlage beruht. Solange wir nicht ihre Gedanken lesen können zumindest.


Das trifft es meiner Ansicht nach nicht, weil man dann zunächst definieren müsste, was Schönheit im Vergleich zu Effizienz bedeutet. Viele Autoren (z. B. Menninghaus, Winfried: "Das Versprechen der Schönheit", 2007) erklären Schönheit ausdrücklich evolutionär, nämlich über die sexuelle Selektion. Mersch nennt das dahinter stehende Prinzip allgemeiner "Gefallen-wollen-Kommunikation". Bei einer Art, bei der nur die Männchen einer Selektion (durch die Weibchen) unterliegen (die klassische sexuelle Selektion), müssen sich nur die Männchen darum bemühen, zu gefallen. Nur sie tragen dann Schmuck (biologisch: Handicaps). Nur sie sind dann gewissermaßen schön und nicht nur stromlinienförmig effizient. Die Weibchen tragen bereits ein anderes Handicap: Sie vollbringen den Fortpflanzungsvorgang. Weitere Handicaps wären in dem Sinne eine Überforderung (wie man dies bei der angeblichen Vereinbarkeit von Familie und Beruf sieht). Beim Menschen tragen nun aber gerade die Frauen Schmuck, und sei es eine besonders üppige Haartracht. Offenbar unterliegen auch sie der Gefallen-wollen-Kommunikation. Offenbar sind auch sie bestrebt, schön zu sein, um selektiert zu werden.

Schönheit erklärt sich meiner Meinung nach (wie bei Menninghaus) nur über Selektion. Man muss dann unterscheiden können zwischen schöner und weniger schön. Bei einer biologischen Art, bei der die Männchen aber jedes Weibchen als Fortpflanzungsressource betrachten und nicht selektieren (d.h. ein nach stundenlangem Geträller angelocktes Weibchen nicht zurückweisen, weil es angeblich zu hässlich ist), gibt es meiner Meinung nach kein "schön", jedenfalls aus männlicher Sicht.
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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon stine » Mi 18. Nov 2009, 13:03

Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, warum die menschlichen Weibchen schön sein wollen. Ich denke, das machen die meisten nur für sich selbst oder für die weibliche Konkurrenz. Dass das dem Männchen gefällt ist oft nur Nebeneffekt oder gar nicht der Fall. Schau dir mal die Frauen an, die verheiratet sind und Kinder bekommen, meistens sind das die ganz Unauffälligen, braunen Pfauweibchen.
Die koketten, grellbunten sind nur auf dem Cover der Zeitschriften und im Kino. Ob das die Männerfantasie schlechthin beflügelt, weiß ich nicht. Wenn ja, dann gibt es da noch andere, bis jetzt nicht bekannte Selektionsmerkmale.
Anmachen: bunt - Nestbauen: einfarbig - oder so ähnlich.

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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon platon » So 22. Nov 2009, 21:21

Das menschliche Balzverhalten, so wie es ist, hat sich evolutionär als das vorteilhafteste erwiesen. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, was da noch reinspielen könnte. Das Gefallen-Wollen, da hatte unser allseits geschätzter Freund Mersch/jackle schon Recht, ist eine verläßliche evolutionäre Komponente unserer Fortpflanzungsstrategien. Glücklicherweise herrscht unter den Menschen kein Konsens, was "schön" und "sexy" bedeutet, sonst hätte George Clooney die Meinige auch noch gekriegt. :mg:
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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon ujmp » Fr 27. Nov 2009, 23:11

stine hat geschrieben:Schau dir mal die Frauen an, die verheiratet sind und Kinder bekommen, meistens sind das die ganz Unauffälligen, braunen Pfauweibchen.


"Mit den Mädchen hat es die Natur auf Das, was man, im dramaturgischen Sinne, einen Knalleffekt nennt, abgesehn, indem sie dieselben, auf wenige Jahre, mit überreichlicher Schönheit, Reiz und Fülle ausstattete, auf Kosten ihrer ganzen übrigen Lebenszeit, damit sie nämlich, während jener Jahre, der Phantasie eines Mannes sich in dem Maaße bemächtigen könnten, daß er hingerissen wird, die Sorge für sie auf Zeit Lebens, in irgend einer Form, ehrlich zu übernehmen; zu welchem Schritte ihn zu vermögen, die bloße vernünftige Ueberlegung keine hinlänglich sichere Bürgschaft zu geben schien. Sonach hat die Natur das Weib, eben wie jedes andere ihrer Geschöpfe, mit den Waffen und Werkzeugen ausgerüstet, deren es zur Sicherung seines Daseyns bedarf, und auf die Zeit, da es ihrer bedarf; wobei sie denn auch mit ihrer gewöhnlichen Sparsamkeit verfahren ist. Wie nämlich die weibliche Ameise, nach der Begattung, die fortan überflüssigen, ja, für das Brutverhältniß gefährlichen Flügel verliert; so meistens, nach einem oder zwei Kindbetten, das Weib seine Schönheit; wahrscheinlich sogar aus dem selben Grunde." - soweit die aufmerksamen Beobachtungen Schopenhauers.
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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon Julia » Fr 27. Nov 2009, 23:37

Also ich war dieses Jahr öfter im Park Enten besuchen und fand die weiblichen Enten immer viel hübscher als die männlichen.
Ich mag auch ungeschminkte Frauengesichter lieber und Menschen, die zu grell und bunt sind wirken mehr verstörend denn attraktiv auf mich, aber ich habe manchmal einen außergewöhnlichen Geschmack.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Warum bekommen junge Akademiker keine Kinder?

Beitragvon platon » Sa 28. Nov 2009, 16:38

Du siehst auch lieber Schwarz/Weiß-Filme, stimmts?
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