Ziel der Bildung

Re: Ziel der Bildung

Beitragvon smalonius » So 29. Nov 2009, 18:13

platon hat geschrieben:Die gäbe es! Es ist die Ganztagsgesamtschule nach skandinavischem Muster. Da kann man nicht einmal sitzen bleiben und hat trotzdem eine bessere Bildung als unsere Schüler. Auch die mit "Migrationshintergrund".

Ganztagsschule? Ich hätt's gehaßt.

platon hat geschrieben:Man muss nur genügend Geld in die Hand nehmen, genügend qualifizierte Lehrer einstellen und den Eltern den Zahn ziehen, sie wüßten am besten, was für ihre Kinder gut ist.

Aber das Ministerium weiß es!? Klar, deshalb sind sich die Länder-Kultusminister auch so rundum einig, wie man's macht. :pfeif: Wieviel Geld könnte man eigentlich sparen, wenn den Ländern die Schulhoheit nimmt und ein bundesweites Schulwesen einführt?

Wenn ich mitbekomme, was manchmal an Schulstoff durchgenommen wird, und wie es durchgenommen wird, dann wundere ich mich. Ruft mich eine Freundin an, weil ihre Viertklässler-Tochter mit einer Aufgabe nicht klarkam. Sie selbst auch nicht. Naja, ich dann auch nicht - ich hab nicht mal die Fragestellung verstanden. Da läuft doch etwas schief.

Wieso willst du mir einen Zahn ziehen und mich mit allen anderen Eltern in einen Topf schmeißen? Wenn ich sehe, welcher Mist manchmal als "gute Erziehung" verkauft wird, dann bilde ich mir ein, ich weiß es besser.

platon hat geschrieben:... konservative Flitzpiepen...
...antiquiertes bäuerliches Familienbild...
...Entfremdung von den Eltern, Beraubung der Kindheit...

Antiquiert und konservativ? Oo [Hier stand ein Smiley, aber: Dein Beitrag enthält zu viele Smilies. Die maximal erlaubte Anzahl von Smilies ist 7. Das nenne ich konservativ. :D ]

Bäuerlich? :ops: Woher weißt du das? Ich bin in einer richtigen Großfamilie aufgewachsen. Eltern, Großeltern, Urgroßmutter, Großonkel mit Frau und Kind in einem Haus. Leider gibt es diese Strukturen heute nicht mehr, deshalb der gestiegene Bedarf nach Ganztagsschulen, Kindergärten und Krippenplätzen.

Beraubung der Kindheit? Allerdings! Mein bester Schulfreund hat mal die Nitroglyzerin/Dynamit-Synthese nachvollzogen. Meinst du, die langweiligen Bedenkenträger in einer staatlichen Bildungsanstalt hätten ihm erlaubt, sowas in der Ganztagsschule zu tun? Nee, das mußt du zu Hause machen - am Besten im Garten. :pfeif: :mg: Und wenn du dich wirklich für etwas interessierst, kann dir kaum ein Lehrer weiterhelfen, weil er auch nur beherrscht, was im Lehrplan steht und den Rest vergessen hat.

Ich würde meine Kinder selbst unterrichten wollen, in einer perfekten Welt, in der ich nicht arbeiten gehen müßte.

ujmp hat geschrieben:Und man sollte Menschen vorallem ein Gefühl dafür vermitteln, dass sie eigentlich nichts wissen, dass man sich seiner Sache nie ganz sicher sein kann - man selbst nicht und die anderen auch nicht.

:erschreckt: El Schwalmo hat ujumps Account gehackt. :mg:

Dein Satz ist eine der schönsten Argumentationsfiguren im Streben nach der Vernichtung jeglicher Wahrheit.

Man sollte den Satz auf sich selbst anwenden. Wodurch er ungültig wird.

spacetime hat geschrieben:So ist es. Die menschliche Natur ist eine Konstante, an der man nicht schrauben kann.

So eine Aussage ist eben das Problem bei Bildung, die "persönlichkeitsbildend" sein soll. Man sollte Meinungen möglichst aus Schulbildung heraushalten und Fakten vermitteln.

Zum Beispiel den Fakt, daß die menschliche Natur äußerst variabel ist. In Europa kennen wir Monogamie, sequentielle Monogamie, die Muslime kennen Polygamie, im Tibet gibt es Polyandrie. Was ist hier die menschliche Konstante?

Bevor man mich mißversteht: Fakten sind nicht alles. Ich bin nicht Marquardt vom Focus :mg: Man muß Fakten auch in Beziehung zueinander setzen können. In der Schule nimmst du Parabeln durch, und dann schreibst du eine Aufgabe über Parabeln. Dann nimmst du Hyperbeln durch und schreibst eine Aufgabe über Hyperbeln. Im echten Leben ist das anders. Dort sind die Probleme weniger strukturiert und du mußt erstmal herausfinden, ob Parabeln oder Hyperbeln überhaupt was taugen für die Lösung.

Bildung wäre demnach etwas, das Leuten hilft, sich selber zu helfen.
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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon ujmp » So 29. Nov 2009, 18:37

smalonius hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Und man sollte Menschen vorallem ein Gefühl dafür vermitteln, dass sie eigentlich nichts wissen, dass man sich seiner Sache nie ganz sicher sein kann - man selbst nicht und die anderen auch nicht.

:erschreckt: El Schwalmo hat ujumps Account gehackt. :mg:
Dein Satz ist eine der schönsten Argumentationsfiguren im Streben nach der Vernichtung jeglicher Wahrheit.
Man sollte den Satz auf sich selbst anwenden. Wodurch er ungültig wird.

Ok, das ist in dieser Zuspitzung natürlich Unsinn. In Naturwissenschaftlichen Fächern geht es natürlich vordergründig um Wissen, dass sich zu lernen lohnt, weil es anwendbar ist. Ich meinte, dass eine breitgefächerte Bildung automatisch eine Einsicht in die menschliche Begrenztheit mit sich bringt - man könnte es auch "Nüchternheit" nennen.
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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon spacetime » So 29. Nov 2009, 21:37

smalonius hat geschrieben:Zum Beispiel den Fakt, daß die menschliche Natur äußerst variabel ist. In Europa kennen wir Monogamie, sequentielle Monogamie, die Muslime kennen Polygamie, im Tibet gibt es Polyandrie. Was ist hier die menschliche Konstante?

Also diese Frage ist fast zu flach... hoffentlich ist das nicht ernst gemeint!
Genetisch gleichen sich alle Menschen beispielsweise zu 99,9%, die 0,1% machen hier deine "äußerste Variabilität" aus. Die menschliche Natur unterscheidet sich vor allem in kultureller Hinsicht, aber dennoch kann man alles auf bestimmte Grundprinzipien zurückführen. Dein angesprochenes Paarungsverhalten ist beim Menschen im Übrigen vor allem kulturell geprägt.
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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon platon » So 29. Nov 2009, 23:16

smalonius hat geschrieben:Aber das Ministerium weiß es!?

Nein, aber die Lehrer wissen es im Allgemeinen besser als die Eltern (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel).
smalonius hat geschrieben:Wieviel Geld könnte man eigentlich sparen, wenn (man) den Ländern die Schulhoheit nimmt und ein bundesweites Schulwesen einführt?

Du kennst Dich in der Politik nicht besonders gut aus, stimmts?
Man kann den Ländern die Kultushoheit überhaupt nicht nehmen, wenn die sie nicht freiwillig abgeben.

smalonius hat geschrieben:Wenn ich mitbekomme, was manchmal an Schulstoff durchgenommen wird, und wie es durchgenommen wird, dann wundere ich mich. Ruft mich eine Freundin an, weil ihre Viertklässler-Tochter mit einer Aufgabe nicht klarkam. Sie selbst auch nicht. Naja, ich dann auch nicht - ich hab nicht mal die Fragestellung verstanden. Da läuft doch etwas schief.

In der Tat, wenn Du Viertklässeraufgaben nicht verstehst, dann ist mit Deiner Schulbildung etwas gewaltig schief gelaufen, das liegt nicht an der Schule von heute, sondern von damals oder an Dir.

smalonius hat geschrieben: Leider gibt es diese Strukturen heute nicht mehr ...

Ja, Du darfst weinen, aber es ist, wie es ist und Du wirst das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen.

smalonius hat geschrieben:Ich würde meine Kinder selbst unterrichten wollen, in einer perfekten Welt, in der ich nicht arbeiten gehen müßte.

Du meine Güte, jemand, der nicht einmal Viertklässeraufgaben begreift, will seine Kinder selbst unterrichten? Das fehlte uns noch. Dann könnten wir den Laden ja gleich zumachen.

smalonius hat geschrieben:Bildung wäre demnach etwas, das Leuten hilft, sich selber zu helfen.

Ja, das ist das akademische Bildungsideal. Das wird aber die Ausnahme für einen kleinen Kreis von Privilegierten bleiben. Für die Masse wird das niemand finanzieren wollen und können.
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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon stine » Mo 30. Nov 2009, 07:36

platon hat geschrieben:
smalonius hat geschrieben: Leider gibt es diese Strukturen heute nicht mehr ...
Ja, Du darfst weinen, aber es ist, wie es ist und Du wirst das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen.
Wir werden das Rad der Zeit sogar zurückdrehen MÜSSEN!
Keine Gesellschaft der Welt, außer vielleicht Monaco, die sich aus Gewinnen eines Spielcasinos für Superreiche nähren, kann es sich leisten sich um alles staatlich zu kümmern.
Wo die Großfamilien, mit dem Gefühl der Verantwortung gegenüber jedes einzelnen der eigenen nahen Verwandshaft, aussterben, gibt es keine nur annähernd gleich guten Alternativen. Die gesamte Fürsorge verstaatlichen zu wollen wäre der absolute Horror. Die Kleinsten in die Krippe, die Kleinen in die KiTa, die jungen in die schulische Ganztageseinrichtung und die Alten ins Heim.
Und warum das alles?
Damit die 25 - 55jährigen ihre Ruhe haben und sich voll und ganz ihrer erlangten Bildung hingeben können.
Ich meine, wer so etwas als die neue menschliche Freiheit betrachtet ist für mich ein ausgesprochener Ignorant menschlichen Fühlens und Denkens.
Mir wird angst, wenn ich daran denke, dass so Denkende die Regierung von Morgen stellen könnten.

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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon stine » Mo 30. Nov 2009, 07:44

platon hat geschrieben:
smalonius hat geschrieben:Ich würde meine Kinder selbst unterrichten wollen, in einer perfekten Welt, in der ich nicht arbeiten gehen müßte.
Du meine Güte, jemand, der nicht einmal Viertklässeraufgaben begreift, will seine Kinder selbst unterrichten? Das fehlte uns noch. Dann könnten wir den Laden ja gleich zumachen.
In der Tat ist die Art und Weise der Unterrichtung komplexer Mathematikaufgaben, die rein aus gehirntechnischen Gründen oft der Altersklasse noch gar nicht entsprechen, oft hanebüchen. Hier wurde und wird in den letzten Jahren experimentiert ohne Ende und das alles, um immer mehr Wissen in immer kürzerer Zeit den Kindern nahe zu bringen.
Auch ein Mathematiker kann verzweifeln, wenn eine Aufgabe mit zwei Unbekannten gelöst werden muss, ohne professionelles Aufstellen eines dazu unbedingt notwendigen Terms.
Der Hochmut ist daher etwas unangebracht.

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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon Julia » Mo 30. Nov 2009, 11:13

Das Problem ist, dass wohl gerade religiöse Fanatiker ihre Kinder gerne zu Hause unterrichten würden...
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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon stine » Mo 30. Nov 2009, 11:53

@Julia: Das wollte ich damit nicht ansprechen sondern ich wollte darauf hinaus, dass Schulstoff und Unterrichtsmethoden seit vielen Jahren immer wieder reformiert, modernisiert und umorganisiert werden und je nachdem in welcher Epoche man Grund-, Haupt-, Realschüler oder Gymnasiast gewesen ist, hat man mal von Mathe mehr oder weniger und mal sprachlich mehr oder weniger verstanden.

Ein Beispiel ist die Schreibschrift. Innerhalb der letzten Jahre wurde aus unserer runden Schreibschrift die eckige Ausgangsschrift. Die Umsetzung, Austausch der Unterrichtsmaterialien und Lesebücher, war sauteuer und hat im Endeffekt nur dazu geführt, dass keiner mehr die schnelle Schreibschrift richtig lesen kann.
Zweites Beispiel ist der Zahlenraum bis 20 statt bis 10 in der ersten Hälfte der ersten Klasse. (so gewesen vor ca. 8 Jahren) Die Kinder mussten in der ersten Klasse Aufgaben bewältigen, wie 15-7, was dazu führte, dass sie die Ergebnisse auswendig lernten und die Zahlen gar nicht als Zahlen begriffen. Diese Experimente im Grundschulalter schaden mehr, als sie nützen.

Der Verdacht liegt hier sehr nahe, dass unsere ganze Bildung ein experimentelles Spielfeld ist, das beliebig austauschbare Methoden im Wechsel einsetzt, um den Anschein zu erwecken, man würde sich damit ernsthaft beschäftigen und so der Bildung auf die Sprünge helfen.

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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon Julia » Mo 30. Nov 2009, 13:03

Ja, das ging auch eher an smalonius, der seine Kinder selbst unterrichten wollte.

platon hat geschrieben:In der Tat, wenn Du Viertklässeraufgaben nicht verstehst, dann ist mit Deiner Schulbildung etwas gewaltig schief gelaufen, das liegt nicht an der Schule von heute, sondern von damals oder an Dir.

Mal halblang, es ist ja kein Geheimnis, dass Lehrer oft nicht so die Hellsten sind... Ich hatte so viele Diskussionen mit Lehrern über ihre Fragestellungen. Ich war nämlich der Meinung diese richtig beantwortet zu haben, sie wollten aber etwas anderes hören. Mein Hinweis, dass sie dann halt eben danach fragen hätten sollen haben sie sich nicht wirklich zu Herzen genommen, auch wenn sie immer zugeben mussten, dass ihre Fragen nicht eindeutig sind.
Eine Lehrerin, die sich dieser Thematik bewusst war und dass auch gerade gute Schüler davon betroffen sind, hat mir erzählt, dass sie bei den Abituraufgaben, die sie für ihre Kurse auswählen (Bayern) meistens einfach die nehmen, die am wenigsten Fehler enthalten und hat mir ein paar wirklich üble Abiaufgaben gezeigt. Das sind also keine Einzelfälle.

Ich hatte sogar einen Gymnasiallehrer (Chemie), der die vier Grundrechenarten nicht beherrscht hat:

Julia: Wieso kriege ich auf diese Aufgabe keine Punkte?
Lehrer: Weil sie falsch ist.
J: Aber ich habe das richtige Ergebnis!
L: Das ist Zufall.
J: Was genau ist denn falsch an meiner Lösung?
L: Kann ich dir nicht sagen, ist aber auf jeden Fall falsch.
J: *WTF*
Kann ich mal die Musterlösung sehen?
...
Schauen Sie, Sie haben die Stoffmengen erst in Konzentrationen umgerechnet und dann weitergerechnet, ich habe es umgekehrt gemacht, aber es ist doch vollkommen egal, ob man erst durch B teilt und dann mit A multipliziert oder andersrum!

L: Ich schau mir das zu Hause noch mal an...
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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon stine » Mo 30. Nov 2009, 13:36

Julia hat geschrieben:L: Ich schau mir das zu Hause noch mal an...
Wäre zum :lachtot: , wenn es nicht zum :( wäre.

Auch und gerade hochbegabte Schüler haben häufig das Problem nicht verstanden zu werden, da ihre Lösungsansätze oft sehr unkonventionell, aber doch zielführend sind. Wenn nun ein Lehrer nicht fit im Stoff ist und den Lösungsweg nach Lehrbuch benoten möchte, weil er das anders nicht nachvollziehen kann, dann ist das immer frustrierend für die Schüler.
Da zweifelt mancheiner an sich selbst, weil das Wissen des Lehrers soll man ja nicht anzweifeln.

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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 30. Nov 2009, 13:45

@ Julia: Naja, ich glaube dies siehst du etwas aus zu frischen Wunden aus deiner Schulzeit. Richtig soweit, Lehrer sind auch nur Menschen und es gibt einige Gründe Lehrer zu werden (einige ziemlich schlechte, einige dürften in der Praxis schlecht für Lehrer und Schüler sein, es mag auch weiter Standard-Gründe geben :mg: ) und der Alltag als Lehrer mag doch so manchen "Lehreranwärter" tief überraschen.
Auch Lehrer sind Menschen, auch Lehrer haben schlechte Tage, auch Lehrer machen Fehler. (auf dein Beispielfall jetzt bezogen)
Und bei einem Fehler dann erst einmal in Ruhe zuhause nachsehen, was jetzt wirklich stimmt ist durchaus legetim - man kann aber m.E. durchaus wenn es nur dies war, dies auch sofort beheben, meiner Erfahrung nach ist aber meist nicht nur eine Sache, sondern es hängen immer ein paar Streber *bg* am Lehrer und kämpfen um jedes Pünktchen, um statt eine 1+ eine besser 1+ zu bekommen oder so. Also in Ruhe nachsehen. Wie gesagt, du hast recht, es sollte nicht passieren kann aber. Wenn du 30 mal den gleichen Müll korrigierst, kann auch einem Lehrer ein Fehler unterlaufen.

Trotzdem darfst du mir glauben, auch ein paar Jahrzehnte später, vermag man bei einigen Lehrern nur sofort an ein ganz großes A zu denken - dabei hatte ich nicht einmal mit jedem dieser großen As ein Problem (oder sie mit mir).

Und wenn man wirklich intelligent oder zumindest überdurchschnittlich aufnahmefähig bist, dann wirst du immer Lehrer, Professoren, Vorgesetzte (sei froh dass du nicht zum Barras musst), ... haben, die da relativ zu dir kleine, aber manchmal deutlich merkbare Defizite haben.

IIRC hat es mal in Ösiland (vor der Erfindung des Webs wenn ich mich recht entsinne) eine Studie gegeben, die ganz überraschend festgestellt hat, dass ein und die selbe Aufgabenlösung von unterschiedlichen Lehrern ganz unterschiedlich bewertet und benotet wird, z.B. in Deutsch - keine Überraschung magst du jetzt sagen, die kommt auch noch. Die Benotung bei den Matheaufgaben war noch uneinheitlicher. Es gibt eben alles zwischen "der Weg ist das Ziel" und nur "das Ergebnis zählt".
Ganz abgesehen davon, dass bei Blindtests schon alleine der Name Einfluss auf eine Wertung hat.
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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon Julia » Mo 30. Nov 2009, 17:52

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Und bei einem Fehler dann erst einmal in Ruhe zuhause nachsehen, was jetzt wirklich stimmt ist durchaus legetim

Dieser Lehrer hatte wirklich ein Mathedefizit, als wir den pH-Wert durchgenommen haben, hat er erklärt, dass er das mit dem Logarithmus noch nie verstanden hat und sich das gerade von einem Mathelehrer so vorrechnen hat lassen, wir also besser keine Fragen stellen sollten...
Was mich aber wirklich schockiert hat war, wie arrogant er meine Fragen blockiert hat. Ich meine da ist eine gute Schülerin, die das richtige Ergebnis hat, er kann keinen Fehler in ihrer Rechnung entdecken, die ein klein wenig von seiner abweicht und was folgert er daraus? Die Lösung muss falsch sein.
Oft war ich auch kurz davor meine Lehrer zu bitten mir etwas von ihrem Gehalt abzugeben, nämlich dann, wenn ich als Vermittler zwischen Lehrern und Schülern dienen musste. Es gab Lehrer, die so gut wie keine Fragen von Schülern beantworten konnten, sondern immer nur wiederholt haben, was sie eben schon aufgesagt hatten. Sie haben nicht begriffen, was der Schüler missverstanden hat, wobei die Ursache dafür oft beim Lehrer lag, der sich ungenau ausgedrückt hat. Ich kam mir ganz schön blöd vor, wenn ich mich ständig gemeldet habe um zu sagen: "Kevin wollte glaube ich darauf hinaus, dass sie gesagt hatten, ..., am besten erklären sie Kevin, dass es sich dabei um Dingsbums handelt und man nicht daraus schließen kann..." :klugscheisser:

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Naja, ich glaube dies siehst du etwas aus zu frischen Wunden aus deiner Schulzeit.

Erschreckend ist doch, dass es so viele davon gibt!

Des Weiteren ist mir ja auch nicht entgangen welche Leute aus meinem Jahrgang auf Lehramt studieren. *hüstel*
Wir sollten die Besten zu Lehrern ausbilden, nicht die, die Angst vor der freien Wildbahn und gerne viel Urlaub haben.
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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 30. Nov 2009, 18:34

Ach weißt du Julia, es gibt angeblich (*bg*) den Typ Menschen der zum Lehrer wird, weil er gerne doch auch mal Primus wäre, Beachtung finden würde, als Autorität angesehen wäre, man auf seine Worte achten würde und wo findet man dies am leichtesten? Richtig, als Erwachsener unter Kindern.
(Nicht missverstehen und einen Umkehrschluss ziehen! Deutlich nicht jeder Lehrer muss so sein, ist es auch nicht!)

Es gibt Menschen - jeden Alters - die ein Problem damit haben, wenn jüngere Menschen nicht vor dem älteren vor Ehrfurcht in den Staub fallen, wenn jüngere Menschen ihnen widersprechen oder auch nur Äußerungen hinterfragen - oder ihnen einfach intellektuell überlegen sind (und dies spüren lassen).
Es gibt Männer, die haben ein Problem, wenn eine Frau nicht das alte Spielchen der scheinbaren intellektuellen Unterlegenheit spielt, eventuell sogar widerspricht, ganz schlimm sogar eine intellektuelle Überlegenheit zeigt - oder auch nur vorspielt (vielleicht im Glauben sie wäre überlegen - egal).
Kombiniere dies.
Bedenke aber auch - möglicherweise siehst du einiges falsch, denn noch subjektiver als eine direkt betroffene Person, die möglicherweise auch mit ihren Vorurteilen und Handlungen erst ein Handeln auslöst bzw. einfach erwartet, dass dies so sein muss - und andere Deutungen und Sichtweisen eventuell nicht zulässt.


Auch Lehrer sind nur Menschen, auch unter Lehrern gibt es seltsame Personen und Personen mit (für das normale Leben) kleinen Schwächen, sind als Lehrer in der Schule arme Schweine mit großen Schwächen - denn Schüler sind fiese Säue. :kg:
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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon Julia » Mo 30. Nov 2009, 18:54

Ich war nie nicht eine fiese Sau!

(Habe ich schon von dem Mathematiker erzählt, der neben meinen Beweis ohne sonstige Korrektur ein großes, rotes "Schmarrn!" hingeklatscht hat?)

Ich hatte natürlich auch gute Lehrer, ich möchte nicht alle über einen Kamm scheren, es kam mir nur verdächtig vor, allerdings hatte ich auch noch mit keiner anderen Berufsgruppe so viel Kontakt...
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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon platon » Mo 30. Nov 2009, 19:45

stine hat geschrieben:Auch ein Mathematiker kann verzweifeln, wenn eine Aufgabe mit zwei Unbekannten gelöst werden muss, ohne professionelles Aufstellen eines dazu unbedingt notwendigen Terms.
Der Hochmut ist daher etwas unangebracht.

Ich ahne, dass Gleichungen mit zwei Unbekannten für Dich Mathematik auf höchster Stufe bedeuten. Sind sie aber nicht! Das ist Primitivmathematik für die 8. oder 9. Klasse auf dem Gymnasium. dafür brauchst Du kein "professionelles Aufstellen eines dazu unbedingt notwendigen Terms", sondern lediglich zwei Gleichungen, die die Beziehung der Unbekannten zu einander angeben. Das ist alles.
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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon stine » Mo 30. Nov 2009, 20:06

platon hat geschrieben:Das ist Primitivmathematik für die 8. oder 9. Klasse auf dem Gymnasium.
Sowas machen unsere 4.Klässler in der Grundschule, um sich für das Gymnasium zu qualifizieren.
Kann aber durchaus sein, dass das bei euch später dran ist.

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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon smalonius » Mo 30. Nov 2009, 20:12

platon hat geschrieben:Du kennst Dich in der Politik nicht besonders gut aus, stimmts?
Man kann den Ländern die Kultushoheit überhaupt nicht nehmen, wenn die sie nicht freiwillig abgeben.


Hatten wir nicht vor kurzem eine Föderalismusreform? Da hätte man den alten Zopf Kultushoheit abschneiden können.
Wer sind denn die Länder? Doch nur die Regierungen, die wir wählen. Gibt es Parteien, die sowas im Programm haben? Ich befürchte nicht. Die Idee sollte eigentlich angesagt sein, heutzutage, wo man sparen muß.

Leider haben Politiker kaum ein Interesse, den Posten abzusägen, auf dem sie sitzen.

platon hat geschrieben:In der Tat, wenn Du Viertklässeraufgaben nicht verstehst, dann ist mit Deiner Schulbildung etwas gewaltig schief gelaufen, das liegt nicht an der Schule von heute, sondern von damals oder an Dir.

Solche Aussagen habe ich zum Fressen gern. Das ist eine Erziehungsmoral aus dem letzten Jahrtausend.

Die Erwachsenen wissen es besser und Kinder haben im Zweifellsfalle selbstverständlich unrecht. Oder die studierten, ministerialen Pädagogen wissen es besser und ich habe im Zweifelsfall unrecht.

Dabei gibt es immer wieder solche Fälle:

Unmittelbar nach den Mathe-Klausuren hatten sich Lehrer und Schüler über die Aufgaben1"Oktaeder" und "Basketball" beschwert.
Sie seien zu schwierig und kein Standardwissen, lautete die Kritik.
http://www.wdr.de/themen/wissen/bildung ... yle=wissen


Bei der Biologie-Klausur hatten sich die Schüler nach eigenem Bekunden innerhalb von 30 Minuten durch ein 18-seitiges Textkonvolut kämpfen und für zwei von drei Aufgabenstellungen entscheiden müssen. Bei den Klausuraufgaben in Mathematik ging es unter anderem um Wahrscheinlichkeits-Berechnungen, bei denen ermittelt werden sollte, wie häufig der Basketballer Dirk Nowitzki seine Freiwürfe im Korb versenkt. Bei den ersten beiden Berechnungen wurden jeweils zehn Versuche zu Grunde gelegt, bei der dritten Teilaufgabe fehlte diese Angabe.

Selbst renommierte Mathematik-Wissenschaftler wie der Bonner Professor Peter Koepke nannten die Mathematikaufgabe "wesentlich unvollständig" und "falsch gestellt". Auch in den Fächern Erdkunde, Geschichte, Pädagogik, Spanisch und Sport beklagten sich Abiturienten bei "spickmich.de" über irreführende Aufgabenstellungen.

http://www.wdr.de/themen/wissen/bildung ... yle=wissen


platon hat geschrieben:Ja, Du darfst weinen, aber es ist, wie es ist und Du wirst das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen.
Mag sein. Falls die Gesellschaft dahin "optimiert" wird, daß beide Elternteile arbeiten gehen müßen, damit es finanziell rund läuft, kann ich das nicht aufhalten. Ich hätte jedenfalls keine Lust, Kinder in die Welt zu setzen, und sie dann frühestmöglich wieder irgendwo abzuliefern.

platon hat geschrieben:Du meine Güte, jemand, der nicht einmal Viertklässeraufgaben begreift, will seine Kinder selbst unterrichten? Das fehlte uns noch. Dann könnten wir den Laden ja gleich zumachen.

Bild Welcher Laden? Mitgefangen, mitgehangen in der Bundesrepublik?

stine hat geschrieben:...die Alten ins Heim.

Auf dem Land ist das noch ganz einfach. Wer's Haus kriegt, kriegt auch die Alten zur Pflege. :pfeif:

stine hat geschrieben:Auch ein Mathematiker kann verzweifeln, wenn eine Aufgabe mit zwei Unbekannten gelöst werden muss, ohne professionelles Aufstellen eines dazu unbedingt notwendigen Terms.

Das erinnert mich an eine bestimmte Drittklässleraufgabe:

Gegeben waren drei Kästchen, die mit Pfeilen verbunden waren. In manchen Kästchen und auf manchen Pfeilen standen Zahlen. Aufgabe war, die fehlenden Zahlen zu ergänzen. Formal gesehen wäre das ein lineares Gleichungssystem mit drei Unbekannten. Ich weiß heute noch nicht, ob ich diese Lehrmethode gut finde.

Sicher ist systematisches Probieren ein höchst ehrenvoller Weg, eine Lösung zu finden. Aber ein bißchen mehr sollte schon geboten werden im Unterricht. Zu meiner Zeit hat man bis zum Erbrechen schriftlich multipliziert und dividiert, heute läßt man raten. Beides finde ich merkwürdig.

Das bringt mich auf einen anderen Punkt: wie stellt man denn fest, was ein Schüler gelernt hat? Hat er es verstanden? Hat er es auswendig gelernt? Hat er es erraten?
Julia hat geschrieben:Das Problem ist, dass wohl gerade religiöse Fanatiker ihre Kinder gerne zu Hause unterrichten würden...

Antwort kommt in einem eigenen Post.

Julia hat geschrieben:Des Weiteren ist mir ja auch nicht entgangen welche Leute aus meinem Jahrgang auf Lehramt studieren. *hüstel*

:pfeif:
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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon platon » Mo 30. Nov 2009, 20:20

stine hat geschrieben:Sowas machen unsere 4.Klässler in der Grundschule

Träum weiter, stinchen, und versuch bei Gelegenheit mal in der Realität anzukommen.
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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon platon » Mo 30. Nov 2009, 21:49

smalonius hat geschrieben:Hatten wir nicht vor kurzem eine Föderalismusreform? Da hätte man den alten Zopf Kultushoheit abschneiden können.

Wer hätte den abschneiden können? Die Länder, richtig. Es lag nicht in der Macht des Bundes, die Kultushoheit an sich zu ziehen.
smalonius hat geschrieben:Leider haben Politiker kaum ein Interesse, den Posten abzusägen, auf dem sie sitzen.

Stimmt, würdest Du auch nicht freiwillig. Das heißt nicht, dass ich das toll finde, aber es ist nachvollziehbar.

smalonius hat geschrieben:Solche Aussagen habe ich zum Fressen gern. Das ist eine Erziehungsmoral aus dem letzten Jahrtausend.

Und die Schuld an allem bei anderen zu suchen ist auch nicht neu, hat aber den Vorteil, dass man selbst eine weiße Weste hat. Nur helfen, wird das in keiner Weise.

smalonius hat geschrieben:Dabei gibt es immer wieder solche Fälle: ...

Natürlich gibt es immer wieder solche Fälle, aber sie sind die Ausnahme und nicht die Regel, deshalb als typische Beispiele völlig untauglich.

smalonius hat geschrieben:Gegeben waren drei Kästchen, die mit Pfeilen verbunden waren.

Ja, solche Aufgaben haben meine Kinder auch in der Grundschule gerechnet, das waren aber keine linearen Gleichungssysteme mit drei Unbekannten, sondern da ging es schlicht und einfach um das Erkennen von Gesetzmäßigkeiten in Zahlenfolgen.

smalonius hat geschrieben:Zu meiner Zeit hat man bis zum Erbrechen schriftlich multipliziert und dividiert ...

Mit dem Ergebnis, dass ihr die Matheaufgaben von Viertklässern nicht mehr versteht?
Und das liegt am heutigen Schulsystem? Ja, wenn ihr meint ...
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Re: Ziel der Bildung

Beitragvon smalonius » Mo 30. Nov 2009, 22:25

Julia hat geschrieben:Das Problem ist, dass wohl gerade religiöse Fanatiker ihre Kinder gerne zu Hause unterrichten würden...

Das ist sicher ein Problem. Aber warum sollte meine Handlungsfreiheit beschnitten werden, weil religiöse Fanatiker diese Handlungsfreiheit ausnutzen könnten? Gesetze nach dem Gießkannenprinzip? Nein, danke.

Ausnahmweise und ganz unverschämt einige Zitate aus einem anderen Forum, weil ich es selber nicht annähernd so gut sagen könnte.

FWIW, Jason and I have talked seriously about homeschooling any children we have. I will shortly have a PhD in computer science, and I have an MBA. Jason has a BS in both electrical engineering and computer science and an MS in computer engineering. We are atheists. It would be fine with me for our kids to have to submit to standardized testing.

We both went to public school in Kentucky. While we managed to come out ok, the educational system there is abysmal and school was hell. I recognize the necessity of kids learning social skills, but there are other places to do that besides school.


Jason and I are volunteer judges at a Lego robotics competition for children every year, and the home schooled teams when consistently -- in the teamwork category as well as performance. I've seen dozens of them over the last five years, and they seem on the surface to be normal, bright, kids. But that's based on 15 minutes of interaction.


The homeschooling thing is definitely a tough choice. Neither option seems all that appealing. The thing is, if something goes wrong with a regular school kid, it's "safe" because the parents did the accepted thing. If a homeschooled kid runs in to trouble, it will likely be blamed on the homeschooling.


Wenn du die Wahl hättest, würdest du deinem Kind selbst die Dinge der Welt näherbringen wollen? Oder würdest du das professionellen Vermittlern überlassen?
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