@Jarl Gullkrølla:
Ich bin kein Philosoph und die meisten philosophischen Modellen sind mir nicht bekannt. Wenn ich um eine persönliche Meinung gefragt werde, die sich aus meinen eigenen Trieben ergibt, dann unterscheidet sich diese in der Regel von sozialen, allgemeingültigen Aspekten. Das heißt aber nicht, dass ich diese - sofern bekannt - ignoriere.
Jarl Gullkrølla hat geschrieben:Und wenn du dein Urteil hierzu einzig von deinen Gefühlen abhängt, die ja veränderlich sind; ziehst du die dann die Grenze, wo Objektivität in der Vernunft not tut, und wo nicht, ganz willkürlich? Oder bist du der Meinung, dass jenes gefühlsmäßige Urteil deswegen keiner weiteren Begründung bedarf, weil die Urteile, an die die Affekte gebunden sind, schon begründete und vernünftige Urteile waren?
Ich bin nicht darauf eingegangen, weil ich erstmal darüber nachdenken musste, denn die Antwort gefiel mir selbst nicht: Sie lautet "Ja".
Allerdings geht es hier, so wie ich das sehe, nicht um Willkür im Sinne von Ungerechtigkeit sondern um meine ganz eigene "Fähigkeit", wollen zu können.
Ein gefühlsmäßig begründete Urteil hat keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Es hat also auch nichts mit Vernunft zu tun. Ich mag zum Beispiel auch keine rohen Äpfel, weil ich darauf allergisch reagiere. Daraus folgt aber nicht, dass ich dieses Obst allgemein für ungesund halte.
Emotionen sind nun einmal die Basis, bei der sämtliche Überlegungen beginnen. Emotional begründete Meinungen können im Verlauf rationaler Überlegungen korrigiert werden. Das ist auch der Grund weshalb ich trotz starker Abneigung gegen Krieg kein Pazifist bin. Aber diese später hinzugefügten objektiven Begründungen sind, wenn sie nicht die ursprüngliche Meinung abändern, oft nur "hinzugelogen", soll heißen, sie sind keine Begründungen im Sinne von "Grund/Ursache der Meinung".
Jarl Gullkrølla hat geschrieben:Was sind in dem Fall die Urteile vor deinen Urteilen?
Könntest du diese Frage bitte erläutern? Wenn du meinst, was ich denke, dass du es meinst, dann meinst du Urteile, die schwerer wiegen als die, die allein auf meinen Emotionen basieren. Das wären dann Urteile (Wir reden doch über Urteile im Sinne von Meinungen oder Ansichten, oder?) die auf vernunftbehafteten Überlegungen basieren. Im Idealfall wären die Überlegungen nicht nur vernunftbehaftet sondern rein rational. Das ginge aber nur, wenn wirklich ALLE Aspekte bekannt sind.
Im Fall Krieg bedeutet das: Wenn ich weiß, warum sich ein Krieg angezettelt wurde, warum alle friedlichen Versuche einer Einigung fehlschlugen und was der jeweilige Gewinner für Vorteile zieht, dann besteht durchaus die Chance, dass ich auch einen Krieg befürworte.
Wenn es allerdings nötig ist, vor Kriegsbeginn die Bevölkerung mit einer Propagandamaschinerie in die "richtige" Stimmung zu bringen und alles nach hauptsächlich wirtschaftlichen (USA in diversen Angriffskriegen, WKII) oder ideologischen (Alle möglichen Religionskriege, WKII) Interessen stinkt, sieht die Sache anders aus.
Jarl Gullkrølla hat geschrieben:Gibt es jemanden, der eigenen Gründe hat, den Frieden dem Krieg vorzuziehen?
Ich denke, die eigenen Gründe habe ich erläutert. Dass sie von weiteren, "hinzugelogenen" Gründen, wie du es ausdrückst, gestützt werden, ist nur angenehm, wodurch sich diese Frage eigentlich erübrigt:
Jarl Gullkrølla hat geschrieben:Oder ist deine emotionale Reaktion reine Tradiertheit?
Aber gern noch mal etwas ausführlicher, wobei ich mich mal entscheide nicht beleidigt darüber zu sein, unterstellt zu bekommen, ich hätte gelernt, angesichts sinnfreier Kriege Übelkeit zu empfinden.
Als kleines Kind habe ich es gehasst, wenn im Kasperletheater der Kasper das Krokodil verprügelte. Das Leben ist etwas, das ich liebe. Ich empfinde es als etwas großartiges, das sich lohnt, geschützt zu werden. Zwar akzeptiere ich die Nahrungskette und auch durch Expansion einer Population verursachten Kolateralschaden, aber Gewalt aus niederen Beweggründen - und Angriffskriege sind nichts anderes - verachte ich.
Jarl Gullkrølla hat geschrieben:"Ich kann nichts dafür." - Das ist eine falsche Aussage. Du bist für dich verantwortlich.
Meine Aussage bezog sich auf meine emotionale Reaktion. An dieser kann ich meines Wissens tatsächlich nichts ändern (das heißt, mit Hilfe von Psychopharmaka vielleicht doch).
Das soll aber nicht heißen, dass ich mich selbst als deterministisch betrachte. Dann müsste ich mir und in der Folge auch jedem anderen Menschen sämtliche Verantwortung für meine, beziehungsweise dessen, Handlungen absprechen. Aber das führt am Thema vorbei.
Jarl Gullkrølla hat geschrieben:schätzt du das Verbleiben im Herkommen hoch?
Schätzt du das Verbleiben in geschwollener Wortwahl hoch?

Das Herkommen ist mir relativ egal, aber mir gefällt es, meine Meinungen und Ansichten zu reflektieren, mit denen von Anderen zu vergleichen und gegebenenfalls zu korrigieren, was hier ganz gut funktioniert.