Hallo!
musicman hat geschrieben:Gandalf hat geschrieben:Der allergeringste Teil der Kreditneuaufnahme fliesst in Investitionen! (in der Geschichte der BRD lt Creutz insges. nur 120 Mrd.) Der allerallergrößte Teil dient zur Finanzierung der immer höher auflaufenden Zinsen! (inges. 1,3 Bio bis 2005) - Mit anderen Worten:
Diesem Fakt ist nicht zu widersprechen, geht aber wie alles bisher Beschriebene nicht an das Kernproblem, das mE lautet:
Warum befindet man sich in dieser unangenehmen Lage ?
Eine Antwort lieferst Du mit dem Zinsezins, fragen wir weiter, warum müssen wir ihn zahlen ?
Wenn ich mich nicht täusche, dürfte er dem Umstand des Zinses geschuldet sein und damit kommen wir des Pudels Kern schon näher. Wir bezahlen Zins weil wir bei irgend jemandem Kredidt genommen haben - richtig?
nein, - wir zahlen ihn, weil derjenige, der Geld hat, ihn von uns verlangen kann, wenn wir Geld brauchen. (Warum kann ein Kredithai mehr Zinsen verlangen als eine Bank?)
Wie bereits weiter oben erwähnt: Lt. Bibel ist die Zinsnahme (wohlweislich?) verboten (im Islam wird sich heute noch/wieder - zumindest offiziell - daran gehalten). Es gab lange Perioden im Mittelalter in denen kein Zins beim Geldverleih verlangt und das Geld auf andere Art am 'umlaufen' gehalten wurde. (Aus dieser Zeit kommt das Sprichwort : "Taler Taler, du musst wandern...") Nur wenn Geld umläuft kann es (s)eine nützliche Funktion erfüllen, - völlig egal, ob es aus Guthabenbeständen oder Kredit "verflüssigt" wurde.
Und auch im Alltag bekommen wir schon mal Geld geliehen, - ohne dass Zinsen gezahlt werden müssen. Das passiert z.B. auf dem Schulhof oder bei der Nachbarschaftshilfe. Eine Zinsschuld ist weder gottgegeben noch muss sie zwangsläufig in einem Geld- oder Kreditsystem auftreten.
musicman hat geschrieben:Und zwar nicht für nachhaltige Investitionen, sondern Kredidt für etwas das wir uns leisten wollten oder glaubten uns leisten zu müssen - wie auch immer, jedenfalls war das Geld dafür nicht da, sonst hätten wir keinen Kredidt genommen.
Eine Kreditaufnahme hat in unserem Geldsystem zunächst überhaupt nichts mit Nachhaltigkeitsüberlegungen zu tun. Die allermeisten Kredite werden heute nicht für Konsum oder Investitionen aufgenommen, sondern für Spekualtionszwecke "generiert".
Deine Überlegungen unterliegen einem fundamentalen Fehler, einem nahezu völligen Unverständis in der Hauptsache: Du berücksichtigst überhaupt nicht, wie "unser Geld" in Umlauf kommt. Unser heutiges Geld ist stets 'schuldgeboren'. Es wird grundsätzlich durch Kreditschöpfung in Umlauf gebracht (außer das Münzgeld). Wenn Du also erst "sparen" willst, um das Geld auszugeben, ist das ein fataler Fehlschluss: Das Geld das Du sparst, muss bereits
'vorher' durch Kreditaufnahme (durch einen Marktteilnehmer) schon geschaffen worden sein, sonst hättest Du in diesem System niemals "Geld sparen" können! musicman hat geschrieben:Die von Dir empfohlene Währung ist lediglich ein herumkurieren an Symptomen, wenn nicht die grundsätzliche Erkenntnis damit einhergeht, dass man Geld das man nicht hat auch nicht ausgeben sollte, das ist ebenfalls generieren von Geld, das nicht da ist, jedenfalls nicht im eigenen Geldbeutel.
Schwachfug. Da 'Deine grundsätzliche Erkenntnis' offensichtlich nur auf einem Unverständnis beruht, - ist auch Deine Schlussfolgerungen weltfremd.
Beispiel: Wenn ich für eine Bauvorhaben (z.B. Hausbau für meine Familie), darauf warten müsste, bis ich die Summe angespart hätte, wäre ich Rentner und bräuchte kein Haus mehr für meine Familie. Das gilt im Prinzip auch für Konsumausgaben, - die einen wesentlichen Faktor in unserer westlichen (Konsum-)Gesellschaft spielen und 'für dieses System' bei weitem nicht "unnütz" sind. Siehe auch die "Abwrackprämie": (Konsum-) Kreditaufnahme um Arbeitsplätze zu erhalten.
Durch Kreditaufnahme kann ich gesellschaftliche Entwicklungen (egal in welche Richtung) 'massiv pushen'. Das ist manchmal schädlich und manchmal sinnvoll. Genauso wie es sinnvoll ist, eine Getreidepflanze im Frühjahr zu düngen, - ist es unsinnig den Dünger im Herbst kurz vor Ernte auf die Pflanze zu bringen, da er dann Schaden an der Frucht anrichtet. (die Lagerfähigkeit leidet)
Daher kann die Aufgabe eines "Oekonomen" nicht darin liegen "Dünger zu sparen", sondern diesen anlassbezogen einzusetzen (und manchmal auch darauf verzichten zu können, bzw. diesen zu kompostieren)
Der Fehler im gegenwärtigen System ist ein 2-facher: Der Oekonom handelt falsch, da er die Jahreszeiten nicht berücksichtigt, die für Wachstumsphasen wichtig sind. Zudem hat man den Dünger derart manipuliert, das er die Eigenschaft besitzt sich beim Ausstreuen selbst zu vermehren. Und da das im Frühjahr einen super Ertrag mit sich gebracht hat, sieht nun die Düngerindustrie 'einen Sinn darin' die Getreidepflanzungen dahingehend zu manipulieren, dass diese sich das Jahr über im Stadium des Dauerwachstum befinden, um dann allein vom Düngerausstreuen leben zu können, da Pflanzen ja nur ja nur unnötig Kohlendioxid verbrauchen und Arbeit machen.
(BTW: Wer noch Probleme damit hat einem abstrakten Gegenstand "Sinn zuzuschreiben", sollte sich das jüngste Urteil der amerikanischen Verfassungsrichter anschauen, die einer juristischen Person "Meinungsfreiheit in einem Wahlkampf" zubilligten und selbst auch mal "unsere" 'europäische Verfassung' dahingehend näher beleuchten. Das wäre vielleicht auch einmal einen Thread hier wert)
Das Problem sind also nicht (allein) die Schulden (die breit gestreut sind unter denjenigen die den Wohlstand erarbeiten), sondern in einem weitaus höheren Maß die Guthaben, die von einer Minderheit von 'Nichtleistern' (Geldvermögensbesitzer) zurückgehalten und zum Selbstzweck (zum Geldzurückhalten) mißbraucht werden.
musicman hat geschrieben:Ob Zinseszins berechtigt ist oder nicht, kann man diskutieren, ist aber nicht das Hauptproblem, er beschleunigt allerdings den Bankrot - und zwar enorm.
Der Zinseszinseffekt ist kein Diskussionspunkt sondern ein Parameter im bestehenden Geldsystem, der dann für die Gesellschaft schädlich wird, wenn die Realwirtschaft nicht mehr mit dem Wachstum dieser Exponentialfunktion mithalten kann.. (Dieser Punkt ist schon lange überschritten, allenfalls kommt die Realwirtschaft bei technischen Neuerungen im Wachstum zeitweise wieder näher ran, wie zu Zeiten des "deutschen Wirtschaftswunders", des "Wegwerfbooms", des Aufkommens der Computertechnik oder des Internet)
Zins erzwingt, - wie alle übrigen 'leistungslosen Einkommen':
- stetiges Wirtschaftswachstum
- stetige Neuverschuldung
- und von daher stetiges Wachstum von Guthaben und Schulden
Der Kardinalfehler liegt aber in der Mentalität des Verschuldens an sich, ist also hausgemacht und das jetzt nur dem Kredidtgeber anzulasten ist eine Verdrängung der eigenen Problematik.
Quatsch (siehe oben). Auch wenn es für ein Individuum unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten durchaus sinnvoll sein kann, keine Schulden zu machen(weil z.B. die Zinsen zu hoch sind und diese nicht auf die Produkte umgelegt/verdient werden können), sieht das auf volkswirtschaftlicher Ebenen völlig anders aus: Würde man alle Schuldner im Schuldturm in Ketten legen, würden die "
Sparer wie Du" ganz schön blöd glotzen, - ihr Vermögen wäre mit einem Schlag wertlos. (auch das habe ich hier schon mal beispielhaft unterlegt. Denke hierbei bitte auch mal an das kapitalstockgestützte Rentensystem, das die Finanzlobbyisten durchgängig aufbauen wollen). Und wenn private Haushalte und Unternehmen sich nicht mehr weiter verschulden wollen, dann muss das eben - so wie das gerade geschieht, - der Staat, - der "Lender of last Resort", - tun. Nur so kann das Geld der "fleissigen Sparer"
gerettet werden.
Da also der "Horter" (= der Sparer) mit seinen 'Renditeerwartungen außerhalb realwirtschaftlicher Leistung' das gegenwärtige Schuld-Geldsystem ständig zu neuen Höhen treibt, kann die Lösung nicht im "sparen" liegen, sondern in der Korrektur des Geldsystems selbst. Wird in diesem System angefangen Kredit zu tilgen, endet das in einer Katastrophe, - einem deflationären Aufschlag der 1929 verblassen lässt. Auch das "nicht mehr weiterverschuldenwollen" fährt das System unweigerlich an die Wand (wir sind auf dem besten Weg dazu, -siehe hier:
http://www.ftd.de/politik/europa/:hilfe ... 72606.html)
Die ganze Angelegenheit ist allerdings in einer Größenordnung, die unkonventionelle Maßnahmen erforderlich machen könnte und ich denke, spätestens die nächste Generation wird das auch tun und nicht die von uns verursachte Pleite als gottgegeben hinnehmen
... die nächst Generation? Du bist mir vielleicht ein Optimist. Nimm mal Deine einseitig gefärbte Brille ab und realisiere, dass das System sich derzeit nur 'Zeit kauft'. Und die Halbwertzeit des Verfalls dieser gekauften Zeit wird immer kürzer: Griechenland brauch diese Woche unbedingt Mrd-Zusagen oder es erfolgt der "Meltdown", - während im Hintergrund eine Derivatelawine in Höhe von 800 Billionen Dollar ("Geldvermögen") darauf wartet von den dann wohl zu 'versklavenden Schuldknechten' gerettet zu werden.
http://www.handelsblatt.com/politik/int ... de;2527866Derivate (... oder sind es schon 1 Trillion?)
http://www.prcenter.de/Das-INVESTMENT-M ... 93631.htmlEinen Ausweg bietet nur ein 'anderes Geld'.