Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon Zappa » Mi 9. Jun 2010, 18:27

Gandalf hat geschrieben: Wie gesagt: Es GEHT NICHT! (in unserem Geldsystem) Sparen in der Volkswirtschaft bedeutet Ende des Wachstums und katastrophaler crash.


Das schöne an den Spekulanten ist ja, dass sie die Wahrheit im Finanzsystem darstellen. Und wenn die Spekulanten (ich bin übrigens auch einer, weil ich mal eine Rente bekomme - ich meine den Begriff also nicht moralisierend) gegen defizitäre Volkswirtschaften wetten und aus Staatsanleihen defizitärer Volkswirtschaften rausgehen, dann kann deine Logik nicht so ganz stimmen.

Natürlich kann man eine Volkswirtschaft kaputtsparen (vor allem in Demokratien, wo man die nächste Wahl gewinnen möchte) aber ständig auf Pump leben geht auch nicht. Wie immer liegt die Wahrheit in der Mitte.
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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon ganimed » Mi 9. Jun 2010, 20:22

Dissidenkt hat geschrieben:Es gibt notwendige und weniger notwendige Staatsausgaben. Je reicher der Staat, desto größer die Zahl der weniger notwendigen Ausgaben. Wenn du jetzt prozentual gleich kürzt, werden notwendige und weniger notwendige Kürzungen gleichermaßen behandelt.

Das führt dazu, dass Millionäre Familien- und Kindergeld kassieren, während Hartz4-Empfänger im Winter frieren oder ihre Medikamente nicht mehr bezahlen können.

Diesen Einwand verstehe ich auch wieder nicht. Mein Finanzwirtschaftsdurchblick scheint recht begrenzt. Aber alles was du sagst gilt doch heute, ohne Sparpaket auch bereits. Es gibt notwendige und weniger notwendige Ausgaben. Und alle Ausgaben liegen derzeit, relativ gesehen, bei 100%. Die Missstände, die du beschreibst, gibt es also vermutlich heute auch bereits. Und ein Sparpaket, so scheint alle Welt zu meinen, muss nun also nicht nur sparen helfen, sondern auch alle Verteilungsungerechtigkeiten aufheben? Sehr merkwürdig.

Ich würde es in zwei Schriten machen (wenn der zweite Schritt überhaupt möglich ist). Heute ein Sparpaket schnüren, mit dem nur gespart wird (also statt 100% Ausgaben überall nur 97% Ausgaben), wo aber nix an der Verteilung geändert wird. Ungerechtigkeitsprobleme blieben vom Sparpaket also unangetastet. Und morgen (oder nächste Woche) ein Gerechtigkeitspaket, das... ach das macht schwarz-gelb ja doch nicht.
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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon ganimed » Mi 9. Jun 2010, 20:28

Gandalf hat geschrieben:Wie gesagt: Es GEHT NICHT! (in unserem Geldsystem) Sparen in der Volkswirtschaft bedeutet Ende des Wachstums und katastrophaler crash.

Ich hatte dich zum Glück nicht gebeten, in der Volkswirtschaft zu sparen. Ich hatte lediglich nach Beispiel für ein Sparen in der Volkswirtschaft gefragt. Die wird man doch wohl noch nennen dürfen, ohne katastrophale Crashes?
Wenn du ein Beispiel für eine Sparmaßnahme nennen könntest und anhand dieses Beispiels die konkreten und angeblich so verhängnisvollen Auswirkungen benennen könntest, würde ich möglicherweise den Wirkungszusammenhang verstehen können.
Ohne diesen Durchblick erscheint mir deine Aussage zurzeit etwas merkwürdig. Wieso sollte ausgerechnet die derzeitigen Ausgabenhöhe des Staates die minimal notwendige sein, und wieso sollte jede Minderung sofort zu einem Crash führen?
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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon ujmp » Mi 9. Jun 2010, 21:27

Das bekannte Gleichnis von der schwäbischen Hausfrau ist ein wenig dumm, da es den gesellschaftlichen bzw. den volkswirtschaftlichen Aspekt vernachlässigt. Wenn man jemandem 300 Euro streicht, kann der sie nicht ausgeben -das heißt aber, jemand anderes verdient 300 Euro weniger. Das Sparen schwächt die Binnennachfrage und wird den Exportüberschuss Deutschlands noch vergrößern.
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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon ganimed » Mi 9. Jun 2010, 21:39

Letzte Woche ist der Hausfrau aber eine Erhöhung von 500 Euro nicht zugestanden worden (soweit ich weiß) und die Woche davor auch nicht. Das heißt, dass die Hausfrau letzte Woche 500 Euro weniger ausgegeben hat (als sie es sonst gekonnt hätte) und dass jemand anderes 500 Euro weniger verdient hat. Das Nichterhöhen schwächt die Binnennachfrage und das wird den Exportüberschuss Deutschlands noch vergrößern.

Was ist falsch an meiner Ausführung?

Nichts, würde ich sagen. Alles ist relativ. Es kommt immer darauf an, was man als Binnennachfragenschwächung definiert, vor allem gegenüber welcher Orginalnachfrage ist die Binnennachfrage dann schwächer?

Im Grunde scheint mir diese Kritik darauf hinaus zu laufen, dass beim Sparpaket gespart würde. Aber so ist das nunmal beim Sparen, man spart.
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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon ujmp » Mi 9. Jun 2010, 21:51

Jetzt hab ich's: Das Sparprogramm funktioniert sogar, und zwar so: Man muss das Geld denen entziehen, die es am empfindlichsten trifft, nämlich denen, die wirklich soviel ausgeben, wie sie haben. Wenn man den Reichen nämlich etwas abnimmt, werden sie deshalb nicht weniger ausgeben, denn sie haben immer noch genug Geld übrig, so dass dies die Nachfrage, also den Verbrauch der Gesellschaft nicht beeinflussen würde. Dadurch, dass aber die Armen nun weniger ausgeben, wird auch der Verdienst der Reichen geringer, denn die Nachfrage am Markt sinkt, die Geschäfte laufen schlechter. Dadurch sparen die Reichen mit, nur dass sie sich dabei nicht wirklich einschränken müssen, es geht nur an ihr gehortetes Geld.
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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon ujmp » Mi 9. Jun 2010, 21:59

Wenn aber den Reichen von ihrem Überfluss etwas abnehmen würde und es den Armen geben würde, damit sie es fleißig ausgeben, würde das die Wirtschaft ankurbeln - logisch!
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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon Gandalf » Mi 9. Jun 2010, 22:55

Zappa hat geschrieben: Und wenn die Spekulanten (ich bin übrigens auch einer, weil ich mal eine Rente bekomme - ich meine den Begriff also nicht moralisierend) gegen defizitäre Volkswirtschaften wetten und aus Staatsanleihen defizitärer Volkswirtschaften rausgehen, dann kann deine Logik nicht so ganz stimmen.

Natürlich kann man eine Volkswirtschaft kaputtsparen (vor allem in Demokratien, wo man die nächste Wahl gewinnen möchte) aber ständig auf Pump leben geht auch nicht. Wie immer liegt die Wahrheit in der Mitte.


Ich fürchte "meine Logik" passt nur deshalb nicht, weil 'Du' dabei Volkswirtschaft mit Staatshaushalt gleich setzt. Ein Staatshaushalt kann durchaus defizitär sein (ist er sogar immer), Dennoch ist die volkswirtschaftliche Verschuldung der Wirtschaftsteilnehmer saldiert mit dem Geldvermögen in der gleichen Volkswirtschaft (Außenhandel mal unberücksichtigt) stets NULL!
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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon Gandalf » Mi 9. Jun 2010, 23:29

ganimed hat geschrieben:Ich hatte dich zum Glück nicht gebeten, in der Volkswirtschaft zu sparen. Ich hatte lediglich nach Beispiel für ein Sparen in der Volkswirtschaft gefragt. Die wird man doch wohl noch nennen dürfen, ohne katastrophale Crashes?
Wenn du ein Beispiel für eine Sparmaßnahme nennen könntest und anhand dieses Beispiels die konkreten und angeblich so verhängnisvollen Auswirkungen benennen könntest, würde ich möglicherweise den Wirkungszusammenhang verstehen können.

Hab ich doch schon gleich am Anfang: Der Staat kann ja ruhig in einzelnen Sektoren sparen, - wenn dadurch im gleichen Zug die Unternehmen oder Privaten in die Bresche springen. Dies ist ja z.B. bei den letzten großen Privatisierungswellen vor über 10 Jahren geschehen: Die staatliche Telekom mit ihrem überbordenden Beamtenapparat wurde privatisiert (= Staat spart Ausgaben und hat einmalige Einnahmen durch den Verkauf). Im Gegenzug wurde Deutschland ein Volk der T-Aktionäre (= Telekom AG hat jetzt Schulden bei den Kapitalgebern)
vereinfacht: --> Staat muss weniger Schulden amchen, die Unternehmen und Privat machen im Gegenzug mehr. - Die Geldmenge bleibt gleich. (bzwl nimmt sogar zu, da Rendite ausbezahlt wird)
Interessanter Nebenaspekt hier: Damals wurden die 100 Mrd. Einnahmen für die UMTS-Lizenzen zur 'Schuldentilgung' verwendet - mit fatalen Folgen: Dieses Geld wurde also der Wirtschaft entzogen und damit vernichtet - Davon haben wir uns heute noch nicht erholt: Das breite Land ist immer noch nicht mit "schnellem Internetanschluss" versorgt (so wie ich)

ganimed hat geschrieben:Ohne diesen Durchblick erscheint mir deine Aussage zurzeit etwas merkwürdig. Wieso sollte ausgerechnet die derzeitigen Ausgabenhöhe des Staates die minimal notwendige sein, und wieso sollte jede Minderung sofort zu einem Crash führen?

Weil unser Finanzsystem mittlerweile enorm 'gehebelt' ist. Man spricht davon das bei ca. 80 Billion Welt-BSP die umlaufende Geldmenge (einschließlich Derivaten) bei mindestes 800 Billion bis 1 Trilliarde liegt. Schuldgeld also, das wohl über Jahrzehnte hinaus durch kein Leistungsversprechen mehr gedeckt werden 'kann'. Jeder Sparvorschlag kann daher nur als Tropfen auf den heißen Stein gelten, der diesen nicht mal erreicht. Das schlimme dabei: Dieses "Kapital" fordert weiterhin Zinsen auf sich selbst. Um dieses Kapital nur mit 1% zu verzinsen, muss die Realwirtschaft also mindestens 10% Rendite abdrücken. (die "Herren Fondsmanager", die auch Deine Kapitalanlagen verwalten sind aber in den wenigsten Fällen mit nur 1% zufrieden,- genausowenig wie Du, der Du und die Allermeisten, die wohl noch wenig darüber nachgedacht haben, woher Zinsen kommen und wie hart sie 'in der Realwirtschaft erarbeitet' werden müssen)

Vielleicht kannst Du nun die Frage selbst beantworten. Wer zahlt die Zinsen für dieses umlaufenden Kapital, - wenn alle sparen wollen? (und was ist das Kapital, Dein Sparbuch, Deine Lebensversicherung, Deine Riesterrente noch wert, - wenn keine Rendite erwirtschaftet wird, weil gespart werden muss). Die Unternehmen können es sich nicht aussuchen. Machen Sie keinen Gewinn , gehen sie pleite. Die Privaten können sich nur soviel Abgaben leisten, wie sie Einkommen erzielen. Einzig allein de Staat bleibt noch übrig: "the lender of last resort" Dieser könnte im Prinzip unbegrenzt Geld generieren um die fälligen Zinsen zu zahlen - aber der will ja nun ebenfalls sparen...
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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon stine » Do 10. Jun 2010, 07:01

Klaus hat geschrieben:Nimm "Das Kapital" und lies es.
Ich wollte es mal aus der Bibliothek ausleihen, aber sie verleihen es nicht. Um alles dort zu lesen, war es zu wuchtig :/ .
Ich weiß auch nicht, welchen Eindruck das bei meinen Gästen hinterlässt, wenn die Bände in meinem Bücherschrank stehen .... :mg:

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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon ujmp » Do 10. Jun 2010, 07:31

Es gibt gekürzte Fassungen mit dem Wesentlichen im handlichen Taschenbuchformat.
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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon Klaus » Do 10. Jun 2010, 07:46

stine hat geschrieben:Ich weiß auch nicht, welchen Eindruck das bei meinen Gästen hinterlässt, wenn die Bände in meinem Bücherschrank stehen .... :mg:


stine, sie werden beeindruckst sein, zu tiefst, mehr noch als von der Bibel auf ihren Zimmern. :mg:
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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon __wolf » Do 10. Jun 2010, 09:36

Dissidenkt hat geschrieben:Gates Leistungen sind unbestritten, aber sie sind definitiv keine Milliarden Dollar wert.

Dazu später.
Dissidenkt hat geschrieben: Die Milliarden Dollar kommen nur durch das Wirtschaftssystem zustande, das es ihm erlaubt, seine klugen Ideen zu patentieren, weitestgehend alleine zu vermarkten und den Anteil der Mitarbeiter am Erfolg selbst zu bestimmen.

Das würden Sie auch machen oder würden Sie, wenn Ihnen etwas Geniales eingefallen ist es dann verschenken? Jeder hat das Recht es genauso zu machen wie Herr Gates. Und jeder hat das Recht ein Unternehmen zu gründen und soviel Leute einzustellen wie es wirtschaftlich vernünftig ist. Ein Unternehmen ist kein Wohlfahrtsunternehmen und auch keine Gelddruckmaschine.

Dissidenkt hat geschrieben: Die Folgen sind Monopolismus, immense Kapitalakkumulation in den Händen einiger weniger und die Ausbeutung der Arbeitskraft einer Unterschicht - so diese denn überhaupt benötigt wird.

Diesen Monopolismus in diesem speziellen Fall hat jeder gewollt. Für die meisten Menschen wird ein Computer mit Windows geboren. Wenn man denen dann sagt, man arbeitet mit Linux wird man angeschaut als ob das SETI_Programm soeben einen ersten Erfolg gefeiert hat.

Dissidenkt hat geschrieben:Gleiches gilt für die Ausbeutung von Rohstoffen. Wie kommen die BP-Mafiosi eigentlich auf die Idee, dass das Öl im Golf ihnen gehört? Ganz einfach: Sie kaufen sich eine Regierung, die den Leuten erklärt, dass das so richtig ist. Das ist Kapitalismus und dass das auf Dauer nicht funktioniert leuchtet so langsam auch den Lesern der Springerpresse ein :motz:

BP sind keine Mafiosi. Wüste Schimpfereien nützen auch nichts. Es liegt ja wohl an den USA, wie sie die Bohrrechte vergeben und was sie dafür haben wollen. BP kam ja nicht einfach und fing an zu bohren.
Und das mit dem Kapitalismus...was dann?
Ich komme aus dem DDR-Sozialismus/Pseudokommunismus. Woher nehmen die Kommunisten sich das Recht Menschen wie Eigentum zu behandeln und ein ganzes Volk einzusperren? Woher nehmen Kommunisten sich das Recht ein Monopol auf Meinungen zu haben?
Das hat nicht funktioniert. Und solange es keine funktionierende Alternative gibt bleib ich lieber beim Kapitalismus. Da habe ich die Freiheit über mich selbst zu bestimmen.

Und nun noch zum ersten Zitat mit den Milliarden.
Frage, wenn Sie arbeiten gehen oder auch ein kleines Unternehmen haben, Geld beiseite legen oder es auch investieren, was wuerden Sie sagen, wenn jemand kommt und Ihnen mitteilt: "Schön dass Sie gearbeitet haben, aber dass Sie soviel beiseite gelegt haben, dass war es nicht Wert. Bitte nun abgeben."

Ihre Antwort möchte ich hören.
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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon Dissidenkt » Do 10. Jun 2010, 10:32

__wolf hat geschrieben:Das würden Sie auch machen oder würden Sie, wenn Ihnen etwas Geniales eingefallen ist es dann verschenken? Jeder hat das Recht es genauso zu machen wie Herr Gates. Und jeder hat das Recht...


Jeder hat das Recht, weil das Recht von den Reichen und Mächtigen codifiziert wurde. Dass diese dabei nicht von altruistischen oder sozialen Motiven geleitet wurden, dürfte jedem klar sein.
Es ist unsinnig und asozial Ideen zu patentieren und Einzelpersonen oder Unternehmen das alleinige Recht auf die Verwertung geistiger Urheberschaft oder der Ausbeutung von Rohstoffen zuzugestehen. Wenn ich morgen eine geniale Technik zur Speicherung elektrischer Energie oder Waschen ohne Waschmittel entwickeln würde, könnte ich mir die "Rechte" daran sichern und das Ganze im Stahlschrank verschwinden lassen, bis ich der Gesellschaft den maximalen Profit abpressen kann.

__wolf hat geschrieben:BP sind keine Mafiosi. Wüste Schimpfereien nützen auch nichts. Es liegt ja wohl an den USA, wie sie die Bohrrechte vergeben und was sie dafür haben wollen. BP kam ja nicht einfach und fing an zu bohren.


Das ist ein bisschen naiv. Die Bohrrechte vergeben nicht die "USA", sondern korrupte US-Politiker und deren Institutionen, die mit der Ölindustrie verwoben sind. Dazu gerade heute auf SPON:

Die Wut auf BP in den USA steigt weiter. Schuld daran sind auch die vielen schmutzigen Details, die nach und nach bekannt werden. So berichtet die Nachrichtenagentur AP, in Unfall-Plänen des Ölkonzerns aus dem Jahr 2009 tauchten Experten auf, die längst nicht mehr lebten. So sei der Biologe Peter Lutz von der Atlantic University in Boca Raton bereits im Jahr 2005 verstorben. Außerdem habe BP offenbar nicht mitbekommen, dass der Forscher schon seit den Neunzigern nicht mehr unter der angegebenen Adresse an der University of Miami erreichbar war.

Auch zahlreiche andere angegebene Telefonnummern seien falsch. Außerdem liste das BP-Dokument Walrosse, Seeotter, Seelöwen und Robben als potenziell gefährdete Arten auf - obwohl diese nicht im Golf von Mexiko zu Hause sind.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,699632,00.html


__wolf hat geschrieben:Und das mit dem Kapitalismus...was dann?
Ich komme aus dem DDR-Sozialismus/Pseudokommunismus. Woher nehmen die Kommunisten sich das Recht Menschen wie Eigentum zu behandeln und ein ganzes Volk einzusperren? Woher nehmen Kommunisten sich das Recht ein Monopol auf Meinungen zu haben?
Das hat nicht funktioniert. Und solange es keine funktionierende Alternative gibt bleib ich lieber beim Kapitalismus. Da habe ich die Freiheit über mich selbst zu bestimmen.


Du sagst zurecht Pseudokommunismus/-sozialismus. Nur weil sich die Führungsclique im Ostblock das Etikett "Kommunismus" angesteckt hat, darf man nicht den Fehler machen, das System dort als sozialistisch oder gar kommunistisch anzusehen.
Darüber hinaus scheinen viele in dem Irrtum gefangen zu sein, es gäbe nur eine Wahl zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Von diesen im kalten Krieg eingebleuten Denkschemata, sollte man sich frei machen. Wir brauchen ein Gesellschaftssystem, das soziale, ökologische, ökonomische und politische Verantwortung auf allen Schultern verteilt. Wir leben aber leider in einer festgefahrenen Parteiendiktatur in der eine Handvoll käuflicher Politiker über Volk und Bundestag hinweg regieren.


__wolf hat geschrieben:Frage, wenn Sie arbeiten gehen oder auch ein kleines Unternehmen haben, Geld beiseite legen oder es auch investieren, was wuerden Sie sagen, wenn jemand kommt und Ihnen mitteilt: "Schön dass Sie gearbeitet haben, aber dass Sie soviel beiseite gelegt haben, dass war es nicht Wert. Bitte nun abgeben."


Es geht nicht um willkürliche Enteignung, sondern um gerechte Verteilung der Früchte.
Es war nicht Henry Ford, der Millionen Autos gebaut hat, sondern seine Ingenieure und Arbeiter. Es ist nicht Bill Gates, der Millionen Software-Programme produziert, sondern die Arbeiter und Angestellten seines Konzerns. Selbstverständlich muss Leistung angemessen belohnt werden. Mehr Leistung muss auch mehr belohnt werden. Es darf aber nicht sein, dass einzelne Personen oder Unternehmen mehr Kapital anhäufen, als ganze Volkswirtschaften.
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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon stine » Do 10. Jun 2010, 11:05

Dissidenkt hat geschrieben:Wenn ich morgen eine geniale Technik zur Speicherung elektrischer Energie oder Waschen ohne Waschmittel entwickeln würde, könnte ich mir die "Rechte" daran sichern und das Ganze im Stahlschrank verschwinden lassen, bis ich der Gesellschaft den maximalen Profit abpressen kann.
Das wäre ungeschickt und das macht auch niemand.

Dissidenkt hat geschrieben:Das ist ein bisschen naiv. Die Bohrrechte vergeben nicht die "USA", sondern korrupte US-Politiker und deren Institutionen, die mit der Ölindustrie verwoben sind.
Klar, dass so ein Unfall wieder viele Verschwörungstheoretiker auf den Plan ruft. Ich find es grausam genug, was hier passiert ist. Man könnte BP höchstens vorwerfen, dass sie die Tiefseetauglichkeit nicht besser erforscht haben, eh sie an die Sache ran gingen.
Im Ernst: Nirgendwo wird Boden und Wasser so verseucht, wie in kommunsistischen Ländern, wo niemand die Verantwortung übernehmen muss. Gülleseen und Chemie...

Dissidenkt hat geschrieben:Wir brauchen ein Gesellschaftssystem, das soziale, ökologische, ökonomische und politische Verantwortung auf allen Schultern verteilt.
Das haben wir doch... im weitesten Sinne...

Dissidenkt hat geschrieben:Wir leben aber leider in einer festgefahrenen Parteiendiktatur in der eine Handvoll käuflicher Politiker über Volk und Bundestag hinweg regieren.
Ganz so schlimm ist es zum Glück nicht. :wink:
Wenn es dir nicht so gut ginge, könntest du sowas gar nicht schreiben und schon gar nicht ins öffentliche Netz setzen...

Dissidenkt hat geschrieben:Es geht nicht um willkürliche Enteignung, sondern um gerechte Verteilung der Früchte.
Es war nicht Henry Ford, der Millionen Autos gebaut hat, sondern seine Ingenieure und Arbeiter. Es ist nicht Bill Gates, der Millionen Software-Programme produziert, sondern die Arbeiter und Angestellten seines Konzerns.
Die Arbeiter tragen aber nicht die riesige Verantwortung. Ich neide keinem echten Unternehmer seinen Erfolg.

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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon __wolf » Do 10. Jun 2010, 11:41

Dissidenkt hat geschrieben:Jeder hat das Recht, weil das Recht von den Reichen und Mächtigen codifiziert wurde. Dass diese dabei nicht von altruistischen oder sozialen Motiven geleitet wurden, dürfte jedem klar sein.
Es ist unsinnig und asozial Ideen zu patentieren und Einzelpersonen...

Nein es ist nicht unsinnig und asozial.
Wenn ich mir Gedanken mache etwas zu entwickeln moechte ich etwas davon haben. Oder Man entscheidet sich fuer den Weg der open-source Software, um beim konkreten Beispiel zu bleiben.
Bill Gates hat aber in einer Garage angefangen MS-Dos zu schreiben und darum:
Dissidenkt hat geschrieben:Jeder hat das Recht, weil das Recht von den Reichen und Mächtigen codifiziert wurde. Dass diese dabei nicht von altruistischen oder sozialen Motiven geleitet wurden, dürfte jedem klar sein.

..ist das nicht richtig, da Gates zu diesem Zeitpunkt nicht zu den Reichen und Mächtigen gehörte, sondern nicht mal das noetige Kleingeld fuer die Miete eines Bueros hatte.

Dissidenkt hat geschrieben:Du sagst zurecht Pseudokommunismus/-sozialismus. Nur weil sich die Führungsclique im Ostblock das Etikett "Kommunismus" angesteckt hat, darf man nicht den Fehler machen, das System dort als sozialistisch oder gar kommunistisch anzusehen.
Darüber hinaus scheinen viele in dem Irrtum gefangen zu sein, es gäbe nur eine Wahl zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Von diesen im kalten Krieg eingebleuten Denkschemata, sollte man sich frei machen. Wir brauchen ein Gesellschaftssystem, das soziale, ökologische, ökonomische und politische Verantwortung auf allen Schultern verteilt....

...was an den Menschen scheitert. Auch die ehemalige DDR-Fuehrung, sagen wir mal mit Otto-Grotewohl und Wilhelm Pieck sind ja mit durchaus ehrlicher Absicht angetreten etwas besseres zu machen, aber wenn man ein Monopol auf Macht und Meinung hat, dann verkommt selbst die ehrlichste Absicht zu dem was es dann geworden ist.
Im übrigen ist das kein Denkschema des kalten Krieges. Das lasse ich mir von Ihnen nicht einreden. Ich habe dort 25 Jahre lang gelebt und an den Mist auch noch geglaubt. Das ist meine Erfahrung und kein Denkschema. Punkt.

Dissidenkt hat geschrieben:Wenn ich morgen eine geniale Technik zur Speicherung elektrischer Energie oder Waschen ohne Waschmittel entwickeln würde, könnte ich mir die "Rechte" daran sichern und das Ganze im Stahlschrank verschwinden lassen, bis ich der Gesellschaft den maximalen Profit abpressen kann.

Sie können, aber der Gesellschaft pressen Sie nichts ab, weil die nichts kauft sondern eine Person, eine Firma oder eine andere Institution wenn Sie das haben will. Es gibt einen Verkäufer und einen Käufer. Wenn der Käufer denkt, das Ihre Idee den Preis wert ist, den Sie verlangen gibt er Ihnen das Geld. Wenn nicht, dann eben nicht. Das ist keine Erpressung, das ist ein normales Geschäft. Oder presst ihnen der Supermark maximalen Profit fuer die Gurken ab die Sie kaufen?

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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon stine » Do 10. Jun 2010, 11:50

Dissidenkt hat geschrieben:Es war nicht Henry Ford, der Millionen Autos gebaut hat, sondern seine Ingenieure und Arbeiter. Es ist nicht Bill Gates, der Millionen Software-Programme produziert, sondern die Arbeiter und Angestellten seines Konzerns. Selbstverständlich muss Leistung angemessen belohnt werden. Mehr Leistung muss auch mehr belohnt werden. Es darf aber nicht sein, dass einzelne Personen oder Unternehmen mehr Kapital anhäufen, als ganze Volkswirtschaften.
Ford war übrigens einer, wenn nicht der erste, der seine Arbeiter so gut bezahlte, dass sie sich selbst einen Ford leisten konnten. Das ist eher ein Beispiel für das freie Unternehmertum.
Dass Volkswirtschaften weniger gut funktionieren, liegt ganz sicher daran, dass es in niemandes Interesse ist, wie der Laden läuft. Allenfalls hat der Arbeiter das Eigeninteresse, sich soviel zu erwirtschaften dass er damit leben und sich vielleicht noch etwas zur Seite legen kann. Und schon hier beginnt das Fiasko: Denn sobald sich der Arbeiter was zur Seite legt, muss er mehr erwirtschaften, als die Wertschöpfung seiner Arbeit ist.
Um diesen Kreislauf nicht in Gang zu setzen, dürfte der Arbeiter nie mehr verdienen, als das, was er gerade zum Leben braucht.
Das ist mE auch das Ziel der Volkswirtschaften.

Es ist sogar im Gegenteil so, dass wir Unternehmern, wie den oben aufgeführten, unseren Reichtum und Wohlstand zu verdanken haben. Ihr Geschäftssinn und ihre Unternehmerleistung ist der Kern jeder funktionierenden sozialen Marktwirtschaft. Genau von dieser Sorte Mensch bräuchten wir heute wieder mehr.
Was wir nicht brauchen sind Trittbrettfahrer, die sich auf ihren gewinnbringenden Vermögensanteilen ausruhen und auf Spekulationsgwinne hoffen.

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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon Mark » Do 10. Jun 2010, 12:29

stine hat geschrieben:
Klaus hat geschrieben:Nimm "Das Kapital" und lies es.
Ich wollte es mal aus der Bibliothek ausleihen, aber sie verleihen es nicht. Um alles dort zu lesen, war es zu wuchtig :/ .
Ich weiß auch nicht, welchen Eindruck das bei meinen Gästen hinterlässt, wenn die Bände in meinem Bücherschrank stehen .... :mg:

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http://www.arbeiterpolitik.de/Texte/Kap ... PITAL1.pdf
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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon ujmp » Do 10. Jun 2010, 12:33

Stine, du hast Dissidenkt nicht verstanden. Und auch die Ökonomie einer Volkswirtschaft nicht. Versuch mal systemisch zu denken, wie z.B. Ford: Er wollte den Absatz seiner Massenprodukte gewährleisten, wozu aber Kaufkraft nötig ist. Allein deshalb hat er seine Leute so gut bezahlt.

Wenn du Liesel Müller 50 Euro von der Stütze streichst, streichst du diese 50 Euro Tante Emmas Laden, die das Geld nicht mehr verdienen kann, weil Liesel keine Schuhe bei ihr kaufen kommen kann. Damit streichst du diese 50 Euro dem Schuster Fritz, der mangels Bedarf seine Schuhe nicht mehr absetzen kann. usw. Alle haben weniger Einkommen, so dass der Staat weniger Einkommenssteuer einnehmen kann. Es ist also ratsam, nicht ganz so kleinkariert an die Sache ranzugehen, damit man sich nicht selber in den Hintern tritt.

Und Herr Dr.Dr. Neunmalklug hätte gar keine Zeit für seine hochbezahlten Tätigkeiten, wenn er selbst für Brot, Heizung und Müllabfuhr sorgen müsste - er ist zu 100% abhängig von Bäckern, Bergarbeitern und Müllmännern.
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Re: Sparpaket : wieso nicht ausgewogen?

Beitragvon __wolf » Do 10. Jun 2010, 12:41

ujmp hat geschrieben:Stine, du hast Dissidenkt nicht verstanden. Und auch die Ökonomie einer Volkswirtschaft nicht. Versuch mal systemisch zu denken, wie z.B. Ford: Er wollte den Absatz seiner Massenprodukte gewährleisten, wozu aber Kaufkraft nötig ist. Allein deshalb hat er seine Leute so gut bezahlt.

Das wuerde aber bedeuten, er (der Herr Ford) bezahlt seine Autos selber. OK, Ford ist nicht jemand, den ich nun verteidigen will, aber Sinn macht das nicht.
ujmp hat geschrieben:Wenn du Liesel Müller 50 Euro von der Stütze streichst, streichst du diese 50 Euro Tante Emmas Laden, die das Geld nicht mehr verdienen kann, weil Liesel keine Schuhe bei ihr kaufen kommen kann. Damit streichst du diese 50 Euro dem Schuster Fritz,...

Also Liesel kann entweder die 50 Euro bei Tante Emma oder bei Fritz ausgeben. Aber nicht zweimal. Oder Sie muss teilen. Aber fuer < 50 Euro Schuhe ...? :^^:

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