Die Leere der Theologie

Re: Theologie bringt doch etwas

Beitragvon Nox » Sa 7. Apr 2007, 22:25

Tom K hat geschrieben:Da verweise ich dann mal auf "The God Delusion"

Wäre eher für Weinberg: "With or without religion, you would have good people doing good things and evil people doing evil things. But for good people to do evil things, that takes religion."
Menschen können eben auch aus religiöser Motivation heraus Gutes tun.

Aber ja, TGD les ich noch... Auch wenns mich wundern würd, wenn viele neue Argumente auftauchen.

Tom K hat geschrieben:Im Kern ist Dawkins' Aussage vollkommen richtig. Da gibt es nichts zu relativieren.

Im Kern, ja. Aber solche pauschalisiert-absoluten Aussagen sind fast immer zu relativieren. Sein Spruch "Nothing is the root of all anything" triffts schon - und wenigstens etwas Gutes lässt sich in der Theologie schon finden.
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Beitragvon HF******* » Mi 11. Apr 2007, 11:26

Dawkins will sagen, dass es nur vorteilhaft wäre, wenn es von heute auf morgen keine Religion mehr gäbe.
Was Dawkins tatsächlich sagt, ist allerdings ziemlich daneben :^^: Religion ist mit Wissenschaft nicht vergleichbar, insbesondere was die Produktivität angeht. Da könnte man umgekehrt ebenso fragen, was denn die Wissenschaft an übersinnlichen Ideen von Bestand hervorgebracht hat.

Andrew schrieb:
…In der Theologie geht es darum, Fragen nach dem Warum zu beantworten. Letztendlich geht es dabei auch um die Frage nach einem tieferen Sinn unseres Lebens oder des Lebens auf dieser Erde ganz Allgemein. …

Das sehe ich ganz anders. Die Theologie sucht keine Antworten, sie gibt sie einfach. In der Theologie geht es nicht um die Erforschung der Wahrheit, sondern es werden Kultobjekte als wahr postuliert. In der Theologie ist es unzulässig, etwa die Existenz der eigenen Gottheit zu bestreiten, der Fall Lüdemann zeigt, dass das sogar zum Ausschluss aus der theologischen Fakultät führt, bei Katholiken sicherlich auch zum Ausschluss aus der Gemeinschaft der Kirche.

Einen tiefern Sinn bietet keine Religion, lediglich oberflächlichen Sinn für einfache Gemüter. Die Theologie gibt allgemein Antworten für Menschen, die sich mit den Fragen nicht wirklich beschäftigen wollen. Sie behindert geradezu wahre Antworten, indem sie eigene Antworten als absolut wahr postuliert und selbst das Anzweifeln dieser Antworten als „böse“ hinstellt.

Andrew schrieb:
Weiter dient die Theolgie selbstverständlich auch zur Festlegung von ethischen Grundprinzipien.

Die christliche Theologie hat diese Funktion teilweise wahrgenommen, allerdings nicht gerade sinnvoll. Die Festlegung auf bestimmte moralische (so!) Muster hat allerdings nichts mit der Kernaussage der Theologie, der Existenz einer Gottheit zu tun. Die Gottheit wird lediglich benutzt, um einfach gestrickte Menschen zur Einhaltung moralischer Prinzipien zu bewegen.

Die Bibel z. B. schreibt Moral und Ethik fest, wie sie mit unserer heutigen Ethik beim besten Willen nicht mehr vereinbar ist, blutrünstig und menschenverachtend. Da steht alle Nase lang im alten Testament, wer wann gesteinigt werden soll, selbst Tiere sollen gesteinigt werden, von geradezu ekelerregender Sexualmoral ganz abgesehen: Wenn jemand eine Frau vergewaltigt, die noch Jungfrau ist, dann muss er sie heiraten - ganz klasse für das Opfer...Auf Beschneidungen von Neugeborenen möchte ich gar nicht näher eingehen... da findet sich noch vieles mehr.

Und auf diesen Regeln, d. h. Gesetzen, baut Herr Chrüschtus seine Moral auf, indem seine sämtlichen Regelen und Taten darauf aufgebaut werden, dass er sagt, dass eben die Regeln des Alten Testaments nicht angerührt werden sollen (kein Pünktchen davon).

Unsere ganze Wirtschaft baut auf einer christlichen Ethik auf, indem zum Beispiel für etwas bezahlt werden muss, das man konsumiert (gemäss dem Gebot, "Du sollst nicht stehlen"). Diebstahl und Kriminalität schwächen eine Volkswirtschaft.

Ein einzelner Punkt, der zufällig noch Bestand hat, weil er vor und nach dem Christentum unabdinglich ist, so lange eine Wirtschaft Eigentum kennt.

Wenn man das mal im christlichen Zusammenhang sieht wäre es sogar in Ordnung, wenn jemand etwa neben einer Apfelplantage wohnt und jeden Tag dort Äpfel isst, d. h. stiehlt, so lange er sich nicht mitnimmt… Auch weitere Ausgestaltungen sind mit unserem Strafrecht kaum noch vereinbar, und unser Strafrecht ist das Minnimum dessen, was wir an Verhaltensregeln durchzusetzen versuchen.

In den Bibliotheken der theologischen Fakultäten werden übrigens die meisten Bücher gestohlen, sicherlich nicht von Naturalisten... Es ist allgemein eine Illusion zu glauben, Verhaltensregeln seien durch reine Moralvorstellungen ohne Gesetze und (irdische) Sanktionen durchsetzbar.

Weiter befasst sich die Theologie auch mit der sozialen Verantwortung, der Unterstützung von Armen und Schwachen und somit in gewisser Weise mit der gesellschaftlichen Wohlfahrt.

Was den Bereich angeht, wird kein Mensch nach den christlichen Prinzipien leben wollen, nicht einmal die Mönsche.

Gruß
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Beitragvon lorenz » Mi 11. Apr 2007, 16:39

Und ob Theologie etwas bringt!

Den Menschen mit professioneller Schlauheit und Wirksamkeit zu verklickern, was angeblich Gottes Wille sei, nährt einen großen Berufsstand! Die Priester sind in allen komplexeren Kulturen eine gefragte Sorte Mensch. Durch ihre Tätigkeit dienen sie als manipulative Multiplikatoren, es gibt kaum etwas geeigneteres, um vielen Menschen eine gemeinsame Ausrichtung zu verpassen. Das ist in den Augen von Herrschern ungeheuer nützlich! Kein Despot kann es sich erlauben, diese Leute zu ignorieren.
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Beitragvon Klaus » Mi 11. Apr 2007, 16:42

Zumal die Theologie zu den Wissenschaften gerechnet wird, also mit Physik oder Biologie disziplinarisch auf einer Stufe stehend.
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Beitragvon Nox » Mi 11. Apr 2007, 17:07

Klaus hat geschrieben:Zumal die Theologie zu den Wissenschaften gerechnet wird, also mit Physik oder Biologie disziplinarisch auf einer Stufe stehend.

Naja, da hilft glücklicherweise der Begriff Naturwissenschaft um sich von allzu eigenartigem abzugrenzen =)
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Beitragvon Andreas Müller » Mi 11. Apr 2007, 17:11

Nur: Wo und wie würden die Kirchen ihre Priester ausbilden, wenn es an Universitäten nicht mehr möglich wäre?
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Beitragvon Kival » Mi 11. Apr 2007, 17:51

Der Autor hat geschrieben:Nur: Wo und wie würden die Kirchen ihre Priester ausbilden, wenn es an Universitäten nicht mehr möglich wäre?


Auf Seminaren von Bischofen und dergleichen geleitet. So wie überall sonst auf der Welt eben.
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Beitragvon Klaus » Mi 11. Apr 2007, 17:53

Die Moslems bilden ihre Priester an Koranschulen aus, nicht an Universitäten, wäre doch mal was, weg mit den Lehrstühlen und weg mit der Anerkennung der akademischen Diplome und Berufsbezeichnungen, wer Priester werden will, kann das nur im Rahmen der Kirchen tun, Bezahlung erfolgt durch die Gemeinde.
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Beitragvon Andreas Müller » Mi 11. Apr 2007, 20:22

Seht ihr denn nicht das Problem, das damit verbunden ist? Wollt ihr wirklich eine Situation haben wie in den USA, wo von Kindheitsbeinen an Fanatiker herangebildet werden dürfen?

Wenn man die Theologie abschafft, dann muss der Staat eben die kirchlichen Privatschulen überwachen, damit sie keine Grundgesetz-widrigen Inhalte lehren.
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Beitragvon Klaus » Do 12. Apr 2007, 09:32

Problem ist trotz "staatlicher Kontrolle" doch längst in Deutschland angekommen. Es gibt bei den Katholen ein Haufen Priester, die nicht in Deutschland studiert haben, z.B. aus Polen kommen, die Freikirchen rekrutieren ihre Priester und Funktionäre aus den eigenen Reihen, bei den Juden kommen die Rabbis aus den USA oder Israel und die Moslems haben auch schon ihre eigenen Priester. Also, nur weil es die Öffentlichkeit nicht so wahr nimmt, heißt das doch nicht, dass das Problem nicht existent ist. Die Globalisierung der Religionen hat schon lange angefangen und läuft auf vollen Touren, die sind da sehr flexibel.
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