Der Autor hat geschrieben:Ich habe das falsch übersetzt, Dawkins meinte: Religion ist für den Erwachsenen, was der Schnuller für das Kind ist. Gut, kein großer Unterschied.
Nö, sorry, aber da diffamiere ich ruhig ein bisschen. Wer nicht willens ist, die Welt so zu akzeptieren, wie sie ist und sie auf dieser Grundlage zu verbessern, stattdessen, aus purer Bequemlichkeit zu alten Mythen greift, den respektiere ich dafür mit Sicherheit nicht und der sollte erstmal erwachsen werden. Sicherlich gibt es bessere Gründe, religiös zu sein, als Trost, Hoffnung und Bequemlichkeit.
Ich kann mich dieser Bewertung von Religion nur halb anschließen. Wir sind uns einig in der Ansicht, dass es keine guten Gründe gibt, an religiös-transzendente Mythen zu glauben.
Nun tut dies aber - jeglicher Vernunft zum Trotz - eine ganze Menge Leute. Warum sollte man die Ansicht dieser Leute nicht respektieren?
Ich persönlich habe beispielsweise eine religiöse Erziehung bekommen. Erst mit Anfang 20 fing ich an, gewisse Einzelheiten der religiösen Lehre in Frage zu stellen. Aber ich habe ca. 10 Jahre benötigt, um mich wirklich überzeugt und zu 100% als Atheist, Naturalist und Humanist zu bezeichnen.
Auch wenn dieser Prozess bei anderen sicherlich anders aussieht, so kann man feststellen, dass manche Leute nicht die Möglichkeiten zu einem solchen Sinneswandel haben: Keine Zeit, kein Geld (z.B. für die richtigen Bücher), ggf. vielleicht Bildungsdefizite, schwieriges familiäres Umfeld etc.
Und machen wir uns nix vor: Das Placebo Religion wirkt bei vielen erstaunlich gut und verhilft denen zu einem angenehmeren Lebensgefühl.
Als Aufklärer sollte man daher schon genau abwägen, wem man eine Aufklärung antut, und wem nicht. (Meine Mutter werde ich damit z.B. bestimmt nicht belästigen). Für den, der aufgeklärt werden soll, ist so ein Sinneswandel ggf. eine riesige Investition. Und jene Leute, denen man ihre Religion lässt, hat man zu respektieren. Auch ihre Religion.