Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon Denker » Mo 11. Okt 2010, 11:25

stine hat geschrieben:
Arathas hat geschrieben:"Liefert die (Natur)Wissenschaft objektive wahre Erkenntnisse oder ist alles nur (jederzeit falsifizierbare [Popper lässt grüßen]) sujektive Interpretation?"
Die Natur besteht aus wahren Gegebenheiten und die Wissenschaft sucht sie zu ergründen. Selbstverständlich ist jede Wahrnehmung erstmal subjektiv. Einen natürlichen Ablauf zu betrachten und in Folge zu beschreiben ist Wissenschaft. Dort wo man wissenschaftlich in die Zukunft interpoliert aufgrund vorhandener Erkenntnisse ist freilich manches widerlegbar.

Die Frage hatte zwar ich gestellt und nicht "Arathas", aber leider können wir uns darüber nicht streiten (falls die Anregung zur öffentlichen Diskussion noch steht), denn da sind wir einer Meinung.

stine hat geschrieben:
Arathas hat geschrieben:"Wäre eine vom Menschen geschaffene KI (künstliche Intelligenz), die genauso zu denken und fühlen imstande ist wie der Mensch, mit menschlichen Grundrechten und menschlicher Würde auszustatten?"
Die menschliche Würde und die Grundrechte beziehen sich auf das Lebendige. Eine KI ist kein Leben im Sinne der Interpretation von Leben. Nein, natürlich hat sowas keine Grundrechte.

Das wäre natürlich eine interessante Frage! Gehört aber thematisch vermutlich in einen Extra-Faden. Träfe die Voraussetzung zu ("eine vom Menschen geschaffene KI, die genauso zu denken und fühlen imstande ist wie der Mensch"), wäre die Frage nach dem Lebendigen sicher nicht entscheidend (die gerade von mir erlegte Fliege hatte auch keine Grundrechte). Viele Philosophen und Wissenschaftler sagen aber, eine solche KI wäre prinizpiell unmöglich (würde also nie den Turing-Test {http://de.wikipedia.org/wiki/Turing-Test} bestehen).
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon Arathas » Mo 11. Okt 2010, 11:47

Denker hat geschrieben:Die Frage hatte zwar ich gestellt und nicht "Arathas", aber leider können wir uns darüber nicht streiten (falls die Anregung zur öffentlichen Diskussion noch steht), denn da sind wir einer Meinung.


Ich wollte dir die Frage auch nicht streitig machen. :mg:

Aber du würdest sie auch mit JA beantworten? Interessant. Ich würde sie mit Nein beantworten: Der Mensch ist niemals in der Lage, irgendetwas wirklich objektiv zu erfassen, da unser Gehirn NUR subjektiv wahrnehmen kann und alles, was wir bauen (Computer z.B.) ebenfalls aus der Subjektivität unseres Gehirns entstanden ist. Wir Menschen haben keine Möglichkeit, das "Reale", was immer das auch sein mag, tatsächlich zu sehen, außer natürlich, man definiert das "Reale" als das, was wir subjektiv als real ansehen.


Zu der Frage mit der KI: Wir könnten ja einfach annehmen, dass es möglich wäre und klappt, eine solche KI "herzustellen". Auch wenn es nicht wirklich geht. Obwohl von den Menschen schon vieles als Ding der Unmöglichkeit bezeichnet wurde, das für uns heute völlig normal ist. =)
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon stine » Mo 11. Okt 2010, 14:38

Arathas hat geschrieben:Aber du würdest sie auch mit JA beantworten? Interessant. Ich würde sie mit Nein beantworten
Dann solltest du selber mit Denker philosophieren! :mg:
Einigt euch!

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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon mat-in » Mo 11. Okt 2010, 17:02

Das mti dem turing-Test ist nur eine Frage der Zeit und komplexität. Lange konnte ja auch kein Computerpogramm den "überlegenen menschlichen intellekt" beim Schachspielen schlagen und heute braucht man unter EM-Level gar nicht mehr gegen ein handelsübliches Schachprogramm auf max. Spieltiefe antreten...

Sind "digitalisierte menschen" (transhumanismus, hirn auslesen, simulieren, etc.) mensch oder Maschine?
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon Denker » Mo 11. Okt 2010, 18:07

Denker hat geschrieben:"Liefert die (Natur)Wissenschaft objektive wahre Erkenntnisse oder ist alles nur (jederzeit falsifizierbare) subjektive Interpretation?"

Also das ist dann unsere "Streitfrage"?! Nun denn...
Arathas hat geschrieben:Aber du würdest sie auch mit JA beantworten? Interessant. Ich würde sie mit Nein beantworten: Der Mensch ist niemals in der Lage, irgendetwas wirklich objektiv zu erfassen, da unser Gehirn NUR subjektiv wahrnehmen kann und alles, was wir bauen (Computer z.B.) ebenfalls aus der Subjektivität unseres Gehirns entstanden ist. Wir Menschen haben keine Möglichkeit, das "Reale", was immer das auch sein mag, tatsächlich zu sehen, außer natürlich, man definiert das "Reale" als das, was wir subjektiv als real ansehen.

Nun, dann wäre der erste Schritt: Wir definieren das "Reale" als das, was wir objektiv als real ansehen. "objektiv" heißt: unabhängig von dem wahrnehmenden Subjekt, also Dir oder stine oder mir. Wäre also "real", was a) von mehreren Personen unabhängig voneinander wahrgenommen wird oder gar b) unabhängig von irgendeiner Wahrnehmung existiert?
Oder was verstehst Du unter "irgendetwas wirklich objektiv erfassen"??
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon Arathas » Mo 11. Okt 2010, 19:43

Knifflig. Wenn wir natürlich definieren, dass der menschliche Verstand zu echter Objektivität imstande ist, dann würde ich die Frage ebenfalls mit Ja beantworten wie stine und du.

Aber ich bin eben der Meinung, dass das überhaupt nicht möglich ist: Was auch immer der Mensch für objektiv hält, die Struktur dafür formt sich im menschlichen Verstand. Du kannst nicht anders denken, als dein Gehirn es zulässt. Wieso aber sollte die Natur dergestalt sein, dass wir sie mit diesem so stark eingeschränkten Denkapparat erfassen können?

Nehmen wir mal ne Farbe zur Vereinfachung: Es gibt keine objektiv beobachtbare Farbe auf dieser Welt. Unsere Augen und Sehnerven erschaffen alle Farben erst in unserem Gehirn. Deshalb wäre schon die Frage, ob etwas objektiv rot ist, widersinnig, denn die Farbe an sich entsteht ja erst durch unsere Subjektivität.

Und so ist das eben mit allem: Wenn jemand versucht, den Kosmos/den Menschen/den Verstand zu verstehen, dann kann man nur versuchen, zu verstehen, was man wahrnimmt. Und all dieses Wahrgenommene wurde ja bereits durch einen Filter gejagt und liefert dir überhaupt erst die Vorstellung von dem, was du untersuchen möchtest. Der Mensch ist zur Subjektivität verdammt.
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon Denker » Mo 11. Okt 2010, 20:29

Also ist ja alles zustimmungsfähig, was Du schreibst. Aber - sorry - Du fliegst Pirouetten um die Definitionsfrage. Die war: "Wir definieren das "Reale" als das, was wir objektiv als real ansehen. "Objektiv" heißt: unabhängig von dem wahrnehmenden Subjekt".
Also "Farbe": nehmen alle 6,7 Mrd. Menschen (abzüglich der [Farben]Blinden) "rot" als dasselbe wahr?? Abzüglich natürlich auch der in der Wissenschaft ja immer akzeptierten Messungenauigkeit (der eine sagt: "na ja, so'n bisschen bläulich ist das Rot schon, ich würd' sagen, es ist nicht genau rot!"
Dann kommen noch die ganzen Viecher dazu, die nachweislich (z.B. weil dort ihre Belohnung liegt) auch "rot" sehen (der Stier in der Arena gehört nicht dazu!) - also ich würde sagen, "objektiver" geht's nimmer!
"... denn die Farbe an sich entsteht ja erst durch unsere Subjektivität." ist im Sinneseindruck ja richtig, aber "rot" ist rot, das können Apparate messen (die einfach die Spektrallinie von ca. [Messungenauigkeit, s. o.] 520 nm bis 640 nm aussortieren.
PS. :veg: :oops2: :explodieren: <-- die sind doch nicht blau, oder?? Wer das so sieht, bitte melden!
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon Arathas » Mo 11. Okt 2010, 20:54

Denker hat geschrieben:Du fliegst Pirouetten um die Definitionsfrage. Die war: "Wir definieren das "Reale" als das, was wir objektiv als real ansehen. "


Wenn du mir sagst, wie ich keine Pirouetten darum fliegen könnte, wär ich dir dankbar. Ich denke eben, dass der Satz ""Das Reale" ist das, was wir objektiv als real ansehen" bereits eine Unstimmigkeit enthält.

Zustimmbar wäre der hier für mich: "Das Reale" ist das, was wir subjetkiv als real ansehen."

Und wenn wir eben diesen Satz zu Grunde legen, dann stimme ich, wie gesagt, mit stine und dir eh überein und wir können uns ne andere Frage ausdenken.


Denker hat geschrieben:PS. :veg: :oops2: :explodieren: <-- die sind doch nicht blau, oder?? Wer das so sieht, bitte melden!


Für mich sind sie rot. Für einen Farbenblinden wären sie übrigens im gleichen Farbton wie grün, nur etwas heller oder dunkler. Und frag mal einen von Geburt an Blinden, ob der Smiley rot oder blau ist. Und versuch ihm zu erklären, was rot und blau überhaupt ist. Er wird es nicht verstehen können. Und genauso ist unser Verstand nur in der Lage, Dinge zu begreifen, die er überhaupt begreifen kann. Wir sind alle blind - zumindest für die allermeisten Dinge.
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon stine » Di 12. Okt 2010, 06:49

Für Kinder ist das Rot rot, weil Mama das gesagt hat!
Von da an ist es objektiv so! :mg:

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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon Denker » Di 12. Okt 2010, 10:39

Arathas hat geschrieben:Ich denke eben, dass der Satz ""Das Reale" ist das, was wir objektiv als real ansehen" bereits eine Unstimmigkeit enthält.
Zustimmbar wäre der hier für mich: "Das Reale" ist das, was wir subjektiv als real ansehen."

Nun wolln wir doch mal auseinanderhalten
1) die Sachebene: die Frage, um die es geht
2) die Meta-Ebene oder Beziehungsebene: die Art unserer Kommunikation über die Sachebene

Zu 1) biete ich folgende Def. an:
"Real" ist das, was wir unabhängig von dem wahrnehmenden Subjekt als real ansehen. Also ist "real", was a) von den meisten Personen unabhängig voneinander wahrgenommen wird oder gar b) unabhängig von irgendeiner subjektiven (menschlichen) Wahrnehmung existiert.
Das ist etwas anderes als Deine Def. "Das Reale" ist das, was wir subjektiv als real ansehen." Das kann ich auch nicht teilen, denn dann wären ja Engel oder Aliens real (weil viele sie " als real angesehen" haben)

Zu 2) fällt mir auf, dass Du die (Farben)blinden - die ich ja schon ausgeschlossen hatte - wieder im Sinne Deiner Argumentation heranziehst, auf die Messung durch Apparate nicht eingehst und dass Du unbelegte Allgemeinplätze anführst (zB "Was auch immer der Mensch für objektiv hält, die Struktur dafür formt sich im menschlichen Verstand. Du kannst nicht anders denken, als dein Gehirn es zulässt. Wieso aber sollte die Natur dergestalt sein, dass wir sie mit diesem so stark eingeschränkten Denkapparat erfassen können?")

Zurück zu 1): Die "Preisfrage" war aber
"Liefert die (Natur)Wissenschaft [a] objektive wahre Erkenntnisse oder [b] ist alles nur (jederzeit falsifizierbare) subjektive Interpretation?"

Mein Standpunkt: [a]
Beispiel: das Gravitationsgesetz

So. Your turn.

NB. Ein Diskurs auf Ebene 2) ist immer etwas schwierig, weil man sich manchmal gekränkt oder böswillig falsch interpretiert fühlt. Es sollte aber nie böse gemeint sein!
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon mat-in » Di 12. Okt 2010, 11:15

Das Gravitationsgesetz fällt unter [b], es gibt ja sogar immer noch Leute (Spinner?) die sagen das die Lichtgeschwindigkeit nicht konstant ist und deshalb 2/3 der modernen Physik auf fehlannahmen beruhen. Was Astronomie angeht gibt es da sogar echte Zweifel die einen zum nachdenken bringen (muß das mal raussuchen)... oder... dürfen wir uns da nicht einmischen, weil wir ja sehen wollen wie ihr euch nicht einig werdet? :^^:
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon Zappa » Di 12. Okt 2010, 11:28

Denker hat geschrieben:PS. :veg: :oops2: :explodieren: <-- die sind doch nicht blau, oder?? Wer das so sieht, bitte melden!


Das eigentlich Problem ist damit aber noch nicht gelöst. Wenn ich meine zugegebenermaßen lückenhaften Kenntnisse der Erkenntnistheorie auskrame, geht es darum, dass es logisch unmöglich ist aus konkreten Beobachtungen (und sei es die von Milliarden von Menschen) auf allgemeine Gesetze zu schließen. Kluge Philosophen haben nämlich bewiesen, dass wir uns auf diesem Pfad der Induktionslogik in Widersprüche verwickeln müssen. Wenn wir versuchen würden von der Einzelbeobachtung auf einen Allgemeinen Satz zu schließen (Alle Objekte, die einen bestimmten Wellenbereich abstrahlen sind rot), kommen wir argumentativ in einen unendlichen Regreß.

Ich stehe zwar gefühlsmäßig deiner Meinung nahe, weiss aber nicht, wie man dem logischen Problem entkommt (vielleicht durch Falszifizierbarkeit ala Popper?).
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon Denker » Di 12. Okt 2010, 11:57

mat-in hat geschrieben:Das Gravitationsgesetz fällt unter [b], es gibt ja sogar immer noch Leute (Spinner?) die sagen das die Lichtgeschwindigkeit nicht konstant ist und deshalb 2/3 der modernen Physik auf fehlannahmen beruhen. ... oder dürfen wir uns da nicht einmischen, weil wir ja sehen wollen wie ihr euch nicht einig werdet?

Doch, klar, jede Idee ist willkommen. Sogar eine, die Spinner vertreten, nämlich [b]. Wenn das Gravitationsgesetz nur "eine (jederzeit falsifizierbare) subjektive Interpretation" ist (was Du - der Du wohl kein Spinner bist! - wohl nicht ernsthaft glaubst!?!), dann könnte ja morgen das Universum auseinanderfliegen, wenn ein Spinnerdas Gravitationsgesetz "falsifiziert" hat. :mg:
Zappa hat geschrieben:...dass es logisch unmöglich ist aus konkreten Beobachtungen (und sei es die von Milliarden von Menschen) auf allgemeine Gesetze zu schließen. Kluge Philosophen haben nämlich bewiesen, dass wir uns auf diesem Pfad der Induktionslogik in Widersprüche verwickeln müssen.

Dann krame doch mal bitte diesen Beweis kluger Philosophen aus! Unsere gesamte (zumindest klassische) Physik beruht auf allgemeinen Gesetzen, die aus konkreten Beobachtungen abgeleitet sind.
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon mat-in » Di 12. Okt 2010, 12:13

Da wir uns mit der Fabrfrage ausführlich in Psychophysik auseinander gesetzt haben: Es gibt keine Farben. Was wir grün nennen ist ein Erregungszustand der durch die integration von drei Rezeptoren zu stande kommt, die in unterscheidlichen Wellenlängen unterschiedliche Empfindlichkeiten haben. Es kann sehr gut sein, das der Eindruck Grün also von einer Wellenlänge im "grünen" bereich kommt, oder es eine mischfabre ist aus unterschiedlichsten Wellenlängen ist, die den insgesamt gleichen erregungszustand hervorrufen oder sogar von elektrischen oder mechanischen Reizen! (dazu drücke man sich vorsichtig mit dem Finger auf die der Nase zugewante seite des Augapfels, man wird einen farbigen Kreis auf der anderen seite sehen). Eine Farbe ist also physikalisch keinesfalls eindeutig.

Die meisten Menschen haben jedoch sehr ähnliche Rezeptoren geerbt, die alle die gleiche Empfindlichkeit aufweisen, was mit einer "baugleichen" verdrahtung weiterverarbeitet wird und man hat gelernt, diesen und jenen Erregungszustand grün zu nennen.

Damit ist zwar unsere Farbwahrnehmung weit weg von jedem verläßlichen, physikalischen Sensor (mal außen vor gelassen die Diskussion ob physik existiert ;), aber die Chancen stehen gut das alle Leute denen wir eine neue, noch nie gesehene Farbmischung vorsetzen den erregungszustand gleich oder ähnlich interpretieren.
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon Arathas » Di 12. Okt 2010, 12:37

Denker hat geschrieben:Also ist "real", was a) von den meisten Personen unabhängig voneinander wahrgenommen wird oder gar b) unabhängig von irgendeiner subjektiven (menschlichen) Wahrnehmung existiert.


Das Problem mit a) sehe ich darin, dass, egal wieviele Personen etwas unabhängig voneinander wahrnehmen, sie alle das gleiche, bereits fehlerbehaftete Gehirn dafür benutzen müssen. Wenn du zehn Milliarden Menschen ein Messgerät für Wasweißich in die Hand drückst, dann werden alle auf dem Messgerät das gleiche ablesen können, aber das bedeutet nicht, dass das Messgerät das richtige Werkzeug ist, um zu messen, was da gemessen werden soll.

Das Problem bei b) wiederum ist: Was genau existiert unabhängig von irgendeiner subjektiven (menschlichen) Wahrnehmung? Wie willst du darüber sprechen, es erörtern, es wahrnehmen, wenn nicht mit deinem Verstand?

Denker hat geschrieben:dass Du unbelegte Allgemeinplätze anführst


Ich bin leider kein Dawkins, der mit einfachen Worten schwierige Sachverhalte darzustellen vermag, und mehr als diese Allgemeinplätze, die ich da anführe, kann ich dir momentan nicht liefern. Ich muss noch ein bißchen drüber nachdenken und versuchen, da was Konkreteres zu finden. Aber gerade eben hab ich halt nix Konkretes zum Dagegenhalten.

Ich möchte noch auf die Sache mit den Messgeräten eingehen, auch wenn ich da wieder nur Allgemeinplätze heranziehen kann, deshalb vorab schonmal ein Sorry.

Denker hat geschrieben:das können Apparate messen (die einfach die Spektrallinie von ca. [Messungenauigkeit, s. o.] 520 nm bis 640 nm aussortieren.


Messgeräte werden von Menschen gefertigt, die ein Gehirn besitzen, das auf Grund seiner Entstehungsgeschichte nur zur Subjektivität fähig ist. Was wir messen, warum wir es messen, wie wir es messen, all das obliegt erstmal der Subjektivität. Auch das Interpretieren der Messdaten wird von unserem subjektiven Gehirn übernommen.

Ein Apparat misst nicht, was ist, sondern, was der Mensch möchte, dass er misst.

Frage: Warum bauen wir Apparate, die Spektrallinien von ca. 520 nm bis 640 nm aussortieren?
Antwort: Weil wir durch unser subjektives Gehirn überhaupt erst Farben sehen und es also von daher Sinn macht, so einen Apparat zu bauen.

Jedes Messgerät, egal was es misst, misst etwas, das aus der Subjektivität und Interpretation unseres Denkens entstanden ist.

Ich versuch's mal konkreter: Ein Mensch baut sich eine Vorrichtung, um das Gewicht von Dingen zu messen. Das Messgerät zeigt ihm nun an, dass der Ast, den er drauflegt, ein Kilogramm wiegt. Der Mensch nimmt nun an, dass das "objektive Gewicht" dieses Astes ein Kilogramm beträgt. Wie wir aber heutzutage wissen, ist das Gewicht des Astes von der Gravitationskraft abhängig, und würde er den Ast im Weltall wiegen oder auf einem Planeten mit höherer bzw. niedrigerer Gravitation, bekäme er ein anderes Ergebnis.

Aber solang er nix davon weiß, geht er davon aus, dass er hier ein objektives Messergebnis zustande gebracht hat. Schließlich lügt ja das Messgerät nicht ...

"Liefert die (Natur)Wissenschaft [a] objektive wahre Erkenntnisse oder [b] ist alles nur (jederzeit falsifizierbare) subjektive Interpretation?"


Dann ist mein Standpunkt hier: B

Warum er B ist, hab ich ja beschrieben.
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 12. Okt 2010, 12:44

Nein, grünes Licht (oder rotes Licht) ist eine elektromagnetische Welle mit einer bestimmten Wellenlänge (um 525 nm bzw. 430 nm, so ist es zwar nachträglich aber gültig definiert. (Punkt)
Es ist so und mit höchster Wahrscheinlichkeit real.
Farbe ist physikalisch eindeutig, nur mag der Mensch auch noch anderes in diese Kategorien einordnen. Du verwechselst Farbe im physikalischen Sinn mit Farbempfinden.
Dass eventuell Menschen auch noch Mischfarben als grün (oder rot) erkennen ist dafür vollkommen egal für die physikalische Definition von Farbe. Dies zeigt nur, dass der Mensch auch noch anderes Licht als grün (oder rot) empfinden kann (durch Täuschungen u.U. noch "lustigere Sachen" - Frauen wissen z.B. dass man Kleider immer (auch) im natürlichen Licht(spektrum) aussuchen sollte.

@ Arathas:
"Liefert die (Natur)Wissenschaft [a] objektive wahre Erkenntnisse oder [b] ist alles nur (jederzeit falsifizierbare) subjektive Interpretation?"
a ist richtig, b ist falsch (aber nur wegen dem Wörtchen "nur"), die Frage als ganzes ist deshalb falsch. :mg:

Arathas hat geschrieben:ist das Gewicht des Astes von der Gravitationskraft abhängig
Ja, aber nicht seine Masse und wenn du ein Gerät baust, mit dem man Masse misst, dann misst du keinen Mist.
Das Kilogramm ist eine Masseneinheit und keine Gewichtseinheit und der Körper mit der Masse ein Kilogramm hat diese Masse überall.
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon Arathas » Di 12. Okt 2010, 12:49

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Ja, aber nicht seine Masse und wenn du ein Gerät baust, mit dem man Masse misst, dann misst du keinen Mist.


Genau. Ich wollte mit dem Beispiel ja zeigen: Wir können nur messen, interpretieren und als wahr oder real empfinden, was dem derzeitigen Stand des Wissens entspricht. Ich finde es deshalb eben anmaßend, zu behaupten, wir Menschen könnten herausfinden, was real ist und was nicht.

Extrem überzogenes Beispiel: Wenn wir in 20 Jahren herausfinden, dass "die Matrix" existiert und die Welt völlig anders aufgebaut ist, als jemals jemand dachte (auch unsere Naturgesetze wären nur Simulation und Computerprogramm), dann ist Pustekuchen mit allen Messungen und dem, was wir als real empfinden.
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon stine » Di 12. Okt 2010, 12:57

Arathas hat geschrieben:Wenn wir in 20 Jahren herausfinden, dass "die Matrix" existiert und die Welt völlig anders aufgebaut ist, als jemals jemand dachte
Du solltest schon mal anfangen zu beten... =)

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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 12. Okt 2010, 13:28

Arathas hat geschrieben:Ich finde es deshalb eben anmaßend, zu behaupten, wir Menschen könnten herausfinden, was real ist und was nicht.
Sagt der Papst auch ...
Wenn du vernünftig bist, dann ersetzt du "es ist" mit "es ist/scheint mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit" oder "es spricht nichts dagegen, dass es so zutrifft" (oder ähnliches).
Es ist ;-) ein nettes Gedankenexperiment (mit tollen Optionen, auch der Option sich über die tatsächliche Realität Gedanken zu machen), dass unsere Welt nicht real ist, aber es spricht nichts dafür, dass dies so wäre. Glaubst du an die Matrix, so kannst du mit selber Berechtigung auch an einen Gott oder an viele Götter glauben (trotzdem wäre z.B. der christliche Hauptgott so wie er behauptet wird, einfach nicht einmal in sich selbst stimmig).

Trotzdem ist deine Kritik wenn man sie verallgemeinert m.E. vollkommen richtig, es wird viel zu viel (auch von diversen Schreibern hier im Forum) ein gegenwärtiger Stand des Wissens als endgültig und unumstößlich richtig angesehen. Und bei vielem muss man nicht einmal 20 Jahre warten und man sieht schon eine Verschiebung, was die selben Kreise als unumstößlich richtig ansehen.
Noch schlimmer ist es, wenn irgendwelche reinen, wissenschaftlichen (manchmal auch eher unwissenschaftlichen) Spekulationen als Wahrheit und Realität verkauft werden (und verkauft in jedem Sinn, Geld spielt da auch eine Rolle).
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Re: Wieso können intelligente Menschen sich nicht einigen?

Beitragvon Zappa » Di 12. Okt 2010, 13:28

Denker hat geschrieben:Das weiß jedes Kind :mg: : "Heiß macht aua!"


Jaja, Kinder denken so, aber Heisenberg redet nicht umsonst von Unschärferelationen :mg:

Ich habe im Moment nur Popper und Rorty zu Hand, letzter ist sicher etwas zu komplex für das hier behandelte Problem.

Popper sagt u.a.: "Nun ist es aber alles andere als selbstverständlich, daß wir logisch berechtigt sein sollen, von besonderen Sätzen ... auf allgemeine Sätze zu schließen. Ein solcher Satz kann sich ja immer als falsch erweisen: Bekanntlich berechtigen uns noch so viele Beobachtungen von weißen Schwänen nicht zu dem Satz, dass alle Schwäne weiß sind." (Logik der Forschung, S. 3). Noch wesentlich problematischer wäre es ein Induktionsprinzip als logisch gültiges Erkenntnisprinzip zu belegen, nur so ließe sich aber eine halbwegs belastbare, induktive Erkenntnistheorie basteln. Popper weiter: "Das Induktionsprinzip kann natürlich nur ein allgemeiner Satz sein ... Wir müßten ja, um das Induktionsprinzip zu rechtfertigen, induktive Schlüsse anwenden, für die wir also ein Induktionsprinzip höherer Ordnung voraussetzen müssten usw. Eine empirische Auffassung des Induktionsprinzipes scheitert also daran, daß sie zu einem unendlichen Regreß führt." (a.a.O. S. 5).

Will also heißen, dass ein Induktionsprinzip sich nicht empirisch belegen lässt, die einfache Voraussetzung eines gültigen Induktionsprinzipes also allenfalls naiv bzw. ein logischer Zirkelschluss ist. D.h. selbst wenn Dir alle lebenden Menschen zustimmen, dass die Gesichter rot sind, sich daraus nichts allgemein gültiges ableiten lässt. Der Empirismus kann sich nicht wie Freiherr von Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen ...
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