Denker hat geschrieben: Gebt doch mal ein praktisches Beispiel einer auf objektives Wissen aufgebauten Technik, die vor 20 Jahren funktionierte und heute nicht mehr!!
Uhren! Bis 1971 konnte man noch davon ausgehen, dass exakte Uhren alle gleich gehen. Seit einem Experiment in diesem Jahr (sehr exakt gehende Atomuhren wurden in Flugzeugen auf gegengerichteten Umlaufbahnen um die Erde geschickt) wissen wir, dass die Uhren je nach der relativen Geschwindigkeit in der Raumzeit unterschiedlich gehen. Das spielt zwar für unsere tägliche Welt keine Rolle, aber Uhren und Zeit sind seit dem etwas anderes. Ein anderes Beispiel wären GPS-Systeme, die würden mit der Kenntnis von Newton nämlich ziemlich daneben liegen:
http://homepage.univie.ac.at/Franz.Embacher/rel.htmlIch denke aber, dass wir uns nicht prinzipiell sondern graduelle unterscheiden. Zumindest ich (und ich würde das auch Arathas unterstellen), gehen davon aus, dass es interessant ist, dass wir offensichtlich in der Natur Gesetzmäßigkeiten entdecken können. Diese Gesetzmäßigkeiten erlauben es uns Dinge herzustellen und Vorhersagen zu machen, die wenn sie eintreffen natürlich den von uns postulierten Gesetzen ein gewisses Gewicht geben, sozusagen mit der Realität außerhalb unseres Wissens in Verbindung bringen.
Nur würden wir beiden sagen, dass die Verbindung nicht so eng und zweifelsfrei ist, dass man schlicht von "objektiv wahrem" Wissen sprechen kann. Das wäre mir zu einfach.
Ein Beispiel: Wir haben eine relativ genaue Idee davon, welche Geschwindigkeit und welche Wegstrecke ein Objekt bei einer vorgegebenen, gleichmäßigen Beschleunigung und bekannten Ausgangsbedingungen jeweils hat. Nur können wir das nicht beliebig exakt messen, also nicht zu 100% experimentell verifizieren, da jedes Messinstrument einen Fehlerbereich hat. Nun kann man sagen:
1. OK, unsere Messsysteme sind halt nicht exakt genug, aber die Formel der Beschleunigung ist wahr. Sie hat sich bewährt und cum grano salis stimmen die Messwerte ja auch.
Oder man sagt:
2. Typisch Mensch: Wir haben da eine Punktwolke von Messwerten und donnern dann da eine hypothetische Kurve durch, die näherungsweise stimmt und dann behaupten wir auch noch keck, wir hätten die objektiv wahre Formel gefunden. Und dann finden wir Graden durch die Punktewolke noch hübscher, als Exponentialfunktionen, als Sinuskurven etc pp. Und das nennt Ihr dann objektiv wahr, na herzlichen Glückwunsch.
Ich hoffe ich konnte den kleinen, aber erkenntnistheoretisch wichtigen Unterschied deutlich machen.