El Schwalmo hat geschrieben:Meinst Du wirklich, dass 'Urgrund des Seins', 'Subsistenz der Existenz' vom gleichen Kaliber sind wie Zahnfeen, Zeus oder der Osterhase? Bist Du sicher dass 'Es gibt keinen Zweifel an der Nicht-Existenz Gottes' noch stimmt, wenn Du unter 'Gott' den 'Gott der Philosophen' verstehst?
Die Evolution erklärt das menschliche Dasein in befriedigender und sehr gut belegter Weise. Darauf können wir uns wahrscheinlich verständigen. Der Mensch muss sich in seiner Entwicklung an einer Stelle befunden haben, wo Dunkelheit, Gefahr (also Überleben) auf Unwissenheit traf. Das Hervortreten der »Unwissenheit« hat meiner gegenwärtigen privaten Ansicht dazu geführt, dass die Umgebung durch Benennung und durch Anwenden von beobachtbaren Regeln (etwa Kausalität) erklärbar, somit ein Stück weit »überlebbarer« geworden ist. Dabei brachte der Mensch bestimmte kognitive Vorrausetzungen mit, die das Ausgestalten von menschenartigen Schöpfern und übernatürlichen Wesen (Anthropomorphismen) sozusagen aufdrängte.
Auch ein sich abzeichnender Dualismus ist recht plausibel darstellbar. Selbst wenn der Mensch noch keine Moralvorstellungen hatte, so wird er sehr bald zwischen »mir nützlich« und »mir schädlich« unterschieden haben, dazu erscheinen Sinnereize ein duales Weltbild zu fördern (hell-dunkel, warm-kalt etc.). Auch Semiotik und Linguistik bieten Modelle an, die dazu passen. Zum Beispiel gibt es Konzepte die Dinge beschreiben, die nicht vorhanden sind (Zeichen ohne Referent). Angewendet auf Menschen bedeutet dies, vereinfacht, dass das „Leben“ irgendwohin verschwinden muss, es also in der Vorstellung einer „Lebenszutat“ geben muss, die beim Menschen beobachtbar dessen Persönlichkeit umfasst und die sich dann irgendwohin verflüchtigt (natürlich haben wir heute bessere Erklärungen, aber so stellt es sich intuitiv erst einmal dar).
Es mag an vielen Stellen Unklarheiten und Tücken geben, aber es sieht erst einmal hinreichend plausibel aus, dass die Menschen diese verschiedenen Vorstellungen zu einem Modell zusammengefasst haben. Die wundersame flüchtige Lebenszutat (»Seele«) entsprechend dem Himmel zugeordnet wurde, den leidenden Körper, die Materie, den Boden usw. entsprechend des Dualismus dann der anderen »bösen« Seite zugeschlagen wurde.
Letzlich muss ich die Frage von dir so beantworten: Es gibt keinen Unterschied zwischen Zahnfee und Gott, denn es sind anthropomorphismen die reale Dinge erklären sollen. Der Vergleich stimmt auf vielen Ebenen, denn beide Vorstellungen tragen infantile Züge (»Gott Vater«, Beschützer, Hüter usw.). Es mag sein, dass meine allgemeinsprachliche und bodennahe Ansicht deine philosophisch geschliffenen Ansichten beleidigen, aber »so be it«. Jede Fantasywelt kann unendlich komplex sein, und eine beliebig komplizierte Privatsprache hervorgebracht haben. Das macht sie
für mich nicht plausibler.