Diktatur, Demokratie, Anarchie

Re: Diktatur, Demokratie, Anarchie

Beitragvon Lumen » Mo 1. Nov 2010, 20:44

musicman hat geschrieben:Ein Mehr an Transparenz ist natürlich wünschenswert, aber bei der Komplexizität vieler Themen nicht immer einfach zu realisieren, es gilt abzuwägen und viele Leute, sind wir doch mal ehrlich haben auch nicht die Lust und die Zeit sich in die Details hineinzuarbeiten.


Dafür ist die Presse da. Natürlich ist es auch eine Illusion, dass diese wirklich objektiv berichtet (siehe Manufacturing Consent, Noam Chomsky), aber eine angemessene Kontrolle durch die sogenannte 4. Gewalt wäre nicht verkehrt.

Außerdem habe ich den Eindruck, dass Politik absichtlich kompliziert ist. Die meisten Sonder- und Ausnahmeregeln scheinen einzig dem Zweck zu dienen irgendeine Klientel oder Lobby zu bevorteilen oder um Verhandlungsmasse für das Postengeschacher zu bekommen. Die skurrilen Mehrwertsteuer-Sonderregeln bieten brauchbare Anekdoten. Entweder Inkompetenz oder Absicht. Da das Gewirr aus Sonder- und Ausnahmeregeln seltsam konsistent immer wieder diversen Gruppen Vorteile beschwert, scheinbar aber kaum dem Allgemeinwohl dient, muss man Absicht unterstellen.

Zu dem Thema Politik gibt es noch viel, was man erwähne könnte: z.B. Inkonsistenz der proklamierten Weltbilder; bei Mitte–Links kollidiert ihr Beschützerinstinkt für Minderheiten mit feministischen Zielen, wenn die beschützen Minderheiten nämlich garnicht daran denkt, ihre eigenen Frauen wie gleichwertige Menschen zu behandeln. Bei Mitte–Rechtes gibt es arge Probleme mit Theorie und Praxis der sogenannten Freien Marktwirtschaft, die immer dann frei ist, wenn es Profite zu machen gibt, sich aber gerne an den Staat wendet, wenn es um lukrative Aufträge oder um das Abwenden von Pleiten geht (siehe auch Free Market Fantasies Text/YouTube, nochmal Chomsky). Dann haben wir noch halbverrückte Pfarrerstöchter und -söhne und starre Parteien, sodass eine Partizipation durch Parteien oder durch Gründen neuer Parteien kaum aussichtsreich ist (wer möchte sich schon 20 Jahre seines Lebens mit Klinkenputzen beschäftigen um ein paar Paragraphen umdrehen zu können?)

Ich weiss, ich habe es im andern Thread schon gepostet, es aber einfach zu toll.

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Re: Diktatur, Demokratie, Anarchie

Beitragvon Kurt » Fr 5. Nov 2010, 20:26

Kurt hat geschrieben:Das Problem in Frankreich und anderswo ist: Die Organisationseinheiten sind zu groß. Der einzelne Bürger fühlt kein Verantwortungsbewusstsein für die Rentenkasse oder für den riesigen Staatsschuldenhaufen. Man müsste die Geldtöpfe auf eine tiefere Ebene legen, z.B. auf die kommunale. Da macht der Beitrag des Einzelnen noch einen Unterschied. Soziale Gesellschaften funktionieren nicht, wenn die Individuen anonym sind.
(...)Seine öffentliche Verantwortung, falls der Steuerzahler nicht zahlt, fasst Herrn Grube so zusammen: „Wissen Sie, wo das Geld landet? Bei (Finanzminister) Schäuble im Bermuda-Dreieck. Das ist einfach weg.“ Siehe Absatz eins. ;-)


Schäuble liest wohl hier mit: http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 44,00.html
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Re: Diktatur, Demokratie, Anarchie

Beitragvon Nanna » Di 28. Dez 2010, 19:54

Ein Artikel aus der ZEIT zum Thema, der mir einen ganz vernünftigen Eindruck macht und vielleicht einen Ansatz zu einem Weg aufzeigt, wie die Kluft zwischen repräsentativer und direkter Demokratie geschlossen werden könnte: http://www.zeit.de/politik/deutschland/ ... ide?page=1
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