Habe mir die Sendung angeschaut und ich schaue so etwas immer gerne.
Kritiker machen immer mehrere Dinge, die ich nicht ganz nachvollziehen kann, aber vielleicht können wir das in Ansätzen klären.
Zum einen sind Kritiker oft darauf aus, zu zeigen, wie der „Trick“ funktioniert.
Vorgeführt werden dann bestimmte Techniken, mit deren Hilfe man Leute manipulieren und hinters Licht führen kann, mal platter, mal geschickter. Diese Tricks habe fast alle gemeinsam, dass sie bei jedem funktionieren, sie nutzen einfach ganz basale menschliche Eigenschaften aus.
Da diese Tricks bei allen funktionieren, tun sie es z.B. in religiösen Kontexten, aber natürlich auch in allen anderen. Meinst Du nicht man könnte jemandem in 15 Minuten zum Atheisten machen oder ihm suggerieren, dass Schweine wiehern können?
Das Problem ist immer, dass man den eigenen Glauben als real ansieht und den der anderen als Trick. Die Verstärkung von Weltbildern, Glaubenssätzen usw., meinst Du die geschieht beim Atheisten-Stammtisch in Gütersloh nicht, wenn man den ganzen Abend Witze über Priester, UFOs und Globuli macht? Würde der Kritiker da nicht denken müssen, dass da Dinge in einen Topf gerührt werden und nebenbei eine operante Konditionierung und eine Suggestion durch die Mehrheit stattfindet? Auch Atheisten sind nicht gerne allein. Nee, da nicht, da wird nur aufgeklärt?
Eine drängende Frage ist, was bleibt da noch?
Darf ich vertrauen oder bin ich dann ein Esel?
Hast Du ne Antwort?
Müssen wir glauben, wem wir glauben können?
Skepsis in allen Lebenslagen und um ihrer selbst willen, ist das ein Fortschritt oder eine Krankheit? Hm?
Die andere Geschichte ist im Grunde die, dass Du vermutlich nicht davon abzubringen sein wirst, dass Mystik was mit übersinnlich zu tun haben muss und somit eben mit Betrug und/oder Leichtgläubigkeit. Wie übersinnlich man sich Mystik nun denken will, finde ich absolut zweitrangig, weil es nichts ändert.
Ob mir nun jemand sagt, er habe Kontakt zu astralen Wesenheiten oder das seien alles nur Hirnzustände ändert doch nichts am Wesentlichen, dem eigenen Erleben, was man entweder hat oder nicht hat.
Mit großer Sicherheit kann sich ein geschickter Täuscher als großer Erleuchteter ausgeben, aber was soll's? Es geht ja nicht darum jemandem zu folgen, sondern selbst Befreiung zu finden und letztlich kann sich jeder nur selbst verarschen.
Und wichtig ist das Gespräch der Abgleich, um zu wissen, woran man selbst erkennen kann, worum es geht und worum es nicht geht. Nur hat Mystik eben nichts von Mystizismus, Chögyam Trungpa, bringt das schön auf den Punkt:
Chögyam Trungpa hat geschrieben:Wir erkennen, dass die Suche nach Schönheit oder irgendeinem philosophischen Lebenssinn uns nur zur Selbstrechtfertigung dient, um sagen zu können, dass die Dinge ja gar nicht so schlecht sind, wie wir denken. Doch tatsächlich sind die Dinge so schlecht, wie wir denken! Form ist Form, Leerheit ist Leerheit, die Dinge sind nichts als das, was sie sind und wir brauchen nicht zu versuchen sie unter irgendeinem tiefgründigen Aspekt zu sehen. Schließlich landen wir mit beiden Beinen auf der Erde und wissen nun, wie die Dinge wirklich sind. Dazu müssen wir keine göttliche Eingebung oder mystische Vision mit Erzengeln, Cherubim und lieblicher Sphärenmusik erlebt haben. Die Dinge werden einfach so, wie sie sind, ihrem eigenen Wesen nach wahrgenommen. Somit ist Shunyata in diesem Falle der völlig Verzicht auf irgendwelche Begriffe oder Filter, selbst auf de Begriffsbildung „Form ist Leerheit“ und „Leerheit ist Form“. Es geht darum, die Welt auf eine unmittelbare Art und Weise zu sehen, ohne den Wunsch nach einem „höheren“ Bewusstsein, nach mehr Bedeutungsschwere oder Tiefgründigkeit zu haben. Die Dinge werden direkt so wahrgenommen, wie es ihnen ihrer eigenen Berechtigung nach zukommt.
Chögyam Trungpa, Spirituellen Materialismus durchschneiden, 1973, dt. 1989 Theseus-Verlag. S. 203f)
Das sind natürlich auch erst mal nur Worte, jeder kann von Shunyata reden und schwülstig oder betont normal oder sonst wie reden, schwer genug sich selbst auf die Schliche zu kommen, da würde ich die Energie reinstecken.