Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon Zappa » Do 18. Nov 2010, 17:28

Natürlich gibt es eine Furcht vor Spinnen, gepaart mit Ekel (uäh, besser nicht essen!) und die Furcht vor Spinnen und anderem Krabbelgetier ist angeboren und natürlich sinnvoll (das Getier taugt nichts für die Ernährung, ist aber potentiell gefährlich).
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon stine » Do 18. Nov 2010, 17:33

ujmp hat geschrieben:Hier gab es schon mal eine interessante Diskussion: Sicherheit oder Freiheit? (Philosphisches Quartett, ZDF).

Die Feststellung des schweizer Journalisten Frank A. Mayer, dass in der Demokratie mit Angst Politik gemacht wird, kann ich nur zum Teil nachempfinden, weil, wie Schily sagt, die reale Gefahr in verschiedenen Anschlägen ja auch sichtbar wird.

Ich frage mich nun, vor was haben die Gegner der Überwachungs- und Sicherheitsmaßnahmen Angst? Sind das Ängste historischer Art? Staatliche Überwachung im Zweifelsfalle gegen das Volk?

Stünde dann die Furcht vor realen Terroranschlägen vor der abstrakten Angst der staatlichen Überwachung? Oder ist es genau umgekehrt: Reale Furcht vor staatlicher Überwachung gegen die abstrakte Angst vor Terroranschlägen?
Gefühlspolitik?
Oder ernste Zeiten?

1von6,5Milliarden hat geschrieben:http://www.sueddeutsche.de/politik/inne ... -1.1025146

Das hat mich auch nicht gerade beruhigen können.

LG stine
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 18. Nov 2010, 18:02

Zappa hat geschrieben:Natürlich gibt es eine Furcht vor Spinnen, gepaart mit Ekel (uäh, besser nicht essen!) und die Furcht vor Spinnen und anderem Krabbelgetier ist angeboren und natürlich sinnvoll (das Getier taugt nichts für die Ernährung, ist aber potentiell gefährlich).
Unsinn, es ist eine unbegründete Angst und keine Furcht und sie ist i.d.R. nicht sinnvoll. Die meisten Spinnen sind weder hinreichend giftig noch kommen sie überhaupt durch die Haut des (erwachsenen) Menschen (vorallem nicht an der Hand eines manuell arbeitenden (prä-/historischen) Menschen. Und das Getier würde als Nahrung deutlich taugen, nur ist an einer Spinnenhaxn etwas weniger dran als an einer Schweinshaxn, dafür komplett verdaulich. 1 Kg Spinnenhaxn dürfte daher deutlich nahrhafter sein als 1 Kg Schweinshaxn.

Soso, angeboren. Bin ich ein Mutant?
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon ujmp » Do 18. Nov 2010, 18:14

Für einen Organismus ist es günstiger, bei einer Todesgefahr mit der Wahrscheinlichkeit des Todes von eins zu Hundert immer zu fliehen, als den einen Fall nur einmal zu erwischen. Das macht die Furcht vor dem unbekannten Risiko rational - finde ich. Dass Leute mit Flugangst problemlos in ein Auto steigen, obwohl Autofahren statistisch gefährlicher ist, spricht u.U. nicht gegen die Flugangst, sondern gegen die falsche Gelassenheit beim Autofahren.
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 18. Nov 2010, 18:28

stine hat geschrieben:Das hat mich auch nicht gerade beruhigen können.
Ich verstehe nicht, wie man da richtig beunruhigt sein kann. Aber Menschen sind unterschiedlich.
Die Angst vor einem Überwachungsstaat sehe ich eher als konkrete Furcht, denn die Möglichkeit ist sehr real vorhanden, sowohl im historischen Kontext wie auch mit Blick auf andere Systeme und in mehr oder weniger ausgeprägten Ansätzen im realen Leben.
Das Problem für einen ("guten") Staat im Gegenzug ist natürlich die Balance zwischen möglicher Überwachung zum Schutz der Bürger und des Staates gegenüber den Freiheitsrechten und -wünschen der Bürger. Da maximaler Schutz und maximale Freiheit sich ausschließen, ist "das gesunde Mittelmaß" immer eine 'Geschmacks'- und damit Streitfrage.
Ein Problem ist dabei natürlich auch die allerjüngste Erfahrung mit einer verlogenen, dilettantischen Regierung Bush die mit falscher Angstmache erst viele der Gefahren geschaffen hat (in dem fast maximal unfreien Überwachungsstaat Irak waren Islamisten real genauso zahlreich wie Massenvernichtungswaffen).

Angst ist selten hilfreich (Vorsicht aber u.U. schon) und bei der angeblichen Terrorgefahr bin ich eher fatalistisch und die Wahrscheinlichkeit wirklich getroffen zu werden, ist wohl eher nicht gerade sehr groß.
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon Zappa » Do 18. Nov 2010, 18:31

Die Frage ist ja nicht, was sinnvoll ist, sonderns was sich evolutionär durchgesetzt hat:

http://news.nationalgeographic.com/news/2001/10/1004_snakefears.html

Spannend ist, das die Signalverarbeitung offenbar unbewußt geschieht, es gibt sogar blinde Menschen, die Angst vor eine konkreten Spinne haben: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17597227, Hintergrund ist die Tatsache, dass offenbar visuelle Impulse direkt an das "Angstzentrum" des Gehirns gesendet werden: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17599366

Tiefer evolutionär kann eine Furcht ja wohl nicht mehr verankert sein, oder?

Ob Du ein Mutant bist. Ich will mal höflich sagen, dass solche evolutionär vererbten Eigenschaften sich natürlich unterschiedlich stark im einzelnen Individuum ausprägen :mg:

Im Ernst: Es gibt ja auch Leute, die kaum Höhenangst haben, allgemein gilt Höhenangst aber als angeboren, selbst Säuglinge haben die bereits (mit wenigen Ausnahmen).
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 18. Nov 2010, 18:45

Hmm.
Warum hat mein Stiefsohn keine Angst vor Spinnen, seine Mutter und sein leiblicher Vater (und angeblich die ganze Brut von beiden Seiten davor und danach) aber schon?

Höhenangst ist eigentlich total irrational, sie ist evolutionär kein Vorteil, genausowenig wie Arachnophobie. Höhenangst ist ja nicht die Achtung vor einer großen Tiefe, sondern eben eine irrationale Angst die ihrerseits eine deutliche Gefährdung des Individuums darstellt (falsche Reaktion, Reaktionsunfähigkeit, Krämpfe, Unruhe ...). Keine Achtung vor der Tiefe zu haben ist ebensowenig "gesund".
Wo du so schön am suchen bist, wie ist den die Verbreitung von Höhenangst in der Bevölkerung? (Bitte auch abhängig und aufgeschlüsselt nach Alter, sie ist m.E. nämlich auch altersabhängig und ein gesundes Kind hat i.d.R. keine.
Zappa hat geschrieben:Im Ernst: Es gibt ja auch Leute, die kaum Höhenangst haben,
Ach?
Was ist kaum Höhenangst?
Ab wann ist Höhenangst denn "normal"?

Zappa hat geschrieben:allgemein gilt Höhenangst aber als angeboren, selbst Säuglinge haben die bereits (mit wenigen Ausnahmen).
Quelle, Nachweis.
Dies mag ich nicht glauben.

Übrigens wurde auch blinden Menschen unter Umständen Schauermärchen erzählt oder blinde Kinder hatten eine arachnophobisch-schreiende Mutter
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon stine » Fr 19. Nov 2010, 09:49

Viele Ängste (Spinnen, Höhenangst, fleischfressende Tiere) sind wohl genetisch verankert und sind Urängste, die zum Überleben notwendig waren und zT noch sind.
Die Frage wäre, warum passt sich der Mensch nur so träge an neue Gefahren an?
Die Angst vor falscher Medikamentierung zB dürfte inzwischen begründet sein. Wenn sich Urängste also bis hierher genetisch weitervererbt haben, dann wäre interessant, wann die Angst vor neueren Gefahren an unsere Kinder weitergegeben wird. Ein Kleinkind weigert sich ja bekanntlich, Medizin so einfach ohne Begründung zu schlucken. Ist das schon der Beginn einer evolutiven Angstvererbung?
Oder ist gar der Placebo-Effekt, das Bemerken nicht vorhandener Nebenwirkungen, sobald man sie auf dem Beipackzettel gelesen hat, der inzwischen vererbten Angst vor falscher Medikamentierung zu zollen?

Was ist mit der Angst eine schwere, jedoch überaus seltene, Krankheit zu haben oder zu bekommen? Woraus resultiert sie?
Sind Hypochonder angstgebeutelte Nachkommen von frühverstorbenen Vorfahren?

LG stine

Lesestoff zum Thema: http://www.scribd.com/doc/25152148/Wohe ... mpfen-kann
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 19. Nov 2010, 14:36

stine hat geschrieben:Viele Ängste (Spinnen, Höhenangst, fleischfressende Tiere) sind wohl genetisch verankert und sind Urängste, die zum Überleben notwendig waren und zT noch sind.
Dem will ich doppelt widersprechen.
1. Angst vor Spinnen ist unbegründet. Es gibt kaum eine Spinne deren Gift stark genug ist selbst ein kleines Kind zu töten. Wildbienen z.B. sind da deutlich gefährlicher und ihre Stiche regelmäßig schmerzhafter und hysterische Angst davor ist deutlich seltener. Auch kommen viele Spinnen nicht einmal durch die menschliche Haut.

2. Höhenangst ist deutlich kontraproduktiv. Wer jemals jemanden mit Höhenangst in der Höhe gesehen hat, der kann sich nicht vorstellen, dass dies ein evolutionärer Vorteil sein könnte.
Welchen Vorteil sollte es denn haben, sagen wir mal aus Versehen um einen Bienenstock auszurauben, "zu hoch auf einen Baum geklettert zu sein und dann "oben" bibbernd festzustellen, dass man nicht mehr runterkommt (außer durch Freifall) oder Stunden für den Abstieg braucht, bei dem ein vernünftiger Mensch ein paar Minuten braucht?
Welchen Vorteil sollte es denn haben, wenn man vor einem Bär hoch auf einen Baum flüchtet und dann dort oben verhungert?
Welchen evolutionären Vorteil sollte es denn haben, Mammuts über Klippen in den Tod zu treibnen und dann selber an den Klippen zu verhungern?

Dies ist doch alles Mumpitz!
Oder meint ihr gar nicht wirklich Höhenangst?

Akrophobie und Arachnophobie sind Angststörungen, die können zwar vielleicht auch angeboren sein, sie sind aber weder vorteilhaft noch normal (zumindest solange es sich bei der Höhenangst um eine "natürlich erreichbare natürliche und natürlich übliche Höhe" handelt).
Behaupte ich jetzt, vom Gegenteil ließe ich mich nur von guten und glaubhaften Quellen überzeugen - dann bin ich ein Mutant auf dem Weg des Alters zu einem kleinen bisschen mehr Normalität - inzwischen habe ich am Rand eines geländerfreien Daches eines vielstöckigen Hauses manchmal ein mulmiges Gefühl, insbesondere wenn ich auf dem Schrägdach schon kurz vorher ausgerutscht bin, und auch auf schwankenden Hebebühnen bei Sturm in 12-15 m Höhe schon :( (vorallem wenn ich krank oder sonstwie stark angegriffen und/oder fix und fertig bin). Vermutlich wurden Dachdecker früher auch selten wirklich "so" alt Bild

Angst vor fleichfressenden Tieren dürfte solange eine "legale Furcht" sein, solange diese Furcht realistisch ist, das Viechzeugs also stärker ist (oder zumindest stark genug schwere Verletzungen zu verursachen) und die Zusammentreffwahrscheinlichkeit hinreichend hoch genug ist.
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon ujmp » Fr 19. Nov 2010, 15:45

1von6,5Milliarden hat geschrieben:...Dies ist doch alles Mumpitz!


Diese Vorstellung von Evolution ist zumindest etwas zu einfach. Die Evolution hat unser Verhalten nicht in Bezug auf tatsächliche Gefahren abgerichtet. Sie hat nur bestimmte Formen des Verhaltens mit Überleben belohnt. Die Logik ist so: Gesetzt den Fall es gibt zwei Umweltbedingungen AB und AC die gleichhäufig auftreten. Die tödliche Gefahr geht von C aus. Der Organismus ist aber so gebaut, dass er nur A wahrnimmt und stets wegen A flieht. Dadurch überlebt er und die Evolution belohnt dieses Verhalten durch das Überleben seiner Art und verstärkt den Anti-A-Reflex. Organismen, die nur A Wahrnehmen aber nicht fliehen, sind dann in jedem zweiten Fall erledigt - ihre Veranlagung stirbt aus. Für das Überleben spielt also nur das im Mittel günstigste Verhalten eine Rolle.

Die allgemeine Vorsicht oder auch die allgemeine Angst vor dem Unbekannten sind wichtige Regulative unseres Verhaltens. Dem stehen andere Regulative, wie z.B. die Neugier gegenüber.
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon stine » Fr 19. Nov 2010, 16:33

Zitat aus dem "Angstbuch" von Borwin Bandelow:

Angst kann die treibende Kraft sein, die uns zu schöpferischem Handeln anregt, zu herausragenden Leistungen anstachelt und unsere Phantasie und Kreativität steigert. Fast alle Eigenarten der Menschen — die schlechten und die guten — sind wie gesagt durch ihre Ängste erklärbar.
Angst sichert das Überleben — diese Erfahrung mussten Aquarienfische machen, die unfreiwillig an einer Untersuchung in Kanada teilnahmen. Die Guppys wurden 60 Stunden mit einem Raubfisch, dem Gemeinen Schwarzbarsch, konfrontiert. Fische, die den Barsch mieden wie die Pest, hatten eine Überlebensrate von 40 Prozent. Von den mittelgradig Ängstlichen, die sich ab und zu einmal dem Raubfisch näherten, um ihn näher zu betrachten, überlebten nur noch 15 Prozent. Die Furchtlosen allerdings, die ausgiebig die Nähe des Killerbarsches suchten, hatten eine Überlebensrate von exakt null Prozent.

Bild

Die Angst macht erfinderisch und sichert das Überleben und ist deswegen an mancher Stelle konstruktiv, würde ich sagen.

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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon Zappa » Fr 19. Nov 2010, 17:15

Ich fände es schon nett, wenn Du dich mit meinen Argumenten etwas ernsthafter auseinandersetzen würdest, aber ich mal nicht so:

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Warum hat mein Stiefsohn keine Angst vor Spinnen, seine Mutter und sein leiblicher Vater (und angeblich die ganze Brut von beiden Seiten davor und danach) aber schon?


Das eine Eigenschaft vererbt ist, heisst ja nicht, dass alle Individuen diese in gleicher Ausprägung besitzen (Stichwort: Penetranz) oder gar überhaupt haben müssen (Stichwort: Allelität). Die Sichelzellanämie ist z.B. vererbt, aber die meisten Menschen haben keine.

1von6,5Milliarden hat geschrieben: Höhenangst ist eigentlich total irrational, sie ist evolutionär kein Vorteil, genausowenig wie Arachnophobie.


Noch einmal: Rationalität ist der vollkommen falsche Begriff in diesem Zusammenhang. Ob sich etwas evolutionär herausselektiert hat mit Rationalität überhaupt nichts zu tun. Ich persönlich kann mir zwar auch gute Gründe vorstellen, warum Höhenangst evolutionär einen Vorteil bedeutet ("als die Menschen zum Zweibeiner wurden, wurden sie schlechtere Kletterer, schliefen aber noch Jahmillionen noch auf Bäumen. Tagsüber streiften die Männer auf der Jagd und die Mütter als Sammlerinnen durch die Savanne, die Babys und Kleinkinder blieben zu Sicherheit auf den Bäumen. Solche mit Höhenangst riskierten weniger und fielen selten herunter, pflanzten sich deswegen besser fort") das ist aber nicht die Art und Weise, wie evolutionäre Forschung funktioniert. Man würde nach Vererbungsmechanismen oder Genorte suchen.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Wo du so schön am suchen bist, wie ist den die Verbreitung von Höhenangst in der Bevölkerung? (Bitte auch abhängig und aufgeschlüsselt nach Alter, sie ist m.E. nämlich auch altersabhängig und ein gesundes Kind hat i.d.R. keine.


Suchen kannst Du gerne selber. Ich kann mich noch an einen Artikel im Spektrum der Wissenschaft erinnern: Aufbau: Laborlandschaft mit "Abgrund", mit Karodecken verkleidet und Glasplatte abgedeckt. Krabbelnde Babys halten instinktiv an, Katzenbabys nicht, die haben offenbar keine angeborene Höhenangst.


1von6,5Milliarden hat geschrieben: wann ist Höhenangst denn "normal"?


Ich würde mal sagen, solange der Mensch damit gut leben kann ...
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 19. Nov 2010, 19:07

Zappa hat geschrieben: Die Sichelzellanämie ist z.B. vererbt, aber die meisten Menschen haben keine.
Und? Wenn beide Eltern und alle Großeltern sie haben, hats auch das Kind.

Zappa hat geschrieben:
1von6,5Milliarden hat geschrieben: Höhenangst ist eigentlich total irrational, sie ist evolutionär kein Vorteil, genausowenig wie Arachnophobie.


Noch einmal: Rationalität ist der vollkommen falsche Begriff in diesem Zusammenhang.
Nein ist es nicht. Aber für dich noch mal verdeutlicht.
Höhenangst ist eigentlich total irrational.
Punkt. Neuer Absatz.
Sie ist evolutionär kein Vorteil.

Zappa hat geschrieben:Suchen kannst Du gerne selber.
Du hast was behauptet, nämlich dass es angeboren sei, als darfst auch du einen Beleg für deine (unhaltbare :mg: ) Behauptung suchen.

Zappa hat geschrieben: Krabbelnde Babys halten instinktiv an, Katzenbabys nicht, die haben offenbar keine angeborene Höhenangst.
Weder Mensch noch Katzenbaby unterscheiden sich da sehr. Beide halten an oder fallen runter.
Wobei natürlich alles altersabhängig ist, denn auch die Höhe muss erst erkannt werden und (nur) krabbelnde Babies können Höhe noch weniger abschätzen wie Erwachsene und die tun sich schon schwer.
Und man muss nicht inbedingt wie Michael Jackson ein Baby weit aus dem Fenster/Balkon halten um zu sehen, dass es nicht schreit oder weint vor Höhenangst (die es nicht hat, da "Höhe" für sie kein Kriterium ist)

Zappa hat geschrieben:Ich würde mal sagen, solange der Mensch damit gut leben kann ...
Tja, dies kann ein Mensch aus prähistorischen Zeiten höchsten in baumlosen, flachen Steppenlandschaften. Überall sonst es es von riesigem Vorteil, wenn er einige Meter schon aushält.
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon Zappa » Fr 19. Nov 2010, 19:18

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Und? Wenn beide Eltern und alle Großeltern sie haben, hats auch das Kind.


Genau! Und Nachts ist kälter als draußen ...

Was hat dieser Einwurf mit meinem Argument zu tun :irre3:

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Sie ist evolutionär kein Vorteil.


Behauptest Du, google gefälligst Beweise :mg:

Gegenfrage: Wenn Höhenangst so irrational ist und keinen evolutionären Vorteil bietet, woher kommt sie dann?

[MOD]Zitat der richtigen Person (mir) zugeschrieben, 1v6,5M[/MOD]
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 19. Nov 2010, 19:26

@ stine: Und jetzt müsstest du nur den Unterschied zwischen Spinne, Höhe und Zackenbarsch erkennen. ;-)

Spinne ist i.d.R. keine reale Gefahr (für Menschen, für Fliegen mag dies anders sein)
Höhe tötet nicht (egal ob Fliege oder Mensch, mal 'dünne' Luft wirklich weit droben ausgenommen)
Der Zackenbarsch tötet aber (Guppies).

Höhe tötet nur indirekt, wenn du nämlich runterfälltst (und keine Ameise bist). Also ist gerade Höhenangst in der Höhe lebensgefährlich und auch wenn der hungrige Bär gerade hinter dir ist. Bären können ganz schön schnell laufen. Übermut und Selbstüberschätzung beim Klettern sind auch nicht ohne.
Weder Höhenangst noch "Übermütigkeit" sind vorteilhaft (sie haben Nachteile). Höhenangst selber kommt als Nachteil nur nicht zum Tragen, wenn es keine Höhe gibt, also keine Bäume, keine steileren Berghänge, keine steileren tieferen Fluss- oder Meeresufer etc. pp.
Und keine Antennen:mg:
Wie gesagt (bzw. man mag nachlesen) ich habe die Höhe relativiert auf "übliche, natürliche" Höhen (relative Höhen selbstverständlich)
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 19. Nov 2010, 19:41

Zappa hat geschrieben:Was hat dieser Einwurf mit meinem Argument zu tun :irre3:
Wo war da ein Argument? Da ist und war keines.

Zappa hat geschrieben:
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Sie ist evolutionär kein Vorteil.


Behauptest Du, google gefälligst Beweise :mg:
Du glaubst Höhenangst sei angeboren, also beweise deinen Glauben. Du magst ja mal den Papst befragen, der kennt sich da aus. :^^:
Und so wie ich dich verstanden habe, sei dies ein übliches menschliches Merkmal und die Absenz von Akrophobie die Ausnahme - wenn ich dich da missverstanden haben sollte, dann korrigiere mich bitte.

Zappa hat geschrieben:Gegenfrage: Wenn Höhenangst so irrational ist und keinen evolutionären Vorteil bietet, woher kommt sie dann?

Sie ist eine Krankheit, nämlich eine Angststörung. I.d.R. haben wohl solche Phobien keinen direkten Vorteil.
Aber es kann sein, dass etwas was eine Krankheit z.B. Phobie begünstigt, irgendwie anders tatsächlich eine Vorteil hat, muss aber nicht sein.
Du gehst immer noch davon aus, dass eine Phobie vor Höhen ererbt angeboren ist. (Meines Wissens ist höchstens eine Disposition für Phobien u.ä. unter Umständen erblich.)

Bei echten Flachlandbewohnern, in deren Gegend kein Canyon, kein Baum, keine Steilküste o.ä. ist, also nur flach und nur flach, hätte eine Höhenangst nun absolut keinen Vor- oder Nachteil (wenn es nur diese eine Phobie wäre und sonst nichts). Also könnte sich dieser Defekt ja folgenlos vererben. Da aber auch kein Vorteil, nicht selektiv bevorzugt vererben.
AFAIK gibt es aber eine Disposition für Phobien und die begünstigt nicht selektiv nur eine Phobie, dürfte evolutionär also aber eher ein Nachteil sein.

Ach ja, welchen Vorteil sollte denn diese Phobie haben?
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon stine » Fr 19. Nov 2010, 21:52

Also ich gebe es zu: Ich leide unter Höhenangst und wenn ich jemanden sehe, der sich in halsbrecherischer Weise aus dem Fenster lehnt, dann wird mir schlecht.
Warum ich das habe? Weiß ich nicht.
Aber sie hat mich bisher daran gehindert mich selbst in halsbrecherischer Weise aus dem Fenster zu lehnen und ich eile auch meinen Kindern entgegen ehe was passiert und warte nicht, bis was passiert ist. Also ist diese Angst eine Überlebensstrategie für mich und die meinen (oder andere).

Phobien dagegen sind Ängste vor abstrakten Gefahren, die berühmte hier schon mehrmals erwähnte Spinne zum Beispiel. Jeder weiß, dass sie mehr Angst vor uns, als wir vor ihr haben muss und trotzdem schreien manche vor ihr auf. Tierphobien sind übrigens häufig, die berühmteste ist wohl die vor der Maus. Bild

Also nochmal meine Meinung, 1von6,5Mrd: Ängste sind evolutionäre Schutzmechanismen und Phobien sind abstrakte Ängste, die nicht erklärlich sind, weil sie oft in der frühen Kindheit durch ganz andere Ursachen geprägt wurden. Anscheinend gibt es für die berühmtberüchtigten Panikattacken ganz unterschiedliche Auslöser, zB auch Verlassenheitsängste in ganz frühen Jahren oder wie häufiger in letzter Zeit erwähnt auch Missbrauchsvorfälle.

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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon Zappa » Sa 20. Nov 2010, 09:39

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Wo war da ein Argument? Da ist und war keines.


Ich bin halt bislang davon ausgegangen, dass Du von Genetik kaum etwas verstehst, jetzt weiss ich, dass Du nicht den leisesten Schimmer davon hast :mg:

Deswegen noch einmal das Argument ganz, ganz langsam erklärt: Du meintest meinen Argumentation damit kontern zu können, das es einzelne Individuen (z.B. Dich), gibt, die ein gewisses Merkmal nicht aufweisen. So nach dem Motto: "Intelligenz ist vererbt? Ha, ich kenne einen der ist saublöd, also kann Intelligenz gar nicht vererbt sein!"

Das ist schlicht falsch. Mein Beispiel mit der Sichelzellanämie bezog sich auf einen rezessiven Erbgang. Die meisten Individuen haben keine Sichelzellanämie, vererben die aber trotzdem weiter. Nur wenn ein Individuum beide Gene trägt (Homozygotie), dann bricht die Krankheit aus. Heterozygote und Homozygote die das Krankheitsgen nicht tragen sind demgegenüber gesund. (Heterozygote sind weniger anfällig für Malaria, deswegen nimmt man an, dass das Gen sich so gut halten kann). Das gleiche gilt für viele Erbwege, z.B. rote Haare.

Selbst bei monogetischen Eigenschaften wäre also deine Argumentationskette hinfällig. Bei sicherlich polygenetischen Eigenschaften wie den hier diskutierten, die dazu beim Menschen noch durch kulturelle Prägungen überdeckt werden, wird das Ganze natürlich noch komplexer.

1von6,5Milliarden hat geschrieben: Sie ist eine Krankheit, nämlich eine Angststörung. I.d.R. haben wohl solche Phobien keinen direkten Vorteil.


Wir reden insofern aneinander vorbei, als ich von der angeborenen Furcht vor Höhe spreche, Du aber von der krankhaften Ausprägung dieser Anlage. Natürlich hat die Phobie vor Höhen krankhafte Züge und wäre wohl evolutionär eher von Nachteil (wenn man denn mal kurz so argumentieren möchte, was natürlich nicht ganz korrekt ist).

Da ich einige Beispiele gebracht habe, die stark für Vererbung sprechen (wie die tiefe neuronale Verschaltung der Furcht vor Spinnen) Du da aber permanent nicht drauf eingehen möchtest, sehe ich diese Diskussion jetzt mal für mich als beendet an.
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 20. Nov 2010, 10:06

stine hat geschrieben: Ängste sind evolutionäre Schutzmechanismen
dem habe ich nie widersprochen.
Soweit man Angst nicht einschränkend als unbegründetes, unangemessenes Furchtverhalten ansieht, ist dies ganz neutral. Zieht man diese Definition hinzu, so ist es zwar nach wie vor ein Schutzmechanismus, aber ein eher schädlicher.
Natürlich kann Raumangst (umgangsprachlich falsch: "Platzangst") auch mal ein Treffer sein, wenn man z.B. nie in einen Lift einsteigt und der Lift abstürzt (was er eigentlich gar nicht kann, aber machen wir mal Kintopp zur Illustration.
In seiner "natürlichen" prähistorischen Umgebung einer Waldsteppe/Savanne oder noch heutiger indigener Völker in diversen Urwäldern ist aber eine echte Höhenangst - so wie du sie beschreibst - zwar in wenigen Einzelfällen sicher ein positiver Schutz (wer nicht herunterfallen kann, kann sich dabei niemals verletzten), allgemein aber ein Hindernis. Die Fähigkeit zu Klettern ist (über)lebenswichtig und man lernt dies am besten als Kind. Auf Bäumen kann Nahrung und Schutz finden.
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Re: Ängste, Urängste, falsche Gefahren

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 20. Nov 2010, 10:14

Zappa hat geschrieben:Die meisten Individuen haben keine Sichelzellanämie, vererben die aber trotzdem weiter.
Nein, dies ist ein Blödsinn.
Die wenigsten Individuen (global) haben ein Sichelzellenallel.

Zappa hat geschrieben:Wir reden insofern aneinander vorbei, als ich von der angeborenen Furcht vor Höhe spreche,
Nein. Hier verdrehst du ganz deutlich deine eigenen Worte! :down:
Zappa hat geschrieben:Ich denke man muss vor allem Angst von Furcht trennen.

Furcht ist ein Aversionsgefühl vor bestimmten Dingen/Ereignissen. Sie ist evolutionär älter, sitzt tiefer in uns drin. Furcht vor Spinnen z.B.

Angst ist ein übergeordnetes emotionales Konzept und deswegen anfälliger für Irrungen (es gibt Angststörungen, aber keine Furchtstörungen) ...

Zappa hat geschrieben:Im Ernst: Es gibt ja auch Leute, die kaum Höhenangst haben, allgemein gilt Höhenangst aber als angeboren, selbst Säuglinge haben die bereits (mit wenigen Ausnahmen).

Schade, ich hatte dich bisher für einen ernst zu nehmenden Diskussionspartner gehalten. :down:

Zappa hat geschrieben:Da ich einige Beispiele gebracht habe, die stark für Vererbung sprechen (wie die tiefe neuronale Verschaltung der Furcht vor Spinnen) Du da aber permanent nicht drauf eingehen möchtest, sehe ich diese Diskussion jetzt mal für mich als beendet an.
Es gibt bei strenger, hier von dir geforderten Wortwahl, keine Furcht vor Spinnen, nur eine Angst.
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