von Lumen » Mi 24. Nov 2010, 00:13
Das kommt wohl darauf an, was mit Bedeutung gemeint ist. Im engen Sinne scheint Bedeutung eine rein kognitive Erscheinung zu sein. Aber eine zentrale menschliche Eigenschaft besteht genau aus einer Art Empathie, in Ermangelung eines besseren Ausdrucks für die Fähigkeit die außenliegende Welt zu verinnerlichen und zu eigen zu machen und dann quasi als Simulation laufen zu lassen (und dabei zu be-zeichnen). Wobei Regeln gebildet werden, die zu den beobachteten Mustern passen oder vielleicht auch die Muster im mentalen Modell mit den beobachteten in Übereinstimmung gebracht werden und dabei die Regeln entstehen. Dabei übernimmt der Beobachter in gewisser Weise die Position eines Moleküls, Muskels, Tieres, Planeten usw.
Der Gedanke ist der, dass die Bedeutung dann entsteht. Für den Planeten selbst hat die Gravitation keine Bedeutung, für den Menschen zunächst auch nicht (jedenfalls nicht in einer engeren Definition von Bedeutung). Die Gravitation bekommt dann Bedeutung, sobald sie in der Kognition innerhalb eines Modells aufscheint, wobei sie dann in der klassischen Semiotik ein Referent ist, das be-zeichnet wird, womit eine Art Konzept entsteht das ein Bauteil eben jenes mentalen Modells wird (es könnte auch ein Muster sein, oder sogar das Fehlen eines Referenten, also eine Leerstelle). In einem menschenlosen Universum müsste jenes »Etwas« vorhanden sein, das in einem mentalen Modell eines Menschen eine Bedeutung bekommen würde — dieses Etwas würde ich Information nennen. Sofern wir an eine Existenz des Universums außerhalb des menschlichen Geistes für wahr halten (das immer vorausgesetzt). Das ist eine Herangehensweise sozusagen durch die Hintertür, aber mir fällt nicht ein, wie eine direkte Definition möglich sein kann, weil man sich dann leicht verheddert. Dieses Modell der Semiotik ist nicht gerade der letzte Schrei. Gut möglich, das jemand was neueres kennt. Jedenfalls muss man dann davon ausgehen, dass eine genetische Zeichenfolge (hier bereits mentales Modell) Informationen enthält, bzw. ist denn es handelt sich um etwas »verstehbares«, es folgt irgendeiner Gesetzmäßigkeit die kognitiv verarbeitbar ist. Spult man dieses zurück, muss irgendetwas bereits vorhanden sein, also eine Art Vor-Bedeutung besitzen und diese müsste demnach das sein, was ein Enzym etc. »verstehen kann«. Die einschlägige Bio Debatte kenne ich (noch) nicht, wahrscheinlich gibt es andere Gründe, warum der Begriff abgelehnt wird.
Man könnte auch hinzufügen, das jede beliebige Anordnung / Struktur in diesem Sinne Information enthält (bzw. die Struktur oder Form ist die Information). Man denke an einen Würfel. Der Würfel ist erst mal ein Klumpen in der Wirklichkeit, aber er kann ein Objekt in einem mentalen Modell werden, wo seine Struktur dann seltsame Gesetzmäßigkeiten offenbart. Die geometrischen Eigenschaften könnte aber eine Vor-Bedeutung haben z.B. chemisch von Belang sein (die chemischen Abläufe funktionierten ja auch vorher, so auch wie der Planet vor Auftauchen der Menschheit mutmaßlich seine Bahnen gezogen hat). In unserer Vorstellung erscheinen z.B. regelmäßige Wahrscheinlichkeiten auf der Bildfläche (wenn geworfen kann jede jede Seite des Würfels mit der gleichen Wahrscheinlichkeit erscheinen, aber trotzdem kann in der Realität jedes mal die gleiche Seite »gewürfelt« werden). Der Würfel hat erst mal keine Informationen, er hat aber bestimmte Qualitäten oder Eigenschaften (noch so Wörter), die zu Wahrscheinlichkeiten und anderen Gesetzmäßigkeiten führen, die nur in unserer Vorstellung existieren, aber dann doch schon da waren und in anderen Kontexten eine (Vor-)Bedeutung haben mussten. Wir müssen also erst mal davon ausgehen, dass der Würfel so oder so anders beschaffen ist, als z.B. eine chaotische Masse. Dieses »andere« müsste demnach das sein, was Information genannt wird, die Information müsste der Logik folgend demnach das Unterscheidungsmerkmal sein, dass in unserer Vorstellungswelt ein Objekt von einem anderen unterscheidbar macht.
Disclaimer: mir ist durchaus bewusst, dass ich hier diverse Sachen zusammenwerfe. Es erscheint mir aus interdisziplinärer Perspektive zumindest nicht abwegig. Ich bin bestimmt belehrbar. ;)