Nö. Genausowenig wie ich Sozialist oder auch nur Links bin. Hier Arbeitslose, da gewisse Gruppierungen die den Staat ausbeuten sind keine gleichwertigen Positionen die man etwa aus Fairness gleichmäßig kritisieren müsste.
WALL OF TEXT! Trick 1: das Märchen von der Leistung, auch als Variante »American Dream« bekannt. Es ist die Geschichte, die davon erzählt, wie ein armer Bursche, eine arme Stieftochter, also jemand vom Schicksal gebeutelt durch gerade gefragte Tugenden zu einem erfüllten, glücklichen Leben kommen kann. Früher hielt man viel von Tapferkeit und Mut, heute ist die Leistung gefragt. Wer viel leistet, der lebt glücklich bis an Ende seiner Tage. Muss man erklären, warum das Blödsinn ist?
Trick 2: das Herstellen einer Art Peergroup. Der Unternehmer, vom Malermeister mit 3 Angestellten bis Mega-Konzern seien irgendwie eine Gruppe und hätten gemeinsame Interessen gegen eine geldgierige, sich organisierende Belegschaft durchzusetzen (oder sonst welche nennenswerten gemeinsamen Interessen). Müssten die Mega-Konzerne offen eine Partei aufstellen, bekämen sie nicht genug Stimmen zusammen. Schöner Nebeneffekt, das Image vom ehrbaren Kaufmann kann genutzt werden.
Trick 3: die Story vom faulen Arbeitslosen in der Morgenpost. Ein sehr effektiver, reißerischer Aufreger. Es sind etwa 5% aller Arbeitslosen, allesamt machtlose, harmlose Personen. 95% aller Arbeitslosen wollen eine Arbeit, etwa die Hälfte ist nur übergangsweise arbeitslos. Zudem ist der Pott, aus dem das bezahlt wird, eigens dafür angelegt worden. Es ist demnach prinzipiell egal, wie groß er ist.
Trick 4: Themenauswahl und Präsentation. Was ist also nun bei der anderen Seite? Bei der Steuerverschwendung und der Selbstbedienung im großen Stil könnte man auch titeln: diese Bank hat alles, was ihre Familie jemals an Steuern gezahlt hat an diesen Herren überwiesen. Stattdessen wird die Politik für den angeblichen Aufschwung gefeiert. Nur komisch, noch vor kurzem hatten selbst erzkonservative Blätter die Fehlstarts der Koalition in Serie bemäkelt. Sehr mirakulös (siehe auch Trick 7) — Michael Glos kann sich gewiss neben Ludwig Erhard einreihen, oder etwa nicht? ;)
Trick 5: Alles nur Einzelfälle. Als die Skandale von Telekom und VW Tagesthemen waren, wurden sie umgehend zu Einzelfällen deklariert. Wir hatten dann nochmal Siemens, diverse Banken, Lidl, wieder Deutsche Bank, Finanzwelt usw. bei der Leichtfertigkeit mancher Schlagzeile könnte man längst titeln: Sie werden am laufenden Band betrogen und ausgenommen, hier nun die Fälle der 23. Woche.
Trick 6: Panikmache, zum Beispiel
hier. Mappus warnt vor einer "Dagegen Republik", ergo die Leute sollen die Abzockerei einfach hinnehmen. Das das Atom-Thema nicht so locker durchgeht, ist und war gemeinhin bekannt.
Trick 7: Shootingstar.
Shootingstar.
Shootingstar.
Shootingstar.
Shootingstar. Unheimlich, oder? (für die Klickfaulen, jeder Link führt zu einer anderen namhaften Zeitung). Zu diesem Zeitpunkt hatte Guttenberg quasi noch überhaupt nichts gemacht.
Trick 8: Vertarnen von Interessen. Da gibt es beispielsweise Instrumente wie das
Astroturfing oder der Einsatz von Schills. Es gibt da einige sympathische Vereine wie zum Beispiel die INSM,
Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, siehe auch Quellen und Kritik dort. Ein schöner Bericht zur 5. Gewalt von Deutschland-Radio,
hier. Schöner Bericht in Bild und Ton auch die
BRD = Bertelsmann Stiftung Deutschland, schönes Beispiel auch für die Umverteilung.
Trick 9: Das Märchen von den Freien Märkten. Es wird behauptet, Wettbewerb sei etwas gutes. Man wolle den Wettbewerb fördern. Kein Unternehmer, der sie noch beisammen hat, will freiwillig Wettbewerb. Die Parteien die den Wettbewerb besonders gerne betonen sind paradoxerweise auch die wirtschaftsnächsten. Wäre es wirklich so, dann würden die Parteien Kartellamt und Bundesrechnungshof verstärken, was beides absolut nicht im Sinne der Wirtschaft ist. Ob Strom-Markt, Meisterbrief oder Liberalisierung beim Verkauf von Pharmazeutika, immer wenn es drauf ankam, war die Wettbewerbspartei FDP komischerweise dagegen. In Nachbarländern kann man Kopfschmerztabletten im Supermarkt kaufen oder leicht online Medikamente bestellen, auch kann die Pharmaindustrie dort nicht einfach Fantasiepreise verlangen. Warum können Krankenkassen, Bürger usw die Medikamente nicht einfach da einkaufen, wo sie sie am günstigsten bekommen? Etwaige Kritiker, wie Sawicki wurden, welch Wunder, von der FDP
entsorgt.
Trick 10: PR/Marketingbegriffe.: Der Exportweltmeister. Der Begriff scheint in Mode gekommen zu sein, als auch gerade die positive Fußball-Weltmeisterschaftsstimmung das Land erfasst hat. Weltmeister klingt seitdem sehr positiv. Nur: was hat Joe Ordinary davon, wenn eine Firma mehr Waren ins Ausland verkauft? Ist es wirklich eine gute Nachricht, Exportweltmeister zu sein? Steckt vielleicht ein Trick dahinter?
Chomsky hat geschrieben:If Ford Motor Company takes parts made in Indiana and moves them across the border to Mexico [...] and then sent back to, say, Illinois for value-added, that's called "exports and imports." [...] So, how big an element is that? Well, about fifty percent of U.S. trade. So about fifty percent of what's called U.S. trade is actually internal to individual corporations.
Oder das »Vertrauen« von Banken. Vertrauen ist wichtig, Vertrauen fördern ist eine schöne Sache. Achso, die Banken vertrauen sich nicht mehr. Na dann. Da kann man denen ja ein paar Milliarden hinterlegen, vielleicht gehen sie auch mal ein Eis essen. Nicht zu vergessen:
Support Iowa (Propaganda).
Man sollte nicht den Fehler machen, eine politische Ausrichtung mit den entsprechenden Parteien gleichzusetzen und bei Kritik an ebendiesen Parteien dann zu unterstellen, man gehöre dem »Feindeslager« an. Ich finde die Linken auch nicht »besser«, aber harmloser und zur Zeit noch weniger durchtrieben. Sie haben traditionell nicht die Verflechtungen in die Wirtschaft hinein und sind damit weniger in Filz und Skandale dieser Art verwickelt (deshalb werden ihre Positionen aber nicht richtiger). Aber wie in den USA können sich Parteien, die erwiesenermaßen nur den Top 5% dienen nur dann halten, wenn sie möglichst viel Propaganda und Meinungsmache betreiben und auf Ignoranz oder Dummheit der Wähler setzen. Die Taktik der CDU ist zum Beispiel seit Kohl die
Sedierung, die Merkel zur Meisterschaft gebracht hat.
Zappa hat geschrieben:Da ist es zumindest für mich schwer zu unterscheiden, was nicht mehr tolerable Profitgier und grade noch sinnvoller Anreiz für hohes Risiko ist. Abgesehen davon, dass ich selber ein böser Spekulant bin, weil ich Geld in einem Fond investiert habe (hab allerdings schon mehrfach überlegt dass sein zu lassen).
Ich würde sagen, du fällst unter Trick 2. Die großen Spekulanten gehen
kein Risiko ein.