ujmp hat geschrieben:...man könnte es auch so deuten, dass die Meme (wie sie Susan Blackmore beschrieben hat), in deinem Kopf um ihren Erhalt und ihre Verbreitung kämpfen. Sie müssen dazu nur in sich stimmig sein, und ob sie deinem Organismus nützen, ist ihnen egal. Sie sind es, die dich denken.
Gemäß der evolutionären Erkenntnistheorie, ist a priori Wissen (das allerdings kein absolutes Wissen ist) und stammesgeschichtliches a posteriori Wissen ist, deswegen entstanden, um das Überleben unserer Species zu gewährleisten. Meine Meme dagegen müssen das nicht, das ist richtig. Ich bin Raucher. Allerdings kämpfe ich nicht um eine Verbreitung des Rauchens.

Ein gutes Negativbeispiel von Memen, die in sich stimmig sind, denen aber der Realitätsbezug fehlt, wurde hier bereits gepostet:
(1) In meiner Sprache bezeichnet das Wort "Tiger" die Tiger. (Disquotation).
10. Plädoyer für Disquotation
Die disquotative Prämisse (1) gilt analytisch. Sollte die Skeptikerin behaupten, die Prämisse nicht zu verstehen, so entzieht sie ihrem eigenen Argument die Verständnisgrundlage.
11. Exkurs über das Urmeter
Obwohl die disquotative Prämisse apriori gilt, drückt sie einen kontingenten Sachverhalt aus. Wie ist das möglich? Einfach: Sie funktioniert so ähnlich wie Kripkes Beispiel "Das Urmeter ist 1m lang".
http://www.gehirnimtank.de/tank/ts8kurznetz_01.pdf
Wer wirklich verstehen will, wieso in seiner Sprache das Wort "Tiger" die Tiger bezeichnet, sollte sich damit beschäftigen, wie Kinder Sprache erlernen und keine Sprachanalyse betreiben.
Das ist nur gemäß der sprachanalytischen Logik ein a priori. Das ist ein Gedankengebäude, das die Sprache viel zu absolut setzt.
Es wird in diesem Dokument, wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass das Gehirn u. a. auch ein Denkorgan ist.
Empedokles sah den Sitz des Bewußtsein noch im Blut, Aristoteles im Herzen, Alkmaion vermutete den Sitz im Gehirn. Es wird wie selbstverständlich auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse bezug genommen, die zwar für uns Heutigen selbstverständlich sind, aber nicht von analytischen Philosophen auf Grundlage von Sprachanalyse erkannt wurden.
Kant selbst bemerkt einmal spöttisch, viele Gelehrte nähmen die Geschichte der Philosophie als ihre eigene Philosophie. Auch heute noch wird Philosophie viel zu oft lediglich als eine bloße Abfolge von Vorstellungen, von Gedankengebäuden, von Systemen gelehrt.
...
Gefragt werden darf, ob die Lehre kohärent ist (oder unzusammenhängend), in sich stimmig (oder widersprüchlich), vollständig (oder unvollständig), ob sie die Fragen beantwortet, die sie stellt, und ob sie die Probleme löst, die sie zu lösen versprach. Ob eine bestimmte Lehre richtig ist, bleibt im Dunkeln.
Was können wir wissen?, Gerhard Vollmer, Band 1, 1985 (2008), S. 166
Studieren wir jedoch die Geschichte der Philosophie, so müssen wir feststellen, daß traditionelle Erkenntnistheorien trotz ihres Anspruches, sich auf alle menschlichen Wesen zu beziehen, in Wahrheit nur den normalen, erwachsenen, gebildeten Europäer zu ihrem Forschungsobjekt machen.
Was können wir wissen?, Gerhard Vollmer, Band 1, 1985 (2008), S. 174
Ich kann es nicht beweisen, dass meine Aussenweltwahrnehmung keine Matrix ist. Aber historisch gesehen hat sich diese Idee nach der Entwicklung der Computer breit gemacht, wenn sie in einer ähnlichen Formulierung auch schon früher gedacht wurde. Der Dämon, der mir eine Traumwelt vorgaukelt, müsste seinen Job ziemlich gut machen. Ich denke, dass es gerechtfertigt ist, hier Occams Rasiermesser anzusetzen.