mat-in hat geschrieben:Und was jetzt ein par Beiträge nicht mehr angesprochen wurde: Wie sieht es bei dem Reaktor aus mit der Sicherheit vor Anschlägen? Ich halte ein großes Windrad (auch wenn man es durch eine Fußgängerzone rollt) für viel ungefährlicher als so einen Reaktor.
Zum Thema Sicherheit: Erstens, ein Flüssigfluoridreaktor besitzt vor allem passive Sicherheitsmaßnahmen. Die haupt Sicherheitsmaßnahme nennt sich "freeze plug". Unten im Reaktor befindet sich ein Loch, dass mit einem aktiv gekühltem korken aus erstarrter Fluoridschmelze verschlossen wird. Verliert mann Energie, oder überhitzt der Reaktor, schmilzt der Korken, und die schmelze fliest ab in einem Behälter der passiv gekühlt wird. Da die Kernspaltung nur im Reaktorkern möglich ist, kühlt die schmelze dort problemlos ab und erstart. Mann hat dies im Testreaktor in Oak Ridge jeden Freitag gemacht, es wollte einfach keiner am Wochenende arbeiten. Wenn was schief läuft schaltet mann einfach alles ab, lässt alles stehen und liegen,und die Gravitation erledigt den Rest.
Was wenn aber Terroristen (oder feindliche Armeen) die Anlage übernehmen? Da kann mann den Reaktor mit vorher vorbereitetem U238 fluten. Ich habe schon erwähnt dass der Reaktor mit U238 nicht funktionieren würde. Der Reaktor wäre dann also unbrauchbar, zumindest bis mann das U238 entfernt, und frisches U233 zufügt. Mann kann dem Reaktor auch den Saft abdrehen. Dann würde die "freeze plug" Sicherung den Reaktor sichern auch wenn Terroristen Kontrolle über das Gebäude hätten.
Was wenn Die Terroristen aber den Reaktor öffnen? Dann würde die Schmelze ausfliesen, und über Löcher im Boden in passive Kühlbehälter abfließen (genau wie beim "freeze plug"). Bei kleinerem Lecks würde die austretende Schmelze auf der kalten Luft erstarren, und so die Lecks selber schließen. So lange das Reaktorgebäude (solides Betonbauwerk) nicht zerstört wird, bleibt der austretender radioaktiver Iod im Reaktorgebäude (Alle anderen Radioaktiven [außer Radon mit einer Halbwertzeit von 9std] bleiben in der Schmelze als Fluoride gebunden). In etwa einem Monat ist dann der Iod zerfallen, und mann kann mit Aufräumungsarbeiten anfangen. nach einer kurzen Quarantänezeit und Reparaturen könnte mann den Reaktor wieder in Betrieb nehmen.
Dass schlimmste was passieren könnte ist wenn dass Reaktorgebeude vernichtet wird, und die Erstarrende Schmelze direkten Kontakt zur Luft hat. Da dass Reaktorgebeude komplett unter Erde, Wasser, oder ein Solider Bunker sein könnte, würde dass bedeuten dass die Terroristen ganze Tage oder Wochenlang ungehindert Tonnenweise Sprengstoff in dem Reaktorgebeude Deponieren konnten...
Aber mal angenommen dass Absurd unwahrscheinliche ist passiert... Dann würde immer noch Relativ wenig Radioaktivität in die Umwelt gelangen. vor allem wäre das radioaktives Iod (Halbwertszeit ca 9 Tage), der Rest wird als Fluoride in der Schmelze gebunden. Auch die Menge an spaltbaren Material im Reaktor wäre etwa 200 mal kleiner als die in heutigen Reaktoren, also würde auch 200 mal weniger Radioaktiver Verbindungen in die Umwelt gelangen können. Da die Flüssigfluoride Reaktoren wenig Platz brauchen, könnte mann diese in schwer erreichbaren Bunkern, Tief im solidem Gestein platzieren, oder in Wasser tief unter dem Meeresspiegel. Kleinere Reaktorgebeude können auch auf der Oberfläche wesentlich leichter verteidigt werden, und besser "gepanzert" sein.
mat-in hat geschrieben:Nichts gegen ein bischen Grundlagenforschung (kernfusion?) oder einen Einsatz in ausnahmefällen (Station auf dem Mond?), aber eine Zukunftstechnologie ist das sicher nicht, wo es so viel Müll produziert, so gefährlich ist und doch überall "gratis" Energie rumliegt, die man nur einfangen muß...
Es gibt keine Energie die einfach nur rumliegt... oder mal so formuliert, Thorium liegt auch rum... Um eine Energieart zu nutzen braucht mann die entschprechenden Anlagen: Windmühle für Wind, Solarzellen für Licht, Reaktor für Thorium. Die regenerativen haben dabei immer noch nicht das Problem "effiziente Energiespeicherung" gelöst. Und Nukleartechnologie ist immer noch nicht so schlimm wie mann sie gerne darstellt... Tschernobyl hat (oder wird) nach verschiedenen Schätzungen zwischen 60 (nach WHO) und 250 000 (nach Ärzte gegen Atomkraft) Menschen zum Tode geführt. Luftverschmutzungen aus Kohlekraftwerken töten nach UN 2 Millionen Menschen... Jährlich. Klimaerwärmung nicht einbezogen.
mat-in hat geschrieben:P.S.: Willkommen im Forum
Danke :D