mat-in hat geschrieben:Was ich aber sagen muß ist, daß ich nicht denke, das Leute wie die in Somalia "selbst Schuld" sind. wir fahren ja hin und sagen ihnen als frohe Botschat, das sie keine Kondome nutzen sollen...
ganimed hat geschrieben:Lumen hat geschrieben:Du kannst in deiner Freizeit aber nicht mal eben die Welt retten. ... Es wäre sinnvoller sich darauf zu verlegen, große Ketten mittels organisiertem Boykott zum handeln zu zwingen, als selbst immer wieder kleinste Tröpfchen auf heiße Steine zu träufeln.
Auch hier sehe ich dieselbe Ausweichstrategie. Statt konkret zu helfen einfach erstmal über die ganz großen Fragen lamentieren mit dem Fazit: die perfekte Lösung gibt es nicht, also drehe ich Däumchen.
Nur um das klarzustellen. Diese moralische Besserwisserei ist mir schon ein wenig unangenehm aber es hilft ja nichts. Ich gebe hier aber nur den Advocatus Diaboli. Selber bin ich mindestens ebenso moralisch verkommen und mache in Sachen Afrika nichts besonderes. Also gebt schon zu, dass ich in der Sache völlig recht habe und schon bin ich still :) Wenn wir alle schon nichts tun und diese grausigen Widersprüche zwischen Arm und Reich auf der angeblich globalisierten Welt existieren, dann will ich verdammt nochmal wenigstens, dass wir Reichen ein schlechtes Gewissen haben und zugeben, wie moralisch verkommen wir sind.
ujmp hat geschrieben:Man kann nicht alles regeln und deshalb kann man von Misständen nicht gleich auf unmoralisches Verhalten schließen. ... Es ist allein deshalb die schlimmste Hungerkastrophe, weil noch nie zuvor so viele Menschen dort gelebt haben.
ujmp hat geschrieben:Die Menschen einfach nur satt machen, hilft da wenig, man produziert dadurch langfristig nur noch mehr Hungernde.
mat-in hat geschrieben:Ein besseres Beispiel als die Schule, eines das mit helfen zu tun hat
ganimed hat geschrieben:Bei der moralischen Bewertung deiner Nichthilfe geht es nur um die Frage, wie viel deiner Ressourcen setzt du ein um den Versuch zu machen, Menschenleben zu retten.
ujmp hat geschrieben:Es ist vielleicht "erlernte Hilflosigkeit", aber vielleicht auch angeborene. Wenn letzteres zutrifft muss man -- aus reiner Menschlichkeit -- die Dinge für sie regeln.
Du scheinst zum einen ein sehr naives Bild von Hilfsorganisationen zu haben und zum anderen weichst du meiner Frage aus. Ich habe (zum dritten mal) nie gesagt, daß wir Hilfsleistungen wie die akute Hungerhilfe einstellen sollen. Meine Forderung - wenn man denn langanhaltend, auf weite Sicht etwas ändern will - war, zusätzlich ein par Dinge zu tun. Diese würden jedoch enorm an unserem Lebensstil und unserer Gesellschaft rütteln. Darf ich deinem pochen auf "klassische Hilfe muß so sein" entnehmen, das du auch nur dein Gewissen beruhigen und den aktuellen status quo erhalten möchtest?ganimed hat geschrieben:mat-in hat geschrieben:Ein besseres Beispiel als die Schule, eines das mit helfen zu tun hat..
Dein Beispiel hatte vor allem mit begründeter Angst um das eigene Wohlergehen zu tun. Man musste deshalb abwägen und konnte zurecht auf eine direkte Hilfe verzichten. Erklär mir mal, was dein Wohlergehen gefährdet, wenn du Geld an eine Hilfsorganisation überweist?
ganimed hat geschrieben:ujmp hat geschrieben:Man kann nicht alles regeln und deshalb kann man von Misständen nicht gleich auf unmoralisches Verhalten schließen. ... Es ist allein deshalb die schlimmste Hungerkastrophe, weil noch nie zuvor so viele Menschen dort gelebt haben.
Völlig richtig. Man kann nicht von den Missständen auf unmoralisches Verhalten schließen. Wie groß die Missstände sind, egal. Wie sehr die Afrikaner selbst Schuld sind, egal. Bei der moralischen Bewertung deiner Nichthilfe geht es nur um die Frage, wie viel deiner Ressourcen setzt du ein um den Versuch zu machen, Menschenleben zu retten. Deine Ausführungen, wie groß, grundsätzlich und selbstgemacht das Problem ist, können also nur Ausflüchte sein. Es sei denn, du wolltest darauf hinaus, dass eine direkte finanzielle Hilfe auf keinen Fall Menschenleben retten kann.ujmp hat geschrieben:Die Menschen einfach nur satt machen, hilft da wenig, man produziert dadurch langfristig nur noch mehr Hungernde.
Das fnde ich ziemlich zynisch. Stell dir doch mal vor, du wärst ein Verhungernder und du bekämst eine Portion Ernussbutter und du müsstest nicht in einer Ecke deiner Lehmhütte verenden, sondern könntest noch viele weitere Jahre leben. Das, findest du, war wenig Hilfe? Damit stellst du dich aber recht deutlich außerhalb der allgemeinen Moral, die zumindest nach meinem Eindruck wenigstens ideell in unserer Gesellschaft herrscht.
Nanna hat geschrieben:Der Fokus sollte zuallererst mal darauf liegen, sich im direkten Umfeld anständig zu verhalten.
Nanna hat geschrieben:Die meisten Leute sind gefordert genug, das überhaupt hinzukriegen.
Nanna hat geschrieben:Die Welt ist zu komplex und unübersichtlich für einen einzelnen Menschen, um wirklich umsichtig zu handeln.
Nanna hat geschrieben:Was heißt das jetzt? Dass ganimed mit seinen dystopischen Ideen recht hat? Vielleicht. Eigentlich aber nur dann, wenn man ideales ethisches Verhalten als Maßstab aller Dinge begreift. Und da kommt mir eine Frage:
Was ist eigentlich deine Erwartung, ganimed? Wie sieht die ideale Welt aus, die du als (unbewussten?) Kontrast der realen Welt gegenüberstellst?
Nanna hat geschrieben:Die Implementierung ethischer Standards in die Wirklichkeit verlangt eben Gelassenheit, Kompromisse und vor allem Geduld.
Nanna hat geschrieben:ein bisschen spenden, seinen Job anständig machen ... das ist auf lange Sicht für das moralische Niveau der Gesellschaft vielleicht deutlich produktiver, als du es hier darstellst, ganimed. Mit biblischem Eifer lässt sich natürlich jeder "gesunde Kompromiss" delegitimieren, aber komm, das ist doch nun wirklich was für die Fanatiker, die ihren Wahrnehmungsausschnitt für die gesamte Realität halten.
mat-in hat geschrieben:Ich habe (zum dritten mal) nie gesagt, daß wir Hilfsleistungen wie die akute Hungerhilfe einstellen sollen. Meine Forderung - wenn man denn langanhaltend, auf weite Sicht etwas ändern will - war, zusätzlich ein par Dinge zu tun.
ujmp hat geschrieben:Die Bevölkerungszahl in Ätiopien hat sich in 50 Jahren vervierfacht! Das bedeutet, dass sich die Lebenschancen für ein Individuum auf ein Viertel reduziert haben, und dort gibt es sowieso fast nichts. Da frage ich mich, ob ich da nicht auf die Erdnussbutter verzichten würde. Ich fühle mich jedenfalls für das Elend in Afrika genau so wenig verantwortlich, wie für einen Tsunami.
Lumen hat geschrieben:Weshalb sollten "wir Reichen" ein schlechtes Gewissen haben? Weil wir auf der verkehrten Hälfte der Welt geboren wurden? Weil ich durch meine Handlung in irgendeiner mir unbewussten Weise andere Menschen schade? Inwiefern ist das eigentlich möglich? Die Welt mag global sein, aber das heißt noch lange nicht, dass es eine nachvollziehbare Kausalkette von mir zu den armen Teufeln in der Sahelzone gibt.
ganimed hat geschrieben:ujmp hat geschrieben:Die Bevölkerungszahl in Ätiopien hat sich in 50 Jahren vervierfacht! Das bedeutet, dass sich die Lebenschancen für ein Individuum auf ein Viertel reduziert haben, und dort gibt es sowieso fast nichts. Da frage ich mich, ob ich da nicht auf die Erdnussbutter verzichten würde. Ich fühle mich jedenfalls für das Elend in Afrika genau so wenig verantwortlich, wie für einen Tsunami.
Es ist ok, tendenziell zynisch zu sein.
ganimed hat geschrieben: Ich finde, unsere Vorfahren haben durch die Kolonialzeit dem afrikanischen Kontinent ein paar riesige Hypotheken aufgebürdet.
ganimed hat geschrieben:Die goldene Regel lautet: was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.
ujmp hat geschrieben:Das ist kein Zynismus, sondern Mathematik, und zwar angewandte.
ujmp hat geschrieben:Was ist aber, wenn ich recht habe? Wirst du die Verantwortung dafür übernehmen, wenn in der Nächsten Generation doppelt so viele Menschen hungern?
ujmp hat geschrieben:Jedenfalls kannst du nicht belegen, dass es Afrika ohne die Kolonialzeit heute besser gehen würde.
ujmp hat geschrieben:Afrika profitiert heute absolut davon, dass in einem anderen Teil der Welt etwas aus seinen Resourcen gemacht wurde, dass Europa und Asien so stark geworden sind, dass sie praktisch nur noch von Naturkastrophen umgehauen werden können.
ujmp hat geschrieben:Warum hat Afrika nicht Europa ausgebeutet? Allein deshalb, weil sie es nicht drauf hatten!
ganimed hat geschrieben:Wenn ich das recht verstehe, sieht dein Lösungsvorschlag so aus, jetzt alle Hungerleidenden ungerührt sterben zu lassen, damit wir in der nächsten Generation weniger Probleme mit Hungerleidenden haben?
Spon.de hat geschrieben:"Wer Menschheit sagt, will betrügen", heißt es bei Carl Schmitt.
Spon.de hat geschrieben:Wo großzügig mit dem Eigentum anderer Leute verfahren wird, mangelt es selten an großen Worten.
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