Ich bin mal wieder da! :D
Bei Arte gab es einen Themenabend über christlichen Fundamentalismus, bei dem man auch einen Physiker gefragt hat, was er von Kreationisten halte. Es handelt sich dabei um Professor Herbert Pietschmann, der auch ein "gläubiger Christ" ist. Im Laufe des Interviews hat er folgendes gesagt, nachdem er gefragt wurde, wie er Wissenschaft ("in einer Welt, in der bewiesen werden muss") mit Religion vereinbaren kann:
".... Philosophie (und Theologie) stellt die jenigen Fragen, die nicht gestellt zu haben die Erfolgsbedingung des wissenschaftlichen Verfahrens war. Und nun gibt es zwei Fehler angesichts dieser Situation: Der eine Fehler ist der, dass man sagt, wenn diese Fragen nicht gestellt werden dürfen um zum Erfolg zu kommen, dann sind sie wahrscheinlich nicht wichtig. Das führt direkt in den Atheismus. Der andere Fehler ist, dass man sagt, jetzt nach 400 Jahren, wo wir so viele Erkentinise haben, versuchen wir diese Fragen auch noch wissenschaftlich zu beantworten. Und das führt dann in alle möglichen Formen des Aberglaubens ..."
Auf Youtube gibt es ein ca 2 Stunden langes Video von diesem Themenabend bei Arte: http://www.youtube.com/watch?v=MBuyUv0qGXI
Das Gespräch mit dem Physiker beginnt bei 45 Minunten und 23 Sekunden und dauert bis 53:10. Das obige Zitat einschließlich der Frage vom Moderator dazu findet man von 50:30 bis 51:53
Was mich vorallem an seiner Aussage stört, habe ich dick markiert. Damit sagt er im Grunde, dass Atheisten keine Philosophie betreiben. Fragen, die man nicht nach den (natur)wissenschaftlichen Methoden beantworten kann, seien nicht wichtig, deshalb bräuchte man nicht darüber nachdenken. Ich sehe jedoch keinen logischen Weg, woraus man dadurch folgern soll, dass man dann direkt ein Atheist wird. Wenn man solche Fragen nicht beantworten kann oder will, dann kann man auch meinen, dass eine übernatürliches Wesen der Grund dafür ist, dass etwas so ist wie es ist.
Zudem philosphiere ich als Atheist. Ich stelle mir ständig solche Fragen und versuche sich auch zu beantworten, ich gehe dabei einen vernünftigen Weg und kritisiere diese Antworten danach.
Wahrscheinlich dachte sich Herbert Pietschmann dabei, dass Atheisten dadurch, dass sie einen Beweis haben wollen, dass Gott existiert, und den es nicht gibt, Gott verneinen, d.h eine Hypothese, die nicht bewiesen werden kann ist falsch und damit assoziert er, dass, wenn man Fragen, die man nicht beantworten will (da sie nicht wichtig erscheinen), weglässt, würde man ein Atheist werden. Aber Hypothesen beweisen und bestimmte Fragen stellen wollen sind zwei verschiedene Dinge. Das ist jedenfalls meine Erklärung, warum er so etwas sagt (also das, was ich im Zitat fett markiert habe).
Wie steht ihr dazu? Meint ihr auch, dass er da Unsinn redet? Was haltet ihr vom "zweiten Fehler"?
Er wird übrigens bei diesem Interview als Physiker und "Philosoph" bezeichnet, jedoch hat er nicht einmal Philosphie studiert! Ich glaube, dass es beim Fernsehen so ist, dass wenn jemand über solche Themen redet, gleich als Philosoph gebrandmarkt wird, obwohl es nicht stimmt und worüber ich mich auch ärgere. D.h. jeder kann beim Fernsehen zum "Philosphen" werden, wenn er über solche Themen spricht (kann, muss nicht sein!).