ganimed hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:bei der goldenen Regel geht es explizit nicht darum, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen
Doch doch doch :) Ich stelle mir vor, ich wäre der andere (ich versetze mich in den anderen hinein) und überprüfe dann, ob ich (in dem anderen) dann so behandelt werden möchte.
Auf welche Formulierung(en) der Goldenen Regel beziehst Du Dich jetzt?
ganimed hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Der KI und auch die goldene Regel sind natürlich ungeeignet dafür, einfach so aus sich heraus eine universell (für alle denkbaren Lebensformen) gültige Moral zu erstellen.
Das sehe ich inzwischen auch so.
Wie auch sonst?
ganimed hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Ich denke, der Punkt bei beiden ist die Einführung eines Universalisierungsprinzipes in der Ethik und ein solches halte ich für unverzichtbar - falls man eine Ethik möchte, die von allen akzeptiert werden kann.
Wenn, wie du ja auch sagst, die Ethik irgendwie auch kulturabhängig ist, dann bekommt man eine Ethik, die von allen akzeptiert werden kann, letztlich doch nur durch die Gleichschaltung aller Kulturen, oder?
Nein, wieso?
ganimed hat geschrieben:Und die goldene Regel gilt zwar für alle gleich (insofern schon universal) überlässt es aber jedem individuell, was er denn möchte dass man ihm tu, bzw. was er nicht will. Das kategorische Prinzip hier ist also Individualität pur nach dem Motto: macht was ihr wollt. So bekommt man auf keinen Fall eine Ethik, die von allen akzeptiert wird.
Aber immerhin ist die goldene Regel anwendbar, bzw. wird sie ganz intuitiv von uns angewandt. Für Kants verklausulierten Unsinn kann man das nicht sagen.
Die Goldene Regel, zumindest so, wie ich die kenne, schreibt vor, nur dasjenige zu unterlassen, von dem man nicht will, dass es einem angetan wird. Bzw. in der positiven Fassung: die anderen ebenso zu behandeln, wie man möchte, dass die anderen es mit mir tun.
Demnach darf und soll z.B. ein Sado-Masochist die anderen quälen. Oder wenn ich will, dass alle Frauen mich auffordern, sie zu ficken, dann darf ich auch alle Frauen auffordern, mich zu ficken. Ganz egal, ob es denen recht ist oder nicht, es kommt nur darauf an, was ich für mich will und nur das ist nach der Goldenen Regel der Maßstab dafür, was ich tun und unterlassen soll.
Und der kategorische Imperativ sagt aber was anderes, nämlich: "von dem Du wollen kannst, dass es allgemeines Gesetz wird". Das ist mitnichten zu übersetzen mit: "tut, was Ihr wollt". Zumindest ist mir unklar, wie man das so übersetzen könnte. Es kann nicht allgemeines Gesetz werden, dass jeder alle so behandelt, wie er selber behandelt werden will, unabhängig davon, ob das den anderen recht ist oder nicht. Es sei denn, man akzeptierte das für sich für alle möglichen Fälle.