Variation + Inheritance + SelectionIncluding + Time Equals = Design
Teh Asphyx hat geschrieben: Ich wundere mich, dass es im deutschsprachigen Raum kaum etwas kritisches zu ihm gibt ...
xander1 hat geschrieben:Ich weiß nix davon, aber ich frage mich wie man so etwas was sich da Philosophie nennt, mit sicheren Mitteln von seriöser Philsophie also wissenschaftlicher Philosophie unterscheiden kann. Gut wäre es wenn man ein Schema findet, mit dem man solche ungünstigen Philosophien entlarven kann.
mat-in hat geschrieben:Variation + Inheritance + SelectionIncluding + Time Equals = Design
Ja, der geht mit Wissenschaft auch... eher lächerlich um. Hab mich mit der Philosophie nicht beschäftigt, freut mich aber irgend wo, das man nciht nur versucht die Wissenschaft bewußt miß zu verstehen oder einfach den Teil, der einem nicht paßt zu ignorieren. Hätte nicht gedahct das es in anderen Fäcxhern auch möglich ist (bzw. je nach Fach nicht gedacht, das es auffällt ;).
Ist es nicht schlicht seltsam, dass überhaupt etwas — irgend etwas — geschieht? Da war nichts, dann ein großer Knall, und hier sind wir nun alle. Das ist doch alles andere als geheuer.
Auf Schellings brennende Frage »Warum ist überhaupt etwas und vielmehr nichts?« hat es schon immer zwei Typen von Antworten gegeben. Antworten des ersten Typs könnte man als Philosophie des »Hoppla« bezeichnen. Das Universum ereignet sich ganz einfach, und es steckt nichts dahinter; alles ist letztlich beliebig und zufällig, es ist halt, es geschieht einfach — »Hoppla!« Der Name dieser Hoppla-Philosophie in der Moderne ist Legion, vom Positivismus bis zum Wissenschaftlichen Materialismus, von der Linguistischen Analyse bis zum Historischen Materialismus, vom Naturalismus bis zum Empirismus. Und so durchdacht und erwachsen sie gelegentlich auch zu sein scheint, sie läuft im Grunde doch immer auf dieselbe Antwort hinaus: »Frag nicht!«
Die Frage selbst (also: Weshalb geschieht überhaupt irgendetwas? Weshalb bin ich hier?), heißt es da, ist schon wirrköpfig, pathologisch, unsinnig oder infantil. Solche wirrköpfigen Fragen gar nicht mehr stellen, das sei das Kennzeichen der Reife, des Erwachsenwerdens in diesem Kosmos.
Ich glaube das nicht. Ich glaube die Antwort dieser »modernen und reifen« Disziplinen — nämlich »Hoppla!« und folglich »Frag nicht!« — stellt so ungefähr das Infantilste an Reaktion dar, was überhaupt menschenmöglich ist.
Antworten des zweiten Typs besagen, dass noch etwas ganz anderes vorgeht: Hinter diesem Zufallsdrama steht eine tiefere oder höhere oder weitere Struktur oder Ordnung oder Intelligenz. Natürlich gibt es diese tiefere Ordnung in vielen Spielarten: Dao, Gott, Geist, Maat, archetypische Formen, Vernunft, Li, Mahamaya, Brahman, Rigpa. Und diese verschiedenen Ausprägungen widersprechen einander zwar in vielen Einzelheiten, aber sie stimmen ausnahmslos darin überein, dass das Universum nicht ist, was es zu sein scheint. Etwas anderes geht da noch vor, etwas ganz anderes als »Hoppla!«
Vollbreit hat geschrieben:Da möchte Teh Asphyx gerne den Philosophen geben und landet bäuchlings im Boulevard-Klatsch.
Vollbreit hat geschrieben:Da gibt es einen Herrn Wilber, den mag ich nicht, weil es da einen Herrn Cohen gibt und bei dem gibt es Vorwürfe wegen sexuellem Missbrauch. Ist dieses assoziative Gehoppse auch nur im Geringsten ein rationales Argument?
Vollbreit hat geschrieben:Außerdem kann der Herr Wilber den Herrn Foucault nicht mögen, weil der Herr Wilber ja den Herrn Habermas (den der Autor „schon grenzwertig“ findet: Was für ein „Argument“!) mag und der den Herrn Foucault nicht mag. Das hat was von Komödienstadel.
Vollbreit hat geschrieben:Leider hat der Autor von „Eros, Kosmos, Logos“ nur das Vorwort gelesen, ansonsten wüsste er, dass
Herrn Wilbers Meinung über Herrn Foucault eine andere ist.
Vollbreit hat geschrieben:„Total daneben“ findet der Autor auch die Sätze Wilbers, aus dem Vorwort.
Vollbreit hat geschrieben:Statt zu klären, was die „moderne Philosophie“, deren Nichtkenntnis der Autor der Zielgruppe des Herrn Wilber fabulierend zuschreibt, denn zu diesen Fragen zu sagen hat, lässt er, der den philosophischen Komapatienten Dekonstrutivismus für den neuesten philosophischen Schrei zu halten scheint, uns hier allein.
Vollbreit hat geschrieben:Dass es mehr als fragwürdig ist, sich einem Autor über Tertiärquellen zu näher, scheint hier niemanden zu stören, wenn das ganze doch irgendwie „echt extrem was von Esoterik“ hat.
Vollbreit hat geschrieben:Immerhin, dem selbstgewählten Anspruch, im schlechtesten postmodernen Sinn, den oberflächlichen Verknüpfungen des ersten Anscheins assoziativ zu folgen und auf weitere inhaltliche Kenntnisse großzügig zu verzichten, hat der Autor voll entsprochen.
Teh Asphyx hat geschrieben:„Soll ich Deinen Pöbel-Stil jetzt ernst nehmen?
Geht leider schwer, weil da inhaltlich kaum was zu machen ist. Ich versuchs mal …“Vollbreit hat geschrieben:Da möchte Teh Asphyx gerne den Philosophen geben und landet bäuchlings im Boulevard-Klatsch.
Für den Satz gehörst Du schon standesrechtlich erschossen (auch auf die Gefahr hin, Dir mit dem Satz Munition zu liefern).“
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Da gibt es einen Herrn Wilber, den mag ich nicht, weil es da einen Herrn Cohen gibt und bei dem gibt es Vorwürfe wegen sexuellem Missbrauch. Ist dieses assoziative Gehoppse auch nur im Geringsten ein rationales Argument?
Habe ich irgendwo auch nur ansatzweise behauptet, ich würde damit ein rationales Argument liefern? Wofür eigentlich überhaupt? Ich nehme das nur als Grundlage zur Skepsis. Und mal im ernst, jemand der solche Leute wie Cohen philosophisch befürwortet, IST mit Skepsis zu betrachten.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Außerdem kann der Herr Wilber den Herrn Foucault nicht mögen, weil der Herr Wilber ja den Herrn Habermas (den der Autor „schon grenzwertig“ findet: Was für ein „Argument“!) mag und der den Herrn Foucault nicht mag. Das hat was von Komödienstadel.
Und schon wieder die Frage, was soll ich damit argumentiert haben wollen?
Teh Asphyx hat geschrieben:„Ich habe gar keinen Schluss gezogen, also was zum Henker willst Du eigentlich von mir?“
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Leider hat der Autor von „Eros, Kosmos, Logos“ nur das Vorwort gelesen, ansonsten wüsste er, dass
Herrn Wilbers Meinung über Herrn Foucault eine andere ist.
„Wenn Du lesen würdest, was „der Autor“ schreibt, würdest Du feststellen, dass „der Autor“ in „Integrale Psychologie“ gelesen hat. Und da steht nun mal ein ziemlicher Scheiß über Foucault und Derrida drin.“
Teh Asphyx hat geschrieben: „Dein Argument ist vielmehr ungültig, dass ich nicht das Recht hätte, seine Aussagen zu kritisieren, nur weil ich nicht alles gelesen habe. Das ist eine ganz miese Immunisierungsstrategie.“
Teh Asphyx hat geschrieben: „Aber Du kannst mir dann ja sagen, was er über Foucault denkt, Du scheinst es ja besser zu wissen. Oder wolltest Du mich gar nicht aufklären, sondern nur rumpöbeln?“
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:„Total daneben“ findet der Autor auch die Sätze Wilbers, aus dem Vorwort.
„Die Sätze sind mir scheißegal, aber die tendenziöse Aussage geht mir auf den Sack, weil er immerhin auch MIR damit etwas unterstellt und es ist mein verdammt gutes Recht, solch eine Unterstellung daneben zu finden.“
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Statt zu klären, was die „moderne Philosophie“, deren Nichtkenntnis der Autor der Zielgruppe des Herrn Wilber fabulierend zuschreibt, denn zu diesen Fragen zu sagen hat, lässt er, der den philosophischen Komapatienten Dekonstrutivismus für den neuesten philosophischen Schrei zu halten scheint, uns hier allein.
„Oh, es ist also mein Fehler, dass ich anderen Menschen Vorwissen unterstelle?“
Teh Asphyx hat geschrieben: „ Und unterstelle mir nicht dauernd irgendwelche Behauptungen, die ich nicht getätigt habe.
Abgesehen davon hat Dekonstruktion durchaus immer noch Gültigkeit und das ist auch völlig unabhängig davon, wie alt die Methode ist. Stell Dir vor, für manche hat sogar Sokrates noch Gültigkeit und eine gewisse Modernität. Verrückt, oder?“
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Dass es mehr als fragwürdig ist, sich einem Autor über Tertiärquellen zu näher, scheint hier niemanden zu stören, wenn das ganze doch irgendwie „echt extrem was von Esoterik“ hat.
Tertiärquellen? Seine eigenen Bücher? Oder die von mir genannten Quellen, die sich direkt auf seine Aussagen beziehen und somit Sekundärquellen sind?“
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Immerhin, dem selbstgewählten Anspruch, im schlechtesten postmodernen Sinn, den oberflächlichen Verknüpfungen des ersten Anscheins assoziativ zu folgen und auf weitere inhaltliche Kenntnisse großzügig zu verzichten, hat der Autor voll entsprochen.
„Woher weißt Du, welche Ansprüche ich an mich habe?
Wenn Du nur hier bist, weil es Dir nicht passt, dass jemand Deinen „Gott“ kritisiert und Du meinst dann pöbeln zu müssen, kannst Du Deinen integralen Arsch auch gleich wieder von hier fortbewegen.
Wenn jemand auf diese Art für Ken Wilber argumentiert, dann macht es das ganze nicht gerade anziehender.“
Vollbreit hat geschrieben:Drei mal null, is null, ist null…
Komm zur Sache, oder schreib was über Cohen.
Vollbreit hat geschrieben:Eben nicht, das plumpe Polemik, gekeltert aus Kurzschlüssen und Unwissenheit.
Vollbreit hat geschrieben:Argumente gegen Wilber.
Sollte man erwarten dürfen, wenn der Thred so betitelt ist, ist vielleicht aber auch zu viel erwartet…
Vollbreit hat geschrieben:Was erneut lediglich die Meinung des Autors ist.
Tust Du doch gar nicht, da Du ja selbst behauptest, einen Text frei von Argumenten geschrieben zu haben. Wie willst Du denn irgendwen so kritisieren? Kritik ist was anderes.
Vollbreit hat geschrieben:Du meinst ich soll Dir nachträglich die Arbeit abnehmen, die von Dir redlicherweise vor einer Kritik zu leisten wäre? Weil Du so ein überaus sympathischer Zeitgenosse bist?
Vollbreit hat geschrieben:Was unterstellt er Dir denn, Deiner Meinung nach?
Ich lese das eher als Deskription, was bringt Dich denn da gleich auf die Palme?
Vollbreit hat geschrieben:Hä?
Vollbreit hat geschrieben:Du hast Dich explizit auf die moderne Philosophie bezogen und wenn man Wilber was vorwerfen kann, dann vielleicht, dass er bei seinem Frontalangriff auf die Postmoderne auf ein totes Pferd eindrischt und irrsinnigerweise Habermas unter den Postmodernen subsumiert.
(Dabei hat er den tatsächlich gelesen.)
Vollbreit hat geschrieben:Besten Dank für das sachliche Diskussionsklima.
Falls Du noch mal was zur Sache zu sagen hast, kannst Du das ja tun.
Ansonsten entscheide ich gerne selbst wo ich was sage, nennt man Demokratie.
Teh Asphyx hat geschrieben:Für den Satz gehörst Du schon standesrechtlich erschossen ...
... und Du meinst dann pöbeln zu müssen, kannst Du Deinen integralen Arsch auch gleich wieder von hier fortbewegen.
Liebe Disuktanten, etwas mehr verbale Zurückhaltung bitte und das Niveau wieder heben. Danke.Vollbreit hat geschrieben:Ah, nettes Kerlchen.
...
Eben nicht, das plumpe Polemik, gekeltert aus Kurzschlüssen und Unwissenheit.
Du magst dies gerne entscheiden mögen, aber es hat erstens mit Demokratie nichts direkt zu tun und zweitens hat hier die Forenleitung noch ein Wörtchen mitzureden. Hier verbietet außer dazu berechtigten Personen niemand einer anderen Person das Rede-/Schreibrecht.Vollbreit hat geschrieben:Ansonsten entscheide ich gerne selbst wo ich was sage, nennt man Demokratie.
Nein! Dies wirst du nicht tun, ist das klar?Teh Asphyx hat geschrieben:ich hab heute eh eine Scheißlaune und kann mich hier dann schön abreagieren.
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Nein! Dies wirst du nicht tun, ist das klar?Teh Asphyx hat geschrieben:ich hab heute eh eine Scheißlaune und kann mich hier dann schön abreagieren.
Teh Asphyx hat geschrieben:Nun, ich habe mich konkret auf ein Werk von Wilber bezogen, wo ich seine Argumentation gegen Foucault und Derrida schwach finde (weil er es falsch interpretiert), wenn Du behauptest, dieses Werk von Wilber selbst sei nicht repräsentativ für seine Ansicht über Foucault, dann darf ich erwarten, dass Du es richtig stellst, ja.
Teh Asphyx hat geschrieben:Er unterstellt mir, dass ich als Naturalist verlangen würde, dass man sich nicht weiter Fragen stellt und das ist grundsätzlich falsch, denn ich bin gerade deswegen Naturalist, weil ich Fragen stelle und mich nicht mit irgendwelchen vorgefertigten Antworten zufrieden gebe.
Teh Asphyx hat geschrieben:„Ich meinte nicht, dass er Habermas dazuzählt und mir ist klar, dass er Habermas gelesen hat. Ich finde es einfach ein wenig auffällig, dass er ausgerechnet auf die beiden Poststrukturalisten rumhackt, mit denen Habermas auch seine Streits hatte, das ist alles. „Mir scheint“ heißt ja auch nicht „es ist so“.“
Vollbreit hat geschrieben:Also, was genau ist denn falsch dargestellt? Was Du da kritisieren willst, das musst Du schon selbst wissen.
Vollbreit hat geschrieben:In der Tat liegt in der postmodernen Betrachtung jede Menge Zündstoff, der Naturalisten gar nicht ohne weiteres in den Kram passen muss. Denn auch vermeintliche Fakten, auf die Naturalisten gerne rekurrieren, sind kontextabhängig, sind Interpretationen.
Vollbreit hat geschrieben:Und ja, jede Interpretation ist möglich, aber nicht gleichwertig, sondern kann zu wirrem Mist mutieren. Sokal und Eco würden dem zustimmen.
Vollbreit hat geschrieben:Dennoch bleibt, dass auch Fakten, Tatsachen, whatever, erstens, schon durch Kontexte vorselektiert sind und neben dem, was sie einblenden, anderes ausblenden und zweitens, als Fakten an sich vollkommen bedeutungslos sind, wenn nicht auf der anderen Seite ein Interpret steht, der die Fakten zu interpretieren versteht. Sie gewinnen erst dann Relevanz, als behauptende Aussagen, die einen Wahrheitsanspruch postulieren.
Vollbreit hat geschrieben:Wilber kritisiert genau jenen Aspekt der Überinterpretation und der Beliebigkeit, vielleicht ist er nicht der glänzendste Interpret der Poststrukturalisten, doch dass sie gerne in einen performativen Widerspruch schlittern, nun mit der Analyse steht er wahrlich nicht allein.
Jean Beaudrillard hat geschrieben:Ja, das ist die pure, die reine Gewalt, sinnlose Gewalt, also die reine Form der Gewalt, gar nicht mehr determiniert, bzw. keine historische Gewalt mehr. Eine Gewalt, die gewalttätiger ist als die Gewalt, also eine Hypergewalt, und hier auch ohne Finalität, eine tautologische Gewalt, die an sich selbst sich erschöpft, und aus sich selbst ihre eigene Substanz schöpft. Dies ist also keine historische, keine perspektivistische Gewalt, mit einem Ursprung, einer Perspektive usw., sondern eine Virulenz, eine Gewalt durch reine Kontiguität.
Vollbreit hat geschrieben:Wenn ich Wilber richtig gelesen habe, gibt er sich keineswegs mit den Antworten der Religionen zufrieden, sondern verwirft sie alle als defizitär. Nicht gänzlich falsch, angemessen, für die Zeit, in der man bestimmte Mittel zur Verfügung hatte, nicht nur technisch, auch semantisch, weltanschaulich, aber unterm Strich ist Wilber alles andere als ein Fürsprecher von Religion. Und dort wo religiöse Texte interpretiert werden, schreibt er den Mehrgehalt der rationalen Interpretation zu. Rationalität kann alles, was der Mythos kann und ein bisschen mehr, schreibt er, auch ziemlich wörtlich, in „Eros, Kosmos, Logos“.
Vollbreit hat geschrieben:Es ist nur nicht sonderlich befriedigend einerseits eine Schöpfung aus dem Nichts anzunehmen, oder andererseits Materie als immer schon existent seiend zu postulieren. Die Frage wo diese oder jene Materie denn nun herkommt in einem Kausalitätsgefüge, bei dem man davon ausgeht, dass nichts ohne Ursache geschieht, ist ja nicht irre.
Vollbreit hat geschrieben:Die Antworten die Wilber favorisiert kommen nicht aus der Religion, sondern aus der Mystik.
Im Sinne Wilbers gibt es einen fundamentalen Unterschied zwischen Religion und Mystik, der kurz gesagt darin besteht, dass Religion der mehr oder weniger buchstäbliche Glaube an einen Schöpfungsmythos ist. Von der Mystik nimmt Wilber an, dass sie auf Erfahrenem beruht, auf Experimenten, die wie jedes andere Experiment auch in einen Pool einfließt und diskutiert werden kann, sinnigerweise von denen, die das Experiment vorher durchgeführt haben.
Das Experiment was er meint, ist die Meditation oder eine vergleichbare spirituelle Praxis.
Vollbreit hat geschrieben:Die mehr oder weniger entscheidende Frage in diesem Kontext ist nun, welcher Status diesen Experimenten zukommt. Ist das nur privater Kram? Erfährt jeder was anderes? Oder gibt es Konstanten? Falls ja, und Wilber meint, dass es so ist, was bedeutet dann das? Sind das biologische Programme, auf die man stößt? Haben sie irgendeinen erkenntnistheoretischen Wert?
Vollbreit hat geschrieben:Dass der Szientismus oft religiös ist, ist eine Auffassung die ich teile.
Vollbreit hat geschrieben:Nun, er zählt Habermas dazu, zu dem Sammelsurium das er Postmoderne nennt.
Vollbreit hat geschrieben:Und Du meinst, das täte er, weil er Habermas Fan ist?
Eigentlich grenzt er sich von Habermas auch ab, da er ihn für einen Rationalisten reinsten Wasser hält, auch das ein ziemlich wörtliches Zitat.
Teh Asphyx hat geschrieben:Für den Satz gehörst Du schon standesrechtlich erschossen (auch auf die Gefahr hin, Dir mit dem Satz Munition zu liefern).
Zappa hat geschrieben:Könnt Ihr mal bitte anständig zitieren? Danke!
[quote="NAME"]…[/quote]
Myron hat geschrieben:[MOD]Derartige Ausfälle sind zu unterlassen![/MOD/Myron]
Teh Asphyx hat geschrieben:Danke für die sachlichen Ausführungen, ich denke hier haben wir jetzt wirklich einen interessanten Diskussionsansatz.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Also, was genau ist denn falsch dargestellt? Was Du da kritisieren willst, das musst Du schon selbst wissen.
Er hat Foucault und Derrida einen sehr radikalen Relativismus unterstellt, was meiner Ansicht nach ungerechtfertigt ist. Ich jedenfalls lese bei beiden raus (wobei ich weiß, dass Foucault in früheren Werken wesentlich relativistischer war als später), dass sie jedoch weitaus differenzierter in der Hinsicht sind.
Teh Asphyx hat geschrieben:Natürlich ist eine Aussage wie „Es gibt nichts außerhalb des Kontexts“ relativistisch, aber Derrida hat ja darauf eine Methode aufgebaut, eben den Kontext selbst zu erforschen (was sehr nah an der Quantenphysik). Gut, Wilber schrieb ja nicht, dass dies grundsätzlich schlecht wäre, aber ich wurde beim Lesen das Gefühl nicht los, als würde Wilber meinen, man müsse sich nur so weit damit befassen, wie er es selbst in seine Theorie integriert hat und das wirkt etwas überheblich. Dieses Gefühl hatte ich jedenfalls beim Lesen.“
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:In der Tat liegt in der postmodernen Betrachtung jede Menge Zündstoff, der Naturalisten gar nicht ohne weiteres in den Kram passen muss. Denn auch vermeintliche Fakten, auf die Naturalisten gerne rekurrieren, sind kontextabhängig, sind Interpretationen.
Richtig, wobei ich mich dennoch als Naturalisten betrachte, obwohl ich ein großer Freund der postmodernen Skepsis, aber auch des kritischen Rationalismus bin. Ich denke schon, dass sich das nicht unbedingt ausschließen muss und ich habe auch den Eindruck, dass es einige – gerade renommierte – Wissenschaftler gibt, die einen gewissen Erkenntnisskeptizismus beibehalten.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Und ja, jede Interpretation ist möglich, aber nicht gleichwertig, sondern kann zu wirrem Mist mutieren. Sokal und Eco würden dem zustimmen.
Wobei Eco doch ganz anders differenzieren würde als Sokal, jedenfalls nach dem, was ich gelesen habe. Sokal jedenfalls hat einiges in der „Postmoderne“ sehr offensichtlich nicht verstanden, wobei ich annehme, dass viele amerikanische Studenten, die darauf abfahren, es ebenso wenig verstanden haben und ich auch verstehen kann, dass Sokal davon genervt war. Dennoch finde ich, dass sein Schuss nach hinten losging.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Dennoch bleibt, dass auch Fakten, Tatsachen, whatever, erstens, schon durch Kontexte vorselektiert sind und neben dem, was sie einblenden, anderes ausblenden und zweitens, als Fakten an sich vollkommen bedeutungslos sind, wenn nicht auf der anderen Seite ein Interpret steht, der die Fakten zu interpretieren versteht. Sie gewinnen erst dann Relevanz, als behauptende Aussagen, die einen Wahrheitsanspruch postulieren.
Meine Theorie ist ja, dass das, was dazwischen ist (also die Beziehung), das eigentlich Reale ist, wie in der Quantenphysik. Das macht eben beide Seiten „unscharf“, sowohl die „Fakten“ als auch den Interpreten.
Louis Althusser hat in „Für Marx“ erwähnt, dass für ihn die Praxis der Erkenntnisweg ist (die genaue Formulierung weiß ich jetzt nicht, hab mir da leider keine Notiz gemacht). Das war quasi auch eine Kritik an die gängige Wissenschaftliche Methode, die nur Dinge betrachtet und beschreibt, aber die Sachen nicht über die Praxis verstehen will. Ist nicht dieses dazwischen genau das, eine Praxis?
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Wilber kritisiert genau jenen Aspekt der Überinterpretation und der Beliebigkeit, vielleicht ist er nicht der glänzendste Interpret der Poststrukturalisten, doch dass sie gerne in einen performativen Widerspruch schlittern, nun mit der Analyse steht er wahrlich nicht allein.
Wohl wahr, allerdings finde ich es immer schwierig kollektiv von „den Poststrukturalisten“ in solch einem Zusammenhang zu sprechen, da es ja recht viele verschiedene Ausprägungen gibt. Neulich las ich ein Interview mit Jean Beaudrillard, wo er behauptete rechte Gewalt wäre Gewalt, die jeden Sinn verloren hat:
Jean Beaudrillard hat geschrieben:Ja, das ist die pure, die reine Gewalt, sinnlose Gewalt, also die reine Form der Gewalt, gar nicht mehr determiniert, bzw. keine historische Gewalt mehr. Eine Gewalt, die gewalttätiger ist als die Gewalt, also eine Hypergewalt, und hier auch ohne Finalität, eine tautologische Gewalt, die an sich selbst sich erschöpft, und aus sich selbst ihre eigene Substanz schöpft. Dies ist also keine historische, keine perspektivistische Gewalt, mit einem Ursprung, einer Perspektive usw., sondern eine Virulenz, eine Gewalt durch reine Kontiguität.
Das ist natürlich reiner Quatsch. Es gibt durchaus einen Sinn, der dahintersteckt und das zu leugnen finde ich sehr gefährlich. War ja zuletzt bei Breivik auch so, dass es von allen Seiten hieß, es wäre nicht zu verstehen und so weiter. Dabei war das eine – seiner Sichtweise nach – völlig folgerichtige Handlung.
Teh Asphyx hat geschrieben:Und es ist absolut wichtig, das nachzuvollziehen, wenn man solche Gewalt verhindern möchte (aber vielleicht möchte Beaudrillard das nicht, vielleicht will er nur zeigen, wie toll er schwadronieren kann, von einem ’Pataphysiker hätte ich aber mehr erwartet).
Aber im Gegensatz dazu finde ich, dass gerade Foucault und Derrida sich meistens sehr differenziert geäußert haben.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Wenn ich Wilber richtig gelesen habe, gibt er sich keineswegs mit den Antworten der Religionen zufrieden, sondern verwirft sie alle als defizitär. Nicht gänzlich falsch, angemessen, für die Zeit, in der man bestimmte Mittel zur Verfügung hatte, nicht nur technisch, auch semantisch, weltanschaulich, aber unterm Strich ist Wilber alles andere als ein Fürsprecher von Religion. Und dort wo religiöse Texte interpretiert werden, schreibt er den Mehrgehalt der rationalen Interpretation zu. Rationalität kann alles, was der Mythos kann und ein bisschen mehr, schreibt er, auch ziemlich wörtlich, in „Eros, Kosmos, Logos“.
Ich wollte ihm auch nicht unterstellen, Befürworter von Religionen zu sein, aber in diesem Vorwort liest es sich durchaus so, als würde er alles Naturwissenschaftliche grundsätzlich in die erste Kategorie einordnen und alles Religiöse/Spirituelle/Esoterische in die zweite. Ich nehme an, dass Dir in dem Fall klar ist, warum ich das für sehr undifferenziert halte.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ich sehe da durchaus eine Tendenz drin, nämlich, dass er damit zumindest vorhat, sich Leuten schmackhaft zu machen, die sich für „Übernatürliches“ interessieren – es hat schon was von einem Verkaufstext.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ich habe damit schon ein kleines Problem, da ich finde, dass man erst eine gewisse Stabilität in sich selbst erreicht haben sollte, um sich mit solchen Dingen auseinanderzusetzen, sonst fällt man wirklich schnell auf Gurus herein (wobei letztere aus gleichen Gründen auch auf sich selbst hereinfallen – Alice Miller hat das in dem Buch „Wege des Lebens“ sehr eindrucksvoll beschrieben, wie es immer wieder auch ungewollt zur Bildung sektenartiger Strukturen kommt). Man kommt leicht in eine Abhängigkeitsstruktur, wenn man sich bestimmte Verhältnisse aus der Kindheit nicht erstmal bewusst gemacht hat. Aber das wäre wieder ein neues Thema.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:hat geschrieben:Es ist nur nicht sonderlich befriedigend einerseits eine Schöpfung aus dem Nichts anzunehmen, oder andererseits Materie als immer schon existent seiend zu postulieren. Die Frage wo diese oder jene Materie denn nun herkommt in einem Kausalitätsgefüge, bei dem man davon ausgeht, dass nichts ohne Ursache geschieht, ist ja nicht irre.
Natürlich nicht. Mir gefällt allerdings die Idee, dass es „ursprünglich“ (kein guter Begriff, da ich damit etwas beschreiben will, wo Raum und Zeit nicht existieren) eine totale Harmonie gab, die das totale Nichts bedeutete und die Existenz von Allem eine Störung in dieser Harmonie ist, das ganze Universum, Raum und Zeit etc. nichts weiter als ein Fehler sind.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Die Antworten die Wilber favorisiert kommen nicht aus der Religion, sondern aus der Mystik.
Im Sinne Wilbers gibt es einen fundamentalen Unterschied zwischen Religion und Mystik, der kurz gesagt darin besteht, dass Religion der mehr oder weniger buchstäbliche Glaube an einen Schöpfungsmythos ist. Von der Mystik nimmt Wilber an, dass sie auf Erfahrenem beruht, auf Experimenten, die wie jedes andere Experiment auch in einen Pool einfließt und diskutiert werden kann, sinnigerweise von denen, die das Experiment vorher durchgeführt haben.
Das Experiment was er meint, ist die Meditation oder eine vergleichbare spirituelle Praxis.
Das erinnert mich immer sehr an den Buddhismus, wo dann auch letztendlich die Meditation für alles herhalten muss. Ich finde das immer etwas schwierig, da ich einerseits auch bedenke, dass eine Sprache zu begrenzt ist, um alles damit auszudrücken, andererseits aber ohne Sprache die Kommunizierbarkeit verloren geht, was den Austausch erschwert. Nach dem, was ich so festgestellt habe, sind die Schranken, die uns im Bewusstsein gegeben wurden zum Großteil Schranken, die durch Sprache (auch im weiteren Sinne) kommuniziert wurden.
Teh Asphyx hat geschrieben:Das was Alice Miller meint, wenn sie von dem Gebot „Du sollst nicht merken“ spricht. Fast jedem Menschen wird in der Kindheit verboten, zu erkennen, da ist es kein Wunder, dass die Erkenntnisschranke bleibt, aber viel Schlimmer noch, dieses Verbot muss als Kind auch noch als gut befunden werden und diese Idealisierung bleibt später auch. Für mich sieht es so aus, als wäre die meiste spirituelle Praxis vor allem eine Alibipraxis um sich nicht mit der Wahrheit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen und viel zu oft wird dabei immer gleich der religiöse Akt der Verzeihung verlangt. Ich weiß, dass das gerade etwas ausschweift, aber ich komme da wohl nicht drum rum, um meine Skepsis angemessen zu begründen.
Teh Asphyx hat geschrieben:Wenn jemand es allerdings schaffen würde, das was Alice Miller erkannt hat, in solch eine Theorie oder auch Praxis zu integrieren, dann wäre ich sehr gespannt, was dabei rauskäme.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Die mehr oder weniger entscheidende Frage in diesem Kontext ist nun, welcher Status diesen Experimenten zukommt. Ist das nur privater Kram? Erfährt jeder was anderes? Oder gibt es Konstanten? Falls ja, und Wilber meint, dass es so ist, was bedeutet dann das? Sind das biologische Programme, auf die man stößt? Haben sie irgendeinen erkenntnistheoretischen Wert?
Die Frage ist natürlich dabei auch immer, inwieweit es bei solchen Experimenten auch zu kollektiver Selbsttäuschung kommt … das erlebt man ja im Esoterik-Bereich öfter (womit ich jetzt nicht Wilber damit da einordnen will), deswegen ist es für mich fraglich, in wie weit da ein erkenntnistheoretischer Wert bei herauskommen kann. Ich denke jetzt zumindest an die Experimente von Andrew Cohen, über die sich die beiden öfter austauschen (habe da eine Ausgabe von seinem Magazin hier rumliegen und auch das Zwiegespräch zwischen den beiden darin gelesen).
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Dass der Szientismus oft religiös ist, ist eine Auffassung die ich teile.
Da differenziere ich auch klar zwischen wissenschaftlich-erkenntnistheoretischen Positivismus und wissenschaftlicher Methode an sich, letztere ist für mich sehr wertvoll, aber damit einen Letztbegründungsanspruch stellen würde ich nicht.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Nun, er zählt Habermas dazu, zu dem Sammelsurium das er Postmoderne nennt.
Ah, okay, dann aber nicht bei dem, was ich gelesen habe (da hat er ihn auch nicht ausgeschlossen, sondern in dem Zusammenhang nicht erwähnt).
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Und Du meinst, das täte er, weil er Habermas Fan ist?
Eigentlich grenzt er sich von Habermas auch ab, da er ihn für einen Rationalisten reinsten Wasser hält, auch das ein ziemlich wörtliches Zitat.
Ich meinte eher, dass es eine Möglichkeit ist, die mir wahrscheinlich scheint. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass er sehr positiv von Habermas angetan ist. Aber das war vielleicht doch etwas weit hergeholt
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