Teh Asphyx hat geschrieben:Das Buch werde ich mir dann wohl mal in Gänze zu Gemüte führen. …
Hat Wilber sich genauer mit Foucaults Bruch auseinander gesetzt? Das wäre nämlich gerade sehr interessant für mich, weil ich das sehr faszinierend finde, dass viele Philosophen ein Früh- und ein Spätwerk haben und mit ihren anfänglichen Ideen gebrochen sind.
Weiß ich jetzt gar nicht so genau, ich hab’s gerade nicht hier, schaue aber mal nach und schreibe es Dir.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ich hab Habermas anfangs auch gar nicht verstanden und mich würde es auch nicht wundern, wenn er sich so auch ganz gerne vor Kritik immunisieren möchte. Allerdings hat das ja auch ein wenig Tradition in der Frankfurter Schule, mit Adorno ging es mir auch nicht anders. Inzwischen geht das aber gut, ich finde es nur ungemein anstrengend.
Ja, die Art zu schreiben der Frankfurter ist so eine Sache für sich.
Immunisierung ist das aber glaube ich nicht, die sehen sich ja in einer kritischen Tradition.
Teh Asphyx hat geschrieben:Das Problem bei mir ist vielleicht auch, dass die meisten positiven Erwähnungen über Ken Wilber, die ich bisher so in meinem weiteren Umfeld vernommen habe, meistens aus der buddhistischen Ecke kamen und das stimmte mich äußerst skeptisch. Denen würde ich nämlich dringend raten, sich auch mal mit anderer Philosophie zu befassen als mit solcher, die sie nur in dem bestätigt, was sie eh schon machen.
Das Vorwort zu „Eros, Kosmos, Logos“ habe ich allerdings bei jemanden gefunden, dessen Aussagen zu vielen Dingen ich sehr schätze.
Ach, es gibt auch genügend Buddhisten, die Wilber nicht mögen, das ist nicht das Problem.
Brad Warner zum Beispiel.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ohne bisher viel von Wilber selbst gelesen zu haben, hab ich zumindest bei einigen Sachen in dem Zusammenhang auch solch einen Dualismus festgestellt (Webseiten, die sich mit seinen Werken befassen, Aussagen von seinen „Fans“ …). Hat Wilber sich auch mit dem Rhizom-Modell von Deleuze und Guattari auseinandergesetzt?
Nach meinem Kenntnisstand nicht.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ich meine nämlich, dass dieses durchaus als Kritik an seine Holon-Theorie gesehen werden kann (die ich mehr durch Arthur Koestler kenne, aber ich gehe mal davon aus, dass sich substanziell bei Wilber nicht viel verändert hat).
Richtig, Wilber hat das zumindest begrifflich von Koestler übernommen.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ob meine Sicht eine monistische oder eine pluralistische ist, bin ich mir noch gar nicht so sicher, das hängt von der Begriffsdefinition ab, aber mit einem Dualismus konnte ich, so weit ich mich zurückerinnere, noch nie viel anfangen.
Pluralismus und Monismus schließen sich ja nicht unbedingt aus.
Man kann ja für einen Meinungs-Pluralismus eintreten und dennoch der Auffassung sein, dass die Naturgesetze immer und überall gelten und alles mit rechten Dingen zugeht.
Teh Asphyx hat geschrieben:Wenn ich bedenke, dass einige Leute Dekonstruktion so ausgelegt haben, dass sie meinten jeden damit mundtot machen zu können, indem sie zum Beispiel sagen „‚Der Himmel ist Blau’ ist keine gültige Aussage bla bla“ obwohl die Dekonstruktion nur sagt, dass diese Aussage außerhalb irgendeines Kontexts ungültig ist. Auf den Kontext kann ja aber leicht geschlossen werden und bei der alltäglichen Kommunikation ist der Kontext oft selbstverständlich. Das würde mich auch in den Wahnsinn treiben, wenn jemand ständig die Gültigkeit einfacher Aussagen in Frage stellen würde.
Wilber kritisierte vor allem die daraus resultierende kuturelle Beliebigkeit und einen Werte-Pluralismus, der in einen Narzissmus einmündet, was er sehr schön erläutert.
Teh Asphyx hat geschrieben:Außerdem gibt es noch einen Unterschied zwischen einer objektiven und einer absoluten Aussage, was aber oft einfach für synonym gehalten wird.
Bei dem Unterschied kann Habermas vielleicht behilflich sein. Gesetz dem Fall, dass der Himmel gerade unbewölkt ist, es tagsüber ist und auch kein anderes besonderes Himmelsereignis die Farbe des Himmeln verändert, kann man davon ausgehen, dass jeder zustimmen würde, der Himmel sei in diesem Moment blau. In diesem Fall ist das eine objektive Aussage, da das Blaue des Himmels nicht vom jeweiligen Betrachter als Subjekt abhängig ist. Trotzdem bleibt es eine relative Aussage, denn ob „blau“ eine absolute Eigenschaft des Himmels ist, lässt sich letztendlich nicht feststellen (was ist überhaupt ein Himmel im Absoluten?).
Das finde ich bei Habermas auch ganz gut. Im Grunde ist es ja so, dass man wohlmeinend bei Alltagsaussagen dem anderen unterstellt, dass er sagt, was er denkt und denkt, was er sagt und seine Sinne beisammen hat. Solange es keinen Grund gibt daran zu zweifeln tut man das auch nicht, erst wenn begründete Zweifel auftauchen, geht man der Sache nach.
Der Einzelne der eine normale Aussage tätigt steht also in einem Kontext von wechselsetiig unterstellter Normalität.
Teh Asphyx hat geschrieben: Außerdem zeigt es auch letztendlich auch nur, dass ein sprachlicher Konsens herrscht, aber immerhin, besser als nichts.
Ja, genau das ist auch meine Meinung. Vieles was als Objektivität verkauft wird, ist nichts weiter als Intersubjektivität, allerdings kommt so etwas wie echte Objektivität dann ins Spiel, wenn man sich überlegt, wie man erfolgreich zu intersubjektiven Einigungen kommt.
Es macht Sinn anzunehmen, dass eine soziale Gemeinschaft die etwas „blau“ nennt, dies auch tatsächlich sehr ähnlich wahrnimmt.
„Eine subjektive (und natürlich immer noch relative) Aussage wäre „Oh, das ist aber ein schöner Himmel heute!“. Denn da würde nicht unbedingt jeder zustimmen, also ist der Himmel nicht in dem gegebenen Umstand sprachlich als schön definiert, sodass jeder da zustimmen würde.
Und dennoch könnte man den Begriff „schön“ richtig benutzt haben.
Teh Asphyx hat geschrieben:Letztendlich gebe ich Habermas also Recht in Bezug darauf, dass objektive Wahrheiten kommuniziert werden, aber es sagt noch lange nichts über absolute Wahrheiten aus … allerdings habe ich zu wenig von ihm gelesen, um zu wissen, ob er diese Unterscheidung auch gemacht hat.
Absolute Wahrheiten sind Habermas‘ Sache, so wie ich das sehe, nicht.
Teh Asphyx hat geschrieben:Die Dekonstruktion hingegen sehe ich als Praxis um den Kontext überhaupt festzustellen, indem eine Aussage getroffen werden kann. Denke also, dass Habermas und Derrida sind letztendlich da sehr gut ergänzen können, wenn man ihnen mal ein bisschen von der typischen philosophischen Engstirnigkeit nimmt.
Ich glaube am Ende haben die beiden sich auch wieder angenähert, wie Habermas in „Der gespaltene Westen“ sagt.
Teh Asphyx hat geschrieben:Da fängt es für mich schon an, problematisch zu werden. Viele definieren Beziehungen tatsächlich über Austausch (von Dingen, Dienstleistungen etc.) und ich frage mich, ob das nicht ein in „kapitalistischem“ Denken verankerter Fehlschluss ist.
Marx sieht doch das menschliche Miteinander auch als einen Austausch von Arbeit an, den er nur nicht qualifiziert, weil er meint, eine Stunde Arbeit, sei eben immer eine Stunde Arbeit, egal um was es geht. Aber soziale Gemeinschaften sind doch Tauschgemeinschaften, nicht unbedingt von Waren, sondern eben gegenseitigem Umsorgen im weitesten Sinne.
Teh Asphyx hat geschrieben:Klingt interessant. Zufälligerweise lese ich gerade „Die Tücke des Subjekts“ von Slavoj Žižek, der in dem Buch meint, dass nahezu alle akademischen Disziplinen zur Zeit versuchen, das cartesianische Subjekt zu überwinden (selbst Denkweisen, die im krassen Gegensatz zueinander stehen) und er versucht darin dieses cogito philosophisch zu verteidigen. Allerdings bin ich erst ziemlich am Anfang des Buches.
Ich auch. ;)
Ich mag seine wilden Assoziationen und unkonventionellen Gedanken, z.B. die Passage mit Hegels Kantkritik finde ich sehr spannend. Leider habe ich keine Ahnung von Hegel und Kritiker sagen, dass Žižek Hegel falsch interpretiert. Naja, inspirierend ist es schon, auch wenn die Liebe zu Lacan nicht meine ist.
In der Sache mit dem Subjekt, hat Žižek glaube ich Recht, das Subjekt ist schon eine reale Bezugsgrößte und wenn man es fundamental kritisiert, kommt nicht selten komisches Zeug dabei heraus, sowas wie : „Ich bin viel klüger als du, weil ich mir bewusst bin, dass es mich in Wirklichkeit gar nicht gibt.“ Das ist nichts anderes als der nächste performative Selbstwiderspruch.
Teh Asphyx hat geschrieben:Den Ansatz finde ich jedenfalls gut, weil ich denke, dass trotz der Idee, dass die Beziehung am Anfang steht, das Subjekt dennoch real ist. Die Beziehungsphilosophie ist für mich ein Ansatz das Subjekt zu verstehen, nicht indem ich das Subjekt am Anfang, sondern am Ende der Beziehung betrachte.
Jeden, der meint, das Subjekt vollständig negieren zu können, würde ich dann doch guten Gewissens zu Frau Miller schicken.
Ich bin Deiner Meinung.
Teh Asphyx hat geschrieben:Betrachtet er dabei Evolution als etwas, das ein Ziel hat oder geschieht sie einfach?
Beides. Einerseits sieht er so eine Art Omegapunkt, was die Evolution des Bewusstseins angeht und dieser Punkt ist bei ihm 1995 die Erleuchtung.
Zu dieser Zeit sagt er aber auch schon, dass die Entwicklung der Welt immer weitergeht, von der Pferdekutsche bis zum Formel 1 Wagen und das Wesen dieser Geschichte ist stete Veränderung.
Insgesamt sieht Wilber aber in der Evolution tendenziell eien Veränderung zum Besseren, mehr als eine Anpassung.
Teh Asphyx hat geschrieben:Die Ansicht von Wilber finde ich hier auch grundlegend sympathisch. Auch wenn ich das mit den Stufen nicht ganz so sehe (könnte auch eine Linie oder Kurve sein), aber das ist hier ja eher nebensächlich. Grundsätzlich braucht man Kinder auch nicht zum Pluralismus zu erziehen, sondern Kinder einfach nur soziale Bindungen mit mehreren Menschen eingehen lassen und sie werden selbst darauf kommen, dass es mehr als ein Weltbild gibt. So erging es mir auch als Kind, weswegen ich früh kritisches Denken gelernt habe und festgestellt habe, dass es im Bereich des Wissens keine absoluten Autoritäten gibt (schon gar nicht ist jeder Erwachsene einfach so in allen Belangen eine Autorität) und ich also Wege finden musste, sämtliche Aussagen qualitativ zu überprüfen. Und das hat tatsächlich ohne Anleitung bestens funktioniert – aber eben nur dank der Tatsache, dass ich, frei nach einem afrikanischen Sprichwort „ein ganzes Dorf hatte, um mich zu erziehen“ (wobei ich den Begriff „Erziehung“ nicht mag).
Ja, auf einer hohen Stufe sieht Wilber auch gleitende Hierarchien, d.h. der Experte und Lehrer der einen Richtung ist ein blutiger Laie und Schüler der anderen. Das bricht mit einem patriarchalen Weltbild in dem man der (damals vielleicht noch halbwegs berechtigten) Meinung war, es gäbe wenige Autoritäten die (fast) alles wissen, Lehrer, Pfarrer, Ärzte.
Dennoch sieht Wilber auch die Stufe des Gehorsams oder der Integration von Regeln und Rollen als eine der notwendigen an, nur macht er hier nicht halt.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ich finde es äußerst schwierig, solch eine Grenze überhaupt zu ziehen. Es ist immer so einfach, die Ursache einfach in einem einzelnen Menschen zu sehen („Er hat eine besonders hohe Gewaltbereitschaft“, „Er ist verrückt“ etc.), aber was macht die Menschen so?
Das sind doch erst mal zwei Paar Schuhe.
Einmal, ist jemand verrückt, ja oder nein und kann man das testen und zweitens, warum ist er so geworden?
Ich finde diese Fragen gerade im Kontext von Spiritualität entscheided, weil ein beliebter Einwadn gegen mystische Erfahrungen der ist, zu behaupten, Mystik sei im Allgemeinen gleichbedeutend mit psychopathologischen Phänomenen, Schizophrenie, Epilepsie und dergleichen.
Zwar gibt es Überschneidungen aber auch signifikante Unterschiede und je mehr man die kennt, umso besser.
Teh Asphyx hat geschrieben:Inzwischen gibt es einen Trend, den ich sehr gefährlich finde, das auf genetische/biologische Ursachen zu begründen. Gerade einige Hirnforscher (z.B. Gerhard Roth) machen da viel Mist mit den Interpretationen ihrer Ergebnisse. Natürlich sehe ich einen Unterschied im Gehirn bei jemanden, der vorhat, zu töten, zu jemanden, der das nicht vorhat. Das hätte ich aber auch ohne Messgeräte sagen können. Aber was sagt das aus, außer, dass das Gehirn generell ermöglicht, dass man töten kann (wie soll es auch sonst gehen?)?
Was Deine Kritik an den reduktionistischen Interpretationen von Roth, Singer und anderen angeht, kann ich Dir nur unumwunden zustimmen, inzwischen ist die Messe aber gelesen und Roth hat seine Ansichten weitestgehend revidiert.
Zudem ist in der Philosophie gerade die Ansicht vorherrschend, dass der Kompatibilismus die Diskussion um die Willensfreiheit für sich entschieden hat und der besagt, dass selbst in einem hypothetisch unterstellten absolut determinierten Universum (mit verborgenen Variablen und alleim Zipp und Zapp) die Freiheit des Willens nicht eingeschränkt wäre. Sonderlich glücklich bin ich mit dem Kompatibilismus nicht, weil ich glaube, dass er zwar den gröbsten Unsinn verhindert, aber die Welt halt nicht komplett determiniert ist, da meine Kenntnisse der Quantenphysik aber ausgesprochen gering ist, kann ich das nur mutmaßen.
Teh Asphyx hat geschrieben:Muss nicht eher die Ideologie völlig wahnsinnig sein, die solche Wahnsinnigen produziert? Und damit meine ich natürlich nicht seine Privatideologie, sondern die allgemein herrschende Ideologie.
Glaube ich eigentlich nicht.
Teh Asphyx hat geschrieben:Immerhin haben wir ein manisch-depressives Wirtschaftssystem, das nur immer wieder mit Spritzen ruhig gestellt wird, ein schizophrenes Zusammenleben und einen Individualismus mit gehörigem Minderwertigkeitskomplex.
Also, ich finde, es geht im Großen und Ganzen doch recht gesittet und berechenbar zu. Das Wirtschaftssystem funktioniert doch nach einer recht kühlen Logik, nur der einzelne Mensch gerät halt zwischen die Zahnräder.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ich bezeichne mich eh nicht als Bright, aber ich finde die Idee gut, dass Nichtreligiöse auch eine vertretende Organisation haben, alles darüber hinaus finde ich auch anmaßend. Leider sind Leute unterwegs, die im Namen der Brights tatsächlich auch irgendwelche sehr grenzwertigen Aussagen verbreiten (natürlich nicht durch irgendwas anderes als sich selbst legitimiert), was mich allein schon davon abhält, mich damit zu identifizieren. Aber das Forum finde ich äußerst interessant.
Ja, zumindest finde ich hier auch differenzierte Äußerungen als von einigen Vertretern außerhalb, deren fundamentalistisches Gehabe es mir kalt den Rücken runterlaufen lässt.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ich finde am bedenklichsten, dass viele atheistische Gruppierungen wie die Skeptiker die gleichen Mittel benutzen um Religion zu diskreditieren, wie die Religion, wenn sie Andersdenkende Diskreditieren möchte.
Exakt das ist auch meine Beobachtung.
Teh Asphyx hat geschrieben:„Ich finde, es gehört dazu, wenn man schon wissenschaftliche Methode propagiert, diese dann auch für sich selbst als als Mittel anzuwenden, auch wenn das andere manchmal durchaus witzig ist. Es ist immer das gleiche, der Zweck wird geändert (in was vermeintlich besseres) und darf die selben alten falschen Mittel nun wieder heiligen. Da gehe ich absolut mit Arthur Koestlers Grundsatz konform: „Der Zweck heilig nie die Mittel!““
Genau, Wasser predigen und Wein trinken ist immer scheinheilig, auch wenn es kein Messwein ist.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ich wollte ihm da auch jetzt keine solche Absicht unterstellen (deswegen auch nur die Tendenz), aber ich nehme mal schon an, dass er da auch erwogen hat, gerade mit einleitenden Worten, sein Werk für bestimmte Leute besonders schmackhaft zu machen (welcher Autor tut das nicht?).
Das ist ja die Frage, ob man denen gefallen will, die einen ohnehin lesen, aber so wichtig ist dieser Punkt wirklich nicht.
Teh Asphyx hat geschrieben:Immerhin hat sie [Alice Miller – V.] irgendwann davon Abstand genommen, irgendeine spezielle Therapieform zu empfehlen und sich immer mehr darauf beschränkt, Ausschlussverfahren zu finden, um festzustellen, was nicht geeignet ist.
Mir ist einfach wichtig, dass sie jetzt nicht in der Versenkung verschwindet, sondern dass ihre Erkenntnisse auch in anderen Bereichen anerkannt und bedacht werden. Von vielen Geisteswissenschaftlern wird weiterhin so viel Müll verzapft, das ist schon nicht mehr feierlich und da kämen ihre Ideen gut, um mal aufzuräumen (wobei das wahrscheinlich der Grund ist, warum sie da keinen Einklang findet).
Es waren da glaube ich ehr die Praktiker die sie ignoriert haben, aber ich meine, dass es gute theoretische Gründe dafür gibt. Was Miller dort macht ist m.E. weniger eine aufdeckende, als eine stützende Therapie, das ist an sich kein Problem, nur sieht sie sich ja eher als aufdeckend.
Meinen Hauptvorwirf habe ich ja schon geäußert, der besteht darin, dass eine aufdeckende Therapie immer ein autonomes Ich im Blick hat, das es aus eigener Kraft schaffen kann im Leben Fuß zu fassen, eigenverantwortlich zu leben und seine Probleme selbst zu lösen.
Was Miller macht ist m.E. oft eine Infantilisierung, indem man dem „Opfer“ sagt, wer die Schuldigen sind und es animiert ja nicht zu verzeihen und ihm suggeriert, es selbst könne zu all dem nichts.
Es ist zwar etwas kontrantuitiv, aber letzten Endes gut nachvollziehbar, dass die Integration des Täterpols bei psychodynamischen Ansätzen das ist was heilt und nicht eine Zementierung der Opferrolle.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ja, Esowatch und GWUP sind ja schön dabei, die Psychoanalyse von Freud, Jung und Adler zu kritisieren, dass das alles alte Kamellen sind, ist denen anscheinend egal.
Esowatch und GWUP sind Institutionen die ich nicht mal im Ansatz ernst nehmen kann.
Das sind in meinen Augen religiöse Fanatiker im Gewand von Atheisten, jedes Wort über sie betrachte ich inzwischen als eines zu viel.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ach ja, Elisabeth Loftus mit ihrer „False Memory Foundation“ (die tatsächlich nichts mit der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Erinnerungsfälschung zu tun hat, aber sie ist ja selbst Mitglied im CSICOP) darf dafür auch herhalten, obwohl ich mich frage, welche Relevanz das haben soll.
Es geht ja in analytischen Behandlungen nicht darum, ob die Erinnerungen richtig oder falsch sind, sondern, was es für ein Individuum bedeutet, zu denken und zu fühlen, dass etwas so gewesen ist.
Das sollte sich natürlich nicht zu weit von der gesellschaftlichen Normalität wegbewegen, aber das hatte Freud schon auf dem Schirm, die Äquidistanz zwischen Es, Über-ich und Realität.
Teh Asphyx hat geschrieben:Der Nachweis zu letzterem würde mich mal interessieren. Das hab ich jetzt schon öfter auch aus tibetisch-buddhistischen Ecken gehört, aber noch keine Quelle dazu erfahren. Mich würde vor allem interessieren, was genau sich da verändert (der Buddhist sagt ja dann nur, dass man einen erweiterten Altruismus entwickelt, aber das ist mir irgendwie zu schwammig).
Das Gehirn verändert sich, nachhaltig, wie man heute sagt.
Es tritt glaube ich auch eine höhere Aktivität von Gamma-Wellen auf, andere sagen, dass Delta-Wellen und Alpha- bzw. Beta-Wellen zusammen auftreten.
Puh, wer hat dazu gearbeitet., Tanja Singer glaube ich und bei Goleman in „Gespräche mit dem Dalai Lama“ gibt es da interessante Passagen, bei Wilber auch, schau mal bei 4. November nach:
http://psy.mymcomm.net/MED-DVD/%289%29% ... uch%29.pdf