laie hat geschrieben:"Geschichte" ist nicht einfach "Zeit vergeht" und nicht einfach "Evolution". Kein Tier ausser dem Menschen hat eine Geschichte meine ich. Ich kenne aber natürlich nicht die jüngsten Ergebnisse der Primatenforschung. Ich weiss aber um die Weitergabe nicht-genetisch vererbten Verhaltens (wie wasche ich eine Süsskartoffel, wie stecke ich Stöcke so zusammen, dass ich Bananen angeln kann, usw.). Das möchte ich "soziale Transmission" nennen. Aber eine Geschichte (und das heisst ja vor allem: die Fähigkeit zur Erfindung von Geschichte) haben diese Affen deshalb noch lange nicht. Konstruieren Affen eine Geschichte, die angeblich tausende Jahre zurückreicht und auf der ihr Sozialwesen beruht? Beruht ihr Zusammenleben wie das unsere auf geglaubter Gemeinsamkeit und wissen sie auch darum?
Betrachten wir doch mal den Fall, dass unsere Zivilisation zusammenbricht, das meiste Wissen um uns verloren geht. Qarum sollten wir dann keine Menschen mehr sein? Man ist auch Mensch, wenn man keine Ahnung von Geschichte hat. Die Informationen, die wir behalten sind ohnehin sehr oberflächlich und einseitig. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in Geschichte die Entdeckung Amerikas und das Wirken der Spanier behandelt habe, aber dafür alle Paar Jahre die Nazizeit wiederkäuen musste. Geschichte hängt von unserem Kulturkreis ab, manche glauben immer noch, dass die Erde flach ist und die Welt einige tausend Jahre alt, dieses "Wissen" geben sie weiter. Wir bekommen immer eine äußerst subjektive Sichtweise vermittelt, meist viel subjektiver als in irgendeinem anderen Fachgebiet. Was wir aus diesen Informationen machen hängt von unserer Interpretation ab, so wie bei jeder anderen, nicht in erster Linie von der Information selbst. Am ehesten kommt dem Menschen durch seine Fähigkeit, Informationen auf hohem Niveau zu interpretieren, eine Sonderstellung zu. Allerdings ist das nicht meine persönliche Haltung, man kann nämlich diese Fähigkeit nicht auf jeden homo sapiens sapiens übertragen, zum anderesn müsste man auch noch eine beliebige Grenze ziehen, ab wann eine Interpretation auf "hohem Niveau" ist. Der Mensch ist ein Tier, das seine Nische in seiner Intelligenz gefunden hat, Punkt.
webe hat geschrieben:Es ist eine positive Entwicklung, dass wir hochentwickelte Tiere sind. Nur fehlt uns der Freigang. Der Stallzwang macht uns krank. Dazu zählt auch die soziale Kälte, Religionsmacht und unsere Hingabe,Unterwerfung zur Gehorsamspflicht der Rudelführerdominanz.
Wir haben keinen Zwang, wir erlegen ihn uns auf. Ich muss nicht freundlich zu den Menschen sein, es empfiehlt sich nur. Wenn einem die Schranken nicht passen, dann muss man seine Lage analysieren. Was sind die Beweggründe, dass ich mich ihnen füge (denn genau das und Nichts anderes lässt dich diese Zwänge einhalten)? Es gibt kein festes Regelwerk, das man einhalten muss. Warum tun das aber so viele? Weil es ihnen als korrekt verkauft wurde, den Regeln zu folgen, das Brechen dieser Regeln nicht möglich sei. Nun, ich persönlich befolge (meistens) Regeln, aber um meiner Selbst willen. Ich bin Utilitarist und denke an meinen Vorteil, was auch meistens mit dem Einhalten von bestimmten Regeln einhergeht. Es ist wie im "Leviathan", man schließt im Idealfall selbst diese Unterwerfung in das Verhalten ein, um selbst Repressalien der eigenen Spezies nicht zu unterliegen. Wenn man diesen Grund in den gesellschaftlichen Normen erkennt, dann muss man sie auch nicht befolgen, man kann sich eine andere Gesellschaft suchen, eigene Regeln machen. Ich persönlich kann nicht von mir behaupten, dass ich allzu gehorsam bin, oder eine Rudelführerdominanz akzeptiere, die Religion hat auch keine Macht über mich.
webe hat geschrieben:Unser Ziel sollte eine gerchte Tierwelt sein, inder nicht eine Minderheit, sondern die Mehrheit bestimmt. Dazu gehört Zugang zur Bildung.
Es gibt keine Gerechtigkeit, dazu müsste es erstmal eine Verhältnismäßigkeit und eine gewisse Objektivität geben. Von vielen wurde und wird dieses Wort in den Mund genommen, sie haben alle gleichermaßen eine ebenbürtige Legitimation: gar keine. Die Mehrheit ist kein Garant für Objektivität noch für Verhältnismäßigkeit. Rechtsstaatliche Einschränkungen einer Demokratie gleichen diese Unfähigkeiten ein wenig aus. Ansonstebn würde es unter Umständen zu Phänomenen wie in den antiken Poleis der Griechen kommen: Wählen wir doch irgendeinen, den wir nicht mögen in die Verbannung, oder losen wir Ämter aus. Das kann nicht das Ziel sein. Der aristokratische Anteil (mit Aristokraten meine ich die ursprüngliche Bedeutung: Die Besten) gewährt eine gewisse Kontrolle durch kompetentere Leute als das gemeine Volk (theoretisch).
Die Bildungsreformen mögen noch so gut sein, aus einer Kartoffel kannst du keinen Experten für Politik, Kultur oder Wirtschaft machen, es wird immer Abgehängte geben.
Teh Asphyx hat geschrieben:stine hat geschrieben:Oder hat das Abitur auf dich verzichtet?
Geh sterben!
Ich will auch mal ausnahmsweise deeskalierend wirken. stine, Unterforderung ist nicht unüblich bei hochbegabten, es sei dahingestellt, ob Teh Asphyx unterfordert war. Teh Asphyx, mit solchen Reaktionen sprichst du nicht für dich und gibst ihr in gewisser Weise Recht. Ich will mich also dem Aufruf anschließen: