laie hat geschrieben:Welche Gründe für die ungleiche Weitergabe von Erbinformationen könnte es noch geben? Vielleicht ist B vom Blitz erschlagen worden, bevor er sich fortpflanzen konnte, A jedoch nicht; vielleicht starb das trächtige Weibchen, das B geschwängert hatte, an einer Krankheit; vielleicht war B einfach nicht nach dem Geschmack der paarungswilligen Weibchen. Es gibt jede Menge guter Gründe, warum A mehr Nachkommen als B hat. Nur: Für sich genommen können wir aus keinem dieser Gründe streng logisch ableiten, daß A mehr Nachkommen als B hat. Warum nicht? Alles was wir haben, ist der Genpool zum Zeitpunkt t und das gesicherte Wissen um die Veränderung im Genom eines Individuums. Wie die Welt zum Zeitpunkt des Generationenwechsels, also vor t, aussah, wissen wir in aller Regel nicht.
laie hat geschrieben:Darwin hat nun einfach alle Unwägbarkeiten des Lebens in einem Schlagwort zusammengefasst: Natural Selection, zu deutsch “natürliche Auslese” oder, was vielleicht treffender ist: “natürliche Zuchtwahl”. Denn die Zucht von domestizierten Tieren stand ihm Pate bei der Entwicklung seiner Evolutionstheorie. Die Kräfte der Natur als stiller, anonymer Züchter, der die Fruchtbarkeit begünstigt oder versiegen lässt, ohne das jeweilige Lebewesen anzusehen. Dawkins hat deshalb von einem blinden Uhrmacher gesprochen. Dürfen wir den obigen Schluss C in C’ umwandeln derart, daß gilt:
C’: “Wenn es natürliche Auslese gibt, dann A mehr Nachkommen als B?”
Offenbar ist auch dieser Schluß falsch, weil die natürliche Auslese ja blind, unintendiert, ohne das konkrete Lebewesen anzusehen wirkt. Die Natürliche Auslese wirkt wie ein blinder Uhrmacher.
laie hat geschrieben:Damit ist die Evolutionstheorie zur Wetterregel geworden: “Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist.” Warum soll jemand Gott als Urheber der Schöpfung gegen eine solche Theorie eintauschen? Doch es kommt noch schlimmer. Denn natürlich darf die scheinbar deterministische Gestalt dieses Schlusses nicht darüber hinwegtäuschen, daß sich hinter dem Begriff natürliche Auslese eine Vielzahl von Faktoren verbergen, die zum einen nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit auftreten und zum anderen nicht jedes Individuum gleichermaßen betreffen:
laie hat geschrieben:C’’’ “Es ist wahrscheinlich, daß ein oder mehrere Phänomene auftreten, die sich direkt auf die Anzahl der Nachkommen von A oder B auswirken können. Wenn solche Phänomene autreten, dann hat entweder A oder B mehr Nachkommen.”
Das ist nun überhaupt kein Schluß mehr. Daß diese Phänomene ohne Rekurs auf unpersönliche, teleologische Konzepte erklärbar sind, ist die eigentliche Leistung Darwins und seiner Nachfolger. Die Erklärungen der Evolutionstheorie sind keine Erklärung im strengen Sinn des Wortes, sondern haben den Status einer plausiblen kausalen Hypothese.
Darth Nefarius hat geschrieben:Eine plausible kausale Hypothese ist auch eine Erklärung, sie braucht aber keinen "Sinn" oder "Zweck".
laie hat geschrieben:Aufrichtigen Dank für den langen Kommentar. Du kommst letztenendes auf das gleiche Ergebnis: die biologische Evolutionstheorie liefert kausale Hypothesen. Diese Hypothesen sind zwar sehr plausibel und das Beste, was wir haben, aber es bleiben Hypothesen.
laie hat geschrieben:Aus diesen einleitenden Bemerkungen sollte deutlich werden, daß ich überhaupt nicht die Absicht hatte, den Darwinismus als gut begründete Orientierungs- oder Arbeitshypothese anzuzweifeln. Es ging mir rein um die logische Struktur seiner Architektur. Du hast mir gezeigt, daß ich so falsch vermutlich nicht lag.
stine hat geschrieben:Wieso ist eine Mischung aus australischem Schwarzspitzenhai und gewöhnlichem Schwarzspitzenhai Evolution? Das ist wie Hundezucht, oder? Was kann ich dabei nicht erkennen?
Thunfisch und Hai wäre für mich ein sensationelleres Phänomen, da die Fortpflanzungstechnik hier ganz anders funktioniert.
Darth Nefarius hat geschrieben:Wenn sie fertile Nachkommen zegen, die keinen Nachteil, sondern einen Vorteil gegenüber NIchtmischlingen haben, dann werden sie sich durchsetzten.
... daß ich jetzt noch nicht von einem Vorteil sprechen kann, solange ich nicht das Ergebnis abgewartet hab. Ich kann nur im Zurück bestimmten Phänomenen einen selektiven Vorteil zuschreiben.
mat-in hat geschrieben:Wo siehst du da eine "umgekehrte Herangehensweise"? Das nicht Darwin selbst 150 Jahre Zeit hatte seine Ideen bis ins kleinste zu untermauern, sondern das es nach und nach (unter anpassung und berichtigung der ursprünglichen Idee) geschehen ist?
mat-in hat geschrieben:Wenn ich aus Beobachtungen die Theorie aufstelle, daß gleich schwere Körper im Vakuum gleich schnell fallen und das durch ein Experiment überprüfe ist doch da nichts "rückwärts"?
mat-in hat geschrieben:Wenn ich die Theorie aufstelle, daß Nachkommen die sich mehr reproduzieren dadurch das sie sich mehr reproduzieren (sic!) sich auf Dauer in einer Population durchsetzen und das dann im Experiment mache, dann ist da auch nichts "rückwärts"!
mat-in hat geschrieben:Wer sich dann hinsetzt und aus irgend welchen heutigen Merkmalen eine zukünftige Fitness ableitet verläßt das Terrain der Wissenschaft.
laie hat geschrieben:Natürlich kann ich unter Laborbedingungen das Erbmaterial meiner Labormäuse so lange manipulieren, bis die eine Gruppe fruchtbare Nachkommen hat, während die Nachkommen der anderen Gruppe steril sind. Die Natur ist aber kein Labor. ....... . Im Labor kann gezeigt werden, dass dieser Weg in vitro möglich ist. Da operiere ich aber nicht mehr mit der Natürlichen Auslese, sondern mit den Versuchsprotokollen eines Genetikers.
Woher nimmst du diesen Begriff "jetzige Fitness"?laie hat geschrieben:Es geht[..] darum, von der jetztigen Fitness auf Ausgangsbedingungen zurückzuschließen, aus denen dann wiederum die Fitness abgeleitet werden kann
mat-in hat geschrieben:Auch Hundezucht ist Evolution! (siehe o.g. Seite: Mikroevolution)
stine hat geschrieben:mat-in hat geschrieben:Auch Hundezucht ist Evolution! (siehe o.g. Seite: Mikroevolution)
Hunde sind Hunde. Ein Boxer ist genauso ein Hund wie ein Pinscher und deswegen auch miteinander kreuzbar.
Eine Hundekatze wird es nicht geben.
Ganz genau! Und zwar in allen Biologischen Vorgängen, so wie auch im größten Teil der Physik. Unsere Welt ist nicht absolut (wobei man so ab 10^-20 davon sprechen darf). Wo ist jetzt das Problem?laie hat geschrieben:Was wir in der Biologie haben, sind Wahrscheinlichkeitsaussagen.
So wie ich es verstehe ist es die Veränderung innerhalb der selben Art. Evolution ist aber die Entstehung der Arten selbst, wie das beim Muli oder Maultier der Fall ist. Beide Arten (oder ist es eine?) sind aber selbst nicht fortpflanzungsfähig, würden also aussterben, wenn Mensch nicht nachhilft.mat-in hat geschrieben:Bitte schau Mikroevolution mal nach,
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