Lumen hat geschrieben:Die Diskussion möchte ich hier ansetzen: ich stelle mir die Frage, ob eine "Legislaturperiode der Bildung und Forschung", entsprechend programmatisch und finanziell augestattet, nicht eine positive Wirkung auf unsere Gesellschaft haben könnte.
Vollbreit hat geschrieben:Sie hätte auch noch das Zeug einen kollektiven Mythos zu bilden, bei dem sich Leute für etwas versammeln können, was prinzipiell grenzüberschreitend ist und was prima medial aufbereitet werden kann. Emotionale Bilder von den letzten Eisbären, genauso wie eine matrialische Stimmung, der Kampf gegen den Klimawandel oder sonst etwas.
Da könnte man wirklich was draus machen und es wäre in jedem Fall für einen guten Zewck.
Celtic hat geschrieben:Was sich diesbezüglich in der Forschung und an den Universitäten abspielt, kann ich schlecht einschätzen. Da habe ich keinen Einblick, ob heute ein anderer Zeitgeist herrscht als zu Beginn des Jahrtausends oder in den 1980er Jahren.
Lumen hat geschrieben:Ich glaube übrigens nicht, dass der Zeitgeist derzeit wirklich wissenschaftlich geprägt ist. Eher ist es so, dass Wissen durch das Internet einfach (und jederzeit) verfügbar geworden ist, aber eben auch "nur" praktisch genutzt wird, als sei es Küchenpapier. Es müsste eher dahin gehen, dass "Denken gelernt" wird, und dann das Wissen als Daten genutzt wird, aber eben auch erweitert, weitergedacht, werden kann. Letztlich müsste es "cool" sein bei Jugend forscht mitzumachen.
Lumen hat geschrieben:Es müsste ein paar mehr Wissenschaftler-Promis geben, so wie auch in den USA und England, die auch Gehör finden (Dawkins, als Beispiel, wird regelmäßig z.B. im Guardian publiziert). Allgemein müsste es tatsächlich ein Anliegen der Politik sein, Bildung deutlich nach vorn zu bringen, da gibt es soweit ich weiss bekannte und auch wenig umstrittene Baustellen, wo Politiker evtl. statt Unterschiede zu pflegen sich mal auf Gemeinsamkeiten verständigen könnten.
Lumen hat geschrieben:Ein Beispiel wäre die Schüler-Lehrer Ratio auf deutlich unter 30:1 zu bringen, und das auch durchzuziehen (ist auch hübsch messbar). Bei den Unis gibts diverses Chaos. Vielleicht muss man auch den Förderalismus-Gedanken bei Bildung überdenken (Bildung ist derzeit Ländersache). Hauptsächlich käme es mir aber mal auf eine Signalwirkung an, wie sie auch in der Energiepolitik gewirkt hat.
Lumen hat geschrieben:Es müsste eher dahin gehen, dass "Denken gelernt" wird, und dann das Wissen als Daten genutzt wird, aber eben auch erweitert, weitergedacht, werden kann. Letztlich müsste es "cool" sein bei Jugend forscht mitzumachen. Es müsste ein paar mehr Wissenschaftler-Promis geben, so wie auch in den USA und England, die auch Gehör finden (Dawkins, als Beispiel, wird regelmäßig z.B. im Guardian publiziert).
Das sind nette Ansätze, aber mit Signalen und Akzenten kommt man langfristig nicht weit, außer es wäre ein europaweiter Beschluss zur Bildungsinitiative, die Schulen und Unis viele Investitionen bereitstellt. Zumindest sind wir uns einig, dass die Politik den ertsen Schritt tun muss.Lumen hat geschrieben: Allgemein müsste es tatsächlich ein Anliegen der Politik sein, Bildung deutlich nach vorn zu bringen,(...)Vielleicht muss man auch den Förderalismus-Gedanken bei Bildung überdenken (Bildung ist derzeit Ländersache). Hauptsächlich käme es mir aber mal auf eine Signalwirkung an, wie sie auch in der Energiepolitik gewirkt hat.
Vollbreit hat geschrieben:Dennoch, das wissenschaftliche Denken – freies, reflexives, halbwegs autonomes, mit dem Blick auf die Verantwortung auch für andere, idealerweise – wäre der Bereiche der gefördert werden müsste und ich glaub auch, es muss cool sein, viel zu wissen und man kann das ja richtig spannend aufbereiten.
Zappa hat geschrieben:- Tiefseeforschung: Globales, spannendes Thema mit relativ hohem technischen Aufwand. Mögliches Ziel: Erforschung von xy% der Tiefsee bis zum Jahr 2030.
- Teilchenphysik: Da läuft ja schon einiges, die Physiker sind sehr gut vernetzt und eine ordentliche pressure group
- Erneuerbare Energie: Das Thema liegt ja auf dem Silbertablett. Ziel z.B. Etablierung eines Europaweiten Netzes erneuerbarer Energien inkl. der entsprechenden Speichertechnologien um 80% des Energieaufkommens bis zum Jahre 2025 zu erzeugen.
- Globale Kartierung aller terrestrischen Tier- und Pflanzenarten bis xy
Darth Nefarius hat geschrieben: Also, die Themen müssen schon wirtschaftlich gewinnbringend sein, damit sich jemand dafür interessiert.
Darth Nefarius hat geschrieben:Damit etwas "cool" ist, sollte es möglichst wenig anstrengend sein. Bildung und das Denken sind der Inbegriff von Anstrengung.
Darth Nefarius hat geschrieben:Das war eine ausführliche Einleitung. Die Intention begrüße ich, wenngleich ich die Realität im Blick habe. Gerade werden die Mittel für meine Uni trotz Vereinbarungen mit der Politik zusammengestrichen, obwohl das Gegenteil nötig wäre. Politiker und die Gesellschaft hält nichts von langfristigen Unternehmen und Projekten oder von der Konzentration auf mehr als einen Bereich. Das große Thema dieser Zeitspanne ist die Wirtschaft(-skrise) und der Kapitalismus, für mehr gibt es kaum Platz und darunter wird gerade die Innovation leiden.
Zappa hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben: Also, die Themen müssen schon wirtschaftlich gewinnbringend sein, damit sich jemand dafür interessiert.
Quatsch!
Vollbreit hat geschrieben:Ich hatte dabei so etwas wie DSDS im Hinterkopf. Da sind die überwiegend jungen Teilnehmer ja auch bereit viel Disziplin aufzubringen um „Superstar“ (oder das, was dafür gehalten wird) zu werden.
Vollbreit hat geschrieben:Und in der Tat haben die MINT Fächer ein Imageproblem.
„Kariertes Hemd und Samenstau, der Mann studiert Maschinenbau“, so richtig sexy kommt das nicht rüber. Man versucht bereits darauf zu reagieren, um mehr Frauen zu gewinnen und andere Assoziationen in die Köpfe zu kriegen als Männer mit schwerem Gerät, bei denen es irgendwie laut und dreckig ist und nach Schweiß riecht, oder eben irgendwo im Keller unter Neonlicht 30 Jahre lang Petrischalen aus Pipetten zu befüllen.
Vollbreit hat geschrieben:Wenn das aber die Typen sind, die am Projekt Weltrettung basteln, sieht das schon besser aus.
Wenn man das personalisiert und femininer zu gestalten versucht usw. noch besser.
Gandalf hat geschrieben:Es bildet scih bereits eine 'Gegenkultur'. Eine, die sich an den Individuen und nicht an den Interessen von Staat und Gesellschaft ausrichtet. Ausgangspunkt wieder mal die USA: Crowdfunding
http://www.kickstarter.com/
Bin mal gespannt, wann die ersten "Schwarmfinanzierer" hier bei uns auftauchen.
Darth Nefarius hat geschrieben:Das Imageproblem ist nicht das wirkliche Problem. Man kann schlichtweg bestimmte Dinge nicht "cool"-reden.
Darth Nefarius hat geschrieben:Das Imageproblem ist nicht das wirkliche Problem. Man kann schlichtweg bestimmte Dinge nicht "cool"-reden. Für Maschinen oder Petrischalen muss man eben eine Begeisterung verspühren, ansonsten bringt das nichts und entsprechende Kampanien würden der Wissenschaft eher in ihrem Ruf und in ihrer Qualität schaden.
Lumen hat geschrieben:Es geht nicht darum eine Tätigkeit selbst "cool" darzustellen, sondern die Akzeptanz zu verbessern. Es ist ein Unterschied, ob Ingenieure und Wissenschaftler wie Tony Stark und Robert Bruce Banner ("Iron Man" und "Hulk") rüberkommen, oder wie Howard Wolowitz und Sheldon Cooper.
Lumen hat geschrieben:Das Image von Maschinenbauern, ist eins der Vorurteile, die absolut stimmen.
Vollbreit hat geschrieben:Und ich stimme Dir zu, Geld ist ein wesentlicher Faktor, für die Forschung selbst inzwischen der Faktor Nummer 1, aber für die Rekrutierung des Nachwuchses nicht. Da spielen Image und soziales Ansehen eine bedeutende Rolle und viele achten auch auf einen angemessenen Ausgleich von Bezahlung, Freizeit, Familie, Prestige.
Vollbreit hat geschrieben:Biologie ist immer schon die Ausnahme gewesen, ansonsten hat sich die Lage zwar leicht verbessert, aber Frauen sind stark unterrepräsentiert.
Darth Nefarius hat geschrieben:Sie sind eher wie der sowjetische Teilchenphysiker, der jetzt im Land der unbegrentzten Möglichkeiten die Böden schrubbt und in dem Physikerquiz als einziger die Antwort weiß.
Darth Nefarius hat geschrieben:Dass viele Frauen studieren trifft meinem Eindruck nach nicht nur auf Biologie zu. Gewiss ist das das Paradebeispiel, aber trotzdem denke ich, dass das wirkliche Problem der Weg nach dem Abschluss ist. Manche werden wohl ihre biologische Uhr ticken hören und eher eine Familie gründen wollen. Das ist vielleicht keine emanzipierte Sicht, aber nunmal nicht zu leugnen. Ich sehe nunmal nicht so viele weibliche Professoren oder Doktoranden wie männliche, obwohl die Männer seinerzeit gewiss in der Unterzahl beim Studium waren.
Nanna hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Sie sind eher wie der sowjetische Teilchenphysiker, der jetzt im Land der unbegrentzten Möglichkeiten die Böden schrubbt und in dem Physikerquiz als einziger die Antwort weiß.
-.-
Nanna hat geschrieben:Wenn dich genaue Zahlen interessieren, schau dich mal hier um: http://www.gesis.org/cews/informationsa ... ionvirtual
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