Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon webe » Di 7. Aug 2012, 16:02

Gibt es eine ernstzunehmende Rolle für ein uneiniges und ohne Euro vor sich hin dämmerndes Europa in der Weltspitze?
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon Gandalf » Di 7. Aug 2012, 16:08

webe hat geschrieben:..würde man die Reichen entsprechend besteuern, dann könnte man den Euro damit gut stabilisieren!


.. und wenn meine Oma Räder hätt, dann...

Was verstehst Du denn bitte unter "reich", bzw. wo glaubts Du das der ganze Reichtum in welcher Form "herumliegt", an den Du ran willst?

webe hat geschrieben:Es darf nicht sein, das reiche Schichten immer wohlhabender werden im Gegensatz zur Mittel- und Unterschicht!


ja gut, aber warum hat dann ausgerechtnet unter "rot-grün" die Anzal der Millionäre in D überproportional zugenommen, bowohl sie doch angetreten waren das zu tun, was Dich offenbar umtreibt? Könnte es sein das es an den "möchtegern- Reichtumsverteilern" selbst liegt, das diejenigen die für ihr Einkommen arbeiten müssen (und Steuern zahlen) immer weniger haben, währen die "Nicht-Leister" (sei es nun einer der rein von Zinsen lebt oder H4) auch denn etwas bekommen, wenn sie nichts tun?

webe hat geschrieben:Gibt es eine ernstzunehmende Rolle für ein uneiniges und ohne Euro vor sich hin dämmerndes Europa in der Weltspitze?


ja, ein friedliches, dezentral aufgestelltes Europa der unterschiedlichen Völker, das für niemand auf der Welt eine Bedrohung darstellt.
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon Gandalf » Di 7. Aug 2012, 16:28

webe hat geschrieben:
Ich fühle mich nicht als Deutsch, sondern als ein Europäer und ich denke an die Zukunft Europa.


ja genau das ist es was uns die anderen Völker gegenwärtig vorwerfen: Wir Deutsche würden unter vorgeblichen Leugnung unserer Interessen und dem Deckmantel des "generösen Europäers" die anderen Völker für unsere Zwecke vereinnahmen wollen.

(Die Worte würden imho z.B. einem Franzosen oder Griechen niemals über die Lippen kommen)



webe hat geschrieben:Weg vom Sparschweindenken, hin zur Stabiliesierung der Euro-Währung!


-lol-
Gelddrucken (tatsächlich handelt es sich ja um eine Geldfälschung) hat noch nie eine Währung stabililsiert. Genausowenig, wie man die Gesetze der Schwerkraft durch "weg-wünschen" aushebelt. Nur wenn Du was gespart hast, kannst Du auch investieren. Alles andere ist ein (Geld-)Betrug um sich in die eigene Tasche zu lügen. Was Du forderts, ist die Milch zu trinken von der Kuh, die Du schlachten möchtest um ihr Fleisch zu verteilen.

Genau daran - am "Traum vom Schlaraffenland, der von Sozialisten regelmäßig als Realität vorausgesetzt wird"- wird Europa scheitern, - genauso wie die UdSSR gescheitert ist.

Allerdings gibt es Unterschiede: Tatsächlich sparen müssten ja nur die Politiker und Regierungen, die den Wohlfahrtsstaat versprechen und nicht diejenigen, die Wohlstand tatsächlich erschaffen können (wenn man sie lässt). Dann würde sich der Euro tatsächlich stabilisieren und die Menschen in Europa hätten wieder mehr vertrauen zueinander.
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon webe » Di 7. Aug 2012, 19:24

Die Konservativen und die Wirtschaftsliberalen haben ebenso einige Staaten zugrunde regiert: Siehe Spanien,Italien unsw..

Die Union und die FDP haben immer noch nicht begriffen, dass bei der Hose der Reissverschluss vorne ist: Diese Parteien haben die Staatsverschuldung ebenso gefördert wie die Oberschicht.
Den Binnenmarkt und den Mittelstand grob geschädigt. Bei der SPD ist das Manko, dass sie zu gleichen Teilen links und mittes sein will, so wie die Grünen gerne FDP und SPD, also Zwitterparteien: Hier kommt dann die Zielrichtung ins schleudern.

Somit hat Deutschland keine Goldmedallie mit seinen Bundestagparteien errungen, ebenso die EU mit ihrer Politik.
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon webe » Mi 8. Aug 2012, 12:52

Griechenland hat durch die zögerliche Hilfsmassenhaltung noch mehr finanzielle Schwierigkeiten. Noch mehr soziale Einsparungen kann dieser Staat nicht mehr durchführen.

Wir bräuchten dringend europäische Ratingagenturen; und dann müsste man mal die USA einstufen.
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon stine » Mi 8. Aug 2012, 13:04

Die finanziellen Schwierigkeiten in Griechenland basieren auf einem Beamtenstaat, den sich kein Land über längere Zeit leisten kann. Und: Derzeit kaufen reiche Griechen in Deutschland sämtliche Immobilien auf. Wie konnte das passieren, @webe?

Gandalf hat geschrieben:Was Du forderst, ist die Milch zu trinken von der Kuh, die Du schlachten möchtest um ihr Fleisch zu verteilen.
Das ist eine gute Metapher für die Denkweise sozialistischer Genossen.

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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon webe » Mi 8. Aug 2012, 16:07

stine:

Trinken wir nicht alle die Milch von Tieren, die wir später metzgern? Das ist der Widerspruch des Kapitalismuses, der insgeheim nur sich, einen kleinen Kreis, bereichert und beruhigende Flosken für die Mehrheit ausstreut, sowie die Religion.

Hättest du Angst vor einem demokratischen Sozialismus in Europa mit einer sozialen Marktwirtschaft?
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon Lumen » Mi 8. Aug 2012, 20:53

Ein interessanter Text (PDF) zur gegenwärtigen Krise. Ich kenne mich zuwenig mit der Materie aus, daher keine Beurteilung von mir. Der Verlag aus dem das stanmt, gehört zur FAZ Gruppe.

http://www.derneuekaemmerer.de/file_dow ... saster.pdf

Der Tenor ist, wenn ich das richtig verstanden habe, dass mit der Vereinheitlichung der Euro-Zone in Südländern billiger als üblich Geld geliehen werden konnte, was aber nicht durch Wirtschaftsleistung gedeckt war. Mit dem Geld konnte dann auf Pump investiert werden, was aber zuwenig für die Steigerung der Produktivität genutzt wurde. Sowohl Regierungen, Wirtschaft als auch Privatleute haben mitgemacht. Die Summen wurden entweder konsumiert oder das Geld floss in den Norden in Form von Investitionen. Also haben ausländische Investoren hier investiert, statt vor Ort. Die Deutschen bezahlen die Rechnung damit in Mehrfacher hinsicht. Target2 und Co. werden auch erklärt, vielleicht kann mal jemand reingucken und eine Einschätzung abgeben.

Der Vollstandigkeit halber eine Gegenmeinung zu Target2 vom Handelsblatt, die Sinn's Darstellung teilweise widerspricht. Wer soll da insgesamt durchsteigen, wenn es Leute nicht tun, die sich hauptberuflich damit befassen. Immerhin scheint der Tenor ähnlich zu lauten, mangelnde Wettbewerbsfähigkeit in PIGS Staaten bei gleichzeitigem Abfluss von Kapital hin in die Nordländer.

http://blog.handelsblatt.com/handelsblo ... dite-sind/
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon webe » Mi 8. Aug 2012, 22:13

Die deutsche Wirtschaft hat endlich erkannt, dass Europa den Euro braucht und nicht solche Scharfmacher wie Grossmaul Söder-sollte man sagen dürfen- und verlangen von den Politikern Zurückhaltung.
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon stine » Do 9. Aug 2012, 08:28

webe hat geschrieben:Hättest du Angst vor einem demokratischen Sozialismus in Europa mit einer sozialen Marktwirtschaft?
Wir hatten eine soziale Marktwirtschaft, aber die ist einseitig verrutscht und nun kann sie sich niemand mehr leisten.
Die Wirtschaft ankurbeln über die Privatisierung wichtiger Einrichtungen war ein Fehlschlag und das Versteuern von Spekulationen, anstatt deren Abschaffung, treibt die Preise noch mehr.

Ein Austritt der südlichen Länder aus dem Euro schadet doch nicht der Europäischen Union, sondern höchstens der gemeinsamen Währung und das auch nur, weil es wieder Wechselkurse gibt.
Übrigens ist die gemeinsame Währung an den Urlaubsorten gar nicht so beliebt, weil die Urlauber weniger ausgeben und es praktisch keine Restbestände der Urlaubswährung mehr gibt, die man kurz vor der Grenze noch schnell in Süßigkeiten und unnützes Spielzeug für die Kinder tauscht.

Ich finde die Hatz auf Deutsches Geld, wie sie derzeit von Griechenland und Italien verübt wird, schlichtweg zum :kotz:

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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon provinzler » Do 9. Aug 2012, 13:36

webe hat geschrieben:Italien muss für seine Darlehen ein vielzuhoher Zinssatz begleichen. Die Privatspekulanten verdienen sich an der Eurokrise satt.


Darf ich fragen, wie du zu dieser Einschätzung kommst? Historisch gesehen ist das Zinsniveau absurd niedrig. Die Realrenditen sind schon vor Steuern negativ. Nach den derzeitigen CDS-Kursen beträgt die implizite Ausfallwahrscheinlichkeits Italiens aktuell 6,3% p.a. D.h. bei 7% Zinsen (wie zuletzt auf 10-Jahresanleihen des öfteren beklagt) beträgt die Renditeerwartung für Investoren nur 0,7% p.a. bei einer Inflation, die im selben Zeitraum hochwahrscheinlich deutlich höher liegen wird. Selbst das EZB-Ziel von 2% ist schon beinahe dreimal so hoch.
Die Zinsen sind auf historischen Tiefstständen. Vor grad mal 20 Jahren hat Deutschland noch 7% und mehr bezahlt. Sind vielleicht nicht die Zinsen zu hoch, sondern schlicht und ergreifend die Schulden?

webe hat geschrieben:Es darf nicht sein, das reiche Schichten immer wohlhabender werden im Gegensatz zur Mittel- und Unterschicht!

Was nicht der Fall ist. Soweit ich bisher Daten zu Gesicht gekriegt habe, schwankt sowohl die Verteilung der Einkommen als auch der Vermögen seit Jahrzehnten in vergleichsweise geringem Maße um stabile Mittelwerte.(Wenn man die Bevölkerung in Dezile unterteilt).

webe hat geschrieben:Die Union und die FDP haben immer noch nicht begriffen, dass bei der Hose der Reissverschluss vorne ist: Diese Parteien haben die Staatsverschuldung ebenso gefördert wie die Oberschicht.
Den Binnenmarkt und den Mittelstand grob geschädigt.

Kein Widerspruch an dieser Stelle. Überbordende Bürokratievorschriften, Auflagen etc. benachteiligen kleinere und mittlere Betriebe massiv gegenüber Großkonzernen.

webe hat geschrieben:Wir bräuchten dringend europäische Ratingagenturen; und dann müsste man mal die USA einstufen.


Alles bloß keine politische Ratingagentur. Geht viel einfacher. Schlicht und ergreifend institutionellen Anlegern(Pensionskassen, Versicherern) nicht mehr vorzuschreiben blind einem Rating folgen zu müssen statt eigene Expertise einzubringen. Zusätzliche Lizenzen für privat betriebene Ratingagenturen vergeben, den Rest erledigt der Wettbewerb.

webe hat geschrieben:Der Vollstandigkeit halber eine Gegenmeinung zu Target2 vom Handelsblatt, die Sinn's Darstellung teilweise widerspricht. Wer soll da insgesamt durchsteigen, wenn es Leute nicht tun, die sich hauptberuflich damit befassen. Immerhin scheint der Tenor ähnlich zu lauten, mangelnde Wettbewerbsfähigkeit in PIGS Staaten bei gleichzeitigem Abfluss von Kapital hin in die Nordländer.


Letztlich wird Sinn doch wieder bestätigt. Wie man das ganze nun juristisch nennt, ist doch egal, entscheidend ist die ökonomische Wirkungsweise des Mechanismus und die ist die eines gebündelten, nicht fälligstellbaren, nicht verzinsten und in der Höhe vom Schuldner festgelegten Kredits.

webe hat geschrieben:Die Wirtschaft ankurbeln über die Privatisierung wichtiger Einrichtungen war ein Fehlschlag und das Versteuern von Spekulationen, anstatt deren Abschaffung, treibt die Preise noch mehr.


Stimmt, dann würden wir statt der Flatrate immer noch pro Minute zahlen und E-Mails wären wegen Untergrabung des Briefmonopols verboten.
Kleine Zwischenfrage: Was genau ist für dich eigentlich Spekulation und ab welchem Punkt (welche Produkte) gehört sie aus deiner Sicht verboten?
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon webe » Do 9. Aug 2012, 15:31

Hohe Zinsen an den Anleihemärkten erwirken Panik und somit erfolgt bei den Schuldenstaaten kein ntürlicher Weg in Richtung Sparkurs: Damit wird jeder Sanierungserfolg abgewürgt. Die Staatsanleihen von Italien und Spanien passieren auf einem explosivartigen Zinssatz und kann den Bankrott für Beide bedeuten; dadurch droht der Eurozonen-Verfall als Nebeneffekt.Mancher Ökonom lehnen daher die hohe Bezinsung der Fundamentaldaten für untragbar ab und rufen vereinzelnt nach der Notenbank. Diese soll die Schuldnerländer von den Anleihemärkte lösen

Dann gibt es aber wieder Politiker und Wirtschaftsweise die in der Situation der Krisenländer etwas nützliches erkennen wollen und daher es ablehnen das die Zentralbank in grossen Mengen die Anleihen der Schuldnerländer aufkauft und somit den Zinssatz senkt, aber dafür den Anreiz für Reformeifer abtötet, und daher den Druck wegnimmt. Doch dies wäre keine weitsichtige Handlung!
Radikalkuren würgen das Wachstum ab und sind verantwortlich für eine , meistens jedenfalls, für eine Verschleppung des Konsolidierungserfolg: Enorme Kosten für Sozial- und Politik allgemein entstehen, das führt dazu, dass die Haushaltslage sich verschlechtert und ein Teufelskreis entsteht. Denke an Griechenland.
Ohne Druck hatten sich damals Irland und Dänemark für den Euro saniert!
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon provinzler » Do 9. Aug 2012, 17:13

webe hat geschrieben:Hohe Zinsen an den Anleihemärkten erwirken Panik

Oder ist es vielleicht umgekehrt? Panik sorgt für niedrige Anleihenkursen(=hohe Zinsen). Was war zuerst da? Henne oder Ei?

Das eigentliche Problem sind aus meiner Sicht nicht die vergleichsweise normalen Zinsen von heute, sondern die viel zu niedrigen Zinsen der letzten anderthalb Dekaden, die das Aufblähen der Verschuldung von Staats- und speziell in Spanien der Privathaushalte massiv begünstigte.
Diese niedrigen Zinsen wurden durch eine ganze Reihe von Faktoren begünstigt, und z.T. auch künstlich herbeigeführt. Die Zinsen sind in diesen Ländern deshalb gestiegen, weil die Nachfrage nach den Anleihen gesunken ist. Ist meine Oma jetzt ein Spekulant, weil sie griechische/italienische Staatsanleihen für zu riskant hält, und damit die Nachfrage für diese Instrumente schwächt? Bin ich ein Spekulant, weil ich mein Geld vorzugsweise in andren Instrumenten anlegen als in südeuropäischen Staatsanleihen?


webe hat geschrieben:und somit erfolgt bei den Schuldenstaaten kein ntürlicher Weg in Richtung Soparkurs: Damit wird jeder Sanierungserfolg abgewürgt. Die Staatsanleihen von Italien und Spanien passieren auf einem explosivartigen Zinssatz und kann den Bankrott für Beide bedeuten; dadurch droht der Eurozonen-Verfall als Nebeneffekt.Mancher Ökonom lehnen daher die hohe Bezinsung der Fundamentaldaten für untragbar ab und rufen vereinzelnt nach der Notenbank. Diese soll die Schuldnerländer von den Anleihemärkte lösen

In erster Linie wünschen eine solche Politik der EZB diejenigen Banken und Versicherer, die um ihre dort angelegten Gelder bangen, und dafür gerne einen Blankoscheck der deutschen Bundesregierung hätten. Italien und Spanien haben verschiedene Probleme. Spanien hat ein Wettbewerbsproblem und muss seine Leistung in den Griff kriegen bevor sich irgendwas bessert (wie Griechenland). Das geht nur über eine Abwertung. Da eine Währungsabwertung in einer Währungsunion nicht möglich ist, muss sie real erfolgen (also Löhne, Preise etc. im Verhältnis runter). Bei Griechenland ist die Diskrepanz so groß, dass ich eine reale Anpassung für nicht ohne massive soziale Konsequenzen hin für möglich halte. Bei Spanien wär das noch drin, Portugal evtl. auch.
Italien hingegen hat in erster Linie ein Problem mit dem Staatshaushalt. Das lässt sich über einen kontrollierten Default mit anschließer Haushaltsdisziplin relativ schmerzlos darstellen (außer für die deutschen Lebensversicherten in deren Policen diese Anleihen stecken)
Das gleiche wie für Italien gilt in ähnlicher Form für Irland, das mit Spanien allerdings noch das Problem der geplatzten Immoblase teilt, in deren Aufarbeitung allerdings schon ein paar gewaltige Schritte weiter ist.
Die Zinsen auf Staatsanleihen insgesamt sind aber z.Z. wenn überhaupt dann ökonomisch zu niedrig. Ein Preis ist nicht falsch, nur weil er politisch nicht erwünscht ist.
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon webe » Do 9. Aug 2012, 19:17

Eine gemeinsame Staatsschuldenhaftung in der Eurozone löst eventuell nicht das Problem und am Investorenstreik in Richtung Südstaaten wird sich nur eine Änderung ergeben, wenn Führungsstärke von den nationalen Regierungen gezeigt wird. Mancher Wirtschaftsberater schlägt sogar die DM-Einführung als Nebenwährung vor. Es liegen zur Rettung des Euro eine Vielfalt von Ideen da.
Fakt ist und bleibt, Europa darf nicht auseinander fallen, vielleicht wäre es besser, wenn jene angeschlagene Länder wieder zu einer Nebenwährung sich ausrichten würden. Dies sehe ich so sinnvoller, als die DM-Einführung.
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon provinzler » Do 9. Aug 2012, 19:54

webe hat geschrieben:Eine gemeinsame Staatsschuldenhaftung in der Eurozone löst eventuell nicht das Problem und am Investorenstreik in Richtung Südstaaten wird sich nur eine Änderung ergeben, wenn Führungsstärke von den nationalen Regierungen gezeigt wird. Mancher Wirtschaftsberater schlägt sogar die DM-Einführung als Nebenwährung vor. Es liegen zur Rettung des Euro eine Vielfalt von Ideen da.

Konkrete Frage: Legst du dein Geld aktuell in Staatsanleihen von Italien, Spanien, Griechenland, Portugal oder Zypern an? Wenn nein, warum nicht? Wenn nein, warum beteiligst du dich am Investorenstreik?

webe hat geschrieben:Fakt ist und bleibt, Europa darf nicht auseinander fallen, vielleicht wäre es besser, wenn jene angeschlagene Länder wieder zu einer Nebenwährung sich ausrichten würden. Dies sehe ich so sinnvoller, als die DM-Einführung.

Und das muss es auch nicht. "Europa", das ja meistens fälschlicherweise als Synonym für die EU gebraucht wird, bestand schon vor Einführung des Euro und es gibt seit jeher Staaten, die nicht Mitglied im Euro sind. Auch so unterentwickelte CEE-Emerging Markets wie UK, Finnland oder Dänemark, mit denen wir natürlich aus diesem Grund ebenso wie mit Nicht-EU-Mitgliedern wie der SChweiz oder Norwegen in andauernde militärische Auseinandersetzungen verwickelt sind...
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon stine » Do 9. Aug 2012, 19:54

provinzler hat geschrieben:Stimmt, dann würden wir statt der Flatrate immer noch pro Minute zahlen und E-Mails wären wegen Untergrabung des Briefmonopols verboten.
Wir würden dann für all unseren elektronischen Schnickschnack mehr bezahlen, ja, das ist richtig. Wir würden aber auf der anderen Seite nicht unsere Arbeitsplätze nach Fernost verheizen müssen.

provinzler hat geschrieben:Kleine Zwischenfrage: Was genau ist für dich eigentlich Spekulation und ab welchem Punkt (welche Produkte) gehört sie aus deiner Sicht verboten?
Spekulationen mit Nahrungsmitteln und Energie sind Preistreiber für die Industrie und letztlich für den Endverbraucher. Ebenso sträflich ist das Verdienen mit Fonds. Der Inhalt des Depots ist egal, es zählt nur noch die Rendite. Wenn dabei ganze Firmen bankrott gehen, weil sie nur noch die Großaktionäre befriedigen müssen, dann ist das gleichzusetzen mit gezielter Vernichtung des Standortes Deutschland. Produktvsionen gibt es längst nicht mehr. Es gibt nur noch Kostenersparnis über Personalabbau. Siemens zB entsorgt für seine Aktionäre ganze Geschäftsbereiche und ist mit der Entsorgung längst noch nicht am Ende.

Übrigens sind inzwischen schon einige Firmen und Hotels pleite gegangen, weil sie aufgrund ihrer Werbedumpingpreise in den Konkurs getrieben wurden. Dass wir uns freuen, wenn die Konkurrenz das Geschäft belebt ist eine Sache, dass man aber einen bestimmten Grundpreis als Verbraucher einfach tragen muss, das ist eine andere Sache. Geschenkt bekommt man nun mal nichts, alles kostet was und wenn es am Ende unsere Arbeitsplätze und unsere innere Sicherheit sind.

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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon provinzler » Do 9. Aug 2012, 20:27

Ich hatte es fast befürchtet...
Also mal einen kurzen Crashkurs durch den Sinn und Unsinn einer Handvoll Finanzprodukte...


stine hat geschrieben:Spekulationen mit Nahrungsmitteln und Energie sind Preistreiber für die Industrie und letztlich für den Endverbraucher.

Hier ist das Problem, dass du nicht wirklich unterscheiden kannst, respektive gesetzlich festlegen kannst, wo normales Wirtschaften aufhört, und wo Spekulation genau beginnt. Beispiel: Weizen-Futures
Die haben schon einen ökonomischen Sinn. Angenommen ein Bauer will im Februar Planungssicherheit für seine Einnahmen, weil er im Herbst einen neuen Traktor anschaffen muss. Also verkauft er seine Herbsternte vorwärts, d.h. er vereinbart mit einem Händler einen fixen Abnahmepreis für den Herbst. Steht der Weizenpreis dann höher, hat er sich verspekuliert, und der Händler macht Gewinn. Steht der Preis niedriger reibt sich der Bauer die Händer, der Händler zahlt drauf. Das ist der ursprüngliche Sinn eines Future-Kontrakts.
Nun gibts aber auch noch die Möglichkeit, dass wir beide (keine Landwirte) so einen Kontrakt abschließen, weil wir gegenteiliger Meinung über die Preisentwicklung von Weizen sind. Und um das ganze zu vereinfachen, vereinbaren wir keine physische Lieferung sondern einen Barausgleich. Hab ich dir das Zeug zum Preis von 40€ pro Einheit vorwärts verkauft und zum Stichtag stehen wir bei 35€, dann überweist du mir einfach die 5€ Differenz.
In der Realität findet das ganze dann natürlich in einem allgemeinen Markt statt, wo du gar nicht mehr nachvollziehen kannst, wer jetzt eigentlich wirklich physische Lieferungen kriegt, und wer nur auf den Barausgleich aus ist. Und auch der Barausgleich ist ja im Grunde nix andres, als würde der Händler das gelieferte Zeugs sofort zum Marktpreis verkaufen. Denn in der Realität kennen wir beide uns gar nicht. Denn zwischen beide tritt noch eine Finanzintermediation seis nun eine Bank oder ein Kapitalmarkt (Börse) über den wir unser Geschäft abwickeln. Wir wissen nicht, wer uns da den Future abkauft oder verkauft.
Spekulation ist übrigens kein dauerhafter Preistreiber. Mittelfristig pendeln sich die Preise schon da ein, wo sie nach physischem Angebot und physischer Nachfrage hingehören.


stine hat geschrieben:Ebenso sträflich ist das Verdienen mit Fonds. Der Inhalt des Depots ist egal, es zählt nur noch die Rendite. Wenn dabei ganze Firmen bankrott gehen, weil sie nur noch die Großaktionäre befriedigen müssen, dann ist das gleichzusetzen mit gezielter Vernichtung des Standortes Deutschland. Produktvsionen gibt es längst nicht mehr. Es gibt nur noch Kostenersparnis über Personalabbau. Siemens zB entsorgt für seine Aktionäre ganze Geschäftsbereiche und ist mit der Entsorgung längst noch nicht am Ende.

Auweia. Es kommt noch besser. :D
Was ist ein Fonds. Ein Fonds ist ein Vehikel in dem das Vermögen mehrere Kapitalanleger gebündelt wird. Man unterscheidet in aktive Fonds, die von einem Manager gegen hohe Gebühren geführt werden, und passive Fonds, die einfach nur blind einen Index nachbilden (z.B. den DAX).
Verschiedene Fonds kaufen verschiedene Dinge. Es gibt Anleihenfonds, Aktienfonds, Immobilienfonds, Filmfonds, Schiffsfonds usw.
Ein Aktienfonds kauft also gestückelte Firmenbeteiligungen, ein Immobilienfonds Miethäuser, ein Filmfonds finanziert Hollywoodproduktionen, ein Schiffsfonds finanziert den bau von Frachtschiffen.
Der schlimmste Großaktionär in Deutschland ist übrigens der Staat. RWE muss seit Jahren viel zu hohe Dividenden ausschütten, weil in NRW ein paar klamme Kommunen Kohle brauchen um Balltreter in kurzen Hosen zu subventionieren. Ähnliches gilt für die deutsche Telekom. Solide gearbeitet wird hingegen bei Firmen mit nennenswerten privaten Ankeraktionären wie Beiersdorf oder BMW. Natürlich will ich als Aktionär eine gewisse Rendite sehen, aber die muss nicht unbedingt sofort ausgeschüttet werden. Findet das Unternehmen genügend Gelegenheit die thesaurierten Gewinne zu vernünftigen Rendite zu investieren (neue Produkte, neue Märkte etc.) soll es mir Recht sein.

stine hat geschrieben:Übrigens sind inzwischen schon einige Firmen und Hotels pleite gegangen, weil sie aufgrund ihrer Werbedumpingpreise in den Konkurs getrieben wurden. Dass wir uns freuen, wenn die Konkurrenz das Geschäft belebt ist eine Sache, dass man aber einen bestimmten Grundpreis als Verbraucher einfach tragen muss, das ist eine andere Sache. Geschenkt bekommt man nun mal nichts, alles kostet was und wenn es am Ende unsere Arbeitsplätze und unsere innere Sicherheit sind.

Da wirst du bei mir keinen Widerspruch ernten...
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon webe » Do 9. Aug 2012, 22:57

Wenn der Euro-Crash sich breit macht, dann wird es uns dämmern, dass wir ca.60 Jahre verlustig verplant haben, und nichts wird teurer als ein solche Situation. Hier trifft es dann nicht nur Griechenland, in so einem sich weltweit ausbreitenem Chaos wird auch unser Deutschland nicht verschont bleiben, verbunden mit Arbeitslosigkeit, sozialer Not und der Demokratiegefährdung, Zerstörung von Werten: Wir befinden uns in einer epochalen Strömung, und die ssollten wir erkennen.
Deshalb ist mit breiter Sorge zubeobachten, dass viele nicht mit der erforderlichen Ernstigkeit dabei sind, weil manche Seiten dies als parteipolitisches und populistisches Theater aufziehen.
Die Krisenländer haben schon einiges Zuwege gepracht und aufgebaut, sodass man den Kritikern unterstellen muss, dass sie nicht wissenentlch sich eingestehen wollen, in welches Vakum sie da hineinbreschen, wenn sie Griechenland, Spanien und auch Italien absaufen lassen.
Es geht letztendlich um das kulturielle, politische und wirtschaftliche Überlebens Europa und somit auch Deutschland.
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon provinzler » Fr 10. Aug 2012, 06:42

webe hat geschrieben:Wenn der Euro-Crash sich breit macht, dann wird es uns dämmern, dass wir ca.60 Jahre verlustig verplant haben, und nichts wird teurer als ein solche Situation. Hier trifft es dann nicht nur Griechenland, in so einem sich weltweit ausbreitenem Chaos wird auch unser Deutschland nicht verschont bleiben, verbunden mit Arbeitslosigkeit, sozialer Not und der Demokratiegefährdung, Zerstörung von Werten: Wir befinden uns in einer epochalen Strömung, und die ssollten wir erkennen.
Deshalb ist mit breiter Sorge zubeobachten, dass viele nicht mit der erforderlichen Ernstigkeit dabei sind, weil manche Seiten dies als parteipolitisches und populistisches Theater aufziehen.

Und genau da lässt du dich wie die Politiker auf das Spiel der Banker ein. Angst schüren, um immer höhere Bailouts zu erpressen. GEnau das Spielchen läuft nun schon seit Monaten. Ein (möglicherweise ja auch nur temporärer) Austritt Griechenlands ausd em Euro wäre für die griechischen Bürger aktuell von großem Vorteil. Die einzige Alternative sind Lohnsenkungen auf breiter Front (30-50%) weil die Dinge viel zu weit aus dem Ruder gelaufen sind. Das Problem Griechenlands ist die fehlende Wettbewerbsfähigkeit.



webe hat geschrieben:Die Krisenländer haben schon einiges Zuwege gepracht und aufgebaut, sodass man den Kritikern unterstellen muss, dass sie nicht wissenentlch sich eingestehen wollen, in welches Vakum sie da hineinbreschen, wenn sie Griechenland, Spanien und auch Italien absaufen lassen.
Es geht letztendlich um das kulturielle, politische und wirtschaftliche Überlebens Europa und somit auch Deutschland.

Ich war zuletzt ein halbes Jahr in Spanien und kenne daher die Situation dort so einigermaßen. Interessanterweise sehen die Spanier die Situation in Spanien gelassener als wir (ich musste manchmal lachen was auf auf den Webseiten deutscher Zeitungen so alles geschrieben wurde). Was dort richtig reinhaut, ist die geplatzte Immoblase, die sich auch deutlich zeigt, wenn man dort nur die Augen aufmacht (überhalt hängen Verkaufsschilder für Immobilien). Ich hab mich mit meinem Vermieter dort unterhalten. Der ist LKW-Fahrer. Dem wurde die Wohnung von seiner Bank anno 2007 als Altersvorsorge angedreht, komplett finanziert, Zinssatz 1,9%, Zinsbindung läuft demnächst aus. Er weiß noch nicht wie er das anstellen soll, denn aufgrund der Situation sind die Mieten auch im Keller.
Aber die sogenannten "Eurorettungen" sind nichts andres Bankenrettungen, respektive Sparerrettungen. Weg ist das Kapital längst, man wills den Leuten nur noch nicht sagen (das soll gefälligst die Nachfolgeregierung tun). Auf Dauer funktionieren wird das nicht.
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Re: Hat Europa mit Euro u. EG noch eine gemeinsame Zukunft?

Beitragvon webe » Fr 10. Aug 2012, 09:18

Auf jedenfall ist selbst die deutsche Wirtschaft überwiegend gegen das Söder-und Co.-Gejauhle, für den Euro und gegen eine Ausgrenzung der Schuldnerstaaten.
In Spanien hat die junge Generation schlechte Karten auf dem Arbeitsmarkt.

-das stimmt doch "provinzler"; dies wirst Du bei Deinem Spanienaufenthalt auch so gesehen haben. Stimmt doch-oder?,

Die Wirtschaftsfachleute teilen sich, die einen sind für das Dableiben der Schuldnerländer, die anderen würden sie am liebsten, hauptsächlich Griechenland, ausgrenzen!
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