stine hat geschrieben:Die Augen auf machen UND diverse Forschungsergebnisse miteinander vergleichen, das ist das Beste was man tun kann.
stine hat geschrieben:Ich schließe nicht aus, dass es keine armen Menschen gibt, aber ich glaube nicht, dass Kinder in Deutschland finanzielle Sorgen haben müssen.
webe hat geschrieben:Die Armutskids fallen oft auf durch schlechte Bekleidung und fehlende Technikbesitz wie hochgezüchtete Handymodelle, Telefoniereinschränkung, PC und begrenzte, oft einseitige Nahrungseinnahme, Teilnahmeverlust an kulturiellen Ereignisse, kaum oder schmales Taschengeld unsw..
Oft werden bei Hartz-Familien die Elterninteressen wie Zigaretten-, Alkoholkonsum, Bekleidung, über das Konsumwohl gestellt. Dann kann im Haushalt eine Maschine, Waschmaschine u.a., defekt werden und deren Ersatz bereitet der Haushaltskasse oft starke Einschnitte.
webe hat geschrieben:Dann kann im Haushalt eine Maschine, Waschmaschine u.a., defekt werden und deren Ersatz bereitet der Haushaltskasse oft starke Einschnitte.
ganimed hat geschrieben: in Deutschland ist die Kinderarmut größer als in Nachbarländern, obwohl diese Länder weniger Bruttosozialprodukt haben
provinzler hat geschrieben:P.S.: Spannende Frage übrigens. Wieviele relativ "Arme" bleiben in D eigentlich über, wenn wir als statistische Grundbasis alle EU-Bürger nehmen? Oder gar alle Weltbürger? Da würde sich so manches relativieren...
Nanna hat geschrieben:Das ist definitiv richtig, nur bist du, wenn du als Handwerkerkind im Banker- und Botschafterviertel wohnst und wir mal exemplarisch annehmen, dass dieses Viertel verdammt groß ist und du nicht einfach mit der U-Bahn rausfahren kannst, aufgrund deiner zu den reichen Nachbarn relativen Armut u.U. trotzdem ausgeschlossen und benachteiligt. Du kannst nicht auf die Parties, wo du die Getränke nicht bezahlen kannst, kriegst keines der Diplomatenkinder als Freund(in) ab, hast in der Schule nichts mitzureden, wenn die anderen über die Schweizer Skiressorts und karibischen Strände fachsimpeln, wo sie in den letzten Ferien waren usw.
Nanna hat geschrieben:Allerdings ist es eben auch so, dass Gesellschaften mit stark unterschiedlicher Besitzverteilung zu psychischem Stress führen. Bei denen, die nichts haben, weil sie ihre Ohnmacht und die fehlenden Gestaltungsspielräume täglich vorgeführt bekommen, und bei denen, die alles haben, weil sie das Misstrauen der Besitzlosen spüren und fürchten, eines Tages selbst alles zu verlieren und dazuzugehören (das führt dann zu gated communities, Stadtvierteln, die für bestimmte Leute off-limits sind und ähnlichen Sachen, die einer freiheitlichen Gesellschaft gar nicht gut tun). Relative Armut führt für die Betroffenen zu ganz massiven Einschränkungen ihrer Lebenschancen, egal, wie sehr sie sich anstrengen (die paar Leute, die es doch schaffen, sind statistisch zu erwartende Ausreißer und keine Widerlegungen).
provinzler hat geschrieben:Ich persönlich vermute allerdings sehr, dass es nicht an der Besitzverteilung liegt, sondern eigentlich um ganz etwas andres geht. Nämlich den sozialen Status und der wird nicht zwangsläufig übers Geld definiert. Deshalb wirst du dieses Problem auch nicht los, wenn du die Erträge einer Volkswirtschaft absolut gleichmäßig auf alle verteilst.
provinzler hat geschrieben:(von den Negativeffekten über idiotische Anreizsysteme mal ganz abgesehen).
provinzler hat geschrieben:Denn dann gibts halt immer noch Klügere, Schönere, Größere, Stärkere usw. Ich prophezeie dir, dass du die soziale Hackordnung damit nicht abschaffen wirst, sondern nur die Sortierkritierien geändert werden.
provinzler hat geschrieben:Ich prophezeie übrigens auch, dass das mit dem bedingungslosen Grundeinkommen in der von den Befürwortern angedachten Höhe nicht funktionieren wird. Anhand der Anreizstrukturen lässt sich ziemlich gut vorhersagen, wie sich die Dinge früher oder später entwickeln. Und je höher die Lohnersatzleistungen angesetzt werden, desto unattraktiver wird Erwerbstätigkeit. Das perpetuum mobile gibts auch in der Ökonomie nicht :D
Nanna hat geschrieben:Und dann wird der soziale Status eben auch und vorrangig übers Geld definiert, da brauchen wir uns doch keine Illusionen zu machen. Besitz ist vielleicht keine hinreichende, aber eine durchaus notwendige Bedingung für einen gewissen sozialen Status. Wir reden vielleicht nicht immer gleich über besonders viel Besitz, aber die meisten Leute mit gesellschaftlichem Status sind normalerweise einkommenstechnisch schon in der gehobenen Mittelschicht oder darüber anzusiedeln. Natürlich gibt es Ausnahmen, ein olympischer Goldmedaillengewinner in einer Randsportart oder ein Theaterregisseur mit Kunstverstand als ökonomischen Fähigkeiten mag im Einzelfall eher bescheiden leben, aber das ist eben nicht die Mehrheit. Wer ein ordentliches Professorengehalt hat, verdient schon deutlich über 50.000€ im Jahr, das ist zwar noch lange kein Chefarztgehalt, aber schlecht leben lässt sich davon nicht. Man hat also häufig entweder sozialen Status, weil man Geld hat, oder hat Geld, weil man sozialen Status hat.
Nanna hat geschrieben:Schwierig. Viele Langzeitarbeitslose haben ja durchaus den Willen zu arbeiten
Nanna hat geschrieben: Wenn wir uns z.B. die USA ansehen, haben wir dort signifikante Arbeitslosigkeit, obwohl die USA in den letzten Jahrzehnten liberalisiert haben, wo es nur geht.
Nanna hat geschrieben:Ich sehe das Problem mit den Anreizsystemen schon, andererseits gibt es Wohlfahrtsstaaten wie die skandinavischen Länder, die ihren Bürgern ziemlich viel hinterherschmeißen und trotzdem wirtschaftlichen Erfolg haben, und eben stark liberalisierte wie die USA oder das UK, die mit ernsthaften Problemen kämpfen. Die richtigen Anreizsysteme scheinen also in einer wirtschaftlich liberalisierten Gesellschaft nicht automatisch besser zu sein als in einer mit mehr staatlichem Interventionismus.
Natürlich kommt man um große Reparaturen am gesamten ökonomischen System nicht herum, wenn man das Problem der Arbeitslosigkeit lösen will, aber den Weg der reinen Liberalisierung zu gehen scheint so pauschal nicht zu helfen.
Ich will die soziale Hackordnung gar nicht abschaffen. Aber wenn wir mal bei dem Beispiel mit der Körbchengröße bleiben: Es ist unwahrscheinlich, dass Sabine im Leben dauernd mehr Möglichkeiten hat, weil sie zwei BH-Größen größer kauft als Andrea.
[/quote]Nanna hat geschrieben: Das Gefühl von Ohnmacht entsteht, wenn man das Gefühl hat, an seinem Schicksal nichts ändern zu können, das gilt für den Armen, der keinen Beruf ergreifen kann, für den Reichen, der vor lauter Angst vor den besitzlosen Horden und der Kriminalität in seinem goldenen Käfig festsitzt und für den Wutbürger, der sich vom politischen Prozess nicht wahrgenommen fühlt.
Das ist vollkommen richtig, aber das wird schwer zu vermeiden sein, weil sich die Schichten nicht mehr vermischen. Es paart sich vielleicht noch der Großverdiener mit Sabine, wegen ihrer Körbchengröße (oder wars die andere? ) aber ansonsten bleibt man gerne Bildungsniveau mäßig oder Einkommenstechnisch unter sich. Das, zugleich mit der Tatsache, dass Bildungsferne heute nur schwer vermittelbar sind und deswegen fast immer nur einer das Geld heimbringt und die Tatsache, dass bei den Gebildeten in der Regel beide arbeiten, lässt die Kluft endlos wachsen. Politik kann dagegen eigentlich nichts tun, das ist ein rein menschliches Problem und es war auch nie anders.Nanna hat geschrieben:Es geht also nicht ums nivellieren, sondern um's Vermeiden zu großer und vor allem zu breiter Spitzen.
stine hat geschrieben:In den Beiträgen wird auch klar: die Kluft wird nicht größer, weil die Menschen ärmer werden, sondern sie wird größer, weil viele Menschen viel reicher werden. Da ist also eine Schicht, die nicht mitwachsen kann und eine, die abhebt.
Das ist ein großer Trugschluss. Wenn ein künstlicher Arbeitsmarkt für genannte Bereiche geschaffen wird, braucht es für diese Arbeiten keinen echten Arbeitsmarkt mehr. Es gibt bereits Beispiele dafür, wie staatlich subventionierte Betriebe die freien unterbieten: ATU, ABBA und ähnliche. Hier arbeiten Menschen, die auf dem freien Arbeitsmarkt nicht mehr beschäftigt werden konnten, dafür ist ihre Leistung günstiger zu haben. Das macht allerdings den freien Werkstätten billige Konkurrenz. Und: staatlich bezahlte Lohnarbeit kostet nur und leert die Kassen, schafft kein wirkliches Wirtschaftswachstum.webe hat geschrieben:Der künstliche Arbeitsmarkt wäre ein, ich sage wohlgemerkt!,sogenannter freiwilliger Arbeitsdienst mit passiabler Entlohnung: Umweltschutz, Pflegeheime, Behindertenbetreuung, Senioreneinkäufe unsw., wären da z.B. die Beriche, wo man vernünftig abdecken könnte!
Das galub ich nicht. Ich denke sehr wohl, dass ein BGE auch viele Fleißige etwas fauler machen würde .Nanna hat geschrieben: Der entscheidende Punkt, was die Anreize angeht, ist meines Erachtens nämlich, dass man durch das Bezahlen von Gehalt keine faule Person fleißig und keine fleißige Person faul macht.
provinzler hat geschrieben:stine hat geschrieben:In den Beiträgen wird auch klar: die Kluft wird nicht größer, weil die Menschen ärmer werden, sondern sie wird größer, weil viele Menschen viel reicher werden. Da ist also eine Schicht, die nicht mitwachsen kann und eine, die abhebt.
Die Frage ist, warum taucht dieses Phänomen nicht in der Statistik auf? Betrachtet man den Einkommensanteil des obersten Einkommensdezils am Gesamteinkommen, so schwankt dieser seit Jahrzehnten um einen relativ stabilen Mittelwert.
stine hat geschrieben: Die einzige politische Konsequenz wäre, ein Sparlimmit einzurichten. Niemand darf mehr auf seinen Sparkonten haben, als, sagen wir mal, 50 000€, alles darüber muss innerhalb eines Jahres im eigenen Land wieder ausgegeben werden.
stine hat geschrieben:Dann betrachte eben nicht die obersten Einkommen, sondern die mittleren.
LG stine
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