Extraterrestrisches Leben

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Re: Extraterrestrisches Leben

Beitragvon Darth Nefarius » So 23. Sep 2012, 11:17

webe hat geschrieben:Warum soll das Spezie TierMensch nicht seine Grenzen erfahren und mit den Universen untergehn? Wir werden nicht ewig existieren, die swäre ja furchtbar! :kopfwand:
[...]
Ich denke, nach uns reihen sich andere Intelligenzformen ein, aber nicht für Ewig-denn es gibt keine Ewigkeit! Das Alte stirbt um Platz für Neues zumachen, bis dieses zum Alten wird um wiederum dem Neuen zuweichen!Ein Auf und ein Ab!Alles ist sterblich, die Universen, Planeten, schwarze Löcher und das Leben.

Das scheint mir eine Art Resignation zu sein wie man sie bei Gläubigen findet. Nach dem Motto: Wenn ich es schon nicht ändern kann, dann finde ich es gut.
Warum? Warum die metaphorischen Götter Tod oder Endlichkeit dulden? Ich habe nur einen Gott und das ist meine Hybris, nur damit können Menschen über sich hinaus wachsen und irgendwann selbst die Aliens sein (sind wir das nicht eigentlich schon?).
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Re: Extraterrestrisches Leben

Beitragvon Nanna » So 23. Sep 2012, 22:54

Darth Nefarius hat geschrieben:Warum die metaphorischen Götter Tod oder Endlichkeit dulden?

Wir wissen alle, dass das gesamte Universum irgendwann mal "sterben" wird. Unendlich leben kann also auf keinen Fall mehr als "sehr sehr lange leben" bedeuten, was die Sache meines Erachtens ihrer Grundsätzlichkeit schon unheimlich relativiert. Und dann machen Tod und Endlichkeit das Leben auch zu dem, was es ist. Ich würde behaupten, dass der Tod mir als physische Angelegenheit relativ wenig Angst macht, da kann ich es mit Epikur halten. Aber was mir tatsächlich Qualen bereitet, und da bin ich, glaube ich, auf diesem Planeten in guter Gesellschaft, ist es, gezwungen zu sein, soziale Bindungen aufgeben zu müssen. Menschen trauern um verlorene (Ver)Bindungen, nicht um physisch tote Menschen, deshalb sind z.B. Trennungen manchmal auch genauso qualvoll wie der tatsächliche Tod des Partners. Aber wenn wir es bei Lichte betrachten, ändern wir uns sowieso die ganze Zeit. Ich bin nicht nur physisch heute ein Anderer als vor zehn Jahren (statistisch sind meine kompletten Atome fast zweimal ausgetauscht worden in dieser Zeit), sondern auch was meine Ich-Konstruktion angeht, also meine Persönlichkeit. Sicherlich ist vieles ähnlich, aber Statik gibt es in Persönlichkeiten nicht. Es werden also Persönlichkeiten, die ich heute kenne und schätze, vielleicht in 20 Jahren nicht mehr existieren, auch wenn die Menschen physisch noch am leben und bei Bewusstsein sind. In einem dynamischen sozialen Umfeld (und das Universum ist nunmal dynamisch) gehört das Neukennenlernen und Abschiednehmen einfach dazu, wenn auch in unterschiedlichen Frequenzen. Manche Menschen ändern sich so wenig/langsam oder analog zu uns, so dass wir ihrer ein ganzes Leben lang nicht überdrüssig werden, aber der Regelfall ist das nicht, und über Jahrtausende extrapoliert dürfte eine solche Bindung verdammt unwahrscheinlich werden. Wenn es aber eigentlich Normalfall ist, dass das soziale Netz permanent mit Neuverknüpfungen und Rissen von Knotenpunkten (bis hin zum Totalausfall eines Knotenpunkts durch den physischen Tod) umgehen muss, dann bedeutet das, dass die Endlichkeit von Zuständen einfach zum Standardablauf im Universum dazugehört. Für mich relativiert das die Endlichkeit meines Daseins ziemlich. Es ist vor dem Hintergrund viel erfüllender (und fühlt sich für mich auch richtiger an), das Leben mit interessanten Menschen/Bindungen zu verbringen, als damit, es mit allen Mitteln so lange wie möglich zu machen. Qualität geht mir über Quantität.

Hatte jetzt mit Außerirdischen wenig zu tun (wobei mich deren Meinungen interessieren würden), aber du hattest ja danach gefragt.
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Re: Extraterrestrisches Leben

Beitragvon Darth Nefarius » Mo 24. Sep 2012, 12:42

Nanna hat geschrieben:Wir wissen alle, dass das gesamte Universum irgendwann mal "sterben" wird.

Ja, der sogenannte Kältetod ist eine beliebte Theorie. Aber sie muss nicht unbedingt stimmen, auch wenn ich davon ausgehe, dass sie richtig ist und abgesehen davon gibt es doch nach einigen Theorien ein Multiversum mit mehreren Universen. Also warum nicht in ein anderes Universum reisen? und selbst wenn nicht, so lohnt es sich meiner meinung nach, es wenigstens zu versuchen. Was hat man denn zu verlieren?
Nanna hat geschrieben:Unendlich leben kann also auf keinen Fall mehr als "sehr sehr lange leben" bedeuten, was die Sache meines Erachtens ihrer Grundsätzlichkeit schon unheimlich relativiert.

Naja, für mich würden 1000000 Jahre anstatt 100 Jahre doch was ausmachen.
Nanna hat geschrieben: Und dann machen Tod und Endlichkeit das Leben auch zu dem, was es ist.

Ja, zu einem aussichstlosen, kurzen, grausamen Todeskampf.
Nanna hat geschrieben:Ich würde behaupten, dass der Tod mir als physische Angelegenheit relativ wenig Angst macht, da kann ich es mit Epikur halten.

Ja, mit eingeredeter Metaphysik ist alles leichter. Einfach mal zu leugnen, dass der Tod etwas endgültiges ist, ist weit verbreitet.
Nanna hat geschrieben:Aber was mir tatsächlich Qualen bereitet, und da bin ich, glaube ich, auf diesem Planeten in guter Gesellschaft, ist es, gezwungen zu sein, soziale Bindungen aufgeben zu müssen.

Mir nicht, aus verschiedenen Gründen. Der Tod dieser kann aber schonmal unangenehm werden.
Nanna hat geschrieben:Menschen trauern um verlorene (Ver)Bindungen, nicht um physisch tote Menschen, deshalb sind z.B. Trennungen manchmal auch genauso qualvoll wie der tatsächliche Tod des Partners.

Ich sehe da einen gravierenden Unterschied. Der Tod des Partners geht wohl selten von einem der Partner aus, deswegen ist es ein besonders schmerzlicher Verlust. Wenn allerdings sich einer von beiden trennt, scheint mir die Beziehung nicht so fest gewesen zu sein, als dass sie betrauernswert gewesen wäre. Oder mit anderen Worten: Wenn dir eine Frau, die dich liebt und die du liebst wegstirbt, halte ich es für den größeren Verlust als dass sie oder du die Bindung auflöst.
Nanna hat geschrieben: Aber wenn wir es bei Lichte betrachten, ändern wir uns sowieso die ganze Zeit. Ich bin nicht nur physisch heute ein Anderer als vor zehn Jahren (statistisch sind meine kompletten Atome fast zweimal ausgetauscht worden in dieser Zeit), sondern auch was meine Ich-Konstruktion angeht, also meine Persönlichkeit.

Diese Veränderungen sind kontinuierlich. Deswegen halte ich eine langsame Weiterentwicklung zum Cyborg für etwas Gutes und Hinnehmbares. Mit der Zeit könnte man zuerst seine DNA verbessern, sodass einem vielleicht 100 Jahre mehr bleiben, um die Defizite organischer Körper zu überwinden. Das würde durch Nanotechnologie funktionieren, Metall, Drähte, usw.. Das wäre jedenfalls die für mich wünschenswertere Veränderung als zu einem grauen Krüppel zu werden. Wegen dieses Phänomens, dass du beschreibst, halte ich Gentechnik und Prothetik für etwas sehr Wünschenswertes.
Nanna hat geschrieben:Wenn es aber eigentlich Normalfall ist, dass das soziale Netz permanent mit Neuverknüpfungen und Rissen von Knotenpunkten (bis hin zum Totalausfall eines Knotenpunkts durch den physischen Tod) umgehen muss, dann bedeutet das, dass die Endlichkeit von Zuständen einfach zum Standardablauf im Universum dazugehört.

Früher war auch Normalfall, dass wir von Elektrizität, Genen und Quanten keine Ahnung hatten. Ich habe keinen Vorteil den status quo zu erhalten, die Menschen damals auch nicht. Ich muss weder ein göttliches Wesen, das mich kontrolliert und über mich urteilt, hinnehmen, noch die Vergänglichkeit.
Nanna hat geschrieben: Es ist vor dem Hintergrund viel erfüllender (und fühlt sich für mich auch richtiger an), das Leben mit interessanten Menschen/Bindungen zu verbringen, als damit, es mit allen Mitteln so lange wie möglich zu machen. Qualität geht mir über Quantität.

Für mich fühlt es sich eben richtiger an, das Leben zu verlängern, weil ich mit dem Nichts nichts anfangen kann. Ich verstehe Menschen nicht, die sich nicht vorstellen können, was ein langes Leben alles bieten könnte. Was man alles erleben, erforschen, entdecken könnte! Gebirge, Dschungel, Planeten, Technologien.....
Für mich zeugt eine Antwort wie deine von wenig Vorstellungskraft, was allein unser Planet und das Universum bieten könnte. Ein einzelnes Leben reicht nicht aus, um das zu entdecken.
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Re: Extraterrestrisches Leben

Beitragvon Nanna » Di 25. Sep 2012, 00:07

Darth Nefarius hat geschrieben:Ja, mit eingeredeter Metaphysik ist alles leichter. Einfach mal zu leugnen, dass der Tod etwas endgültiges ist, ist weit verbreitet.

Niemand hat bestritten, dass der Tod etwas Endgültiges ist. Sich mit der Endgültigkeit nicht abfinden zu können ist doch nun eher dein Problem.

Darth Nefarius hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Aber was mir tatsächlich Qualen bereitet, und da bin ich, glaube ich, auf diesem Planeten in guter Gesellschaft, ist es, gezwungen zu sein, soziale Bindungen aufgeben zu müssen.

Mir nicht, aus verschiedenen Gründen. Der Tod dieser kann aber schonmal unangenehm werden.

Mein ehrliches Beileid.

Darth Nefarius hat geschrieben:Wenn dir eine Frau, die dich liebt und die du liebst wegstirbt, halte ich es für den größeren Verlust als dass sie oder du die Bindung auflöst.

Deine persönliche Bewertung ändert nichts an der empirischen Tatsache, dass der Grad an Schmerz von vielen Menschen in beiden Situationen ähnlich stark empfunden wird.

Darth Nefarius hat geschrieben:Früher war auch Normalfall, dass wir von Elektrizität, Genen und Quanten keine Ahnung hatten. Ich habe keinen Vorteil den status quo zu erhalten, die Menschen damals auch nicht. Ich muss weder ein göttliches Wesen, das mich kontrolliert und über mich urteilt, hinnehmen, noch die Vergänglichkeit.

Kleiner Hinweis: Du wirst sterben. Bild dir da keine Schwachheiten ein, die Unsterblichkeit ist nichts, was irgendeiner unserer Zeitgenossen noch erleben wird. Niemand nimmt dir die Freiheit, dem ewigen Leben hinterherhechelnd zu sterben. Aber falls dich meine Ansicht dazu interessiert, sehe ich dem Tod lieber mit Haltung entgegen. Dass ich sterben werde, ist klar, woran ich etwas ändern kann, ist wie ich das tun werde.

Darth Nefarius hat geschrieben:Für mich fühlt es sich eben richtiger an, das Leben zu verlängern, weil ich mit dem Nichts nichts anfangen kann. Ich verstehe Menschen nicht, die sich nicht vorstellen können, was ein langes Leben alles bieten könnte.
Was man alles erleben, erforschen, entdecken könnte! Gebirge, Dschungel, Planeten, Technologien.....

Och, ich nehme jede Lebensverlängerung dankbar an, das ist gar nicht der Punkt. Für mich stehen zwar andere Motive im Vordergrund, z.B. würde ich im Zweifel lieber meine Enkel kennenlernen als das iPhone130 zu erleben, aber ein langes Leben bietet viele Möglichkeiten. Natürlich machen 20 Jahre hin oder her für das Individuum viel aus, aber das eigentliche Problem der Endlichkeit löst es nicht, zumal jeder von uns auch morgen bei einem Autounfall sterben könnte, weshalb das Thema nicht nur für alte Leute interessant ist. Mir missfällt nicht der Wunsch nach langem Leben, sondern die generelle Verdrängung der Auseinandersetzung mit dem Tod. Aber vielleicht habe ich da auch einfach einen völlig anderen emotionalen Bezug dazu, weil ich mich eher als Teil eines Ganzen denn als komplett autarkes Wesen sehe. Mir macht der Gedanke keine Angst, irgendwann an die nächste Generation abgeben zu müssen, im Gegenteil, ich gestalte deren Zukunft mit und präge sie mit. Es wird immer noch etwas von mir da sein, wenn ich physisch längst tot bin. Natürlich ist es einfacher, das zu akzeptieren, wenn man etwas weniger um sich selber kreist, und sich mehr klar macht, dass man ein nicht absolut klar abgegrenzter Knotenpunkt in einem sozialen Netz ist. Für meine kontinuierliche Erfahrung ist natürlich trotzdem endgültig Schluss, ja gut, so ist es halt.

Darth Nefarius hat geschrieben:Für mich zeugt eine Antwort wie deine von wenig Vorstellungskraft, was allein unser Planet und das Universum bieten könnte. Ein einzelnes Leben reicht nicht aus, um das zu entdecken.

Richtig, deshalb gibt es ja Fortpflanzung. Irgendwer macht schon weiter. Auch du wirst ja nur ein Puzzlestückchen zu diesen Entdeckungen beitragen. Du nimmst die Fackel von jemandem auf, trägst sie ein Stück weiter, und das war's. Irgendwer wird vielleicht mal tausende Jahre alt wegen Forschungen, zu denen du beigetragen hast, aber für dich selber wird ein einzelnes Leben, selbst wenn du das Glück haben solltest, schon deutlich über 100 Jahre alt werden zu können, ausreichen müssen. Und ich denke, es zeugt gerade besonders von Vorstellungskraft, wenn man sich vorstellen kann, wo man im großen Ganzen mitspielt und wie es nach einem weitergehen könnte.
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Re: Extraterrestrisches Leben

Beitragvon stine » Di 25. Sep 2012, 06:40

Blacky Fuchsberger ist der Meinung, "Altwerden" ist nichts für Schwächlinge. Wahrscheinlich hat er recht.
Ich nehme an, wenn uns das Alter erst derart im Griff hat, dass wir uns nicht mehr ohne Schmerzen bewegen können und dass jeder Blick in den Spiegel nur noch mit einem doppelten Whisky zu ertragen ist, dann ist der Tod kein so schlechtes Ziel mehr.
Die Hoffnung auf Erneuerung, gleich der belebten Natur im Frühling, dürfte da ein geschicktes Manöver unserer Hirnanhangdrüse sein.

:wink: stine
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Re: Extraterrestrisches Leben

Beitragvon Darth Nefarius » Di 25. Sep 2012, 16:24

Nanna hat geschrieben:Niemand hat bestritten, dass der Tod etwas Endgültiges ist. Sich mit der Endgültigkeit nicht abfinden zu können ist doch nun eher dein Problem.

Und was meinst du dann damit:
Nanna hat geschrieben:Ich würde behaupten, dass der Tod mir als physische Angelegenheit relativ wenig Angst macht, da kann ich es mit Epikur halten.

Ich habe es so verstanden, dass du nicht vor dem Tod deines Körpers Angst hättest. Wenn du nicht das meinst, was dann?
Nanna hat geschrieben:Deine persönliche Bewertung ändert nichts an der empirischen Tatsache, dass der Grad an Schmerz von vielen Menschen in beiden Situationen ähnlich stark empfunden wird.

Es ist bestimmt eine andere Art von Schmerz. Hast du einen Beleg für diese Aussage? Nebenbei ist doch Eifersucht oder Hass das Resultat des einen Schmerzes. Dieses wandelt den Schmerz in etwas konstruktiveres um. Aber wozu soll sich denn der Schmerz über den Tod weiterentwickeln? Man hat dem Gegenüber nichts vorzuwerfen, das Bild wird nicht getrübt, dadurch kann der Schmerz bestimmt nicht leichter vergehen.
Nanna hat geschrieben:Kleiner Hinweis: Du wirst sterben. Bild dir da keine Schwachheiten ein, die Unsterblichkeit ist nichts, was irgendeiner unserer Zeitgenossen noch erleben wird.

Auch wenn es wahrscheinlich ist, dass ich sterbe, habe ich nichts zu verlieren, wenn ich die Unsterblichkeit doch anstrebe. Das ist eine der wenigen Situationen, in denen die Wahrscheinlichkeit zwar gegen einen spricht, aber der Verlust nicht größer ist als beim Nichtversuchen.
Nanna hat geschrieben:Niemand nimmt dir die Freiheit, dem ewigen Leben hinterherhechelnd zu sterben. Aber falls dich meine Ansicht dazu interessiert, sehe ich dem Tod lieber mit Haltung entgegen. Dass ich sterben werde, ist klar, woran ich etwas ändern kann, ist wie ich das tun werde.

Ich wüsste gern, ob du auf dem Sterbebett noch Haltung bewahren kannst, kurz bevor du merkst, dass deine Organe versagen, dass deine Gliedmaßen kalt werden und dein Atem stockt. Ich bin mir sicher, dass ich nur durch das Ankämpfen halbwegs Haltung bewahren kann. Ich kann schlichtweg nicht resignieren. Aber dein letzter Hinweis deutet ohnehin auf einen Sterbehilfe-Beführworter hin, nicht wahr? Ich nehme an, dass du ein paar Pillen einwerfen würdest, um der von mir beschriebenen Situation aus dem Weg zu gehen. Das halte ich für Vergeudung und ziemlich sinnlos. Abgesehen davon hast du keine Garantie, dass du nicht doch Panik bekommst, wenn dir klar wird, dass du nicht mehr aufwachst. So viele Situationen, die größte Angst hervorrufen können.
Nanna hat geschrieben:Mir missfällt nicht der Wunsch nach langem Leben, sondern die generelle Verdrängung der Auseinandersetzung mit dem Tod.

Das tue ich doch gar nicht. Meine Bewältigungsstrategie ist Widerstand, nicht Leugnung. Genaugenommen verdränge ich das Problem weniger als du, da ich mein ganzes Leben auf diesen Gedanken ausrichte.
Nanna hat geschrieben: Aber vielleicht habe ich da auch einfach einen völlig anderen emotionalen Bezug dazu, weil ich mich eher als Teil eines Ganzen denn als komplett autarkes Wesen sehe.

Das hat damit nichts zu tun. Ich halte mich nicht für ein autarkes Wesen, sondern schlichtweg für sterblich. Selbst wenn man Teil eines ganzen ist (in einer kausalen Welt ist das der Fall), selbst wenn man in einen ewigen Kreislauf gerät, die eigenen Moleküle, Atome immer wieder umgewandelt und recyclet werden, so habe ich nichts davon, weil ich es nicht wahrnehme. Ich bin nicht das Atom, wir haben bestimmt einige Atome von Dinosauriern, Säbelzahntigern oder Neanderthalern in uns. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich deren Erinnerungen hätte, dass ich sie bin. Das bedeutet, dass sie tot sind und nichts davon haben, genausowenig wie ich etwas davon haben könnte, Teil eines Ganzen zu sein.
Nanna hat geschrieben:Mir macht der Gedanke keine Angst, irgendwann an die nächste Generation abgeben zu müssen, im Gegenteil, ich gestalte deren Zukunft mit und präge sie mit.

In 2-3 Generationen ist dein Beitrag vergessen und auch die Erinnerung an dich tot. Was hast du davon? Durch eine Erinnerung lebt man nicht weiter.
Nanna hat geschrieben: Es wird immer noch etwas von mir da sein, wenn ich physisch längst tot bin.

Ja, aber was von dir da sein wird, hat keinen Bezug mehr zu deinem Bewusstsein, zu deiner Wahrnehmung. Du hast dann nichts davon, benausowenig wie Tutanchamun nichts davon hat, dass sein Trockenfleisch irgendwo ausgestellt wird. Es ist unbelebte Materie, die nichts wahrnimmt. Die Person ist weg. Also, was hat man davon, dass etwas von einem bleibt? Vielleicht wird mal einer an deinem Namen auf einem Grabsteinb vorbeigehen und sich denken "Hmm, wer war das?", und das wars. Was hat man davon? Du wirst es nichtmehr mitbekommen.
Nanna hat geschrieben: Natürlich ist es einfacher, das zu akzeptieren, wenn man etwas weniger um sich selber kreist, und sich mehr klar macht, dass man ein nicht absolut klar abgegrenzter Knotenpunkt in einem sozialen Netz ist.

Wenn sich etwas meiner Wahrnehmung entzieht, dann ist es kein Teil von mir. Wenn ich nichts von meinen Überresten wahrnehme, dann habe ich nichts mehr davon. Keine trauer, keine Freude. Man ist nichts, nur tot.
Nanna hat geschrieben:Für meine kontinuierliche Erfahrung ist natürlich trotzdem endgültig Schluss, ja gut, so ist es halt.

Was hat man von dieser Einstellung?
Nanna hat geschrieben:Richtig, deshalb gibt es ja Fortpflanzung. Irgendwer macht schon weiter. Auch du wirst ja nur ein Puzzlestückchen zu diesen Entdeckungen beitragen.

Und was habe ich davon? Ich nehme das Endresultat dann vielleicht nicht mehr wahr, egal wieviele Nachkommen ich produzieren würde. Sie sind nicht ich, ich bin nicht meine Eltern oder deren Eltern. Ich setze deren Warhnehmung, deren Willen nicht fort, so wird es auch mit meinen Nachkommen sein. Es würde keinen Unterschied machen, wenn ich keine Nachkommen haben würde.
Nanna hat geschrieben: Du nimmst die Fackel von jemandem auf, trägst sie ein Stück weiter, und das war's.

Die Fackel ist aber kein Bewusstsein, keine Wahrnehmung, ich habe nichts davon Teil eines Ganzen zu sein. Durch diese Teilhabe werde ich nicht weniger sterblich.
Nanna hat geschrieben:Irgendwer wird vielleicht mal tausende Jahre alt wegen Forschungen, zu denen du beigetragen hast, aber für dich selber wird ein einzelnes Leben, selbst wenn du das Glück haben solltest, schon deutlich über 100 Jahre alt werden zu können, ausreichen müssen. Und ich denke, es zeugt gerade besonders von Vorstellungskraft, wenn man sich vorstellen kann, wo man im großen Ganzen mitspielt und wie es nach einem weitergehen könnte.

Ich kann mir vorstellen, zu was meine Forschung führen könnte, leider habe ich nur nichts davon. Es bleibt nur Vorstellung, keine Erfahrung, kein Bewusstsein, keine Unsterblichkeit. Glaube nicht, dass ich mir etwaige Gedanken nicht schon gemacht hätte, ich habe mich von allen möglichen Richtungen mit diesem Problem auseinandergesetzt.
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Re: Extraterrestrisches Leben

Beitragvon Darth Nefarius » Di 25. Sep 2012, 16:27

stine hat geschrieben:Ich nehme an, wenn uns das Alter erst derart im Griff hat, dass wir uns nicht mehr ohne Schmerzen bewegen können und dass jeder Blick in den Spiegel nur noch mit einem doppelten Whisky zu ertragen ist, dann ist der Tod kein so schlechtes Ziel mehr.

In dieser Situation hat man immernoch den Whisky, im Tod hätte man gar nichts. Das kann nie ein gutes Ziel sein. Es ist keine Erlösung, man wird nicht von Schmerzen befreit und wieder gesund, sondern einfach nur tot sein, nichts mehr wahrnehnmen. Keine Erleichterung, keine Belsatung. Was ist daran ersterbenswert?
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Re: Extraterrestrisches Leben

Beitragvon Nanna » Di 25. Sep 2012, 23:14

Darth Nefarius hat geschrieben:Genaugenommen verdränge ich das Problem weniger als du, da ich mein ganzes Leben auf diesen Gedanken ausrichte.

Aber genau das meine ich doch: Du drückst dich darum herum, dich mit deiner Endlichkeit auseinanderzusetzen und die Tatsache, dass du sterben wirst, zu akzeptieren. Es ist doch egal, ob du das aktiv verdrängst, indem du ein obsessives Verhältnis zur Untersterblichkeit entwickelst oder ob du vor dich hin lebst, und das Thema Tod konsequent ausklammerst.

Darth Nefarius hat geschrieben:Was hat man von dieser Einstellung?

Inneren Frieden. Die Fähigkeit, den Augenblick zu genießen. Einen Blick für das Wesentliche, vor allem für die Qualität und den Wert zwischenmenschlicher Beziehungen. Ein intensives Dasein. Eine ganze Menge, würde ich sagen.

Darth Nefarius hat geschrieben:In 2-3 Generationen ist dein Beitrag vergessen und auch die Erinnerung an dich tot.

Genau wie alle Menschen, denen ich jemals etwas bedeutet habe. Wo also ist das Problem? Und meine Ururenkel, so es sie geben sollte, werden auch wegen mir sein, wie sie sind, das ist doch eine ganz schön wirkmächtige Sache. Ist ja nicht nötig, dass die das von morgens bis abends reflektieren, das würde ich auch gar nicht wollen. Die sollen leben, lieben, leiden, witzeln, streiten, denken, dichten, schaffen, singen, tanzen, vögeln und guten Wein trinken und sich nicht mit den Problemen irgendeines Ahnen beschäftigen, dessen Zeit abgelaufen ist. Ist doch ein schöner Gedanke, ich gönne denen ihre Runde.

Darth Nefarius hat geschrieben:Ich wüsste gern, ob du auf dem Sterbebett noch Haltung bewahren kannst, kurz bevor du merkst, dass deine Organe versagen, dass deine Gliedmaßen kalt werden und dein Atem stockt.

Niemand hat gesagt, dass es angenehm sein würde. Es ist immer unschön, wenn ein Körper endgültig bricht und nicht mehr zum Leben fähig ist. Aber ich habe es schonmal erlebt, dass jemand in genau dieser Situation war und mit Haltung und Würde gestorben ist und ich würde es als großes Privileg empfinden, ebenso gehen zu können. Wir werden sehen.

Darth Nefarius hat geschrieben:Aber dein letzter Hinweis deutet ohnehin auf einen Sterbehilfe-Beführworter hin, nicht wahr? Ich nehme an, dass du ein paar Pillen einwerfen würdest, um der von mir beschriebenen Situation aus dem Weg zu gehen.

Aktive Sterbehilfe sehe ich äußerst kritisch, aber ich würde niemandem verwehren, sein Leben zu beenden, wenn es ausschließlich aus extremen körperlichen Qualen bestünde. Es gibt Situationen, in denen nicht einmal mehr Hoffnung auf Linderung angebracht ist, und ja, auf die Erfahrung eines sich über Monate hinziehenden Todes, der so schmerzvoll ist, dass man nicht einmal mehr den Sonnenuntergang genießen könnte, nichtmal für zwanzig Sekunden, könnte ich unter Umständen verzichten.
Ansonsten habe ich aber nicht vor, irgendetwas aus dem Weg zu gehen. Schmerzen und Leiden gehören zum Leben dazu. Mit dem "Wie" meinte ich, dass man sich damit auseinandersetzt, dass man lernt, damit umzugehen, und zu akzeptieren, dass es eines Tages so kommen wird. Ich meinte damit keine technische Lösung für den Sterbeprozess.
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Re: Extraterrestrisches Leben

Beitragvon stine » Mi 26. Sep 2012, 07:32

Darth Nefarius hat geschrieben:In dieser Situation hat man immernoch den Whisky, im Tod hätte man gar nichts. Das kann nie ein gutes Ziel sein. Es ist keine Erlösung, man wird nicht von Schmerzen befreit und wieder gesund, sondern einfach nur tot sein, nichts mehr wahrnehnmen. Keine Erleichterung, keine Belsatung. Was ist daran ersterbenswert?
Das sind eben genau die Ängste eines atheistischen Realisten. Da kannst du mal sehen, wie gut es die Gläubigen in ihrer letzten Stunde haben.

LG stine
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Re: Extraterrestrisches Leben

Beitragvon Arathas » Mi 26. Sep 2012, 10:18

stine hat geschrieben:Da kannst du mal sehen, wie gut es die Gläubigen in ihrer letzten Stunde haben.


Gönne ich ihnen. Bringen tut's ihnen zwar auch nix, aber von mir aus dürfen sie gerne ohne Ängste vor dem Tod einschlummern, wenn der Glaube die Leute dies tatsächlich tun lässt. Meine Beobachtungen deuten allerdings eher darauf hin, dass die Menschen trotz Gottglaubens eine ganz bemitleidenswerte Angst vor dem Tod haben, nicht weniger als alle anderen.
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Re: Extraterrestrisches Leben

Beitragvon Darth Nefarius » Mi 26. Sep 2012, 13:17

stine hat geschrieben:Da kannst du mal sehen, wie gut es die Gläubigen in ihrer letzten Stunde haben.

Ich beneide sie trotzdem nicht. Ich könnte, selbst wenn ich wollte, nicht diesen ganzen Mist glauben. Es ist einfach die Fähigkeit zum Hirn-Ausschalten, die ich nicht habe.
Arathas hat geschrieben:Meine Beobachtungen deuten allerdings eher darauf hin, dass die Menschen trotz Gottglaubens eine ganz bemitleidenswerte Angst vor dem Tod haben, nicht weniger als alle anderen.

Ja, niemand ist vor Zweifel geschützt. In ihren letzten Momenten werden vielleicht auch einige Gläubige, oder die, die es sich einredeten zu sein, wieder zu Atheisten und leiden.
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