Nanna hat geschrieben:
Weiterhin ist gerade die Anonymität des Sozialstaates ein Vorteil wenn es um faire Behandlung geht. Stellen wir uns den Fall vor, dass ein Mensch in einem kleinen Dorf Hunger leidet und auf die Hilfe der anderen Dorfbewohner angewiesen ist. Nicht nur ist er dann der Gefahr ausgesetzt, Teil patrimonialer Strukturen zu werden, etwa indem er bei dorfinternen Zwisten diejenigen unterstützen muss, die ihm sein Brot schenken, er wird u.U. auch weniger engagiert Hilfe erfahren, wenn er in der Vergangenheit unangenehm aufgefallen ist, sei es durch eine abweichende politische Meinung, unkonventionelle sexuelle Orientierung, abweichende religiöse bzw. nichtreligiöse Ansichten o.ä., also alles Sachen, die erstmal bei der Frage seiner Hilfsbedürftigkeit überhaupt keine Rolle spielen dürften, die aber bekanntlich idealer Nährboden für den kleingeistigen Tratsch ist, der in überschaubaren Communities meist irgendwie dazugehört. Es gibt gerade da immer irgendwelche Lästermäuler, die Stimmung gegen irgendwen oder irgendwas machen, einfach, weil sie es können. In einem institutionell gereiften Sozialstaat kann man solchen Tendenzen effektiver aus dem Weg gehen und hat im Zweifel rechtliche Ansprüche, die man vor einem im Vergleich zum Dorfältesten deutlich unvoreingenommeren Gericht einklagen kann.
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Lumen hat geschrieben:Grad keine Zeit zu Antworten, ich bitte aber um eine Korrektur der Zitate. Die unteren Beiden stammen nicht von mir.
Vollbreit hat geschrieben:Wie erklärt man das radipe Anwachsen von Depressionen, Selbstmorden und Suchtverhalten unserer Gesellschaft? 25% aller älteren Leute haben ein Alkoholproblem. Reicht da der Hinweis, dass wir auch Antidepressiva produzieren und Suchtkliniken haben?
..vlt. (auch) weil man dem Menschen (..= das Wesen auf der Scuhe nach dem Sinn) immer merh Verantwortung für ihr eigenes Leben staatlicherseits abzunehmen sucht und sie keinen Sinn mehr in irgendwas finden können?
Vollbreit hat geschrieben:Ich glaube, dass eine Gesellschaft frei von Aggressionen eine Utopie ist, da Aggression zum Inventar des Menschen gehört:
Das Thema lautet "..frei von Gewalt" - und nicht "Aggression" (die manchmal sehr sinnvoll sein kann, wenn etwas neues zu beginnen ist, - so wie z.B. in der Natur im Frühjahr die "Bäume ausschlagen" und Muttter Erde von Keimlingen "durchbohrt" wird)
Gandalf hat geschrieben:Lumen hat geschrieben:Grad keine Zeit zu Antworten, ich bitte aber um eine Korrektur der Zitate. Die unteren Beiden stammen nicht von mir.
sorry, stimmt, waren von " Vollbreit" (kann es leider nicht mehr editieren)
Ich vermute auch, dass viele Berichterstattung sehr zweckdienlich recherchiert sind. Extrem linke Berichterstattungen zur besten Sendezeit sind hier ja inzwischen die Regel. Alles ist schlecht und überall herrscht der böse Kapitalist. Es ist schwer zu ertragen, dass Leistungsträger immer wieder angeklagt werden, obwohl man ohne sie längst völlig am Boden zerstört wäre.Gandalf hat geschrieben:Da die Menschen dort nicht weggehen - und trotzdem nicht verhungern, - kann es sein das diese "Horrorszenario" möglicherweise gar nicht in dieser Form existiert - und nur von unseren druchwegs linkspopulistischen mainstream-Medien so "berichtet" wird?
Gandalf hat geschrieben:..ja, das würde Dir passen, private Hilfeleistungen und Spenden der Menschen untereinander zu besteuern, um diese zu unterdrücken, dann Heerscharen von Soziologen erklären können, wie nützlich der Staat und Ihr Job doch ist, wenn "das Schutzgeld", das zuvor abgeprsst wurde teilweise dann doch von Ihnen wieder unters Volk gebracht wird. (...)
Und wo bitte ist die USA "hoch dysfunktional"? Ich habe noch nie etwas davon gehört, das die Menschen aus den USA vor der Armut fliehen, wei es z.B. bei europäischen Ländern mit staatlichen Sozialsystemen der Fall ist!? (...) Auch während meiner Aufenthalte in den USA (die schon länger zurück liegen) fand ich immer wieder beeindruckend, was gerade auch für Behinderte getan wird und wie selbstverständlich diese in der Gesellschaft integriert sind. (...)
Harvard Science hat geschrieben:Quelle: The whys of religion vs. evolution Biologist examines why Americans often choose faith over scientific findings
In America’s dysfunctional society, people need God more than Darwin. That was the summation Wednesday of prominent evolutionary biologist Jerry Coyne, a University of Chicago professor of ecology and evolution who has worked for years to counter creationists’ anti-evolution arguments.
Gandalf hat geschrieben:Was z.B. 'höchst dysfunktional' in den USA war, waren die 'Anti-Diskriminierungsgesetze', die letzlich die Immoblienkrise und die Finanzkrise auslösten. Auf Grund von solchen Gesetzen mussten HausbauKredite von den Banken nach einer Quote auch in "dysfunktionale Gegenden" abgesetzt werden. (...) Und trotzdem schlagen sich die Menschen dort weiterhin durch und verzichten auf staatliche Hilfe, die sie als Gängelung empfinden.
Gandalf hat geschrieben:Unser Sozialsystem, wie es ich gerade in Berlin "verselbständigt"? 100.000 Euro-Autos mit H4 als Grundsicherung? Vielweiberei auf Kosten des Gesellschaft? Abi für lau? (mit JOb und Geahaltsgarantie auf mindestens "A13") Ist das dann nach Deiner lesart "funktional"?
Gandalf hat geschrieben:Lumen hat geschrieben:Ich frage mich bei der Situation, was zum Beispiel eine Stadt voller Obdachloser (wie San Francisco) denn machen soll? Wo könnten die in einem "freien" System hingehen, wo bekommen die ein Feld her, was sie bestellen können? Woher kommen die Maschinen, die sie für die Produktion brauchen? In welchem Wald können sie ihre Nahrung erjagen?
Da die Menschen dort nicht weggehen - und trotzdem nicht verhungern, - kann es sein das diese "Horrorszenario" möglicherweise gar nicht in dieser Form existiert - und nur von unseren druchwegs linkspopulistischen mainstream-Medien so "berichtet" wird?
Gandalf hat geschrieben:Lumen hat geschrieben:(...) Wenn man nicht mal einen Apfel pflücken darf, weil der Baum jemanden gehört (und der angeheuerte Sicherheitsdienst diesen Besitz mit Waffengewalt "beschützen" darf), dann sind die Verhältnisse ziemlich deutlich schlechter als gegenwärtig.
.. ja und wenn Du Dir noch ein paar Horrorszenarien einredest und erträumst, dann fange ich auch noch das weinen an...
Lumen hat geschrieben:Ich habe gar nicht behauptet, dass private Hilfeleistungen zu besteuern sind, sondern dass in den USA das Spenden durch steuerliche Anreize befördert wird.
Ja, das sind die Ärmsten der Armen.Lumen hat geschrieben:Die Leute verhungern nicht, aber sie sind ungewaschen, schlafen in Eingängen und leben ansonsten offensichtlich kein besonders erstrebenswertes Leben und haben zugleich auch keine Möglichkeit, großartig etwas daran zu ändern.
Lumen hat geschrieben:
Ich habe gar nicht behauptet, dass private Hilfeleistungen zu besteuern sind, sondern dass in den USA das Spenden durch steuerliche Anreize befördert wird.
Lumen hat geschrieben:Zuletzt war ich mehrere Male auch in unterschiedlichen Städten dort, und habe dort auch mehrere Freunde und Bekannte. Obwohl gut verdienend, haben sie keine Krankenversicherung, da die privaten Organisationen sie entweder wegen irgendwelcher Gründe nicht aufnehmen, horrende Summen verlangen oder dann bekannt ist, dass sie im Falle des Falles sich gerne herumdrücken und Ausflüchte suchen. Das funktionierende System dort lautet "Notaufnahme".
Lumen hat geschrieben:Es stimmt, dass in den USA die private oder auch zwischenmenschliche Hilfe besser ist, als bei uns. Was aber leider auch seinen Preis hat. Die Armen und Hilfebedürftigen sind dort regelmäßig Opfer von dubiosen Organisationen und es ist auch einer der Hauptgründe, warum in den USA der Kreationismus (und Ablehnung der Evolutionstheorie) so hoch ist. Auch hierfür habe ich Belege, etwas mehr als meine anekdotischen Beobachtungen:
Lumen hat geschrieben:Lief erst heute auf Arte oder 3Sat, wie jemand Kredite an Leute andrehte, die sich das offenbar nicht leisten konnten und wie dabei regelmäßig getrickst wurde, weil es den Banken egal war, ob die Leute wirklich kreditwürdig sind, denn sie haben die Papiere direkt weiterverkauft.
http://www.pt-magazin.de/newsartikel/archive/2012/march/08/article/der-gute-mensch-von-chicago.html
Bürgerrechtsbewegungen, Community Groups, setzten dieses CRA-Rating als Druckmittel gegen „risikoscheue“ Banken ein. Als Bill Clinton 1994 das Trennbankensystem abschaffte und 1995 eine CRA-Reform durchsetzte, zwangen die Community Groups immer mehr Banken, große Kreditvolumina für Schuldnergruppen ohne Sicherheiten und ohne Einkommen zu verleihen. Am erfolgreichsten waren diese Bürgergruppen in Chicago. Sie hatten hier die Unterstützung eines hochtalentierten jungen schwarzen Politikers, Barack Obama. In Dutzenden von Prozessen wurden Banken gezwungen, einkommensschwachen Bürgern Kredite zu geben. Alle klassischen Regeln für eine sichere und angemessene Kreditvergabepraxis wurden so auf öffentlichen Druck, in Ausführung politischen Willens, Schritt für Schritt außer Kraft gesetzt.
Unterstützt wurde der Run auf Kredite dadurch, dass in den USA – im Gegensatz etwa zu Deutschland – Hypothekenkredite steuerlich abzugsfähig sind. Und im Gegensatz zu Deutschland haftet ein Schuldner nicht mit seinem gesamten Einkommen, sondern nur mit dem Wert des Hauses. Bei Nichtzahlung des Kredits konnten die Kreditnehmer also ihre Häuserschlüssel an die kreditgebende Bank schicken. Niemand haftete mit eigenem Vermögen für den vermasselten Kredit.
.Lumen hat geschrieben:Gandalf hat geschrieben:Unser Sozialsystem, wie es ich gerade in Berlin "verselbständigt"? 100.000 Euro-Autos mit H4 als Grundsicherung? Vielweiberei auf Kosten des Gesellschaft? Abi für lau? (mit JOb und Geahaltsgarantie auf mindestens "A13") Ist das dann nach Deiner lesart "funktional"?
Das sind alles Strohmänner. Unsere Gesellschaft insgesamt ist allerdings weitaus gesunder, als die der USA. Ich habe auch so meine Probleme mit den Regelungen in Deutschland, aber nicht in der Weise wie du es schilderst. In Kürze: die Regeln sind zu unhandlich, aufgebläht und bürokratisch und sind dadurch voller Schlupflöcher und seltsamer Grenzfälle, wie sie immer entstehen, wenn viele komplexe Regeln aufeinandertreffen. Besser wäre es hier, statt jeden einzeln zu kontrollieren und den Satz anhand von zig Kriterien ermitteln zu wollen, sollten es wenige und "harte" Kriterien geben (sowas wie Alter, Anzahl der Kinder etc. aber nicht, ob man sich eine Wohnung teilt--im Gegenteil, Eigenverantwortung und "Schläue" wie eine WG aufmachen sollten sich auszahlen, wie bei Studenten auch)
Lumen hat geschrieben:Das sind wieder Fehlschlüsse und Strohmänner. Die Leute verhungern nicht, aber sie sind ungewaschen, schlafen in Eingängen und leben ansonsten offensichtlich kein besonders erstrebenswertes Leben und haben zugleich auch keine Möglichkeit, großartig etwas daran zu ändern. Mein Argument war außerdem ein Gegenargument, gegen die auf der Seite geführte Argumentation. Diese schlägt den Voluntarismus als ein "opt-in" System vor, wonach Leute die gerne "beherrscht" werden wollen, sich ja entsprechend zusammenschließen könnten und das es deshalb so sein müsse, weil man Leute (wie Voluntaristen) ja nicht zwingen könne ihrerseits woanders hinzugehen, wo sie ein Gesellschaft in ihrem Sinne aufbauen könnten (also "opt out"). Das ist aber eben deshalb ein Fehlschluss, weil der Besitz faktisch gesehen die eine (wichtige) Einschränkung der Freiheit ist.
Lumen hat geschrieben:Es ist einfach eine Lüge, dass es gewaltfrei und ohne Zwang geht. Der Zwang wird einfach indirekt hergestellt, etwa einen Spieler daran hindern, den Ball zu erreichen, und er so ins Aus rollt. Kurzum, habe ich keinen Besitz, habe ich keine Freiheiten.
Lumen hat geschrieben: Meine Freiheit besteht dann nur darin, meinen Körper (/Arbeitskraft) zu verkaufen, weil nach konventioneller Logik mein Körper zunächst mal mir gehört. Aber selbst das ist mit Gentechnik, Medizin und "freiwilligen Verträgen" gesichert. Das ist ein impliziter Effekt eines solchen Systems. Man kann sich das auch plakativ verdeutlichen, wenn man sich vorstellt, dass die Welt unter den Menschen gerecht aufgeteilt wird, die nächste Generation aber schon keinen eigenen Flecken mehr für sich hat. Sie ist somit fortwährend genötigt, die "Freiheit eines anderen" zu übertreten, da sie notgedrungen über deren Grundstück laufen muss. Der Herr "seines" Grundstücks kann in "seinem Reich" die Regeln bestimmen, denn niemand ist ja gezwungen, sich ausgerechnet auf seinem Grundstück herumzutreiben. Oder was? Im Ergebnis ist die Freiheit geringer, nicht höher. Voluntarismus, jedenfalls ohne einige Klarstellungen läuft auf eine Art Feudalismus hinaus.
Lumen hat geschrieben:Gandalf hat geschrieben:Lumen hat geschrieben:(...) Wenn man nicht mal einen Apfel pflücken darf, weil der Baum jemanden gehört (und der angeheuerte Sicherheitsdienst diesen Besitz mit Waffengewalt "beschützen" darf), dann sind die Verhältnisse ziemlich deutlich schlechter als gegenwärtig.
.. ja und wenn Du Dir noch ein paar Horrorszenarien einredest und erträumst, dann fange ich auch noch das weinen an...
Mal wieder kein Argument.
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