stine hat geschrieben:Ich möchte mal die Diskussion andersrum aufziehen: Wie erkärt ihr euch, dass heute ein Handschlag nichts mehr gilt?
stine hat geschrieben: Die Zahlungsmoral dermaßen den Bach runtergeht, dass Handwerksbetriebe teilweise zur Aufgabe gezwungen sind?
stine hat geschrieben:Mit dem Wohlstand kommt offensichtlich der Egoismus und mit der Armut die Brutalität.
stine hat geschrieben:Dass wir in einer zunehmenden säkularen Gesellschaft leben, die christliche Religion mehr und mehr ablehnt und den Glauben denen überlässt, deren Religion im Mittelalter stecken geblieben ist, ist dabei wohl nur ein Zufall, oder wie?
stine hat geschrieben:Ich möchte mal die Diskussion andersrum aufziehen: Wie erkärt ihr euch, dass heute ein Handschlag nichts mehr gilt? Die Zahlungsmoral dermaßen den Bach runtergeht, dass Handwerksbetriebe teilweise zur Aufgabe gezwungen sind? Dass Banken das Geld ihrer Anleger verspekulieren und dass gelogen und betrogen wird, was das Zeug hält. (betrifft übrigens jeden, der in seiner Steuererklärung die Pendlerpauschale tüchtig aufrundet). Die Liste kann beliebig verlängert werden.
Lumen hat geschrieben:In gewisser Hinsicht glaube ich kommt die praktische "handwerkliche" Seite wieder neu durch, im ewigen Zirkel. Und es wird auch wieder einen Wandel zu Authentizität geben, auch bei Menschen. Die Zeit der Fakes ist bald vorbei. Vielleicht werden alle auch mehr wie Marken sein, und ihre "Haltung" lesbar vor sich hertragen müssen, um die Einordnung zu erleichtern (komplett mit Kleidung und anderen Zeichen, die dem Gegenüber sagen: ich bin so-und-so). Es ist jedenfalls bald vorbei nur zu wissen, was man in Google eingeben muss. Als nächstes kommt es wieder verstärkt drauf an, das Wissen anwenden zu können, es verstanden zu haben. Das ist nochmal eine andere Dimension als nur Fakten und Texte gelernt zu haben. Auch das wird erstaunliche, noch kaum berücksichtigte Effekte haben.
Nein, wirklich nicht?Nanna hat geschrieben:... und ich kann auch keinen flächendeckenden Sittenverfall erkennen.
stine hat geschrieben:Heute kannst du dir alles einverleiben, betrachten oder mit dir machen lassen, da sind nicht nur der Fantasie keine Grenzen mehr gesetzt, sondern auch das Reallife ist grenzenlos geworden. Im Gegensatz zu anderen hier, bin ich aber der Meinung, dass uns Menschen nicht alles gut tut, was erlaubt ist und das ganz besonders, im Hinblick auf die Kinder, die das alles ungefiltert miterleben. Immer mehr Bilder über Brutalität und Sex in immer früheren Jahren. Selbst die Bravo ist nicht mehr so brav, wie noch vor 20 Jahren. Eben alles dem Zeitgeist geopfert. Mich wundert in dem Zusammenhang ehrlich, dass Pädophilie noch immer ein Tabu ist. Es kann auch nur eine Frage der Zeit sein, bis diese Grenzen aufgeweicht werden und ebenso dem Zeitgeist geopfert werden müssen.
stine hat geschrieben:Vielleicht glorifiziere ich die sogenannten christlichen Werte, aber ich stehe weiterhin zu meiner Aussage, dass moralische Schranken wichtig sind und dass man sie nicht beliebig verändern, erweitern oder modisch umgestalten kann.
stine hat geschrieben: Dass dem Menschen nicht alles gut tut, was er sich einbildet, hat man eben schon früher herausgefunden und ich wundere mich in diesem Zusammenhang, warum das Rad ständig neu erfunden werden muss.
stine hat geschrieben:Eine Weltethik ohne Religion gibt es leider noch nicht. Die sieben Todsünden sind immer noch "Sünden" und keine ächtenswerten Eigenschaften oder gesetzliche Verfehlungen.
stine hat geschrieben:Im Gegensatz zu anderen hier, bin ich aber der Meinung, dass uns Menschen nicht alles gut tut, was erlaubt ist und das ganz besonders, im Hinblick auf die Kinder, die das alles ungefiltert miterleben. Immer mehr Bilder über Brutalität und Sex in immer früheren Jahren. Selbst die Bravo ist nicht mehr so brav, wie noch vor 20 Jahren.
stine hat geschrieben:Mich wundert in dem Zusammenhang ehrlich, dass Pädophilie noch immer ein Tabu ist. Es kann auch nur eine Frage der Zeit sein, bis diese Grenzen aufgeweicht werden und ebenso dem Zeitgeist geopfert werden müssen.
stine hat geschrieben:Vielleicht glorifiziere ich die sogenannten christlichen Werte, aber ich stehe weiterhin zu meiner Aussage, dass moralische Schranken wichtig sind und dass man sie nicht beliebig verändern, erweitern oder modisch umgestalten kann. Dass dem Menschen nicht alles gut tut, was er sich einbildet, hat man eben schon früher herausgefunden und ich wundere mich in diesem Zusammenhang, warum das Rad ständig neu erfunden werden muss.
Aber das Rad ist immer noch rund, das nenne ich, den Sinn an einem Rad. Um die Metapher wieder in den Kontext zu bringen: Wir wissen heute sehr genau, was den Menschen gut tut und was nicht. Also warum alles in Frage stellen?Darth Nefarius hat geschrieben:Das Rad wird nicht neu erfunden, sondern eine Holzachse mit einem unfrömigen Stein durch ein Rad mit Holzspeichen, das wiederum durch eine gute Hydraulik, Gummi und Metall ersetzt. Soetwas nennt man Fortschritt.
Da hast du vielleicht recht und ich denke ebenso sehr viel darüber nach, warum ich den Eindruck nicht los werde, heute wäre alles bodenlos. Warum schlage ich eigentlich immer und immer wieder in die selbe Kerbe?Lumen hat geschrieben:Stine, das Leben in 1950ern ist nicht das gleiche wie "christliche Werte". (...) Bitte stelle doch mal den Zusammenhang her.
Dann musst du das mal eins zu eins vergleichen. Alte Zeitschriften durchblättern, alte Filme schauen oder die ersten PC-Spiele spielen. Dann schau mal, was es heute frei verfügbar gibt und zu was die Kinder bereits Zugriff haben.Nanna hat geschrieben:Ich sehe bestimmte Auswüche der Medienwelt wie die virtuellen Gewalt- und Sexexzesse ebenfalls nicht gerne. Aber ich bezweifle, dass es, zumindest bezogen darauf, qualitativ schlimmer geworden ist.
Das stimmt ja nicht. Auch heute gibt es immer wieder mal skandalöse Aufdeckungen, die Schulen, Heime, Sportstätten oder sonstige Einrichtungen anprangern. Täter sind dort, wo die Opfer sind.Nanna hat geschrieben:Gewalt als Konfliktlösungsstrategie war viel weniger geächtet als heute, Prügeleien galten nicht als primitiv, sondern als normaler Part des Heranwachsens. Erziehungsskandale (Heimkinder u.ä.) beziehen sich allesamt auf die frühe Nachkriegszeit, nicht auf heute, was auch nicht gerade auf einen gesunden Umgang mit Fragen der psychischen Gesundheit schließen lässt.
Ich denke, dass die Anonymität die Menschen legerer macht und dass eine Performance, die nicht bewiesen werden muss zur Hochstapelei anstiftet. Aber selbst hier, könnte man sagen, wenn Menschen "Werte" anerkennen würden, und zwar aus sich selbst heraus und nicht nur wegen ihrer Kontrolle, dann würde so etwas auch im Netz nicht vorkommen.Nanna hat geschrieben:Was mich viel besorgter stimmt, ist eine Tendenz zur Egozentrik (...) sondern sich eher aus der Vernetzung ergibt, der wir heute unterliegen.
Ja, wie ich schon sagte: Nicht die Gesetze sind schlecht, sondern die, die zuwider handeln. Nirgendwo steht geschrieben, dass man Kinder misshandeln dürfte.Vollbreit hat geschrieben:Zudem haben die sexuellen und gewalttätigen Missbrauchsfälle, die heute aufgedeckt werden, ja in den 1950er usw. stattgefunden, in der guten alten Zeit.
Da hat man nicht drüber geredet, das war's dann aber auch schon.
stine hat geschrieben:Ja, wie ich schon sagte: Nicht die Gesetze sind schlecht, sondern die, die zuwider handeln. Nirgendwo steht geschrieben, dass man Kinder misshandeln dürfte.
Vollbreit hat geschrieben:Wir müssen halt selbst entscheiden, was wir wollen, dass man dabei Wertediskussionen selbst entwertet, ist natürlich dummes Zeug und im Zweifel finde ich das totale Wertevakuum des Naturalismus oder des Biologismus um Längen schlimmer als eine religiöse Werteorientierung und würde das auch begründen können.
stine hat geschrieben:Also der Reihe nach:Aber das Rad ist immer noch rund, das nenne ich, den Sinn an einem Rad. Um die Metapher wieder in den Kontext zu bringen: Wir wissen heute sehr genau, was den Menschen gut tut und was nicht. Also warum alles in Frage stellen?Darth Nefarius hat geschrieben:Das Rad wird nicht neu erfunden, sondern eine Holzachse mit einem unfrömigen Stein durch ein Rad mit Holzspeichen, das wiederum durch eine gute Hydraulik, Gummi und Metall ersetzt. Soetwas nennt man Fortschritt.
stine hat geschrieben:Warum schlage ich eigentlich immer und immer wieder in die selbe Kerbe?
Weil ich im Herzen Naturalist bin, aber ich erkenne, dass der Naturalismus alleine nicht taugt, die Menschen in soziale Bahnen zu lenken.
stine hat geschrieben: Verhaltensregeln die von Generation zu Generation neu entstehen müssen, weil sie sich natürlich entwickeln sollen, sind eine Belastung für das Zusammenleben.
stine hat geschrieben:Wer kann schon warten, bis der Dümmste geschnallt hat, dass er mit Brutalität und Egoismus zum Zerstörer wird. Daher halte ich religiöse Vorgaben, sofern sie die Menschen zum Nachdenken bringen, für ein passables Angebot.
stine hat geschrieben:Du (und auch die anderen hier) kannst doch nicht sagen, moralische Vorgaben sind schlecht, weil Menschen zuwider handeln!
Das wäre so, als würde ich staatliche Gesetze abschaffen wollen, weil sich eh niemand dran hält.
stine hat geschrieben: Aber selbst hier, könnte man sagen, wenn Menschen "Werte" anerkennen würden, und zwar aus sich selbst heraus und nicht nur wegen ihrer Kontrolle, dann würde so etwas auch im Netz nicht vorkommen.
Lumen hat geschrieben:Das einzige was hier total ist, sind eure totalitären Fantasien einer Lehre, die alles vom Universum bis zur Kindererziehung auf einem Bierdeckel zu klären behauptet (beziehungsweise eure Klagerufe, dass der "Naturalismus" diesem Ideal nicht gerecht wird).
Ich bin nicht gegen Wandel, im Gegenteil:Darth Nefarius hat geschrieben:Ob es dir passt oder nicht, Wandel ist unvermeidlich und wie wir in der Natur sehen auch ein Bestandteil des Lebens (Ob du aus Sicht eines Biologen von Evolution oder aus Sicht eines Physikers von Entropie sprichst). Deine Kritik am Wandel ähnelt der Angst eines Kindes vor dem Umzug in eine andere Stadt. Du setzt nichtmal den Fokus auf die Resultate, sondern auf die Tatsache, dass dich der Wandel grundsätzlich stört. Aber das ist nicht das Problem des Wandels sondern deines!
stine hat geschrieben:Du und deinesgleichen haben eine fast panische Angst davor, dass Religion sich wandeln und anpassen könnte und dann die alten Zöpfe des alten Testaments nicht mehr hinreichen würden, um sie verdammen zu können.
stine hat geschrieben: Religion und Sinnsuche müssen für euch statische, mittelalterliche Elemente bleiben, weil sie sonst nicht mehr anfechtbar und abwertbar wären.
stine hat geschrieben:Religion ist aber ein Begleiter der Menschen immer schon gewesen und viele haben überhaupt nur überlebt, weil sie einen Halt darin fanden.
stine hat geschrieben: Der sinnstiftende Kern mag der selbe bleiben, die äußere Form verändert sich aber trotzdem ständig.
stine hat geschrieben:Um nochmal auf die Eingangsfrage zu antworten:
Der Gottesbegriff dient auch dazu, den Menschen nicht übermütig werden zu lassen und ihn vor allem vor sich selbst zu schützen.
stine hat geschrieben: Ich finde gerade, dass sich Menschen mit den Möglichkeiten der fortschreitenden Technik, viel zu viel Verantwortung aufhalsen. Mit all den technischen Möglichkeiten muss man auch umgehen können.
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