Nanna hat geschrieben:Beides sind ordinale Aussagen.
donquijote hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben: Ist denn die Evolution etwas von ihren Teilnehmern getrenntes?
Ja.
donquijote hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Besser und schlechter sind Begriffe, auf die Naturalisten gerne verzeichten.
Für sie gibt es passend und nützlich.
Wie bitte? Die gesamte evolutionsbiologische Literatur trieft vor Begriffen wie besser oder schlechter angepasst, größerer oder niedrigerer Fortpflanzungserfolg, fitter (als andere), günstigere oder weniger günstige Gene etc.
Schon wenn du passender oder nützlicher sagst, redest du von besser bzw. schlechter.
donquijote hat geschrieben:Wer glaubt, Wachstum entstehe aus dem Bestreben, besser als andere zu sein (oder andere zu übervorteilen), der wird wertendere Konsequenzen aus den "Grenzen des Wachstums" ziehen als jemand, der nur annimmt, dies alles entstehe bereits aus dem Bestreben, in der Anpassung (in der Fähigkeit, Ressourcen zu erlangen und sich zu reproduzieren) nicht zurückzufallen.
donquijote hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Beschränkt man sich auf Termini wie „nützlicher“ fragt sich gleich: Für wen?
Für die Evolution schon mal nicht, die strebt ja nicht. Bleibt das Individuum.
nützlicher? Hattest du gerade nicht behauptet, Naturalisten würden kein "besser nützlich" kennen?
donquijote hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Kommt dann raus, dass Individuen nicht nach Höherem streben, sondern sich nicht verschlechtern wollen.
Nach Höherem streben oder nicht schlechter werden zu wollen (in Relation zu anderen und der Vergangenheit in der Fähigkeit, Ressourcen zu erlangen und die eigenen Kompetenzen zu reproduzieren) sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Letzteres ist eine naturalistische Aussage, Ersteres nicht.
Nanna hat geschrieben:Du musst dich ja regelmäßig entscheiden, was du willst, und "Was soll ich tun?" bedeutet hier erstmal (babysteps ) nur "Was wäre am besten/sinnvollsten zu wollen, was ist die optimale Strategie?".
Ich muss gar nichts, ich setze Prioritäten, in der Gegenwart. Ich stelle Beobachtungen auf (in der Gegenwart), ich antizipiere (in der Gegenwart).Nanna hat geschrieben: Sobald du mehr als eine Handlungsalternative hast, musst du Prioritäten setzen und Möglichkeiten gegeneinander gewichten. Wir NENNEN einen solchen Prozess normativ
Nanna hat geschrieben: vergiss doch mal für einen Augenblick deine Angst vor diesem Wort und lass mal die Moral beiseite, und mach dir klar, dass es nur darum geht, eine Unterscheidung zwischen Zustandsbeschreibungen (deskriptiv; üblicherweise auf die Gegenwart bezogen) und Entscheidungen zwischen zukünftigen Handlungsmöglichkeiten (normativ, überlicherweise auf die Zukunft bezogen) zu treffen.
Nanna hat geschrieben: Es geht erstmal gar nicht um irgendetwas schröcklich idealistisches, sondern nur darum, diese beiden Modi zu unterscheiden. Das wirst du ja noch hinkriegen, oder?
Darth Nefarius hat geschrieben:Wenn man prognostiziert, dass der Baum fällt, wenn eine Axt eingesetzt wurde, um ihn zu fällen, ist das weder idealistisch, noch moralisch.
Nanna hat geschrieben:vergiss doch mal für einen Augenblick deine Angst vor diesem Wort und lass mal die Moral beiseite, und mach dir klar, dass es nur darum geht, eine Unterscheidung zwischen Zustandsbeschreibungen (deskriptiv; üblicherweise auf die Gegenwart bezogen) und Entscheidungen zwischen zukünftigen Handlungsmöglichkeiten (normativ, überlicherweise auf die Zukunft bezogen) zu treffen.
Nanna hat geschrieben:Es ist egal, ob es um Erdbeereis Classic oder Supereis geht. Für mich als Person, als "Ich" ist es für das Geschmackserlebnis irrelevant, auf welche Weise der dahinterliegende Mechanismus funktioniert
Nanna hat geschrieben:genauso wie es mir egal ist, ob ein Film, der mich rührt, digital oder mit Zelluloid projiziert wird.
Nanna hat geschrieben:Bestimmte Formen von Erkenntnis lassen sich eben nur über bestimmte Methoden gewinnen, das beste Beispiel war bisher das in einem anderen Thread von Vollbreit gebrachte Beispiel, dass du nie wissen wirst, wie es ist, Vollbreit zu sein
Nanna hat geschrieben:aber all das ändert nichts, rein gar nichts, daran, dass das naturwissenschaftliche Denken nicht über die Naturwissenschaft hinausführen kann.
Vollbreit hat geschrieben:Das Problem ist, wie Agent und Nanna schreiben, dass nicht klar ist, wie man mit einer deskriptiven Sprache überhaupt in eine normative Einstellung hineinkommen soll. Aus Beschreibungen von Zuständen, so genau und zutreffend sie sein mögen, folgen keine Anweisungen wie es mit diesen Zuständen weiter geht
ganimed hat geschrieben:Wenn die Hirnforschung verstanden hat, was Rührung ist und wodurch genau das ausgelöst und verstärkt wird, dann könnte dabei zum Beispiel heraus kommen, dass bei besserer Filmqualität das Miterleben, das empatische Zuschauen viel intensiver ist.
ganimed hat geschrieben:Das könnte dir, wie oben, nur dann egal sein, wenn du aus rechthaberischen Gründen auf Ignoranz beharrst.
ganimed hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Bestimmte Formen von Erkenntnis lassen sich eben nur über bestimmte Methoden gewinnen, das beste Beispiel war bisher das in einem anderen Thread von Vollbreit gebrachte Beispiel, dass du nie wissen wirst, wie es ist, Vollbreit zu sein
In dem anderen Thread ging es um die Frage, ob man Vollbreits Erleben objektiv beschreiben kann. Es ging nicht darum, Vollbreits Erleben selbst zu erleben. Nur objektiv und vollständig beschreiben.
ganimed hat geschrieben:Muss man, um etwas über die Geschmacksnerven und die Hirnreaktionen beim Erdbeereisgenuss herauszufinden, wirklich selber das Erdbeereis genau so erleben wie du beim Essen? Nein. Genau das meint ja hier das Wort "objektiv". Man muss es eben genau nicht. Dein Denkfehler, mein Triumph.
ganimed hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:aber all das ändert nichts, rein gar nichts, daran, dass das naturwissenschaftliche Denken nicht über die Naturwissenschaft hinausführen kann.
Das ist erstmal eine Behauptung. Die bringst du oft. Kannst du sie eigentlich begründen? Wieso kann naturwissenschaftliches Denken nicht über die Naturwissenschaft hinausführen? (Dogmatiker und Ideologisten haben Probleme mit Begründungen. Vielleicht zeigt sich also durch diese Frage, wer hier Fisch und wer hier Fleisch ist?)
ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Das Problem ist, wie Agent und Nanna schreiben, dass nicht klar ist, wie man mit einer deskriptiven Sprache überhaupt in eine normative Einstellung hineinkommen soll. Aus Beschreibungen von Zuständen, so genau und zutreffend sie sein mögen, folgen keine Anweisungen wie es mit diesen Zuständen weiter geht
Irgendwo muss man sozusagen mit normativen Axiomen anfangen, das stimmt. Diese Grundannahmen und Festlegungen sind sicher auch immer verhandelbar, man muss sich darauf einigen. Aber genau das muss man auch bei den Philosophen.
ganimed hat geschrieben:Nichts besonderes also.
ganimed hat geschrieben:Und schon mit ein paar Grundannahmen kann man folgern, dass zum Beispiel das objektiv beschreibbare Phänomen "Schmerz" im Gehirn etwas schlechtes ist.
ganimed hat geschrieben:Man eicht diese Zuordnung einfach dadurch, dass man 1000 Leute fragt, ob starke Schmerzen etwas gutes oder etwas schlechtes sind.
ganimed hat geschrieben:Danach hat mans.
ganimed hat geschrieben: So kommt man von einer deskriptiven Sprache (der Patient hat im Gehirn starke Schmerzreaktionen) zu einer normativen Wertung: dem Patient geht es schlecht.
ganimed hat geschrieben:Es erscheint mir ein wenig albern, hier so zu tun, als wenn das prinzipiell und auch in zehntausend Jahren unmöglich sein soll. Wie soll ein vernünftiger Mensch wie ich etwas anderes annehmen, als blinde Ideologie hinter solchen martialischen Prophezeiungen?
Vollbreit hat geschrieben:Nun, sie sind auch Menschen, haben Empfindungen und eine 1.Person Perspektive (Ich bin gerührt) und folgern, dass, wenn sie gerührt sind, wohl auch andere in ähnlichen Situationen gerührt sein werden.
Vollbreit hat geschrieben:Die Hirnforschung weiß aber nicht, was Rührung ist.
Vollbreit hat geschrieben:Selbst in diesem Idealfall wird m.E. erkennbar, dass die Perspektive der 3. Person: Eine Stelle im Gehirn leuchtet im Abbild des fMRT auffällig auf, nicht Rührung ist, sondern bestenfalls die objektivierte Darstellung der Rührung.
Vollbreit hat geschrieben:Man hätte einen biochemischen Vorgang beschrieben, aber wieso ist denn ein biochemischer Vorgang ein Gefühl?
Vollbreit hat geschrieben:Ich bin ja hier nicht selbst betroffen, aber gerade darum: Es ist für mich schwer nachvollziehbar, im Zusammenhang mit Nanna, dessen Eselsgeduld und immer wieder neuen Versuche jemanden verstehen zu wollen nicht nur mir aufgefallen sind, auf Ignoranz und Rechthaberei zu schließen.
Vollbreit hat geschrieben:Ja, und ich habe zu beschreiben versucht, warum man das allenfalls näherungsweise, aber nie vollständig kann und können wird
Vollbreit hat geschrieben:Der Anspruch ist aber ein anderer, nämlich ... eine vollständige Darstellung der 1.Person Empfindungswelt durch die objektivierende 3.Person Perspektive ... Ohne semantischen Rest ... Und wenn das der Fall sein soll, dann muss man eben genau sagen können, was Nanna empfindet, assoziiert usw. wenn er Erdbeereis ist.
Vollbreit hat geschrieben:... Die Begründung ist einfach.Nanna hat geschrieben:aber all das ändert nichts, rein gar nichts, daran, dass das naturwissenschaftliche Denken nicht über die Naturwissenschaft hinausführen kann.
Die Naturwissenschaft beschreibt, wie Zusammenhänge im technischen Sinne funktionieren.
Warum sollte damit alles gesagt sein? Wenn es ein Thema gibt, was die Kulturgeschichte durchzieht und aus allen Facetten beschrieben wurde (und weiter beschrieben werden wird) dann ist das sicher die Liebe. Wird das was uns Shakespeare, Goethe und Rilke darüber zu sagen haben unwichtig, wenn man erfährt, dass es sich irgendwie um eine Opiatausschüttung handelt?
Vollbreit hat geschrieben:...ganimed hat geschrieben:Irgendwo muss man sozusagen mit normativen Axiomen anfangen ...
Das ist doch das Ergebnis der Philosophen, bzw. von Teilen der Philosophie.
Vollbreit hat geschrieben:Beispielsweise bist Du der Auffassung, dass der quantitative Erfolg, bspw. in der Reproduktion, der Verbreitung usw. ein Kriterium sein kann. Ich kann das als sinnvolle Aussage sofort anerkennen. Die Frage ist nur, folgt etwas daraus und was?
Vollbreit hat geschrieben:Aber gerade „gut“ und „schlecht“ sind ja jene wertenden Begriffe, auf die man verzichten möchte, die man objektivieren möchte.
Vollbreit hat geschrieben:Wenn man nun sagt, dass man Schmerzen vermeiden oder nach Möglichkeit verringern sollte, dann sagt man das nicht, weil bei der Schmerzkaskade objektiv dies und das geschieht, sondern weil Schmerzen als unangenehm und leidvoll vom Subjekt erfahren werden.
Vollbreit hat geschrieben:Was Du anstrebst und als Objektivität verstanden wissen möchtest, ist einfach der Durchschnittswert. Und da gilt halt, was für jede Statistik gilt. Kollektiv zutreffend, je näher man den Individuum kommen, umso unbrauchbarer.
ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Die Hirnforschung weiß aber nicht, was Rührung ist.
Wieso weiß sie das nicht? Du beschreibst doch gerade ein paar Wege, wie sie Rührung in Form von körperlichen Reaktionen beschreiben lernen kann. Gut, und dann ist Rührung eben genau das, nämlich ein Vorgang im Gehirn, der objektiv beschrieben werden kann. Also: die Hirnforschung kann im Prinzip wissen, was Rührung ist.
Wikipedia hat geschrieben:Hilary Putnam (1967) entwickelte erstmals das Argument der multiplen Realisierbarkeit, dass zeigen sollte, dass ein mentaler Zustand nicht mit einem Gehirnzustand identisch sein kann: Die einzelnen, konkreten mentalen Zustände (die Token) können nämlich in verschiedenen Wesen durch ganz verschiedene Gehirnzustände realisiert sein.
Wikipedia hat geschrieben:Man denke etwa an die Schmerzen eines Lurches und eines Menschen. Es ist einfach unwahrscheinlich, dass in ihnen die gleichen Gehirnprozesse ablaufen, wenn sie Schmerzen spüren.
ganimed hat geschrieben:Wikipedia hat geschrieben:Man denke etwa an die Schmerzen eines Lurches und eines Menschen. Es ist einfach unwahrscheinlich, dass in ihnen die gleichen Gehirnprozesse ablaufen, wenn sie Schmerzen spüren.
Ein auffallend blödes Argument. Wenn beim Lurch wirklich alles so ganz anders abliefe, dann hätte er eben auch ein ganz anderes Erleben. Dann wäre Lurch-Schmerz auch nicht Mensch-Schmerz.
ganimed hat geschrieben:Gut, und dann ist Rührung eben genau das, nämlich ein Vorgang im Gehirn, der objektiv beschrieben werden kann. Also: die Hirnforschung kann im Prinzip wissen, was Rührung ist.
ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Selbst in diesem Idealfall wird m.E. erkennbar, dass die Perspektive der 3. Person: Eine Stelle im Gehirn leuchtet im Abbild des fMRT auffällig auf, nicht Rührung ist, sondern bestenfalls die objektivierte Darstellung der Rührung.
Das ist aus meiner Sicht ein sprachliche Verdrehung ohne Sinn. Wenn ein Wissenschaftler dir beschreibt, was ein Elektromotor ist, dann könntest du diese verdrehten Gegenargumente auch bringen. "Jaaaa, sie beschreiben, wie ein Elektromotor funktioniert und woraus er besteht, aber das IST kein Elektormotor, sondern nur die Beschreibung".
ganimed hat geschrieben:Dein Einwand, dass man auch nach 10000 Messungen nie ganz sicher sein könnte ist ebenfalls ein Allerweltsargument gegen Wissenschaft.
ganimed hat geschrieben:Ganz sicher kann man sich eben nie sein, nirgendwo. Und insbesondere nicht bei einer so abstrusen Behauptung wie: die Wissenschaft wird niemals das Gehirn und seine Vorgänge objektiv beschreiben können. Wieso also bist du dir so sicher?
ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Man hätte einen biochemischen Vorgang beschrieben, aber wieso ist denn ein biochemischer Vorgang ein Gefühl?
Weil er immer genau dann auftritt, wenn das Gefühl auftritt. Und immer genau dann nicht auftritt, wenn das Gefühl nicht auftritt.
ganimed hat geschrieben:Und weil sonst nichts dieses Gefühl repräsentiert. Daher also die Gegenfrage an dich: was soll das Gefühl denn sonst sein wenn nicht ein biochemischer Vorgang?
ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Ja, und ich habe zu beschreiben versucht, warum man das allenfalls näherungsweise, aber nie vollständig kann und können wird
Dieser Versuch ist daneben gegangen. Du traust der Wissenschaft weniger zu als ich. Beispielsweise scheint dir bei Hirnforschung wirklich nur das bildgebende Verfahren einzufallen, so als würde das die einzige Methode sein. Verhaltensforschung, psychologische Tests, Versuche an Mäusen, Schnecken, Fruchtfliegen, alle diese Flut an Forschungen um Nervensysteme allgemein und das des Menschen besser zu verstehen blendest du wohlweislich aus.
ganimed hat geschrieben:Insofern ist dein Jetztanalyse der Hirnforschung bereits relativ verzerrt. Aber gut, du hast eben tendenziell eine schlechte Meinung über Wissenschaft.
ganimed hat geschrieben:Aber was ist eigentlich mit dem "niemals können wird"? Hast du das wirklich schon begründet, wieso die Wissenschaft niemals ihre Methoden verbessern wird, wieso sie niemals neue Methoden finden kann, die mögliche jetzige Probleme doch noch lösen? Ich kann nicht einmal einen Ansatz für eine Begründung bei dir herauslesen.
ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Der Anspruch ist aber ein anderer, nämlich ... eine vollständige Darstellung der 1.Person Empfindungswelt durch die objektivierende 3.Person Perspektive ... Ohne semantischen Rest ... Und wenn das der Fall sein soll, dann muss man eben genau sagen können, was Nanna empfindet, assoziiert usw. wenn er Erdbeereis ist.
Da stimme ich zu. Mit einer objektiven Beschreibung würde man angeben können, welche Emotionen bei Nanna durch das Erdbeereis ausgelöst werden. Genau wie oben die Rührung würden auch andere Emotionen beschrieben werden. Auch Assoziationen wären anzugeben. Aber worum es in meinem Argument ging: kein Beschreiber müsste zu Nanna werden, schon gar nicht vollständig.
ganimed hat geschrieben:Niemand müsste selber das Eis essen und dieselben Emotionen durchleben. Aber genau das wurde von dir und Nanna auch im anderen Thread gefordert, dass jemand genau Vollbreit werden müsste und den Schmerz im Fuss selber in genau derselben Weise erleben müsste, um wissen zu können, wie das ist. Ich finde, ihr habt da einfach den Unterschied zwischen subjektiver Sprache und objektiver Sprache völlig außer acht gelassen. Objektiv heißt hier genau, es nicht selber erleben zu müssen.
ganimed hat geschrieben:Hä? Nanna behauptet doch, dass die Naturwissenschaft nichts über die Bedeutung oder den Sinn von beispielsweise Emotionen wie der Liebe sagen kann. Und deine Begründung für diese weitreichende Behauptung ist, das Shakespeare und Goethe doch auch etwas wichtiges über Liebe sagen? Das verstehe ich logisch nicht. Wieso würde die Fähigkeit der Wissenschaft, hier etwas zu sagen, plötzlich bedeuten, dass alles andere dazu gesagte nichtig wäre? Wer hat das behauptet?
ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:...ganimed hat geschrieben:Irgendwo muss man sozusagen mit normativen Axiomen anfangen ...
Das ist doch das Ergebnis der Philosophen, bzw. von Teilen der Philosophie.
Normen und Werte haben alle Menschen, dazu bräuchte man jetzt nicht unbedingt die Philosophie.
ganimed hat geschrieben:Und außerdem war ich dir zu weit entgegen gekommen, wie ich inzwischen finde. Normative Axiome kann man verhandeln, aber alternativ auch beschreiben und finden (Gerechtigkeitssinn im Gehirn, bestimmte moralische Grundeinstellungen bei fast allen Menschen, evolutionäre Zusammenhänge, ...).
ganimed hat geschrieben:Aus der Eichung des Belohnungssystems von 10000 Probanden kann ich bestimmt eine sehr genaue moralische Landkarte zeichnen und das dann als legitimen Ansatz verwenden, um meinen übrigen wisssenschaftlichen Erkenntnissen eine Relevanz, Bedeutung, Bewertung und Implikation zuzuweisen. Viel exakter und nachvollziehbarer als beim Philosophen.
ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Beispielsweise bist Du der Auffassung, dass der quantitative Erfolg, bspw. in der Reproduktion, der Verbreitung usw. ein Kriterium sein kann. Ich kann das als sinnvolle Aussage sofort anerkennen. Die Frage ist nur, folgt etwas daraus und was?
Dein letzter Satz ist nicht die Frage, nur der Versuch das letzte Wort zu haben.
ganimed hat geschrieben:Nein, wenn man aus quantitativem Erfolg ein wertendes Kriterium machen kann, dann ist der Fall beendet. Nanna hat dies nämlich, soweit ich verstanden habe, für nicht möglich erklärt. Die Frage, was aus einer Bewertung folgt, war gar nicht Thema.
ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Aber gerade „gut“ und „schlecht“ sind ja jene wertenden Begriffe, auf die man verzichten möchte, die man objektivieren möchte.
Mir scheint, du verhedderst dich hier in den Begriffen "subjektiv", "objektiv" einerseits und "deskriptiv" und "normativ" andererseits. Du und Nanna behauptet (einfach so), dass Wissenschaft immer nur streng deskriptiv sein könne.
ganimed hat geschrieben:Aber das glaube ich eben nicht. Man kann objektiv bewerten, allerdings (das gebe ich zu) nur unter der Angabe des Kontextes, des Ziels, der Norm.
ganimed hat geschrieben:Aber all diese Dinge kann die Wissenschaft ja angeben. Für einen Menschen, dem körperlich sonst nichts fehlt (und der deshalb keine Ruhe braucht) ist Schmerz (beispielsweise dauerhafter Phantomschmerz) richtig übel.
ganimed hat geschrieben:Das folgt objektiv aus einer Beobachtung des Gehirns, was Angstzentrum und Belohnungszentrum an dieser Stelle machen.
ganimed hat geschrieben:Man kann also objektiv schlußfolgern, dass das im Sinne dessen was das Gehirn des Patienten selber als Norm vorgibt schlecht ist.
ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Wenn man nun sagt, dass man Schmerzen vermeiden oder nach Möglichkeit verringern sollte, dann sagt man das nicht, weil bei der Schmerzkaskade objektiv dies und das geschieht, sondern weil Schmerzen als unangenehm und leidvoll vom Subjekt erfahren werden.
Das ist kein Problem. Ich kann ja die Schmerzen, das leidvolle ebenfalls objektiv beschreiben. Schmerzen und Leid geschehen also objektiv.
ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Was Du anstrebst und als Objektivität verstanden wissen möchtest, ist einfach der Durchschnittswert. Und da gilt halt, was für jede Statistik gilt. Kollektiv zutreffend, je näher man den Individuum kommen, umso unbrauchbarer.
Das ist naive Wissenschaftskritik auf niedrigem Niveau.
ganimed hat geschrieben:So in der Art wie: Studien seien alle gefälscht.
ganimed hat geschrieben:Statistiker unterlägen alle dem Irrglauben, dass Korrelation = Ursache sei.
ganimed hat geschrieben:Und repräsentative Umfragen seien Quark, weil man ja nicht alle gefragt hat.
ganimed hat geschrieben:Und die Behauptung, dass alle Raben schwarz sind, wäre erst dann erwiesen, wenn man ausnahmnslos alle Raben auf der Welt in Augenschein genommen hätte. Solches Gerede wirkt auf mich sehr uninformiert. Der Trend geht zum billigen und schnellen Sequenzieren, zur Individualmedizin. Man weiß dann genau, welche Gene gerade da sind, aktiv geschaltet sind und wie sie wirken (vielleicht nicht heute aber zunehmend und bald) und kann dann, je näher man dem Individuum kommt, immer besser helfen oder analysieren oder einfach nur beschreiben, was den dann sicher rühren wird.
Lumen hat geschrieben:Menschen sind nach dem Schlafen ausgeruhter und langfristig gesünder, sollten daher täglich schlafen gehen...?
Da Menschen auf eine Sauerstoffversorgung ihrer Zellen angewiesen sind, sollten Menschen atmen...?
Menschen haben einen unterschiedlichen Nahrungsbedarf, sollen also nicht gezwungen werden, eine einheitliche Menge zu essen
AgentProvocateur hat geschrieben:Der Punkt hier ist der, dass X auf vielfältige Weise realisiert werden, aber dennoch X sein kann
AgentProvocateur hat geschrieben:Wenn wir das mal allgemeiner betrachten: z.B. ein Tisch kann auf vielfältige Weise realisiert sein, es kommt dabei nicht auf das Material an.
Vollbreit hat geschrieben:Nein, darum geht es nicht. Den beim Motor besteht nicht mal ein Anfangsverdacht, dass es bei ihm etwas gibt, was über die reine (Beschreibung der) Funktion hinausgeht, beim Menschen sind wir sicher, dass wir eine Subjektwahrnehmung haben.ganimed hat geschrieben:"Jaaaa, sie beschreiben, wie ein Elektromotor funktioniert und woraus er besteht, aber das IST kein Elektormotor, sondern nur die Beschreibung".
Vollbreit hat geschrieben:Natürlich ist im alltäglich Sprachspiel klar, dass die Aussage: „Du, deine Hose steht auf“ mehr ist als nur die Aussage über einen Zustand, eines Kleidungsstücks und derlei versteckte normative Hinweise gibt es haufenweise, aber das ist eben die Alltagsebene (und nicht Wissenschaft oder Philosophie).
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