Naja, Analogien zur Erkenntnislücke zu finden ist schwierig, weil es wohl schlicht keine solchen Analogien gibt.
Sowohl Dein Beipiel mit der Mondrückseite (das kann man prinzipiell wissen, wie die aussieht und das kann man deswegen sagen, weil man grundsätzlich weiß, wie man dieses Wissen erlangen könnte, wie man vorgehen müsste), als auch Dein Beispiel mit dem Stau hinken.
Was ein Stau ist, kann man ziemlich genau definieren, jedoch ist ein Stau mE nicht lediglich eine bestimmte geometrische Anordnung von Autos, (oder sonstigen Fahrzeugen), sondern das ist erstens allgemeiner (es kann z.B. auch einen Stau von Leuten an einer engen Eingangstür zu einem Theater geben), als auch spezieller, als Du das dargestellt hast - um etwas als "Stau" bezeichnen zu können, muss mE etwas Zusätzliches vorhanden sein, nämlich z.B. die Intentionen von Leuten, weiterzukommen. Fehlt diese aber, dann würde man eine Konfiguration/Anordnung von Autos wohl kaum als "Stau" bezeichnen, denn Autos wohnt sozusagen kein Drang inne, irgendwohin zu fahren. Oder so, das soll nun keine vollständige Definition von "Stau" sein, auch Wasser kann man stauen. Aber nicht festen Beton. Und eine Anordnung von zusammengekoppelten Waggons wäre kein Stau, nicht, wenn die in die in einem Bahnhof stehen (ein Zug, der am Bahnhof anhält) und auch nicht, wenn die bewegungslos auf einem Abstellgleis stehen.
Gefühle, Qualia, Intentionen und Gedanken jedoch kann man nicht derart definieren/operationalisieren und das ist wohl ein Teil des Problemes. Könnte man es, dann wäre das Problem wohl weit geringer, dann wäre man der Lösung wohl ein gewaltiges Stück näher gekommen. Aber das man etwas nicht derart definieren/operationalisieren kann ("ich habe Schmerz, ich will Mathe studieren, mir ist schlecht") bedeutet nun nicht, dass dies nicht existiert, dass diese Aussagen sinnlos seien, weil sie sich auf nichts bezögen.
Dass nun M-Token über G-Token supervenieren, sollte unter Naturalisten nicht strittig sein, wie man aber daraus auf die Behauptung kommt, dass M-Typen mit G-Typen identisch seien, ist mir unklar. Nun zu sagen: "ja, das ist so, aber wir wissen lediglich noch nicht, was M-Typen sind", kommt mir ein bisschen fishy vor, weil dann die Aussage mE ziemlich sinnleer wird.
Zu Deiner Bitte nach zusätzlichen Links: leider habe ich zurzeit keine deutschsprachigen Links mehr in petto, nur englischsprachige. Erste Anlaufstelle wäre die SEP, siehe z.B. dort
diesen Artikel über die Multiple Realisierbarkeit, (und die Kritik an diesem Argument).
Ansonsten müsstest Du vielleicht nach "Philosophie des Geistes" googeln, oder auch speziell, was Deine Position betrifft, nach "Jaegwon Kim", (ein mE ziemlich einflussreicher und respektabler Philosoph auf diesem Gebiet), allerdings weiß ich nicht, ob es dazu etwas auf Deutsch gibt - die deutsche Wikipedia ist da ziemlich unergiebig.
Deine Wahrscheinlichkeitsbehauptungen bezüglich einer künftigen Lösung der Erkenntnislücke kann ich leider überhaupt nicht nachvollziehen, mir ist unklar, wie man hier eine Wahrscheinlichkeitsrechnung aufstellen kann, auf welcher Basis die beruhen könnte. Ich halte es für intellektuell redlich und für hilfreich, ungelöste Probleme zu bennenen, die Problem dessen aufzuzeigen und anzuerkennen. Aber unbegründete Zukunftsprognosen abzugeben: das halte ich für wenig hilfreich, wüsste auch nicht, wofür das hilfreich sein könnte, ich meine, das vernebelt nur den Fakt, dass es heute die Probleme gibt.
Mag zwar sein, dass Du das als feige ansiehst, ich nenne das aber nicht so, sondern ich nenne das: "vorsichtig". ;)
Aber letzlich ist
das auch völlig egal, nicht egal wäre hingegen, wenn jemand behauptete, dass eine offene Frage gar keine offene Frage sei, weil die wahrscheinlich in der Zukunft gelöst werden könnte, (und zwar, ohne gute Gründe für diese Annahme angeben zu können).
Aber ich bin tatsächlich feige in folgender Hinsicht: ich behaupte nicht gerne Dinge, die ich nicht begründen kann, stelle nicht gerne steile Thesen auf, von denen ich mich später distanzieren muss. Das ist wohl eine Mentalitätssache, so bin ich eben, d.h. ich will damit keineswegs sagen, dass das eine gute, löbliche und nachahmenswerte Einstellung sei. Jemand, der steile Thesen aufstellt und ggf. später einsieht, dass er sich geirrt hat, hat meinen vollsten Respekt und das finde ich völlig legitim. Ist aber schlicht nicht mein Ding.