Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon Zappa » Mi 5. Dez 2012, 19:52

[OT]
Vollbreit hat geschrieben:Optionaler Aufwärmtipp: Beschäftige Dich mal, grobes googlen dürfte reichen, mit Otto Kernberg und der Objektbeziehungstheorie.

Done. -> Blödes Gesülze!
[/OT]
Benutzeravatar
Zappa
 
Beiträge: 1416
Registriert: Mi 29. Jul 2009, 19:20

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon Vollbreit » Mi 5. Dez 2012, 21:38

Okay, Du bist ja nicht generell unwillig, dann werde ich die Tage mal versuchen, den Missionar zu spielen und mache dafür einen Thread auf.
Benutzeravatar
Vollbreit
 
Beiträge: 2413
Registriert: Mi 30. Nov 2011, 11:48

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon Vollbreit » Mi 5. Dez 2012, 22:58

PS:

@ Lumen:

Was den Verweis auf Pinker angeht, so nehme ich an, dass er sich auf sein Buch "Gewalt" bezieht (von dem ich glaube, dass Du es so wenig gelesen hast, wie ich)?
Kennst Du diese Kritik von Münkler?
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b ... 97412.html
Benutzeravatar
Vollbreit
 
Beiträge: 2413
Registriert: Mi 30. Nov 2011, 11:48

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon Lumen » Do 6. Dez 2012, 14:07

Vorweg Better Angels of our Nature habe ich noch nicht gelesen. Aber das war ein lesenswerte Besprechung. Dennoch konnte mich der Kommentar von Herfried Münkler nicht überzeugen, da er viele argumentative Schwächen hat. Zunächst lässt er deutlich durchblicken, dass er sich wünscht, dass der Zweite Weltkrieg und der Holocaust höher gewichtet werden. Pinker ordnet das Geschehen anders ein, womit der Kommentator fortan einen Grund hat, Pinkers Thesen zu mißtrauen. Dabei geht dann Münklers Argumentation in die Binsen. Er notiert, dass Pinker durchaus auf Schwierigkeiten mit historischen Zahlen "mehrfach" eingeht, behauptet dann aber, dass Pinker daraus nicht genügend Konsequenzen ziehen würde. Was nicht sein darf, soll eben nicht sein. Er hält dagegen, dass historische Zahlen "womöglich" bereits ausdrücken sollten, wie grausam ein Ereignis war und deshalb übertrieben seien, lässt einfließen dass ein interdisziplinärer Wissenschaftler wie Pinker "kein Fachmann" sei und bemängelt am Ende paradoxerweise dann doch die vielen "methodischen Erläuterungen", die den Lesefluss störten. Somit hat Münkler viel am Drumherum zu kritteln, aber kein einziges faktisches Gegenargument zu bieten und bleibt damit unüberzeugend. Mein Eindruck ist vielmehr der, dass Pinker darstellst was er hat, die Zahlen, Quellen, Problematik und Methoden und dazu seine Schlussfolgerung offeriert, was ich als fair und sauber empfinde.
Benutzeravatar
Lumen
 
Beiträge: 1133
Registriert: Sa 30. Okt 2010, 01:53

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon Darth Nefarius » Do 6. Dez 2012, 17:48

Mir hingegen scheint Münklers Kritik durchaus angebracht, da man durch Hochrechnung der Opferzahlen in Relation zur Bevölkerung keine Vergleichbarkeit der Werte erhält. Nicht einbezogen scheinen zum Beispiel die Art (/Effizienz?) der Waffen, die medizinische Versorgung von Verletzen (also die überlebensschancen) und anderes. Zudem vierlieren die Werte an Seriösität wenn ein imaginärer Wert das Ergebnis ist, kein relativer prozentualer Vergleich.
Benutzeravatar
Darth Nefarius
 
Beiträge: 2625
Registriert: Di 22. Nov 2011, 16:23

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon Lumen » Do 6. Dez 2012, 18:33

Darth Nefarius hat geschrieben:Mir hingegen scheint Münklers Kritik durchaus angebracht, da man durch Hochrechnung der Opferzahlen in Relation zur Bevölkerung keine Vergleichbarkeit der Werte erhält. Nicht einbezogen scheinen zum Beispiel die Art (/Effizienz?) der Waffen, die medizinische Versorgung von Verletzen (also die überlebensschancen) und anderes. Zudem vierlieren die Werte an Seriösität wenn ein imaginärer Wert das Ergebnis ist, kein relativer prozentualer Vergleich.


Das ist zu bezweifeln. Wenn im Dreißigjährigen Krieg die Bevölkerung in manchen Landstrichen auf 30% der vorigen Population dezimiert wurde, sagt das eine Menge über die Wucht des Ereignisses aus. Wenn das dann "nur" ein paar Hundertausend waren, ist das Ereignis dennoch nicht kleiner als eine Hiroschima Bombe. Die hat "nur" eine Stadt getroffen, der Krieg aber ganze Landstriche entvölkert. Man kann auch nicht einfach einen anderen Technologie-Level annehmen, denn mutmaßlich verhalten sich Leute auch anders, die einen solchen Level hervorgebracht haben und haben dann eventuell auch verschiedenste Gegenmaßnahmen entwickelt, inklusive Drohpotential. Effizienz von Waffen und Medizin zum Beispiel sind durch Fortschrittlichkeit relativ nah aneinander gekoppelt. Wer komplizierte Waffen bauen kann, kann wahrscheinlich auch kompetent Knochenbrüche heilen. Schließlich kann man durchaus die Anzahl an gewaltätigen Auseinandersetzungen abzählen und dabei über lange Zeiträume eventuell Trends sehen. Bei Hunderten von Kleinstaaten mit jeweils eigenen Armeen, vielen unterschiedliche Interessen und einen allgemein etwas nachlässigeren Umgang mit menschlichem Leben, ist es schon nachvollziehbar, dass sich in Europa eine Menge getan hat. Dazu gesellen sich weitere Beobachtungen. Heute haben wir doch ein anderes Bewusstsein, was Mitmenschen, Umwelt, Gesundheit und so weiter angeht, als in den 1860ern, oder 1950ern. Mir ist es intuitiv einleuchtend, dass es durchaus eine positive Entwicklung gibt.

Was aber der entscheidende Punkt ist: Religionen machen eine Gesellschaft nicht sicherer, gesünder, lebenswerter oder besser. Man kann das Blatt drehen und wenden und gerne alle Aussagen von Pinker in den Wind schießen. Es ändert nichts daran, dass es sehr gewaltätige Zeiten gab die vollkommen vom (katholisch) christlichen Denken durchdrungen waren. Damit ist diese Argumentation so oder so hinfällig. Finde ich auch nur einen schwarzen Schwan geht die Aussage "Alle Schwäne sind weiß" in die Binsen. Und in der christlichen Geschichte gibt es nicht nur einen schwarzen Schwan, da muss man eher die weißen suchen.
Benutzeravatar
Lumen
 
Beiträge: 1133
Registriert: Sa 30. Okt 2010, 01:53

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon Vollbreit » Do 6. Dez 2012, 19:16

@ Zappa:

Mein Psychoanalyseerguss:
viewtopic.php?f=3&t=4294
Benutzeravatar
Vollbreit
 
Beiträge: 2413
Registriert: Mi 30. Nov 2011, 11:48

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon stine » Fr 7. Dez 2012, 07:45

Lumen hat geschrieben:Religionen machen eine Gesellschaft nicht sicherer, gesünder, lebenswerter oder besser. Man kann das Blatt drehen und wenden und gerne alle Aussagen von Pinker in den Wind schießen. Es ändert nichts daran, dass es sehr gewaltätige Zeiten gab die vollkommen vom (katholisch) christlichen Denken durchdrungen waren.
Angeblich lernt der Mensch ja aus seiner Vergangenheit.
Ganz unreligiös waren die Friedensgebete in der Nikolaikirche wohl nicht:
"Schnell ist Montag für Montag das Kirchenschiff der Nikolaikirche mit Besuchern überfüllt. Die verschiedenen oppositionellen Strömungen finden hier einen gemeinsamen Raum und eine wenn auch noch kleine Öffentlichkeit. Schnell verbreitet sich im ganzen Land der Ruf der Leipziger Friedensgebete."
Ein religiöser Boden, als Sicherheit gegen die allmächtige Diktatur?
Seinerzeit haben sich die Menschen erinnert, was Religion gewesen ist und immer noch sein kann: Ein menschliches Zusammensein ohne jeglichen staatlichen Einfluss und Kontrolle. Sozusagen ein Paralleluniversum für des Menschen Unabhägigkeit vom System. Hätte man dem oktroyierten Atheismus der kommunistischen Machthaber nicht von Beginn an bedingungslos nachgegeben, als die DDR beschlossen wurde, wer weiß, ob es überhaupt soweit gekommen wäre, Honecker als Gott anzubeten.
Das gleiche gilt für Nordkorea und alle Länder mit gottgleichen Diktatoren. Es macht Sinn, in diesen Ländern die Religionen zu verbieten. Aus: gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist, wird hier deutlich, dass der Kaiser den ganzen Menschen beherrschen will, weil er weiß, dass er sonst seine Macht schnell verlieren könnte.
Opium für das Volk ist für die Religion ein sehr heruntergestuftes Synonym, weil sie den Menschen nicht nur betäubt, sondern ihn im Inneren auch vor äußerlichen Sach- und Staatszwängen befreien kann.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon Darth Nefarius » Fr 7. Dez 2012, 15:23

Lumen hat geschrieben: Wenn im Dreißigjährigen Krieg die Bevölkerung in manchen Landstrichen auf 30% der vorigen Population dezimiert wurde, sagt das eine Menge über die Wucht des Ereignisses aus. Wenn das dann "nur" ein paar Hundertausend waren, ist das Ereignis dennoch nicht kleiner als eine Hiroschima Bombe.

Und da haben wir das erwähnte Problem: die Effizienz des Tötens. Wenn ein Krieg 30 Jahre braucht, um so effektiv wie die Hiroshima-Bombe zu sein, sind die Verluste nicht vergleichbar.
Lumen hat geschrieben: Die hat "nur" eine Stadt getroffen, der Krieg aber ganze Landstriche entvölkert.

Wieder ein Problem: die Konzentration des Lebensraums wurde nicht berücksichtigt. Nicht vergleichbar.
Lumen hat geschrieben: Man kann auch nicht einfach einen anderen Technologie-Level annehmen, denn mutmaßlich verhalten sich Leute auch anders, die einen solchen Level hervorgebracht haben und haben dann eventuell auch verschiedenste Gegenmaßnahmen entwickelt, inklusive Drohpotential.

Gerade deswegen sind diese Hochrechnungen und Vergleiche der Kriege überhaupt nicht wissenschftlich. Es werden Äpfel mit Birnen verglichen. Ich nehme ja keinen anderen Technologie-Level an, er ist ein Faktum, wenn der 2. Weltkrieg mit dem dreißigjährigen verglichen wird.
Lumen hat geschrieben: Effizienz von Waffen und Medizin zum Beispiel sind durch Fortschrittlichkeit relativ nah aneinander gekoppelt. Wer komplizierte Waffen bauen kann, kann wahrscheinlich auch kompetent Knochenbrüche heilen.

Eine Proportionalität ist gewiss vorhanden, jedoch sind diese Faktoren nicht äquivalent und müssen somit berücksichtigt werden, was nicht geschah.
Lumen hat geschrieben:Was aber der entscheidende Punkt ist: Religionen machen eine Gesellschaft nicht sicherer, gesünder, lebenswerter oder besser.

Gewiss nicht, ich verteidige auch nicht Vollbreits Position, wenn ich der Kritik an so einem unwissenschaftlichen Vorgehen wie dem Vergleich von Kriegen über Jahrhunderte hinweg kritisiere. Bis auf diesen Punkt bin ich einer Meinung mit dir. Wenn ich feststelle, dass die Kriege wirklich tödlicher wurden, glorifiziere ich nicht das widerwertige Mittelalter.
Benutzeravatar
Darth Nefarius
 
Beiträge: 2625
Registriert: Di 22. Nov 2011, 16:23

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon Darth Nefarius » Fr 7. Dez 2012, 15:28

stine hat geschrieben:Seinerzeit haben sich die Menschen erinnert, was Religion gewesen ist und immer noch sein kann: Ein menschliches Zusammensein ohne jeglichen staatlichen Einfluss und Kontrolle.

Das war sie nie und wird sie auch nie sein können. Ich und wohl niemand anderes hier hätte ein Problem mit einer religiösen Strömung, die sich völlig aus dem Staat, der Politik, der Wirtschaft raushält, diesen Systemen nicht widerspricht und höchstens durch ihre Mitglieder wirkt. Das Dumme an den meisten Religionen ist, dass sie ein hierarchisches System mit klaren weltlichen, machtpolitischen Ansprüchen ist. Somit wirkt jede Religion, die angeblich nur den Seelenfrieden anbietet, nicht mehr als scheinheilig wirken, als ein Instrument der Kontrolle über die (Leicht-)Gläubigsten. Deine Beispiele der angeblich gottlosen Diktaturen ist ein Eigentor, denn es ist das gleiche System mit den gleichen Schwächen. Eine Religion wird nicht harmloser wenn ihr Führer tot ist und im Nachhinein zum Gott erklärt wird, eher im Gegenteil.
Benutzeravatar
Darth Nefarius
 
Beiträge: 2625
Registriert: Di 22. Nov 2011, 16:23

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon mat-in » Fr 14. Dez 2012, 12:50

Oh ja, ein Zusammensein ohne staatliche Kontrolle. Da wäre ich arg für, dann bau ich einen Sonnentempel und opfere jeden Tag einen meiner nervigen Nachbarn... :kopfwand:
Benutzeravatar
mat-in
 
Beiträge: 1953
Registriert: Di 14. Sep 2010, 12:39

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon laie » Fr 14. Dez 2012, 13:05

Lumen hat geschrieben:Religionen machen eine Gesellschaft nicht sicherer, gesünder, lebenswerter oder besser. Man kann das Blatt drehen und wenden und gerne alle Aussagen von Pinker in den Wind schießen. Es ändert nichts daran, dass es sehr gewaltätige Zeiten gab die vollkommen vom (katholisch) christlichen Denken durchdrungen waren.


Diesem Urteil kann ich mich anschliessen. Aber was folgt nun daraus? Wenn Religionen die Welt nicht sicherer, gesünder, lebenswerter oder besser machen, dann heisst das doch, daß sie ihnen das nur so weit gelingt, wie es ohne Religion auch möglich ist. Nicht besser, aber auch nicht unbedingt schlechter. Ebenso wie man nicht sagen, dass mit dem Atheismus alles besser wäre.

Ob dezidiert katholisch oder nicht: die Welt wird schöner, gesünder usw. durch Liebe und Vernunft. Ich persönlich bin der Meinung, daß es Religion ganz allgemein eine Inspiration dazu liefern kann.
laie
 
Beiträge: 615
Registriert: Di 13. Apr 2010, 16:33

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon mat-in » Fr 14. Dez 2012, 13:17

laie hat geschrieben:Wenn Religionen die Welt nicht sicherer, gesünder, lebenswerter oder besser machen, dann heisst das doch, daß sie ihnen das nur so weit gelingt, wie es ohne Religion auch möglich ist. Nicht besser, aber auch nicht unbedingt schlechter. Ebenso wie man nicht sagen, dass mit dem Atheismus alles besser wäre.

Ich persönlich bin der Meinung, daß es Religion ganz allgemein eine Inspiration dazu liefern kann.
Da liegt ein Fehler vor. Das etwas nicht besser wird, läßt nicht den Schluß zu, daß es dadurch auch nicht schlechter wird und Religion liefert - dank der dehnbar interpretierten Bücher eine anregung für so ziemlich alles was der Mensch sich an Verhalten zulegen möchte... mit Tendenz zum schlechteren, weil man das gefühl mit bekommt "im Besitz der Wahrheit" zu sein.
Benutzeravatar
mat-in
 
Beiträge: 1953
Registriert: Di 14. Sep 2010, 12:39

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon laie » Fr 14. Dez 2012, 13:31

dank der dehnbar interpretierten Bücher eine anregung für so ziemlich alles was der Mensch sich an Verhalten zulegen möchte


Das sagst nun du, dass die Bücher dehnbar interpretierbar sind ;). In der Fundamentaltheologie wird ziemlich penibel darauf geachtet, in Einklang mit den herrschenden Dogmen zu argumentieren. Aber das ist ein anderes Thema.

Schade, dass du mich nur verstümmelt, gleichsam beschnitten zitiert hast. Worin siehst du die Quelle zu einer schöneren Welt, wenn nicht in Liebe und Vernunft?
laie
 
Beiträge: 615
Registriert: Di 13. Apr 2010, 16:33

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon Darth Nefarius » Fr 14. Dez 2012, 16:17

laie hat geschrieben:Ob dezidiert katholisch oder nicht: die Welt wird schöner, gesünder usw. durch Liebe und Vernunft. Ich persönlich bin der Meinung, daß es Religion ganz allgemein eine Inspiration dazu liefern kann.

Nein, sowohl zur Vernunft als auch zur Liebe ist der Mensch selbst fähig, es ist angeboren. Fehlen diese Dinge, so ist die Religion ein Brandbeschleuniger für Psychopaten. Dies könnte eine naturalistische Erziehung eher ausgleichen (durch die rationale Argumentation des Egoismus und der Notwendigkeit, zu kooperieren, sozial, nützlich zu sein, um selbst einen Nutzen davon zu haben).
Benutzeravatar
Darth Nefarius
 
Beiträge: 2625
Registriert: Di 22. Nov 2011, 16:23

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon stine » Fr 14. Dez 2012, 16:25

:rollsmile: :rollsmilie2: :rollsmilie3:

Ich nenne das: sich im Kreis drehen!
Es kommt halt nicht viel dabei raus, wenn die Welt in Schwarz weiß gemalt wird.
Liebe und Vernunft sind schon o.k. - ich weiß aber nicht WO im Naturalismus beides gelehrt wird, deshalb halte ich es auch damit, dass Religion der Vermittler der Liebe schon sein kann. Die Vernunft muss eben beigefügt werden.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon Lumen » Fr 14. Dez 2012, 16:58

laie hat geschrieben:
Lumen hat geschrieben:Religionen machen eine Gesellschaft nicht sicherer, gesünder, lebenswerter oder besser.[...]


Diesem Urteil kann ich mich anschliessen. Aber was folgt nun daraus? Wenn Religionen die Welt nicht sicherer, gesünder, lebenswerter oder besser machen, dann heisst das doch, daß sie ihnen das nur so weit gelingt, wie es ohne Religion auch möglich ist. Nicht besser, aber auch nicht unbedingt schlechter. Ebenso wie man nicht sagen, dass mit dem Atheismus alles besser wäre.

Ob dezidiert katholisch oder nicht: die Welt wird schöner, gesünder usw. durch Liebe und Vernunft. Ich persönlich bin der Meinung, daß es Religion ganz allgemein eine Inspiration dazu liefern kann.


Und da komme ich dir dann entgegen. Ganz genau! Der einzige Unterschied in der Position ist doch, dass ich dem Trost-Schenken oder der Inspiration ein heftiges Preisschild anhänge. Menschen Dinge glauben zu machen, die entweder nicht stimmen (wenn falsifiziert), oder ihnen eine falsche Sicherheit zu geben (die nicht durch Belege gestützt ist), oder eine Position unangreifbar zu machen, weil sie als heilig deklariert wird, halte ich für einen sehr hohen Preis.

Nicht Atheismus macht die Welt besser, sondern eine gesunde Skepsis, und die nicht zu verwechseln ist mit Empathie, Liebe, Vernunft und all den anderen Sachen. Im Romantizismus verstand man Vernunft oft falsch, vielleicht verstanden die Vernünftigen sie auch falsch. Jedenfalls wenn sich Vernunft und Gefühl wirklich in die Quere kommen, sagt die Volksweisheit, siegt die Intuition. Praktisch gesehen: bittet jemand um Mitleid und eine Spende, haben wir normalerweise keine großen Schwierigkeiten schnell zu bemerken, ob unsere Hilfe angebracht ist. Das lässt sich nicht dogmatisieren und in irgendeine Regel gießen. Rein biologisch gesprochen, und Vollbreit wird es hassen, haben wir ein empathisches Empfinden und eine Antenne für Ausnutzerei entwickelt. Und da sind wir nichtmal die einzigen im Tierreich!
Benutzeravatar
Lumen
 
Beiträge: 1133
Registriert: Sa 30. Okt 2010, 01:53

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon Darth Nefarius » Fr 14. Dez 2012, 19:00

stine hat geschrieben::
Liebe und Vernunft sind schon o.k. - ich weiß aber nicht WO im Naturalismus beides gelehrt wird

Was ist denn so schwierig daran zu verstehen, dass wir dies nicht lernen müssen, sondern es so angeboren ist, wie der Sexualtrieb? Oder musste man dir auch noch erklären, warum die Bienchen und Blümchen das alles machen? Weil der Waschbär es ihnen gesagt hat? :kopfwand:
Benutzeravatar
Darth Nefarius
 
Beiträge: 2625
Registriert: Di 22. Nov 2011, 16:23

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon stine » Fr 14. Dez 2012, 20:28

Die Liebe kann schon angeboren sein, aber sie hört meistens am Rande der Familienclans wieder auf und manchmal reicht sie sogar nicht einmal soweit. Und genau deswegen muss der Mensch erzieherisch an die Tatsache herangeführt werden, dass jeder andere seiner Gattung auch ein liebenswerter Zeitgenosse sein kann, auch wenn der sich ständig den Kopf an die Wand haut.

:mg: stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Passt der Katholizismus zu den "westlichen" Werten?

Beitragvon Nanna » Fr 14. Dez 2012, 20:31

Darth Nefarius hat geschrieben:
stine hat geschrieben::
Liebe und Vernunft sind schon o.k. - ich weiß aber nicht WO im Naturalismus beides gelehrt wird

Was ist denn so schwierig daran zu verstehen, dass wir dies nicht lernen müssen, sondern es so angeboren ist, wie der Sexualtrieb? Oder musste man dir auch noch erklären, warum die Bienchen und Blümchen das alles machen? Weil der Waschbär es ihnen gesagt hat? :kopfwand:

Was ist denn so schwierig daran zu verstehen, dass es nicht ausreicht, die prinzipielle Fähigkeit zu etwas zu haben, sondern dass man Fähigkeiten auch entwickeln muss? Dass du mit einem Sexualtrieb geboren wirst, macht dich nicht zu einem guten Liebhaber. Dass du mit einem Bedürfnis nach Liebe geboren wirst, heißt nicht, das du gut darin bist, Liebe zu geben. Dass du mit dem Bedürfnis nach kommunikation geboren wirst, heißt nicht, dass du automatisch auf akademischem Niveau parlieren kannst. Dass du mit einem Bedürfnis nach Fairness geboren wirst, heißt nicht, dass du dich von selbst gerecht verhältst. Dass du mit einem Bedürfnis nach Erklärung geboren wirst, heißt nicht, dass du automatisch vernünftig wirst. All diese Fähigkeiten sind Kulturkompetenzen, die kulturell vermittelt werden. Wenn's anders wäre, bräuchten wir keine Lehrer, Polizisten und Richter mehr, sondern könnten Biologen werden, weil wir da lernen, wie Triebe chemisch funktionieren. Bringt nur nichts in 99,9% aller Lebenssituationen.
Benutzeravatar
Nanna
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 3338
Registriert: Mi 8. Jul 2009, 19:06

VorherigeNächste

Zurück zu Gesellschaft & Politik

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste

cron