Eventuell müssen wir dann erstmal Ideologie definieren. Was ist dein Kriterienkatalog?
Ich finde den Ansatz jedenfalls wichtig über
Karnismus genauso zu reden wie über
Vegetarismus, als eine Entscheidung, wenn auch oft eine unhinterfragte - und nicht als naturgegeben. Denn wie Melanie Joy richtig feststellt: "Because carnism operates outside of our awareness, it robs us of our ability to make our choices freely—because without awareness, there is no free choice."
Auch wenn ich als Aktivistin durchaus politische Ziele verfolge bin ich zum Beispiel in meinem privaten Umfeld wenig missionarisch. Wenn mir jemand Fragen stellt, antworte ich gerne und ich helfe auch gerne bei der Umstellung, aber ich spreche das Thema von mir aus selten an. So kommt es zum Beispiel oft vor, dass Menschen mich schon eine Weile kennen, bevor sie mich auf meine seltsamen Essgewohnheiten ansprechen. Wenn ich dann sage, dass ich mich vegan ernähre sind sie es, die das zum Thema machen und nur noch darauf rumhacken als gäbe es keine anderen Themen mehr. Sie fangen von selbst an ihr Verhalten zu rechtfertigen, obwohl ich gar keine Rechtfertigung verlange.
Ich denke die Erklärung ist, dass wenn man sich mit einem Menschen konfrontiert sieht, der bewusst eine Entscheidung trifft, man sich seiner eigenen unhinterfragten/unbewussten Entscheidung bewusst wird und diese vor allem auch sich selbst gegenüber rechtfertigen muss um weiterhin ein positives Selbstbild aufrecht erhalten zu können.
So wird also allein meine Existenz für manche Menschen zum roten Tuch, ohne dass ich mich viel anstrengen müsste.
Und das zeigt wie wenig bewusst mit dem Fleischessen umgegangen wird und wie unwohl sich viele Menschen im Grunde damit fühlen.
Vollbreit hat geschrieben:Ich finde es generell sehr anstrengend, wenn die Esserei ideologisiert wird
Der Punkt ist eben, dass es um mehr als Essen geht, es geht um Leben und Tod, um soziale Gerechtigkeit und um die Zukunft unseres Planeten.