provinzler hat geschrieben:Dennoch funktioniert auch das menschliche Miteinander im Grund wie ein Markt.
provinzler hat geschrieben:Dennoch funktioniert auch das menschliche Miteinander im Grund wie ein Markt.
Nanna hat geschrieben:Es ist aber, und das ist eben auch empirisch zeigbar, nicht immer ein unmittelbarer oder sogar langfristiger Nutzen, den ein Individuum durch eine bestimmte Handlung erlangen kann und in vielen Fällen wissen das die Individuen auch. Es gibt kulturunabhängige Experimente, die zeigen, dass Individuen teilweise harsche Nachteile in Kauf nehmen, um z.B. Trittbrettfahrer oder Verletzer sozialer Normen zu bestrafen, selbst wenn das keiner mitbekommt (kein Ruhm) und die Betroffenen den Bösewicht nie wieder sehen werden.
provinzler hat geschrieben: Markt ist einfach der Vorgang, wenn Menschen aufeinandertreffen und interagieren und kooperieren.
Nanna hat geschrieben:provinzler hat geschrieben:
Dennoch funktioniert auch das menschliche Miteinander im Grund wie ein Markt.
Du bewegst dich hier mit Riesenschritten auf die Position hin zu, dass alle a) Egoisten und b) homini oeconomici sind.
Zitat wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96ster ... che_Schule
Als innerhalb der Schule umstritten führt er die folgenden Lehren auf, die insbesondere durch Ludwig von Mises ab den 1960ern in die USA ausstrahlten:[3]
Vollständige Souveränität der Konsumenten: Die Konsumenten drücken ihre Bedürfnisse über die Nachfrage aus. Nur der von Staatseingriffen unbehinderte Markt sorgt durch Wettbewerb dafür, dass permanent (über das Preissystem als Steuermechanismus) die Bedürfnisse der Konsumenten optimal befriedigt werden.
Politischer Individualismus: Nur vollständige ökonomische Freiheit sorgt dauerhaft für politische und moralische Freiheit der Bürger. Ökonomische Beschränkungen führen zur zunehmenden Ausbreitung und Beschränkung politischer und moralischer Freiheit.
Da die unbestrittenen Thesen der Schule bald von allen ökonomischen Schulen anerkannt wurden, sieht Israel Kirzner die Liste als um zwei Punkte ergänzungsbedürftig im Hinblick auf das Spätwerk von Mises’ und von Hayeks an:
Märkte und Wettbewerb als Lern- und Entdeckungsprozess
Individuelle Entscheidungen als Wahl zwischen individuell zu identifizierenden Alternativen in grundsätzlich unbekanntem Kontext.
Die US-amerikanischen Neo-Austrians, die im Wesentlichen durch von Mises und dessen Schüler Murray Rothbard geprägt sind, definieren sich vor allem durch die Abgrenzung zu den neoklassischen und (neo-)keynesianischen, als statisch bezeichneten, Gleichgewichtsmodellen. Jesús Huerta de Soto, ein spanischer Vertreter der Neo-Austrians, hebt als Merkmale dieser speziellen Richtung folgende Lehren hervor:[4]
Ausformung einer universalen Theorie menschlichen Handelns (im Gegensatz zur rein wirtschaftswissenschaftlichen Theorie der Rationalen Entscheidung).
Der wissenschöpfende, kreative Unternehmer als Wirtschaftssubjekt (im Gegensatz zum neoklassischen homo oeconomicus).
Möglichkeit unternehmerischer Fehler (im Gegensatz zur neoklassischen Modell vollständiger Information).
Strenge Unterscheidung zwischen objektivem (wissenschaftlichem) und subjektivem (praktischem) Wissen.
Märkte als Entdeckungsprozess (im Gegensatz zum neoklassischen Modell der vollständigen Konkurrenz).
Subjektive Kostentheorie (im Gegensatz zur neoklassischen objektiven Kostentheorie).
Verbale Logik (im Gegensatz zur neoklassischen mathematischen Formalisierung)
Aprioristisch-deduktive Methode (im Gegensatz zum empirischen Modell).
Unmöglichkeit quantitativer Vorhersagen, sondern Beschränkung auf pattern predictions.
Vorhersage wirtschaftlicher Geschehnisse durch die unternehmerische Fähigkeiten jedes Menschen (im Gegensatz zum Sozialingenieur).
Nanna hat geschrieben:Es ist mir klar, dass man sich hinterher so ziemlich alles zurechtrationalisieren und behaupten kann, dann wäre halt das gute Gewissen der Motivator gewesen, aber das ist nichtmal im Ansatz noch ein gutes, wissenschaftlich brauchbares Modell, weil es keinerlei Prognosefähigkeit mehr besitzt. Es wäre produktiver, herauszufinden, unter welchen Bedingungen Menschen oder welche Menschentypen generell eher Handlungen bevorzugen, die ihnen keinen Marktvorteil verschaffen. Ein gutes Gewissen ist kein Marktvorteil, sorry, soweit müssen wir uns über Marktbegriff ja wohl einig sein können.
Gandalf hat geschrieben:Reziproker Altruismus (= gezielt egoistisches Verhalten, das niemand anderem schadet) ist erfüllender als reziproker Egoismus (= gezielt altruistisches Verhalten, nicht um der Konsequenz, sondern um der altruistischen Handlung willen), der mit großer Wahrscheinlichkeit nur Frustration, Gutmenschentum und Abhängigkeiten schafft.
Oder verstehe ich Dich hier falsch?
Dem möchte ich widersprechen. Du kannst beispielsweise auch die Gravitationsbeschleunigung (mit einem wissenschaftlichen Modell) erklären, ohne eine Anti-Gravitationskraft oder ähnliches zu definieren. Wir brauchen nicht für jede Erkenntnis einen Kontrast.Nanna hat geschrieben:Man muss mit solchen All-Aussagen aufpassen ("Alles ist Markt", "Alles ist Natur", "Alles ist Egoismus", "Alles ist Evolution", "Everyone is special" usw.), weil man - schon rein logisch - damit keine sinnvolle Bezeichnung eines Gegenstands oder Sachverhalts mehr durchführen kann. Was Licht ist, lässt sich ohne Schatten (Nicht-Licht) nicht erklären, genausowenig wie man Markt, Natur, Egoismus, Evolution oder persönliche Außergewöhnlichkeit nicht erklären kann, wenn man nicht bereit ist Nicht-Markt, Nicht-Natur, Nicht-Egoismus, Nicht-Evolution und Nicht-Außergewöhnlichkeit zu definieren.
fopa hat geschrieben:Du kannst beispielsweise auch die Gravitationsbeschleunigung (mit einem wissenschaftlichen Modell) erklären, ohne eine Anti-Gravitationskraft oder ähnliches zu definieren.
mat-in hat geschrieben:oder von 2-jahres-Vertrag zu 2-jahres-Vertrag zu pendeln, immer beim Unterschreiben schon auf der Suche nach dem nächsten Job?
Julia hat geschrieben:fopa hat geschrieben:Du kannst beispielsweise auch die Gravitationsbeschleunigung (mit einem wissenschaftlichen Modell) erklären, ohne eine Anti-Gravitationskraft oder ähnliches zu definieren.
Nun, die Beschleunigung hat ein Gegenteil. Du wirst auch zugeben müssen, dass der Begriff Beschleunigung keinen Sinn mehr macht, wenn er jede Form von Bewegung, auch die eigentlich nichtbeschleunigte beschreibt. Wenn ich zum Beispiel sage: Jede Bewegung ist beschleunigt, manche eben mit einer Beschleunigung von Null. Dann hilft der Begriff nicht mehr abzugrenzen und man kann gleich auf ihn verzichten.
provinzler hat geschrieben:1. Die Gesetze der Marktlogik: Diese sind so ähnlich wie Naturgesetze nicht wirklich veränderbar. Wer daran rumpfuscht, kriegt unweigerlich Interventionitis. Also schafft durch sein Eingreifen Probleme, die ein noch stärkeres Eingreifen erfordern, was wiederum noch größere Probleme schafft. Wer versucht eine der drei zentralen Größen (Angebot, Nachfrage, Preis) in einem Markt zu manipulieren, schafft damit Probleme.
provinzler hat geschrieben: 2. Regeln für das Verhalten der Marktteilnehmer untereinander. Davon gibt es wiederum zweierlei. Formelle und informelle. Zu ersteren gehört etwa das Einhalten von Verträgen. Eine informelle Regel hingegen stellt in den meisten Fällen das Tragen bestimmter Kleidungsarten in bestimmten Berufsgruppen dar. Diese Regeln beeinträchtigen die drei zentralen Größen nicht.
Nanna hat geschrieben: Ich hätte jetzt zu einer wortreichen Erklärung angesetzt, aber Julia hat es viel sparsamer auf den Punkt gebracht.
mat-in hat geschrieben:Was auf der Liste irgend wie fehlt ist, das man manche Dinge nicht ausrechnet obwohl man es könnte ...
Zappa hat geschrieben:In dem Kapitel bringt er noch ein anderes hübsches Beispiel aus einem Kanton der Schweiz: Die Kantonisten wurden in Version 1 gefragt ob sie damit einverstanden wären, dass das nukleare Endlager der Schweiz (so was sei ja nun mal nötig) in ihrem Kanton realisiert werden könnte. Unabhängige Experten seien halt der Meinung, dass unter Berücksichtigung aller Faktoren dieser Standort der beste sei. Eine knappe Mehrheit war dafür. Version 2: Zusätzlich wurde den Leuten eine Prämienzahlung in Aussicht gestellt. Ergebnis: Die Mehrheit war dagegen!
Warum: In der ersten Version war die knappe Mehrheit der Meinung dem Vaterland/der Gemeinschaft einen Dienst zu erweisen. Unangenehm, aber halt nicht zu vermeiden. In Version 2 fühlten sich die Leute "bestochen" und lehnten das mehrheitlich ab. Wo ist das die Marktlogik?
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