xander1 hat geschrieben:Also wenn lebende Materie nur besondere unlebendige Materie ist, wie kann sie dann das Gegenteil von unlebendiger Materie sein?
xander1 hat geschrieben:Wie kann es sein, dass Materie Rechte bekommen darf oder man sympathie mit Materie empfinden kann oder dass man sich gesellschaftlichen Zwängen unterwirft, das heißt Zwängen die sich stoffwechselnde fortpflanzende usw. Materie ausgedacht hat. Wieso wird sich der Treue unterworfen und der warum wird sich an Verträge gehalten (Weil wir so erzogen worden sind?). Das liegt doch alles nur daran, weil wir an das Konstrukt von lebendiger Materie glauben und das strikt von toter Materie unterscheiden.
xander1 hat geschrieben:Wenn tote Materie sich von lebendiger Materie nur durch Eigenschaften und Zusammenhänge unterscheidet, auch von der Definition her (wie man sie leicht nachschlagen kann), wie kann man dann sagen, dass etwas lebt.
ujmp hat geschrieben:Man kann nämlich keinen Vorgang beobachten, der Materie belebt, sowas gibt es nicht. Man kann nur Materie beobachten, die Leben bildet, aus der Leben entsteht.
stine hat geschrieben:Lebendiges pflanzt sich selbst fort. Es vermehrt sich durch sich selbst.
Leblose Materie kann das nicht.
stine hat geschrieben:Materie kann man zwar Energie zufügen, dann passiert mit ihr auch was, aber wenn die Energie wieder weg ist, dann bleibt sie tot. Wie mein Computer.
Darth Nefarius hat geschrieben:ujmp hat geschrieben:Man kann nämlich keinen Vorgang beobachten, der Materie belebt, sowas gibt es nicht. Man kann nur Materie beobachten, die Leben bildet, aus der Leben entsteht.
Und wo soll der Unterschied sein? Vorgänge, die materie in dem Sinne beleben, sind Verdauungen, z.Bsp.. Ich erkenne nicht, wie sich die 2 Sätze voneinander unterscheiden sollen, denn Belebung bedeutet nichts anderes, als Leben zu bilden, oder wiederherzustellen. Diesbezüglich passt Goethes Spruch.
Es ist mal wieder das Thema Emergenz: ein System von Dingen weist (neue) Eigenschaften auf, die keines seiner Bestandteile aufweist. Leben ist eine solche emergente Erscheinung. Die Frage ist nur, ob Emergenz grundsätzlich reduzibel (auf niedere Ebenen zurückführbar) ist. Ich glaube ja.xander1 hat geschrieben:Wenn tote Materie sich von lebendiger Materie nur durch Eigenschaften und Zusammenhänge unterscheidet, auch von der Definition her (wie man sie leicht nachschlagen kann), wie kann man dann sagen, dass etwas lebt.
Die Erkenntnis, dass Leben im Grunde bloß ein beschreibbares, wenn auch hochkomplexes, Phänomen ist, hat nicht zwangsläufig eine Abwertung zur Folge. Medizinischer Fortschritt hat menschliches Leben auch nicht weniger wert gemacht, vielleicht sogar im Gegenteil.xander1 hat geschrieben:Haben dann Konstrukte wie "Menschlichkeit" (was man darunter auch immer verstehen mag) Illusionscharakter, wie Darth schon in mehreren Themen meinte (in anderen Formulierungen)?
xander1 hat geschrieben: Ist unser Bewusstseinserleben nichts anderes als eine Illusion.
ujmp hat geschrieben:Was meinst du mit "in dem Sinne"? Jedenfalls nicht in meinem Sinn!
ujmp hat geschrieben:Trotzdem fällt xander1' Problem weg. Es wird nämlich nicht irgendwie aus toter Materie belebte Materie. Das Kennzeichen des Lebens ist eben eine spezielle Organisationsform der Materie.
Wahrscheinlich muss er die Reagenzgläschen auseinanderhalten, damit sie sich nicht selbst vermischen, oder?Darth Nefarius hat geschrieben:Ach, und was macht der Biochemiker den ganzen Tag mit Nukleinsäuren und co.?stine hat geschrieben:Lebendiges pflanzt sich selbst fort. Es vermehrt sich durch sich selbst.
Leblose Materie kann das nicht.
Ja, und wenn es soweit ist, dann hat die Geschichte mit dem Ursprung des Lebens, endlich einen wissenschaftlichen Anfang.Darth Nefarius hat geschrieben:Abgesehen davon wird irgendwannmal (sofern man eine rationale Erklärung sucht) irgendein Molekül nach vielen chemischen Reaktionen es geschafft haben, sich selbst zu replizieren. Damit wäre zumindest in der Ursuppe aus Umbelebtem "Lebendes/Sich-fortpflanzendes" entstanden.
fopa hat geschrieben:Es ist mal wieder das Thema Emergenz: ein System von Dingen weist (neue) Eigenschaften auf, die keines seiner Bestandteile aufweist. Leben ist eine solche emergente Erscheinung. Die Frage ist nur, ob Emergenz grundsätzlich reduzibel (auf niedere Ebenen zurückführbar) ist. Ich glaube ja.xander1 hat geschrieben:Wenn tote Materie sich von lebendiger Materie nur durch Eigenschaften und Zusammenhänge unterscheidet, auch von der Definition her (wie man sie leicht nachschlagen kann), wie kann man dann sagen, dass etwas lebt.
Eine weitere Frage, die viel zu selten gestellt wird, ist: Ist Emergenz prinzipiell auch aus niederen Ebenen ableitbar? In einer kausal-deterministischen Welt müsste die Antwort "ja" lauten.
Nanna hat geschrieben:Kurze Anmerkung zu den Begrifflichkeiten: Das definitorische Kernkriterium für Emergenz ist die Unmöglichkeit der Reduktion auf niederere Ebenen. "Reduzierbare Emergenz" ist folglich ein Oxymoron. Weiterhin hat der Determinismus nichts mit Reduzierbarkeit zu tun, nur mit Notwendigkeit. Ein emergentes System ist irreduzibel und trotzdem deterministisch denkbar, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Nanna hat geschrieben:Weiterhin hat der Determinismus nichts mit Reduzierbarkeit zu tun, nur mit Notwendigkeit. Ein emergentes System ist irreduzibel und trotzdem deterministisch denkbar, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Vorsicht, und genau lesen, bitte. Ich hatte geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Stimmt aber, dass auch ein System, das als stark emergent angesehen wird, dennoch als determiniert angesehen werden kann, (= nach Regeln abläuft). Jedoch wären diese Regeln dann nicht aus den "unteren" Ebenen ableitbar.
In dieser Frage geht es nicht direkt um Reduzibilität ("Rückwärtsrechnen"), sondern um "Vorwärtsrechnen", und dafür ist Determination sehr wohl entscheidend.fopa hat geschrieben:Eine weitere Frage, die viel zu selten gestellt wird, ist: Ist Emergenz prinzipiell auch aus niederen Ebenen ableitbar? In einer kausal-deterministischen Welt müsste die Antwort "ja" lauten.
stine hat geschrieben:Wahrscheinlich muss er die Reagenzgläschen auseinanderhalten, damit sie sich nicht selbst vermischen, oder?Darth Nefarius hat geschrieben:Ach, und was macht der Biochemiker den ganzen Tag mit Nukleinsäuren und co.?
stine hat geschrieben:Ja, und wenn es soweit ist, dann hat die Geschichte mit dem Ursprung des Lebens, endlich einen wissenschaftlichen Anfang.Darth Nefarius hat geschrieben:Abgesehen davon wird irgendwannmal (sofern man eine rationale Erklärung sucht) irgendein Molekül nach vielen chemischen Reaktionen es geschafft haben, sich selbst zu replizieren. Damit wäre zumindest in der Ursuppe aus Umbelebtem "Lebendes/Sich-fortpflanzendes" entstanden.
ujmp hat geschrieben:Alles Leben ist Materie, aber nicht alle Materie ist Leben. Materie kann unterschiedliche Organsiationsformen annehmen.[...] "Lebendig" ist in diesem Sinne eine Eigenschaft der Organsisation der Materie und nicht der Materie selbst. Deshalb ist das auch kein Unfug was ich oben geschrieben habe. Es ist deshalb einfach nur dumm, z.B. den Wert des Menschen auf seinen Materialwert zu reduzieren.
ujmp hat geschrieben:M.E. ist das ein Kategoriefehler, wenn man von "belebter Materie" spricht. Leben hat die Eigenschaft materiell zu sein, es ist aus Materie zusammengesetzt. Aber Materie hat nicht in der selben Weise die Eigenschaft lebendig zu sein, sie ist nicht aus Lebendigem zusammengesetzt. Mit "Materie" meine ich etwas Elementares und mit "Leben" etwas Komplexes, das aus Materie zusammengesetzt ist.
ujmp hat geschrieben:Man kann nämlich keinen Vorgang beobachten, der Materie belebt, sowas gibt es nicht. Man kann nur Materie beobachten, die Leben bildet, aus der Leben entsteht.
fopa hat geschrieben:Derzeit kann ich mir ein irreduzibles und dennoch deterministisches System nur vorstellen, wenn die (deterministischen) Gesetzmäßigkeiten beim Emergenzsprung quasi aus dem Nichts erscheinen würden. Sie kämen sozusagen aus der Platonischen Ebene auf die Erde hernieder und wären vor dem Erscheinen der Emergenz nicht in den Dingen enthalten.
Dieses von euch beschriebene idealistische Bild lässt die emergenten deterministischen Gesetzmäßigkeiten auch ohne Kausalität zu - wenn nämlich der Emergenzsprung nicht zwangsläufig (kausal) ist.
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