Der Naturalismus ist ja auch schon ein sehr breites Spektrum, der, wie bekannt ist, Schwierigkeiten hat überhaupt irgendwelche Werte zu formulieren.
Das Problem was Du (und andere) aber hast, scheint mir darin zu liegen, dass Du meinst, Werte müssten irgendwie
bewiesen werden oder dergleichen.
Werte werden gesetzt, es sind Regeln oder Normen, die Menschen einander geben, die das Zusammenleben regeln sollen. Also das, worüber die Dich lustig machst.
Wie willst Du „Gerechtigkeit“ beweisen? Was sollte so ein Beweis bringen?
Wenn Du statistisch vorgehst und sagst 98% aller Lebewesen verhalten sich x, dann mag das sein, aber was folgt daraus für den Menschen?
Warum sollte daraus eine moralischer Norm folgen?
Der Naturalismus ist, wie schon erwähnt, weder nihilistisch oder existentialistisch.
Naturalismus bedeutet, dass die Welt auf eine bestimmte Art und Weise betrachtet wird, nämlich so, dass sie und die in ihr entstandenen Wesen natürlich (nicht als Schöpfungsakt) entstanden sind und alles aus natürlichen Abläufen zu erklären ist. Die Naturgesetze gelten, es gibt nichts Übersinnliches, keinen Schöpfungsakt, Wunder gelten als nur noch nicht erklärt und so weiter, findest Du alles ganz schön bei wiki.
http://de.wikipedia.org/wiki/Naturalism ... osophie%29Der philosophische Nihilismus ist eine alles verneinende Einstellung, die schnell selbstwidersprüchlich wird. Das eigentliche Problem ist aber, dass seine Anhänger ein merkwürdiges Völkchen aus Depressiven, Nietzscheverdrehern, Satanisten, Weltschmerzgeplagten, Verschwörungstheoretikern und so weiter ist, das meint, gegen alles zu sein und „hat doch eh alles keinen Sinn“ zu murmeln entbinde sie davon ihre Selbstwidersprüche anzusehen: Wenn nichts einen Wert hat, warum nicht ganz einfach Christ werden oder Humanist oder sich super frei fühlen? Weil ja eh alles keinen Wert hat? Ein Zirkelschluss. Wenn nichts gilt, warum dann der Nihilismus, warum soll ich dem nachrennen? Mit dem selben Recht kann man sich auch eine Gute-Laune-das-Leben-ist-super-Einstellung basteln. Kann man ja nicht beweisen? Muss man nicht. Beweis mal den Nihilismus.
Der Existentialismus ist an sich eine sehr reife und intellektuelle Position. Einige seiner Vertreter haben auch eine Tendenz zu chronisch schlechter Laune und bezeichnen jeder der noch in etwas einen Sinn sieht, als inauthentisch, aber am Ende schmeißen die Existentitalisten die Flinte nicht ins Korn. Sie analysieren mit klarem Blick – den Du übrigens nicht hast – die Welt, entlarven viele Einstellungen, Projekte, usw. als eine Flucht vor der Todesangst, viel mehr aber noch, vor der Absurdität unserer Daseins. Alles was wir tun, ist für Existentialisten, im Angesicht des Großen und Ganzen, absurd, ein Wimpernschlag im Kosmos, wenn überhaupt. Ganz schön, um mal die Perspektiven gerade zu rücken, wenn man meint, man müsse sich das Leben nehmen, weil man beim Kaninchenzuchtverein in Arnsdorf sein Amt als stellvertretender Kassenwart verloren hat.
Ja, unser ganzes Getue ist ein Wimpernschlag des Kosmos, kann man so sehen, aber muss man? Warum? Und vor allem, setzen die Existentialisten der Absurdität ein großes DENNOCH entgegen. Es mag absurd sein, ich werden dennoch wieder tun, was ich tue. Sisyphos müssen wir uns als glücklichen Menschen vorstellen, sagen die Existentialisten.
Da sich in der Natur in der Tat keine Werte finden lassen, hat man sie da auch selten bis nie gesucht. Werte werden gesetzt, diskutiert, ausgehandelt, was sonst? Aber das heißt ja nicht, dass sie unvernünftig sein müssen. Vernünftig und begründbar sollten sie in der Tat sein. Sind sie ja auch.
„Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anders zu.“
Natürlich kann ich es dennoch tun, aber ist sollte nicht. Warum? Ich will's ja auch nicht für mich. Wenn ich mich aber für wertvoller, wichtiger, besser halte, als den anderen und denke dass das bei mir doch grundlegend anders ist, bin ich mitten in einer ethisch/moralischen Diskussion. Ich kann es ja finden, ich muss es nur begründen. Und über die Begründungen kann man sich dann austauschen.
„Ich bin besser als ein Penner, weil ich selbst Geld verdiene, darum darf ich Penner treten.“ Kann man haben als Einstellung, dann ist moralisches Gutsein an ein Einkommen gekoppelt und zudem das Recht Niedere schlecht zu behandeln.“ Dann muss ich halt auch gutheißen, dass ein Bankmanager mich prügeln darf, denn der verdient ja viel mehr als ich. Will ich das?
Ebenso kann ich sagen: „Ich bin besser weil ich stärker/schlauen/gerissener/schöner bin“ und das in gleicher Weise durchspielen.
Ich kann's auch andersrum machen. „Ich bin besser, weil ich kein Tier esse, gegen Atomkraft bin, die Planeten nicht versaue, eine tadellose CO2-Bilanz habe“, nur wird das breite Spektrum der Ethik dann gerne – weil's ja so unmittelbar klar zu sein scheint – auf biologische Unschädlichkeit verkürzt. Gewonnen hat der, der beim nach dem Tod beim Verwesen die Gewässer an wenigsten belastet, weil er immer nur Beeren und das, was Mutter Natur von sich aus gegeben hat, zu sich genommen hat. Willkommen in der Ökodiktatur.
Es gibt schon gute Gründe, den Ast auf dem man sitzt, nicht abzusägen, aber hey, die Natur braucht uns nicht, die übersteht auch Atomkriege locker, wir brauchen die Natur. Das haben die meisten bei uns schon auf dem Schirm, ist jetzt auch nicht so schwer zu kapieren, aber 24/7 mit einem schlechten Gewissen traktiert zu werden, ist das nicht auch eine Form der Umweltverschmutzung, ein Übergriff? Was ist am Ökototalitarismus so geil, bei dem Gutsein auf den CO2 Verbrauch reduziert wird. Er schlägt zwar seine Frau, aber fährt immer mit dem Fahrrad und hat schon 4 Bäume gepflanzt. Willst Du das? Moderner Ablasshandeln, die Billigvariante fand schon Luther zum Kotzen.
Also, worum geht’s Dir?