Nanna hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben: aber würdet ihr auch die Leistung von Alchimisten und heutigen Chemikern als gleichwertig betrachten?
Nein. Nur ist der Umkehrschluss, dass der heutige Chemiker ein signifikant leistungsfähigeres Gehirn hat ("intelligenter" ist, wenn wir diesen umstrittenen Begriff mal benutzen) als der Alchemist, halt auch falsch. Nur darum ging es.
Die Leistungsfähigkeit des Gehirns bemisst sich für mich auch anhand des vorhandenen Wissens, der Berücksichtigung dieses Wissens bei der Entscheidungsfindung oder Problemlösung. Ich habe nicht bestritten, dass die Menschen von damals dasselbe Potenzial wie wir heute hätten (wenn sie in einer anderen zeit geboren wären), ich behaupte nur, dass ihre Welt weniger Informationen zu bieten hatte (oder eine höhere Monotonie, wenn man "nur" schauen muss, wo das nächste Tier erlegt werden kann) und viele in gehörigem Maße bestimmt auch unterforderte. Die heutige Zeit ist anspruchsvoller, was das betrifft. Das Gehirn wurde damals wohl kaum ausgelastet, heute scheint mir das eher möglich.
Nanna hat geschrieben:Wie Newton schon sagte, als er davon sprach, seine Entdeckungen der Tatsache zu verdanken, dass er auf den Schultern von Riesen gestanden hatte, erfordert Fortschritt ein breites Fundament, auf dem man aufbauen kann. Es ist im wesentlichen diese dicke Schicht an Wissen, die mit jeder Generation anwächst, nicht die Intelligenz.
Das Wissen beeinflusst aber unsere Leistungsfähigkeit. Man kann zwar vieles logisch erschließen, aber ab einem bestimmten Zeitpunkt benötigt man Wissen. Und - auch wenn ich mich abermals wiederhole, wie es oft nötig scheint bei Diskussionen mit manchen - die Vorgänger habe ich durchaus nicht geringgeschätzt, was deren Anteil an unserem Zustand heute betrifft. Ich vermeide nur eine Überhöhung, die meines Erachtens stattfindet, wenn man Pfeil und Bogen mit einem Mikroskop vergleicht und behauptet, dass man heute genausoviel Information berücksichtigt wie damals, das ist Unsinn.
Überhaupt sollte man sich doch fragen, ob ein Intelligenzbegriff etwas taugt, wenn man meint, dass er unabhängig von Wissen sein kann. Wenn wir Intelligenz testen, so beobachten wir Problemlösungsstrategien, aber wo ist die Grenze zwischen kreativer Lösung und Transferleistung oder schlimmer, dem einfachen Wiederholen des Erlernten? Für mich kommt es drauf an, dass ein Problem gelöst wird, egal wie. Und wenn jemandes Problemlösungsstrategien besser sind als die eines anderen, hat sein Verstand für mich mehr geleistet als der des anderen. Aber dann dürfen die Probleme auch nicht aus völlig unterschiedlichen Zeiten kommen, um vergleichbar zu bleiben.
Ich denke auch, dass du nicht betsreiten wirst, dass du heute effizienter denken kannst, als noch vor 10 Jahren, obwohl sich dein Intellekt wohl kaum verändert hat, oder? Allein in die Routine zu kommen, viel lernen zu müssen, beeinflusst die Denkleistung und die Menge an Daten, die man berücksichtigen kann. Ich habe das im Studium (im Vergleich zur Schulzeit) an mir selbst bemerkt, obwohl ich wohl auch nicht signifikant intelligenter oder dümmer geworden bin. Und vielleicht hast du auch ähnliches an dir selbst beobachtet. Meinst du da wirklich, dass nicht auch ähnliche Welten zwischen den Zeitaltern der Menschheitsgeschichte liegen könnten?