ice hat geschrieben:Die Quantentheorie postuliert nun, dass nicht nur alle radioaktive Zerfälle, sondern im Grunde alle Naturprozesse, auf dem perfekten Zufall beruhen. Und genau das bezweifle ich, weil ich einfach philosophisch nicht verstehe, was ein reiner, purer, blinder, perfekter, absoluter Zufall sein soll.
Ich habe mir mal den von Myron verlinkten Artikel über kausalen Determinismus in der SEP durchgelesen und auch den über die Bohm'sche Mechanik. Nicht dass ich behaupten möchte, ich hätte bei Letzterem alles verstanden, aber zusammengefasst würde ich sagen, dass Determinismus auch nach heutigen Erkenntnissen in der Physik eine nicht widersprüchliche Auffassung ist und insofern ein bisschen zurückrudern.
Reiner, purer, blinder, perfekter, absoluter Zufall wäre, wenn wir diese Definition des Determinismus hernehmen: "eine Welt ist dann determiniert, wenn alle Ereignisse in ihr (hypothetisch) eindeutig auf einen vorherigen Weltzustand und auf (Natur)-Gesetzmäßigkeiten zurückgeführt werden können", dann ein Ereignis, das prinzipiell nicht auf einen vorherigen Weltzustand und auf (Natur)-Gesetzmäßigkeiten zurückgeführt werden könnte. Würdest Du das anders sehen? und wenn nicht: wieso ist das für Dich nicht vorstellbar?
ice hat geschrieben:Ich kann mich durchaus anschließen an deiner und @Vollbreits Definition von Freiheit, weil ich das "Gefühl" kenne, frei von äußeren und inneren Zwängen erwägen, überlegen und reflektieren zu können. Zu diesem "Gefühl" kommt aber jetzt meine Vermutung, dass dieses bewusste Erwägen, Überlegen und Reflektieren ein determinierter Prozess ist, wie andere unbewusste Prozesse im Gehirn und physikalische Prozesse in der Umwelt auch. Nur können wir diese Determiniertheit unseres Bewusstseins nicht wirklich denken, weil wir ja ständig das "Gefühl" der Freiheit bei unseren Entscheidungen haben. Ich halte nun dieses "Gefühl" der Freiheit für eine von unserem Gehirn "gemachte" Illusion/Täuschung.
Warum? Frei von äußeren und inneren Zwängen zu sein und überlegen und reflektieren zu können steht ja soweit noch in keinem Gegensatz zu Determinismus, d.h. solange sich das Gefühl der Freiheit nur darauf beschränkt, ist es keine Täuschung, keine Illusion. Es müsste also etwas Zusätzliches hinzukommen, eine notwendige Bedingung, damit etwas in Deinem Sinne (bzw. in einem mit Determinismus unvereinbaren Sinne) frei wäre.
Vielleicht können wir das ein bisschen abkürzen: normalerweise vertreten Inkompatibilisten (= die Ansicht, dass Determinismus und Freiheit sich ausschließende Gegensätze seien) zusätzlich als notwendige Bedingung für Freiheit entweder PAP (Prinzip der alternativen Moglichkeiten) oder UR (ultimate Responsibility = ultimative Verantwortung), (aber meist nur eines von dem, nicht beides gleichzeitig). Wobei UR nichts mit Determinismus zu tun hat, (UR ist prinzipiell unmöglich, weil das bedeutete, dass man sich wie Phönix aus der Asche selber erschaffen müsste), und PAP meiner Ansicht nach nicht verstehbar ist, ein Konzept, das nicht klar ist und auch nicht klar dargestellt werden kann. Es reicht dabei nicht, zu sagen, PAP sei zwar nicht klar, aber PAP wäre mit Determinismus unvereinbar, weil es in einer determinierten Welt nie anders kommen kann, als es kommt. Wenn PAP ein unverständliches Konzept ist, dann ist nicht klar, wieso es eine notwendige Voraussetzung für Freiheit sein solle.