fopa hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Mir ist nicht klar, was Roth überhaupt sagen will.
[...]
sagen, dass der Verstand nicht alles ist
[...]
sagen, dass der Verstand nichts ist
Ich habe den Text nicht gelesen (keine Zeit, sry). Aber aus den Zitaten ziehe ich den Schluss, dass er sagen will,
wozu der Verstand in der Lage ist und wozu nicht. Seine Aussage ist, dass der Verstand
nicht in der Lage ist, sich über Emotionen hinwegzusetzen, was im allgemeinen Sprachgebrauch der Vernunft zugeschrieben wird.
Ja, das könnte man so deuten.
Dagegen steht der ganze Freud, der genau da ansetzt, die (neurotisch verdrängte) Triebhaftigkeit, die genau deshalb neurotisch verdrängt ist, weil der Verstand die Triebe unterjocht und damit das tut, was er angeblich nicht kann, wieder freizulegen.
Wer Freud nicht mag, kann unter Affekt- oder Impulskontrolle dasselbe finden.
Keine Impulskontrolle zu haben, finden wir ziemlich daneben bis pathologisch und zu behaupten das gäbe es gar nicht macht einfach einsam.
fopa hat geschrieben:Nach Roth ist der Verstand lediglich eine Art Feinmechaniker-Werkzeugkasten, mit dem unser Gehirn Lösungen für Probleme bzw. Aufgaben findet, die unsere Gefühle in Auftrag geben und am Ende evaluieren und ggf. Gutheißen.
Ja, alles in allem großer Mist.
Wozu Schulen, Aufklärung, (Hirn)Forschung wenn wir doch
nur nackte Affen sind?
Wer das glaubt, sollte manipulieren, nicht aufklären.
fopa hat geschrieben:Verstehe nicht recht, was du meinst. Sicher haben wir ein Ziel, und wir können auch zielgerichtet handeln. Nur ist fraglich, erstens ob wir uns auch in Richtung unseres Ziels entwickeln und zweitens, ob wir am Ziel angelangt tatsächlich besser angepasst sind.
Man kann für ein Radrennen trainieren mit dem Ziel es zu gewinnen und nicht mal unter die ersten 10 kommen, aber das heißt ja nciht, dass man das Ziel nicht hatte.
Und ein Ziel zu haben – was man sich selbst setzt – heißt ja nicht angepasst zu sein. Gut angepasst ist man im Hauptfeld, als Sieger ist man herausragend.
fopa hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Das ist egal, die Evolutionkennt auch kein Optimum, nur aktuelle Anpassung, so heißt es.
Mathematisch gesprochen ist die Anpassung eine Selektion nach Anwendung einer Qualitätsfunktion. Diese Qualitätsfunktion besitzt selbstverständlich Extrema. (Maximum="Optimum").
Anpassung ist im sozialen Kontext etwas, was man von negativen (oder als negativ empfundenen) Außenseitern verlangt. Ansonsten will doch niemand Stangenware haben.
Biologisch mag das sinnvoll sein, aber für Dich und mich heißt das erst mal gar nichts. Wenn Du heute noch lebst, bist Du angepasst genug.
fopa hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Allein der Mensch kannnach einer besseren Welt streben.
Nein. Auch außerhalb des Menschen gibt es in der Natur zukunftorientiertes, also zielgerichtetes Handeln (Vorrathaltung von Eichhörnchen) - weil sich dieses Verhalten im Selektionsprozess bewährt hat.
Ja, aber das ist ein Automatismus wie der Nestbau oder das Spinnennetz. Die Zuschreibung, dass Edhörnchen, Vogel oder Spinne das tun, um ihre Gene weiterzugeben oder nicht zu verhungern sind Interpretation von uns, Spinnen wissen nicht mal, dass sie Gene haben.
Wenn dem Menschen die Vorräte verschimmeln, sucht er nach Ursachen dafür und versucht bewusst etwas zu ändern, bei der biologischen Evolution ist das viel ungerichteter, die Wesen sterben oder wenn sie zufällig durchkommen, machen sie im nächsten Jahr alles genauso. Natürlich gibt es auch hier graduelle Unterschiede, Tiere sind mitunter lernfähig, aber doch noch anders als wir.
fopa hat geschrieben:Ob sich unser "zielorientiertes" Denken und Handeln, das im Grunde auch bloß Stochern im Nebel ist, im zukünftigen Selektionsprozess bewähren wird oder nicht, können wir nicht wissen.
In die Zukunft schauen kann wohl keiner, aber wir sind ja nicht unwissend was unsere Geschichte angeht. Und ehrlich gesagt, haben wir das gar nicht schlecht gemacht.
fopa hat geschrieben:Wir können nur mutmaßen und uns derart verhalten, dass wir uns davon den größten Vorteil versprechen.
Nein, wir können auch einfach nett sein oder faul oder sonst was. Eine Stoßrichtung der neuen Kritik am Naturalismus besagt, dass diese ganzen “das tust du doch nur, weil du in Wirklichkeit dazu determiniert bist, den größten Gewinn aus allem zu ziehen” metaphysisch vollkommen aufwendig ist und insgesamt nicht sehr überzeugend.
Wir wollen und wir wissen manchmal was wir wollen. Das ist das Motiv. Den metaphysischen Rest kam man mit Ockhams Messer rasieren.
Auch aus der Spieltheorie kann man wieder aussteigen, wenn man denn meint überhaupt einsteigen zu müssen.
fopa hat geschrieben:Der Mensch ist mit seinem teleologischen Verhalten also in keiner Weise von der natürlichen Evolution abgekoppelt. Ob sein teleologisches Verhalten ihn zu einer besseren Anpassung führt, ist ungewiss.
Besser und schlechter kennt “die Evolution” nicht, auch das zu behaupten gehört zum Standardrepertoire der Evolutionsbiologen. Es seien, so heißt es, rein menschliche Erfindungen. Stimmt auch, so gesehen, als Kategorie, an der man sich orientieren sollte, ist das eine rein menschliche Zuschreibung.
Ich sehe Dich ja gar nicht als vernagelten Evolutionsbiologen (und nicht alle Evolutionsbiologen als vernagelt, im Gegenteil), aber wenn man konsistent bleibt, bleibt oft nicht viel über, ich will das nur verdeutlichen.
Zum Ausgleich werden dann so Mischargumentation eingesetzt, ein wenig Logik hier, etwas Statistik da, hier mal ein empirischer Befund, da ein Kausalzusammenhang und oft ist das ein ungenießbarer Einheitsbrei. Muss man nicht mögen.